Betriebliches Gesundheitsmanagement: Wie halte ich meine Mitarbeiter fit?

Betriebliches Gesundheitsmanagement: Wie halte ich meine Mitarbeiter fit?

Berufsleben | 16.10.2018

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zielt auf die systematische Steuerung aller innerbetrieblichen Prozesse, welche die Gesundheit der Mitarbeiter erhalten und fördern. Es handelt sich somit um eine strukturierte Durchführung von gesundheitspräventiven und -förderlichen Maßnahmen zugunsten der MitarbeiterInnen. Erfahren Sie in diesem Artikel, welche Strategien das BGM verfolgt, welche Vorteile es bringt und in welchen Handlungsfeldern die Unternehmen dafür tätig werden.

Betriebliches Gesundheitsmanagement mit zwei Strategien:

  • Strategie 1: Verhältnisprävention durch die gesundheitsförderliche Veränderung der Organisations- und Arbeitsgestaltung
  • Strategie 2: Verhaltensprävention durch die Befähigung der Beschäftigten, ihr Verhalten gesundheitsförderlich zu gestalten

Unternehmen müssen diese Strategien zwingend umsetzen, weil das BGM auf der gesetzlichen Verpflichtung zum Gesundheits- und Arbeitsschutz basiert. Die Rechtsgrundlage hierfür schafft das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Bei Neueinstellungen regelt das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) den Gesundheitsschutz. Das übergeordnete Gesetz hierfür findet sich im § 167 Abs. 2 SGB IX. Allerdings gibt es für das BGM auch eine dritte, freiwillige Säule. Das sind Leistungen des Arbeitgebers, mit denen dieser die betriebliche Gesundheit fördert. Um das BGM in betriebliche Prozesse zu integrieren, müssen Unternehmen eine Präventionskultur entwickeln und leben. Zu dieser gehören drei weitere Handlungsfelder:

  • Organisationsentwicklung
  • Unternehmenskultur und -philosophie
  • Personalmanagement und -entwicklung

Organisationen müssen so entwickelt sein, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz integraler Bestandteil sämtlicher Strukturen und Prozesse ist. Dazu gehört eine Unternehmensphilosophie, die von vornherein das Wohlergehen der MitarbeiterInnen in ihre Zielstellungen mit einschließt. Das ist durchaus nicht selbstverständlich, denn viele Firmen vernachlässigen unter dem permanenten Kosten- und Zeitdruck diesen Aspekt. Ihre Beschäftigten sind für sie ein Produktivitäts- und Kostenfaktor. Dass es Menschen sind, für die das Unternehmen im weitesten Sinne tätig ist, spielt eigentlich keine Rolle. Doch nur bei Beachtung dieses Aspekts kann auch das Personalmanagement die gesundheitlichen Aspekte der Beschäftigung ausreichend beachten.

Welche Ziele verfolgt Betriebliches Gesundheitsmanagement?

Das BGM verfolgt das pauschale Ziel, die MitarbeiterInnen während ihrer Beschäftigung im Unternehmen auf breiter Ebene gesundheitlich zu fördern. Dazu gehören auch Präventionsmaßnahmen, welche dem Erhalt der Mitarbeitergesundheit dienen. Im speziellen Fall muss das Unternehmen unter anderem Eingliederungsmaßnahmen nach der Genesung von einer Krankheit organisieren. Ein langfristiges Ziel des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist die eigenständige und nachhaltige Selbstverantwortung von MitarbeiterInnen gegenüber ihrer eigenen Gesundheit. Sie sollen nicht nur alle Arbeitsschutzvorschriften freiwillig und penibel einhalten, sondern auch mit einem gut entwickelten Bewusstsein für ihre Gesundheit eigenverantwortlich handeln. Das kann auch bedeuten, dass MitarbeiterInnen auf ihren Pausen und ihrem Urlaubsanspruch bestehen sowie allzu viele Überstunden ablehnen. Natürlich kann gerade Letzteres mit kurzfristigen Unternehmenszielen kollidieren. Doch das Unternehmen soll schließlich mit seinem BGM langfristig die Gesundheit seiner MitarbeiterInnen stärken und fördern. Das senkt den Krankenstand und erhöht die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft. Gesunde Mitarbeiter stellen die Basis des Unternehmenserfolges dar. Ausgeglichene und zufriedene Beschäftigte kommen ihren Tätigkeiten aufgrund eines positiven Gesundheitszustands deutlich besser nach als gesundheitlich beeinträchtigte oder gar ernsthaft kranke Mitarbeiter. Das Unternehmen erzielt offensichtlich durch BGM mehr Gewinn. Es entsteht eine Win-win-Situation für das Unternehmen und seine MitarbeiterInnen.

Umsetzungsprinzipien im BGM

Für eine erfolgreiche Umsetzung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement sind die folgenden Prinzipien zu beachten:

  • Partizipation: Beschäftigte, Führungskräfte und Personalvertretungen müssen am BGM teilnehmen und teilhaben. Nur so erfolgt dessen Umsetzung bedarfsgerecht. Gleichzeitig schafft erst die Partizipation die nötige Akzeptanz für das Betriebliche Gesundheitsmanagement, dessen Umsetzung immerhin Anstrengungen erfordert.
  • Qualifizierung: Zum BGM gehört auch eine gewisse Qualifikation der Beteiligten. Zu diesen Akteuren gehören unter anderem die Steuerkreismitglieder, also die Mitglieder von Entscheidungsgremien, die Einfluss auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement haben.
  • Information und Kommunikation: Damit die Beteiligten informiert sind, muss die interne und externe Kommunikation über festgelegte Verfahren erfolgen. Nur so kann sich eine gemeinsame BGM-Kultur entwickeln.
  • Dokumentation: Alle Prozesse des BGM müssen schon des juristischen Nachweises wegen dokumentiert werden. Diese Dokumentationen müssen aktuell und vollständig sein.
  • Netzwerke: Für das Betriebliche Gesundheitsmanagement lassen sich Netzwerke schaffen, um a) externe Unterstützung anfordern zu können und sich b) überbetrieblicher auszutauschen. Das schafft Synergien.
  • Diversity: Damit am BGM alle Beschäftigten gleichermaßen teilhaben, ist auf Genderisierung und Inklusion zu achten. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement muss also geschlechtsspezifische Problematiken und die Probleme von Beschäftigten mit Handicap beachten.
  • Marketing: Wenn ein Unternehmen sein BGM hervorragend organisiert, darf es diese Anstrengung auch adressatengerecht und regelmäßig mit den Mitteln des modernen Marketings kommunizieren. Das fördert das Unternehmensimage.

Wenn ein junges Unternehmen neu über das Betriebliche Gesundheitsmanagement nachdenkt, kann es zunächst evaluieren, inwieweit schon interne Instrumente und Strategien vorhanden sind, die auf die Gesundheitsförderung der Beschäftigten zielen. An diese Ressourcen können die Start-ups bei der Implementierung eines gezielten Betrieblichen Gesundheitsmanagements anknüpfen.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.