Bewerberfrage: Wo haben Sie sich noch beworben?

Bewerberfrage: Wo haben Sie sich noch beworben?

Professionell bewerben | 07.02.2019

Im Einstellungsgespräch stellen Personaler verschiedene Fangfragen, die zu den Standards gehören. Eine solche Bewerberfrage (Frage an den Bewerber) zielt auf die Information, wo sich der Kandidat noch beworben hat oder ob er sich überhaupt noch woanders beworben hat. Lesen Sie hier, wie Sie damit umgehen.

Unangenehme Bewerberfrage: Muss ich antworten?

Bewerber sind gut beraten, wenn sie sich bei mehreren Unternehmen bewerben. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt kann sie ohnehin dazu zwingen. Für den gewünschten Job gibt es vielleicht viele Mitbewerber, doch andere Unternehmen schreiben einen ähnlichen Job aus. Warum sollte sich ein Arbeitsuchender nicht auf mehrere Stellen bewerben? Und wieso fragt der Personaler eigentlich danach? Ist das nicht selbstverständlich? Gerade wegen dieser Selbstverständlichkeit grübeln die Kandidaten, wie sie auf diese Bewerberfrage reagieren sollen. Hierzu sei angemerkt, dass sie keinesfalls antworten müssen und eine Verweigerung in diesem Fall sogar klug sein könnte (in anderen Fällen eher nicht). Es geht den Personaler im Grunde nichts an, wo Sie sich beworben haben. Sie dürften ruhigen Gewissens antworten "natürlich", weitere Erläuterungen müssen Sie nicht geben. Dennoch sollte Ihnen bewusst sein, worauf die Frage eigentlich abzielt.

Worauf zielt die Frage?

Die Firma möchte vier entscheidende Hintergründe testen. Daher stellt der Personaler diese Fangfrage, um Ihre Reaktion darauf zu überprüfen. Die Hintergründe sind:

  • Das Unternehmen möchte wissen, wie wichtig Sie diese Bewerbung nehmen und ob diese für Sie möglicherweise sogar singulär ist.
  • Das Unternehmen möchte Ihre Prioritäten kennenlernen.
  • Es ist durchaus interessant, wie gefragt Sie am Arbeitsmarkt sind. Wenn Sie sich sehr oft bewerben (müssen), sind Sie vielleicht nicht so sehr gefragt – unter Umständen deshalb, weil Sie einen dunklen Punkt in Ihrer Vita haben, den der Personaler momentan noch gar nicht kennt.
  • Nicht zuletzt möchte das Unternehmen mit dieser Frage herausfinden, warum Sie dort arbeiten wollen.

Wie sollten Sie die Frage beantworten?

Sie müssen wie erwähnt gar nicht antworten, doch auf jeden Fall sollten Sie nicht zu sehr ins Detail gehen. Die Namen von anderen Unternehmen, an die Sie auch eine Bewerbung geschickt haben, sollten Sie keinesfalls nennen. Auch brauchen Sie keine Details zu den anderen Stellenangeboten und zum Stand der anderen Bewerbungsprozesse erwähnen. Dennoch können Sie durchblicken lassen, dass Ihre Leistung woanders durchaus auch gefragt sein könnte. Wenn Sie das behutsam kommuniziert haben, wäre es klug, dass Sie Ihre Präferenz für die momentane Bewerbung durchblicken lassen. Der Personaler soll also zur Auffassung gelangen, dass diese Firma Ihre erste Wahl ist und Sie sich dort zielstrebig beworben haben. Daraus geht hervor, dass Sie sehr gern die Stelle antreten würden, aber nicht alternativlos auf diese angewiesen sind. Das können Sie auch begründen. Damit hinterlassen Sie einen insgesamt guten Eindruck und haben sich dennoch nicht “unter Wert verkauft”.

 

 
Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.