Arbeitserzieher

Arbeitserzieher: Schlüsselakteure in der beruflichen Rehabilitation und sozialen Integration

Bei der beruflichen Tätigkeit des Arbeitserziehers begleitet man Betroffene von Suchterkrankungen oder Menschen mit Behinderungen auf ihrem Weg in ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben. In diesem Artikel finden angehende Arbeitserzieher wissenswerte Informationen über die Tätigkeiten und Aufgaben, welche ihnen an ihrem zukünftigen Arbeitsplatz begegnen.

Das Wichtigste auf einen Blick

Berufsbild Arbeitserzieher/Arbeitserzieherin

  • Die Weiterbildung zum Arbeitserzieher ist eine durch Landesrecht regulierte Ausbildung, die an Fachschulen stattfindet und mit einer staatlichen Abschlussprüfung endet. Sie erstreckt sich über zwei Jahre in Vollzeitform und schließt ein einjähriges Berufspraktikum für die staatliche Anerkennung an. In der berufsbegleitenden Teilzeitvariante umfasst die Ausbildung inklusive der praktischen Berufsphasen insgesamt drei Jahre.
  • Als Arbeitserzieherin oder Arbeitserzieher hilft man Menschen aus prekären Verhältnissen beim Wiedereinstieg oder der Wiedereingliederung in das Berufsleben
  • Maßnahmen zur Arbeitserziehung leiten die betreuten Personen zur Selbstständigkeit im Beruf und im Alltag an

Was macht ein Arbeitserzieher (m w d)?

Arbeitsbereiche und typische Einsatzorte eines Arbeitserziehers

Werkstätten für Menschen mit psychischen Erkrankungen, Reha Kliniken oder Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind typische Arbeitsorte von Arbeitserzieherinnen und Arbeitserziehern.

Arbeitgeber und Branchen für Arbeitserzieher

Als Arbeitgeber kommen Unternehmer oder Geschäftsführer von sozial-karitativen Einrichtungen infrage.

Bei den Branchen zählen Justizvollzugsanstalten, psychiatrische Kliniken, Wohnheime, Bildungszentren oder soziale Einrichtungen zu den Arbeitsplätzen von Fachkräften. Die Einsatzbereiche für ausgebildete Arbeitserzieher sind breit gefächert: Sowohl in der Verwaltungsabteilung als auch in den Werkräumen werden geschulte Mitarbeiter beschäftigt. In Wohnheimen fungieren die Arbeitserzieher als Betreuer und Begleitpersonen für die Mitbewohner, um ihnen die Bewältigung ihres Alltags zu erleichtern.

Arbeitsbedingungen und Herausforderungen im Beruf des Arbeitserziehers

Die Arbeitsbedingungen an den jeweiligen Arbeitsplätzen gleichen denen von anderen Berufen im sozialen Sektor. Als Fachkraft wird man sowohl auf psychischer als auch emotionaler Ebene gefordert. Die Arbeitsabläufe finden in Innen- und Außenbereichen statt. Vor allem das Arbeiten im Freien ist mit körperlichen Anstrengungen verbunden. Bei den Tätigkeiten in der Werkstatt kommt es auf handwerkliches Geschick an.

Psychosoziale Kompetenzen und Bedeutung der Beziehung zu Schutzbefohlenen

Die größten Herausforderungen liegen jedoch beim angemessenen Umgang mit den anvertrauten Personen. Fachkräfte in der Sozialarbeit kommen mit verschiedenen Menschen und ihren persönlichen Lebensumständen in Berührung. Neben den fachlichen Kompetenzen sind Eigenschaften wie Resilienz, Einfühlungsvermögen und emotionale Stabilität erforderlich.

Als Arbeitserzieher nimmt man sich seiner Schützlinge nicht nur als fachlicher Experte, sondern auch als wichtige Bezugsperson an: Während der Phase der Reintegration steht man den Betroffenen als seelischer Halt zur Seite. Eine fachliche Eignung reicht deshalb als einzige Qualifikation nicht aus - die Funktion als begleitende Person ist ebenso von Bedeutung wie das Zertifikat. Gleichzeitig kommt es auf die Fähigkeit an, bei der Arbeit innere Distanz zu körperlichen und seelischen Belastungen zu bewahren.

