Feel Good Manager: Berufsbild, Studium, Karrierechancen

Feel Good Manager: Berufsbild, Studium, Karrierechancen

Berufsleben | 21.02.2024

Ein Feel Good Manager ist nur zuständig für den Faktor Spaß im Unternehmen? Weit gefehlt: Zum Zwecke von kontinuierlicher Mitarbeitermotivation und langfristiger Mitarbeiterbindung  setzen Startups und Großunternehmen mit steigender Tendenz auf Feelgood-Management in all seinen Facetten. Gut ausgebildete "Wohlfühl-Manager" sind in der freien Wirtschaft als Mitarbeiter zunehmend gefragt. Ein Grund, um das junge und erklärungsbedürftige Berufsbild hier intensiver zu betrachten.

Was macht ein Feel Good Manager eigentlich?

Feel Good Management" geht um das Jahr 2011 erstmals gehäuft durch die deutsche Wirtschaftspresse: Dabei steht der Begriff in engem Zusammenhang mit der Umsetzung einer wertschätzenden Unternehmenskultur, die den Menschen nicht als austauschbaren Aufgaben- und Leistungsträger betrachtet.

So arbeitet ein Feel Good Manager im Unternehmen darauf hin, Wohlbefinden für jeden einzelnen Mitarbeiter zu schaffen. Davon profitiert nicht nur der Arbeitnehmer: Der unternehmerische Nutzen ergibt sich daraus, dass im Job zufriedene Mitarbeiter nachweislich kontinuierlichere Leistungen erbringen, weniger Fehlzeiten aufweisen und sich langfristig an ein Unternehmen gebunden fühlen.

Wie wird man Feel Good Manager?

Eine staatlich anerkannte Ausbildung oder einen Studiengang für den Beruf Feel Good Manager (w/d/m) gibt es derzeit nicht. Der Titel wird über private Bildungsträger erworben. Die Weiterbildung für den Job hat den Charakter einer beruflichen Zusatzqualifikation.
Da die Bezeichnung "Feel Good Manager (w/m/d)" nicht rechtlich geschützt ist, variieren Zulassungsvoraussetzungen und Ausbildungsinhalte sowie die Dauer der Weiterbildung.

Für eine fundierte Weiterbildung sind im Durchschnitt zwischen 80 und 120 Unterrichsstunden angesetzt. Themenzentrierte Ganztages-Seminare und Teilzeitkurse werden meist als Präsenzveranstaltung oder Fernkurs mit modularem Aufbau angeboten. Viele Schulungsanbieter inkludieren im Rahmen der Weiterbildung ein mehrwöchiges Berufspraktikum. 

Tipp: So Erhöhen Sie die Akzeptanz des Abschluss-Zertifikates beim potenziellen Arbeitgeber

Achten Sie bei der Auswahl des Weiterbildungsangebotes bitte auf Qualitätsmerkmale wie beispielsweise eine Zertifizierung durch die Industrie- und Handelskammer (IHK-Zertifikat). Ein Hinweis darauf, dass das Weiterbildungsprogramm den Empfehlungen der Fraunhofer-Gesellschaft für das Berufsbild folgt, lässt gleichfalls praxisnahe Lerninhalte erwarten.

Die Kosten für eine umfassende Weiterbildung zum Feelgood Manager bewegen sich auf dem unteren bis mittleren vierstelligen Preisniveau.
 

Feel Good Manager: Fachliche Zugangsvoraussetzungen und Soft Skills

Eine Weiterbildung in diesem Bereich eröffnet eine berufliche Nische für Quereinsteiger . Viele Bildungsträger wünschen als Zugangsvoraussetzung eine vorausgegangene Berufstätigkeit von mindestens drei Jahren sowie ein Studium. Im optimalen Fall hat der Interessent ein Studium in Richtung Betriebswirtschaftslehre mit Spezialisierung im Bereich HR absolviert und war bereits als Personaler oder im Recruiting tätig. Wer das akademische Rüstzeug aus einer anderen Studienrichtung mitbringt - vorzugsweise aus den Wirtschaftswissenschaften, Psychologie , Soziologie oder Informations- und Kommunikationswissenschaft - verfügt gleichfalls über einen für das Berufsbild verwertbaren Background.

Nicht wenige Unternehmen haben in der Vergangenheit öffentlich verlauten lassen, dass sie für die Besetzung der Position eines "Wohlfühl-Managers" persönliche Stärken vor exzellente Studienabschlüsse und Arbeitszeugnisse stellen. Mut zur Lücke also für Interessenten mit nicht exakt geradlinigem Lebenslauf:

Bewerber für diese Jobs können mit Empathie -Fähigkeit, Kommunikationsstärke, Durchsetzungs- und Überzeugungskraft, sowie Organisationstalent punkten. Kreativität sowie der Fähigkeit zum betriebswirtschaftlich-analytischen Denken.
 

