Outplacement: Mit Profihilfe zum neuen Job

Outplacement: Mit Profihilfe zum neuen Job

Berufsleben | 10.02.2019

Outplacement ist ein sozialverträgliches Konzept der Entlassung vor allem von Fach- und Führungskräften, bei dem das Unternehmen für die Betroffenen einen neuen Arbeitsplatz sucht. Das Verfahren wurde in den USA schon ab den frühen 1950er Jahren entwickelt. Erfahren Sie hier alles zu den Vorteilen, die eine Outplacement-Lösung mit sich bringt.

Wie funktioniert ein Outplacement?

Das Verfahren, das auch deutsche Firmen schon länger einsetzen, basiert auf einer intensiven Beratung der Entlassungskandidaten. Diese haben sich in vielen Fällen nichts zuschulden kommen lassen, ihr Unternehmen muss einfach Arbeitsplätze abbauen. Dafür spricht es mit dem betreffenden Mitarbeiter über seine Möglichkeiten, Wünsche und Perspektiven, anschließend sucht es für ihn einen neuen Arbeitsplatz und bietet ihm auch ein Coaching für die Bewerbung an. Der Zweck besteht darin, die finanziellen, sozialen und psychischen Folgen der Kündigung weitestgehend aufzufangen. Bei technischen Fachkräften darf die psychologische Belastung nicht unterschätzt werden. Sie kann die Betroffenen derart demotivieren, dass sie nur sehr schwer wieder Fuß fassen. Sie wirken auf einen neuen Arbeitgeber einfach nicht überzeugend. Die “Außenvermittlung”, wie sich das Verfahren ins Deutsche übersetzen lässt, basiert auf sehr viel professioneller Hilfe bei der Neuorientierung, welche externe Dienstleister anbieten. Diese bucht das Unternehmen, das den Mitarbeiter entlässt. Die Umorientierung führt sehr oft zu einem neuen Arbeitsvertrag, manchmal aber auch zu einer Existenzgründung.

Der Einsatz von Outplacement-Lösungen

Unternehmen entscheiden nach eigenem Ermessen, wann sie auf Outplacement-Lösungen setzen. Sie lohnen sich auf jeden Fall bei Rationalisierungsmaßnahmen, die zu rein betriebsbedingten Kündigungen führen. Die Mitarbeiter haben also nichts falsch gemacht. Wer sie nun aus rein wirtschaftlichen Gründen entlässt, riskiert stets einen hohen Imageschaden. Andere Szenarien sind

  • Firmenübernahmen,
  • Verlagerung von Standorten,
  • Gewinneinbrüche oder
  • die Insolvenz.

Es gibt dementsprechend spezialisierte Outplacement-Dienstleister, die in solchen Fällen helfen. Sie beraten das Unternehmen während seines gesamten Entlassungsprozesses. Das hat auch einen juristischen Hintergrund: Der sehr strenge Kündigungsschutz in Deutschland macht es den Unternehmen nicht einfach, ihre Kündigungen rechtlich hinreichend zu begründen. Mit einer Outplacement-Lösung lässt sich aber ein Aufhebungsvertrag erreichen - der Mitarbeiter stimmt seiner Entlassung zu.

Wie arbeiten Outplacementberater?

Diese externen Dienstleister verfügen über viel Expertise im Management und im Personalwesen. Sie sind Coaches und können Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen trainieren. Ihre Aufgabenfelder sind:

  • Begleitung des Arbeitgebers durch eine adäquate Beratung während des Entlassungsprozesses, Training von Mitarbeitergesprächen
  • Coaching und Reintegration des betroffenen Arbeitnehmers in den Arbeitsmarkt
  • Vermittlung zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen

Im Fokus steht immer die neue Perspektive, die der entlassenen Person aufzuzeigen ist. Eine Outplacementberatung, die einzeln oder auch in Gruppen stattfinden kann, umfasst vier Phasen:

  • Phase 1 Analyse: Der Outplacementberater muss zunächst mit den Betroffenen sprechen. Es geht um die Qualifikationen sowie um die berufliche und private Lebenssituation des Arbeitnehmers. Daraus lassen sich Chancen, Risiken und Perspektiven ableiten.
  • Phase 2 Qualifikationsprofil: Das Qualifikationsprofil des Mitarbeiters muss detailliert geschärft werden. Der Berater ermittelt exakt dessen Hard- und Soft-Skills. Hierdurch sind die Potenziale bei möglichen Arbeitgebern auf eine neue Anstellung zu ermitteln. Manchmal ist zunächst eine Weiterbildung oder Umschulung nötig. Die persönlichen Wünsche eines Arbeitnehmers werden selbstverständlich berücksichtigt. Vielleicht begreift dieser sogar die Entlassung als Chance auf einen Berufs- oder Branchenwechsel. Möglicherweise wollte er sich schon länger selbstständig machen.
  • Phase 3 Bewerbungsstrategie: Der Arbeitnehmer benötigt eine handfeste Bewerbungsstrategie, die der Berater mit ihm ausarbeitet. In einigen Fällen hat sich der Betroffene schon sehr lange nicht mehr beworben. Er ist also beim Schreiben der Bewerbungen zu unterstützen, außerdem benötigt er ein Coaching für die Vorstellungsgespräche und für ein Assessment Center. Es gibt heutzutage viele neue Wege der Bewerbung, so die Zielgruppen-Kurzbewerbung oder die Videobewerbung. Diese erklärt der Outplacementberater.
  • Phase 4 Gestaltung des neuen Arbeitsvertrages: Wenn der Arbeitnehmer die Zusage für eine neue Stelle hat, geht der Outplacementberater mit ihm den Arbeitsvertrag durch, um den bestmöglichen Start in den neuen Job zu garantieren.

Wie lange dauert ein Outplacement?

Es gibt die beiden Varianten einer Begleitung des Outplacementprozesses durch den Dienstleister für einen festgelegten Zeitraum, der verlängert werden kann, und der Begleitung bis zum Erfolg (sogenannte “Jobgarantie“). Die letztgenannte Variante wird häufiger gewählt. Mit etwas Glück für alle Seiten hat der Outplacementberater seinen Job schnell erledigt. Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater nennt als Kenngrößen eine Vermittlung von 69 Prozent aller Betroffenen im ersten halben Jahr und von 90 Prozent nach maximal einem Jahr. Allerdings finden unter den Arbeitnehmern viele auch durch eigene Initiativen eine Stelle, doch das Coaching war dabei sicher hilfreich. Die Outplacementkosten tragen übrigens überwiegend bis ausschließlich die Unternehmen, welche die Entlassungen durchführen. Doch ein Arbeitnehmer kann diese Beratung auch selbst buchen - wenn er sie sich leisten kann. Verlangt werden in der Regel niedrig fünfstellige Summen, der Durchschnitt bewegt sich um 20.000 Euro pro Fall. Das klingt teuer, doch die Vorteile für die Unternehmen sind sehr hoch. Sie verkürzen die Restlaufzeit von Arbeitsverträgen und vermeiden teure Rechtsstreitigkeiten, zudem wenden sie einen großen Imageschaden ab.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.