Arbeitszeitmodelle und organisatorische Verpflichtungen

Bei den Arbeitszeiten ist eine grundsätzliche Flexibilität seitens der Arbeitnehmer nötig. Der Job des Arbeitserziehers wird in Voll- oder Teilzeit ausgeübt. In manchen Branchen haben die Mitarbeiter an den Wochenenden oder Feiertagen Bereitschaftsdienst. Neben den regulären Arbeitszeiten stehen außerplanmäßige Gruppenprojekte oder Ausflüge mit den betreuten Personen an. Solche Veranstaltungen außerhalb des Arbeitstages sind für die Arbeitnehmer verpflichtend.

Die Erstellung des Schichtplans ist Aufgabe des Arbeitgebers. Er entscheidet, welche zusätzlichen Termine für sein Personal anfallen und für welche Mitglieder der Belegschaft an diesen Tagen Präsenzpflicht besteht.

Überblick zur Ausbildung und Weiterbildung zum Arbeitserzieher/in

Eine 'klassische' Ausbildung zum Arbeitserzieher gibt es nicht. Fachschulen mit einem Schwerpunkt auf sozialen oder pädagogischen Berufen bieten Maßnahmen zur Weiterbildung an.

Dauer und Modell der Weiterbildung

Die Weiterbildung zum Arbeitserzieher oder zur Arbeitserzieherin dauert in Vollzeit 24 Monate. Wer den Lehrgang in Teilzeit absolviert, legt seine Abschlussprüfung nach drei Jahren ab.

Lernorte und Unterrichtsstruktur

Neben den Bildungseinrichtungen gehören Behindertenwerkstätten oder Wohnheime zu den Lernorten. Auf dem Stundenplan stehen theoretische und praktische Lerneinheiten. Die Theorie wird an der zuständigen Fachschule vermittelt. Während der Praxisphasen findet eine Hospitation in einer Werkstatt oder einem Unternehmen statt, welches auf Arbeitserziehung und Arbeitstherapie spezialisiert ist.

Theoretische und praktische Lernphasen

Die theoretischen Einheiten sind Unterrichtsstunden. An diesen Tagen besteht Anwesenheitspflicht. Beim Vollzeitmodell verteilt sich der Unterricht auf die Wochentage. Die Seminare in Teilzeit fallen auf die Abendstunden und Wochenenden. Das Praxismodul hat eine gesamte Dauer von etwa 600 Zeitstunden. Die theoretischen Lerneinheiten in der Bildungseinrichtung nehmen mindestens 1800 Stunden in Anspruch. Deshalb kommt es auf ein durchdachtes Zeitmanagement an, um die weiterbildende Maßnahme mit anderen privaten oder beruflichen Verpflichtungen zu vereinbaren.

Voraussetzungen für die Teilnahme an der Weiterbildung

Am Ende des Lehrgangs legen die Absolventen eine Prüfung ab. Bei erfolgreichem Bestehen erhalten sie ihren Abschluss als staatlich geprüfter Arbeitserzieher. 'Staatlich geprüfter Arbeitspädagoge' ist eine gleichwertige Bezeichnung für das Berufsbild.

Für die Teilnahme an der Weiterbildung benötigen Interessenten eine erfolgreich abgeschlossene zweijährige Berufsausbildung zum Erzieher. Neben dem Hauptschulabschluss oder einem höheren Schulabschluss werden ein polizeiliches Führungszeugnis und eine gesundheitliche Bescheinigung verlangt, welche die Eignung des Kandidaten bestätigt.

Ausbildungsinhalte und Kompetenzen

Eine fundierte Expertise über handwerkliche Methoden und Techniken verhilft den Absolventen zu einem Wissensvorsprung. Daneben sind Kenntnisse im psychologisch-pädagogischen Fachbereich sinnvoll, aber nicht verpflichtend.