Aufgaben und Arbeitsalltag des Feelgood Managers

Der Katalog möglicher Maßnahmen zur Förderung des betrieblichem Wohlfühl-Klimas geht weit über Aktionen in Richtung "Spaß und Event" hinaus. Die Wünsche von Mitarbeitern nach Anerkennung, Work-Life-Balance , Karriere, stressfreiem Arbeiten oder körperlicher und geistiger Fitness schaffen unterschiedliche Handlungsansätze.

Der Verantwortliche des Feelgood Managements im Unternehmen wählt die Maßnahmen für das firmenspezifische "Wohlfühlmanagement" aus. Er installiert, überwacht, bewertet und dokumentiert die einzelnen Aktionen. Daraus ergeben sich eine Reihe von konzeptionellen, administrativen und kaufmännischen Tätigkeiten im betrieblichen Alltag wie beispielsweise:

  1. Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung des Mitarbeiterwohlbefindens, wie Gesundheitsworkshops und Stressmanagement-Programme.
  2. Gestaltung von Aktivitäten zur Stärkung des Teamgeists und der Unternehmenskultur.
  3. Analyse von Mitarbeiterumfragen, um Trends in der Zufriedenheit zu erkennen und geeignete Lösungen zu finden.
  4. Beratung von Führungskräften hinsichtlich Mitarbeiterbindung und -motivation.
  5. Organisation von Events und Veranstaltungen zur Förderung des Arbeitsplatzklimas.
  6. Implementierung von flexiblen Arbeitsmodellen zur Verbesserung der Work-Life-Balance.
  7. Zusammenarbeit mit internen Abteilungen, um Gesundheitsinitiativen zu entwickeln.
  8. Einführung von Anerkennungsprogrammen und Prämien zur Wertschätzung der Mitarbeiter.
  9. Identifizierung von Belastungsfaktoren und Entwicklung von Präventionsstrategien.
  10. Verfolgung von Kennzahlen zur Evaluierung der Effektivität der eingeführten Maßnahmen.

Hier zur Inspiration exemplarisch einige Beispiele für gelebtes Feel Good Management: 

Auf den einzelnen Mitarbeiter bezogene Maßnahmen

• On-boarding beziehungsweise Off-boarding (Begleitung beim Eintritt oder Ausscheiden eines Mitarbeiters) 
• Arbeitsplatzbezogener Sprachunterricht 
• Trouble-Shooting (Mentoring bei Konflikten zwischen Mitarbeitern)

Auf fest oder temporär zusammengesetzte Gruppen (Abteilungen oder Projekte) bezogene Maßnahmen

• Office Breakfast und After-Work-Treffen (regelmäßige Veranstaltungen mit inoffiziellem Charakter)
• Family hour (regelmäßige Besuchszeiten für Familienmitglieder und Freunde
• Trouble-Shooting (Mentoring bei Konflikten zwischen Gruppen)

Auf alle Firmenmitglieder bezogene Maßnahmen

• Laufende Gewinn-Aktionen (beispielsweise Tombola für eingereichte Verbesserungsvorschläge
• Sportangebote für Mitarbeiter
• betriebliche Sonderkonditionen (beispielsweise Erlaubnis von "Bürohunden" oder Home Office) 

Wer stellt Feel Good Manager ein?

Unternehmen aus verschiedenen Branchen erkennen die Bedeutung von Mitarbeiterwohlbefinden. Dies gilt besonders für:

  • IT- und Technologieunternehmen
  • Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen
  • Banken und Finanzinstitute
  • Energie- und Umweltsektor
  • Konsumgüterindustrie

Konkret ist der Bedarf an Managern mit dieser Spezialisierung zu diesem Zeitpunkt fast ausschließlich von Startup- und Großunternehmen sichtbar. Dabei sind Stellenangebote für "Wohlfühlmanager" in Reinform selten zu finden. Jobs für "Workspace Happiness Officer"  "Business Coach", "Kulturmanager" oder " Senior Culture and Engagement Manager" lassen mitunter nur erahnen, welche greifbaren Aufgaben sich hinter den kreativen Jobtiteln verbergen.

Die potenziellen Arbeitsinhalte von Feelgood-Managerin oder "Wohlfühl-Manager" werden am häufigsten gesucht in Kombination mit HR. Des Weiteren gibt es eine Nachfrage für Bewerber, welche die Anforderungen von Office-Management und Feelgood-Management in Personalunion bedienen. Vereinzelt gibt es Stellenangebote und Jobs für eine freiberufliche Zusammenarbeit.

Organisatorische Einbindung des "Feel Good Managers" im Unternehmen

In neutraler Stellung steht der Verantwortliche für das Wohlfühlklima im Unternehmen als integrative Mittelsperson zwischen Sachbearbeitern und Vorgesetzen und fungiert als Sprachrohr in Richtung Geschäftsführung.

Nach amerikanischem Vorbild sind für das Wohlfühlklima eines Unternehmens verantwortliche Fachkkräfte meist in der Personalabteilung (HR) angesiedelt. Des Weiteren ist die organisatorische Einbindung direkt unter der Geschäftsführung oder im Office-Management üblich.

