IT-Fachkräftemangel wird laut Bitkom steigen, doch es gibt Gegenmaßnahmen

IT-Fachkräftemangel wird laut Bitkom steigen, doch es gibt Gegenmaßnahmen

News | 02.05.2024

IT-Fachkräfte gehören zu den Berufsgruppen in Deutschland, die besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen sind. Nach aktuellen Zahlen des IT-Branchenverbands Bitkom wird die Lücke bis zum Jahr 2024 rund 663.000 betragen. Das würde die wirtschafttliche Zukunft Deutschlands gefährden.

Noch im Jahr 2018 betrug die Anzahl fehlender IT-Fachkräfte in Deutschland nach Zahlen von Bitkom 82.000. Fünf Jahre später, im Jahr 2023, waren es bereits 149.000. Dabei nicht mitgerechnet sind offene Stellen mit IT-Schwerpunkt in Schulen, Verwaltungen und Einrichtungen der Wissenschaft. Bis zum Jahr 2040 rechnet der Branchenverband mit einer IT-Fachkräftelücke von 663.000.

Risiken durch IT-Fachkräftemangel

Der wachsende Fachkräftemangel im Bereich IT birgt verschiedene Risiken. Er gefährdet zum Beispiel die weitere Digitalisierung in Deutschland, die dringend nötig ist, um die Effizienz in den Unternehmen, in den Behörden und in der Verwaltung zu steigern. Damit ist auch der wirtschaftliche Wohlstand in Gefahr. Wenn Deutschland im internationalen Vergleich digital abgehängt wird, sinkt die Wettbewerbsfähigkeit insgesamt. Das gefährdet auch die Neuansiedlung von Unternehmen wie zum Beispiel in der Chipindustrie.

Doch es gibt Auswege aus der sich abzeichnenden Misere. Der Bitkom schlägt dazu verschiedene Maßnahmen vor, die jeweils einen Teil der zu erwartenden Fachkräftelücke abdecken könnten.

Mögliche Gegenmaßnahmen

So ließen sich zum Beispiel durch eine geeignete Förderung von Quereinsteigern bis zum Jahr 2040 rund 129.500 zusätzliche IT-Fachkräfte gewinnen. Maßnahmen in den Bereichen Studium und Ausbildung könnten weitere 108.000 Fachkräfte generieren. Wenn ältere Beschäftigte länger im Job bleiben würden, ergäbe das ein Potential von zusätzlich 68.500 qualifizierten Beschäftigten. 

Aufgrund des recht geringen Altersschnitts in IT-Berufen sind aktuell gerade einmal 0,5 Prozent der Beschäftigten 65 Jahre oder älter. Das hat zwar den Vorteil, dass die Berufe in den kommenden Jahren weniger stark vom demographischen Wandel betroffen sein werden, dies aber nur vorübergehend. Hier setzt der Effekt lediglich später ein. Gleichzeitig verdeutlicht die geringe Anzahl älterer Beschäftigter, dass hier ein großes Potential für längere Arbeit auch über das Erreichen des Renteneintrittsalters hinaus besteht. Dazu müssen aber sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Unternehmen entsprechende Anreize gesetzt werden.

Zuwanderung aus dem Ausland unverzichtbar

Doch selbst wenn alle geplanten Maßnahmen zur Förderung von IT-Berufen im Inland umgesetzt werden, würde das alles nicht ausreichen, um die zu erwartende Lücke vollständig zu schließen. Nötig wären zusätzliche Fachkräfte aus dem Ausland. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz kann ein Baustein sein, der allerdings alleine nicht ausreichen wird. Lediglich um die 4.000 ausländische IT-Kräfte pro Jahr sind daraus zu erwarten.

Um im internationalen Wettbewerb um die besten Fachkräfte bestehen zu können, muss Deutschland eine Willkommenskultur schaffen und Bürokratie abbauen. Auch dabei kann Digitalisierung helfen. Bitkom rechnet damit, dass so bis zum Jahr 2040 etwa 321.000 IT-Fachkräfte aus der EU und aus Drittstaaten nach Deutschland kommen könnten. Somit verbliebe nach Umsetzung aller Maßnahmen nur noch eine Lücke von 35.800.

Laut Bitkom fehlt derzeit jedoch eine umfassende Gesamtstrategie. Diese müsse jetzt kommen.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.