Die folgenden Themenbereiche werden als Ausbildungsinhalte behandelt:

  • Erweiterte Kenntnisse im psychologisch-pädagogischen Bereich
  • Tätigkeiten in den Fachbereichen des Managements und der Verwaltung
  • Rechtliche Aspekte
  • Organisation, Durchführung und Auswertung von Projekten sowie die Koordination von betriebsinternen Prozessen
  • Erstellung von individuellen Förderplänen
  • Maßnahmen zur Prä- und Intervention
  • Kreatives Arbeiten im handwerklichen Bereich

Praxisphase und berufliche Vorbereitung

Module mit Inhalten aus der Pädagogik und der Psychologie nehmen einen grundlegenden Stellenwert ein. Die zukünftigen Fachkräfte lernen, wie sie mit den ihnen anvertrauten Personen ebenso angemessen wie zielführend umgehen. Hinzu kommt der Erwerb von Kenntnissen über die inklusive Arbeit.

Kreativität, Ideenreichtum sowie eine solide handwerkliche Begabung haben ebenfalls eine herausgehobene Bedeutung. Während des Praktikums beschäftigen sich die Seminarteilnehmer mit Arbeitstechniken und der Bearbeitung von Werkstoffen. Sie lernen Wissenswertes über die Beschaffenheit unterschiedlicher Materialien und probieren ihr Geschick an der Werkbank aus. In dem Kontext werden sie mit den Sicherheitsvorkehrungen zur Unfallverhütung betraut.

Neben organisatorischen Aspekten und Verwaltungsarbeiten stehen juristische Inhalte auf dem Lehrplan. Die Zusammenarbeit mit hilfebedürftigen Menschen ist durch Gesetzgebungen reguliert. In den Theoriestunden erfahren die zukünftigen Absolventen, welche gesetzlichen Regeln bei ihrer beruflichen Tätigkeit zu beachten sind.

Als Arbeitserzieher arbeitet man mit den Kollegen im Team zusammen. Beim Umgang mit den schutzbefohlenen Personen sind Aufgaben in Einzel- oder Gruppenarbeit möglich. Die geschulten Fachkräfte besitzen die Fähigkeit, das Arbeitsverhalten der Anwesenden zu evaluieren. Bei der Auswertung stellen sie sich die Frage, welches Arbeitsmodell zu effektiven Ergebnissen führt.

Die Entwicklung von Förderplänen hängt grundsätzlich vom Einzelfall ab. Bei der Planung ist das individuelle Arbeits und Sozialverhalten des Betroffenen ausschlaggebend. Es kommt darauf an, dass Krankheitsbilder mit physischem oder psychischem Ursprung erkannt, korrekt erfasst und in den Förderplan integriert werden. Präventive beziehungsweise interventive Maßnahmen stehen in einem direkten Zusammenhang mit den Plänen: Sie ermöglichen den betreuten Personen eine Rückkehr in die Arbeitswelt. Darin besteht das wesentliche Ziel solcher Methoden.

Die berufsbegleitende Praxisphase erstreckt sich über 12 Monate. Es besteht die Möglichkeit, sich ein Anerkennungsjahr anrechnen zu lassen. Für die Anrechnung benötigen Seminarteilnehmer eine erfolgreich absolvierte Ausbildung in einem sozialen oder pädagogischen Beruf.

Während der Hospitation wird das theoretische Wissen aus dem Unterricht im praktischen Alltag angewandt. Der Praxisblock dient jedoch nicht nur zur berufsbezogenen Anwendung des Fachwissens, sondern ist eine Möglichkeit, um den bisherigen Berufswunsch zu hinterfragen. Als Praktikant wird man zum selbstständigen Arbeiten angehalten. Bei Fragen zum Ablauf oder zur Organisation ist es ratsam, sich an die Seminarleitung oder den Ansprechpartner im Betrieb zu wenden.

Abschluss und Anerkennung der Weiterbildung

Am Ende des weiterbildenden Lehrgangs steht die Abschlussprüfung an. Diese Prüfung wird vom Staat offiziell anerkannt. Bei der Prüfungsleistung handelt es sich um die Präsentation eines Forschungsprojekts. Der Prüfling stellt den Prüfern seine Ergebnisse vor und wird im Anschluss benotet.