Ob der Feelgood-Manager oder die Feelgood-Managerin als Experte für das Wohlbefinden der Mitarbeiter oder beispielsweise als Allrounder im HR-Bereich eingesetzt ist, hängt ab von Firmengröße und Unternehmensstruktur. In manchen Firmen sind Feel Good Manager beispielsweise betraut mit allen HR Arbeitsfeldern vom Personalmarketing bis zum Recruiting sowie der Abwicklung von Feel Good Management. In anderen Firmen verantworten und organisieren sie ausschließlich den firmenspezifischen Feelgood-Maßnahmenkatalog.

Auch wenn der Titel des Jobs auf eine Linienfunktion hindeutet: In der Praxis ist der Job im Unternehmen meist als Stabstelle angelegt. Für den Stelleninhaber bedeutet dies, dass er informativ und beratend tätig ist. Über ein Weisungsrecht gegenüber anderer Mitarbeiter (Personalverantwortung) verfügt er nicht.

 Gehalt: Was verdient ein Feel Good Manager?

Bei der Frage nach dem Gehalt öffnet sich eine breite Schere: Das Einstiegsgehalt für diesen Beruf liegt für einen ausgebildeten Mitarbeiter bei circa 40.000 EU. Abhängig von Vorbildung (Studium, Ausbildung), einschlägiger Berufserfahrung und Region kann sich das Bruttojahresgehalt bis zu circa 75.000 EU steigern.

Feelgood Manager oder Wohlfühl-Manager (w/m/d) - ein Blick auf den aktuellen Stellenmarkt

Welche Herausforderungen hat der Feel Good Manager in der Zukunft?

Die Zukunft bringt neue Dynamiken in der Arbeitswelt mit sich. Die Herausforderungen für Feel Good Manager beinhalten die Anpassung an hybride Arbeitsmodelle, die Förderung der mentalen Gesundheit der Mitarbeiter und die Integration von Technologien in Mitarbeiterengagement-Programmen. Zudem gilt es, die Bedürfnisse verschiedener Generationen und Kulturen zu berücksichtigen.

Wie kann man sich als Feel Good Manager weiterbilden, um diese Herausforderungen zu meistern?

Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, empfiehlt sich:

  1. Fortbildungen im digitalen Arbeitsumfeld: Erwerben Sie Kenntnisse in virtueller Zusammenarbeit und Online-Mitarbeiterengagement.
  2. Psychologische Weiterbildungen: Vertiefen Sie Ihr Verständnis für Stressbewältigung, Resilienztraining und Konfliktlösung.
  3. Kommunikationstraining: Stärken Sie Ihre Fähigkeiten in der interkulturellen Kommunikation und virtuellen Teamführung.  

Auf welche Stellenangebote kann man sich als Feel Good Manager noch bewerben?

Neben dem Beruf des Feel Good Managers bieten sich folgende Berufe als attraktive Alternativen an, in denen Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen ebenfalls gefragt sind:

  • Personalentwickler: Gestalten Sie Schulungsprogramme und unterstützen Sie die Karriereentwicklung der Mitarbeiter.
  • Unternehmenskommunikator: Tragen Sie zur internen Kommunikation und Schaffung einer positiven Unternehmenskultur bei.
  • Gesundheitsmanager: Fokussieren Sie sich auf das Gesundheitsmanagement der Mitarbeiter und die Förderung des Wohlbefindens.
  • Change Manager: Begleiten Sie Unternehmen durch Veränderungsprozesse und stellen Sie sicher, dass Mitarbeiter gut damit umgehen können.
  • Eventmanager: Planen und organisieren Sie Veranstaltungen, die das Teamgefühl und die Mitarbeiterzufriedenheit stärken.
  • Sozialberater: Bieten Sie Unterstützung und Beratung für Mitarbeiter in persönlichen oder beruflichen Herausforderungen.
  • Recruiter: Finden Sie talentierte Mitarbeiter, die zur positiven Unternehmenskultur beitragen können.

Die vielfältigen Alternativen eröffnen Ihnen die Möglichkeit, Ihre Expertise in verschiedenen Bereichen einzusetzen und gleichzeitig zur positiven Arbeitsumgebung beizutragen. 

Gelebtes Feelgood Management schafft Win-Win-Situation

"Wohlfühl-Management" schafft einen Mehrwert für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Die Integration von zielführenden Maßnahmen zur Förderung von betrieblichem Wohlfühl-Klima gestaltet sich zeit- und arbeitsintensiv. So macht es Sinn, einen verantwortlichen Mitarbeiter in Festanstellung oder freiberuflich mit dem Arbeitsgebiet zu betrauen, statt einschlägige Teilaufgaben als Nebenarbeiten an andere Stellen des Unternehmens anzubinden. Dies setzt eine experimentierfreudige Unternehmenskultur voraus. Als problematisch für die Neuanstellung in einem Unternehmen erweist sich indes häufig die Kostenfrage: Ist die Arbeit der Feelgood-Managerin oder des Feelgood-Manager doch nicht produktiv im betriebswirtschaftlichen Sinne.
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Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.