Vom Facharbeiter zur Führungskraft: Wie werden Sie Industriemeister?

Vom Facharbeiter zur Führungskraft: Wie werden Sie Industriemeister?

Berufsleben | 12.10.2018

Vom Facharbeiter zur Führungskraft gelangen Sie durch eine Ausbildung zum Industriemeister. Erfahren Sie in diesem Artikel, welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt und welche Chancen Sie dadurch gewinnen.

Was sind Industriemeister?

Der Industriemeister verfügt über einen Meisterabschluss und ist in einem Industriebetrieb beschäftigt. Dort trägt er Verantwortung für die Produktion und die Mitarbeiter, er hat also eine leitende Position inne. Dem geht eine Meisterschule voraus, die zu guten Aufstiegsmöglichkeiten in der betreffenden Branche führt. Die Führungsposition eines Industriemeisters ist im mittleren Management angesiedelt, die Aufgabenstellungen sind deutlich fachbezogen. Durch ihre Expertise können Industriemeister die Produktion umfassend überwachen und steuern. Neben der Anleitung von Mitarbeitern sind sie auch für die Ausbildung der Lehrlinge im Betrieb zuständig. Für die Position ist nach entsprechender Weiterbildung eine IHK-Prüfung abzulegen, die bundesweit einheitlich organisiert ist. Die Industrie- und Handelskammern bieten jährlich zwei Prüfungstermine an. Die Weiterbildung findet in Vollzeit, in Teilzeit oder als Fernlehrgang statt. Beliebte Fachrichtungen sind:

  • Elektrotechnik
  • Automobilindustrie und ihre Zulieferer
  • Schiffsbau
  • Luft- und Raumfahrtindustrie
  • Metallbranche
  • Chemieindustrie
  • Lebensmittelindustrie
  • Mechatronik

Es gibt noch wesentlich mehr Branchen und Bereiche, in denen Industriemeister zum Einsatz kommen. Sie werden überall dort gebraucht, wo industrielle Abläufe mit dem Know-how eines Meisters zu steuern sind.

Vom Facharbeiter zur Führungskraft: Wie werden Sie Industriemeister?

Sie benötigen den IHK-Abschluss, auf den Sie sich vorbereiten müssen. Hierfür gibt es drei Lehrgangsformen:

  • Vollzeitlehrgang: Diese Weiterbildung bereitet Sie in kurzer Zeit auf Ihre IHK-Abschlussprüfung vor. Die Dauer hängt von der Fachrichtung und dem Anbieter ab: Sie kann drei bis 12 Monate betragen. Der Vollzeitlehrgang hat zwei Vorteile. Sie werden schnell fertig, außerdem lernen Sie mit anderen Teilnehmern vor Ort zusammen. Die Dozenten geben täglich in den Seminaren die nötige Hilfestellung.
  • Teilzeitlehrgang: Die Fortbildung findet berufsbegleitend statt, Sie verdienen also das volle Geld. Das Gelernte können Sie unmittelbar praktisch im Betrieb anwenden. Es gibt bei den Teilzeitlehrgängen Wochenend-, Abend- und schichtbegleitende Lehrgänge, die 1,5 bis 3,5 Jahre dauern können.
  • Fernstudium: Beim Fernstudium teilen Sie sich Ihre Lernzeit vollkommen frei ein. Sie lernen für sich allein und können für Rückfragen den institutsinternen Online-Campus sowie soziale Netzwerke nutzen. Das Fernstudium zum Industriemeister dauert 2,5 Jahre.

Ausbildung zum Industriemeister: Lehrgangsinhalte

Unabhängig von der gewählten Fachrichtung behandelt die IHK-Abschlussprüfung zum Industriemeister zwei große Themengebiete. Da wäre zunächst die fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation (BQ) mit folgenden Fächern:

  • Betriebswirtschaft
  • Recht
  • Führungskompetenzen
  • Technik
  • Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsschutz

Der zweite Themenbereich ist die handlungsspezifische Qualifikation (HQ). Hier geht es um die spezielle Fachrichtung. In dieser Fachrichtung sind einzelne Fächer:

  • Technologien
  • Werkstoffkunde
  • Produktionsmethoden
  • Montagetechniken

Es hat sich herausgestellt, dass zukünftige Industriemeister mit den HQ-Themen am besten zurechtkommen. Diese kennen sie aus ihrer Praxis. Bei den Basisqualifikationen gelten die technischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen sowie die Betriebswirtschaft als die schwierigsten Fächer.

Der Industriemeister im betrieblichen Einsatz

Wer sich auf diese Weise vom Facharbeiter zur Führungskraft entwickelt hat, wird von den Arbeitgebern sehr geschätzt. Industriemeister stellen den unmittelbaren Kontakt zwischen der Unternehmensführung und dem Personal her. Firmenchefs wissen, dass die Aufgabe nicht leicht ist. Ein Industriemeister benötigt neben hoher Fachkompetenz viel Fingerspitzengefühl und soziale Soft Skills. Dabei kümmert er sich fortwährend um das Tagesgeschäft, er achtet auf die Qualität, die Quantität, die Termintreue und die Kosten der Produktion. Der Aufgabenbereich verlagert sich nun von der reinen Produktion hin zur Organisation und Verwaltung. Industriemeister koordinieren die Tätigkeiten ihrer Mitarbeiter, sie optimieren die Produktion und bilden vielfach Lehrlinge aus. Auch die Weiterbildung ihrer Kollegen organisieren sie meistens. Für den Bereich der Aus- und Weiterbildung legen sie eine Ausbildereignungsprüfung (AEVO) ab, sie gehört zur Industriemeisterprüfung vor der IHK. Im Betrieb müssen sie sich eng mit anderen Abteilungen abstimmen. Nach außen haben sie Kontakt zu Kunden und Zulieferern. Die Arbeitsorte der Industriemeister sind Produktionshallen, Werkstätten, das Büro, Lagerräume und Betriebslaboratorien.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.