Übergang in das Berufsleben

Anmerkung: Während der Weiterbildung werden die Absolventen dank des hybriden Modells von Theorie und Praxis optimal auf ihren zukünftigen Berufsalltag als Arbeitserzieher vorbereitet. Die 'lebensnahen' Erfahrungswerte werden erst mit dem Einstieg in den neuen Job gesammelt. Es ist durchaus normal, sich in den ersten Wochen und Monaten in dem Beruf orientieren zu müssen. Diese Umstellung nimmt Zeit in Anspruch und ist jedem Arbeitnehmer zuzugestehen.

Gehalt und Ausbildungsvergütung

Während ihrer Teilnahme an einer berufsbegleitenden Weiterbildungsmaßnahme werden die zukünftigen Fachkräfte entlohnt. Ansonsten werden die Kosten für den Lehrgang von den Seminarteilnehmern selbst getragen. Für die Abschlussprüfung fällt eine zusätzliche Gebühr an.

Das monatliche Durchschnittsgehalt für ausgebildetes Fachpersonal liegt bei 3370 Euro bis 4900 Euro.

Karriereperspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten

Qualifizierte Fachkräfte haben die Möglichkeit, sich nach ihrer Weiterbildung zum Arbeitserzieher auf einen Studienplatz zu bewerben. Studiengänge im psychologischen oder pädagogischen Bereich weisen einen thematischen Bezug zu ihrer beruflichen Tätigkeit auf. Während des Studiums wird bereits vorhandenes Wissen fachspezifisch vertieft. Das Weiterbildungszertifikat lässt sich als Ergänzung oder Ersatz zum erforderlichen Schulabschluss anrechnen und wird von den Hochschulen als Qualifikation akzeptiert.

Die Wissensvermittlung ist eine weitere Option, um beruflich aufzusteigen und sich mit den eigenen Begabungen aktiv einzubringen. Wer als Seminarleitung Kurse gibt, benötigt einige Jahre an praktischer Erfahrung auf dem Gebiet der Arbeitserziehung. Eine Karriere im gehobenen Management kommt für ausgebildete Arbeitserzieher ebenfalls infrage.

Viele Arbeitserzieher wagen mit ihrer eigenen Werkstätte den Schritt in die Selbstständigkeit. Ihr Arbeitsalltag besteht darin, ihre Schützlinge bei ihren Aufgaben zu betreuen und neue Fachkräfte auf den Beruf als Arbeitserzieherinnen oder Arbeitserzieher vorzubereiten.

Ein Mitarbeitergespräch mit dem Vorgesetzten ist eine wertvolle Orientierungshilfe. In einem persönlichen Gespräch lassen sich Fragen zu beruflichen Perspektiven näher erörtern. Der Arbeitgeber ist in der Lage, seinem Mitarbeiter eine Empfehlung auszusprechen und seine fachlichen Leistungen objektiv zu beurteilen.

Zukunftsperspektiven und Stellenanzeigen

In der zukünftigen Arbeitswelt wird den Arbeitserziehern auch weiterhin eine Schlüsselrolle zukommen.

Eine der größten Herausforderungen im Bereich der Arbeitserziehung besteht in der Umverteilung der Aufgabenbereiche. Aufgrund der zunehmenden Technologisierung von betriebsinternen Abläufen werden die Fachkräfte verstärkt mit Verwaltungsaufgaben betraut werden, die sie digital bearbeiten. Die eigentlichen Tätigkeiten in Werkstätten nehmen unter solchen Umständen eine untergeordnete Rolle ein.

Das moderne Gesundheitswesen legt besonderen Wert auf die Reintegration, Inklusion und Unterstützung von körperlich oder seelisch eingeschränkten Menschen. Aus diesem Grund wird die Nachfrage nach Arbeitserziehern auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Es ist davon auszugehen, dass Arbeitgeber in der Branche sogar verstärkt nach qualifiziertem Fachpersonal für entsprechende Arbeitsplätze suchen. Somit ist der Beruf des Arbeitserziehers ein krisensicherer Job mit Zukunft.

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