Pain Nurse: Aufgaben, Gehalt & Weiterbildung im Schmerzmanagement

Pain Nurse: Aufgaben, Gehalt & Weiterbildung im Schmerzmanagement

Berufsleben | 21.02.2024

Schmerzmanagement als Berufung: Als Pain Nurse kümmern Sie sich um die Linderung von Schmerzen. Erfahren Sie hier mehr über Aufgaben, Gehalt und Weiterbildung in diesem wichtigen Bereich der Pflege.

Wenn Patienten unter starken Schmerzen leiden, ist eine effektive Linderung oft der wichtigste Schritt auf dem Weg zur Genesung. Glücklicherweise gibt es heute viele Möglichkeiten, um Schmerzen wirksam zu behandeln. Hier kommen spezialisierte Schmerzmanager ins Spiel, die auch als "Algesiologische Fachassistenz Schmerzexperte" oder Pain Nurse bezeichnet werden.

In einer Weiterbildung erlernen Gesundheits- und Krankenpfleger die unterschiedlichen schmerzlindernden Methoden und Medikamente. Sie werden darin geschult, diese fachgerecht anzuwenden, um den Patienten bestmöglich zu helfen. Erfahren Sie hier alles zu den Voraussetzungen, Tätigkeiten und Verdienstmöglichkeiten des Schmerzmanagers.

BERUFSBILD PAIN NURSE – DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK

  • Dieser Beruf hat seinen Ursprung im englischsprachigen Raum: Die Fachkräfte stehen Schmerzpatienten mit fundiertem Fachwissen zur Schmerzerfassung sowie zur Schmerzbehandlung zur Seite.
  • Die Schmerzbehandlungsexperten haben immer im Blick, dass ein effektives Schmerzmanagement auch den psychologischen Aspekt miteinschließen muss. Somit umfasst das Berufsbild auch eine psychotherapeutische Komponente.
  • Eine Algesiologische Fachassistenz bespricht mit den Betroffenen sogar zu erwartende Schmerzen und betreibt somit bereits im Vorfeld eine proaktive Schmerzbehandlung.
  • Durch die gezielte Pflege und Versorgung der Patienten lassen sich auch Ängste mindern sowie die psychische Belastung der Kranken deutlich reduzieren.
  • Das Aufgabenspektrum ist sehr abwechslungsreich und vielfältig und involviert mehr Verantwortung als das Tätigkeitsfeld eines Krankenpflegers.
  • Spezialisierte Schmerzmanagementfachkräfte arbeiten eng mit den zuständigen Ärzten zusammen, machen jedoch auch selbst Schmerzvisiten und koordinieren die Schmerzüberwachung.
  • Zum Aufgabengebiet gehört auch die Schulung von Angehörigen. Das Ziel ist, dass die Patienten lernen, exakt die richtige Dosierung der Medikamente einzunehmen, die für eine effektive Schmerzbehandlung in ihrem individuellen Fall notwendig ist.

 

Was macht eine Pain Nurse?

Es gibt zahlreiche spannende Berufsfelder, die zum einen ein abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld und zum anderen die erwünschte Erfüllung im Job mit sich bringen. Ein solcher Beruf ist beispielsweise die Pain Nurse. Frei übersetzt bedeutet diese Berufsbezeichnung „Schmerzkrankenschwester“, doch hinter dem Berufsbild steckt ein breites Fachwissen und vielfältige Fähigkeiten, über die gewöhnliche Pflegefachkräfte nicht verfügen.

Dieser recht junge und noch eher unbekannte Berufszweig in der Pflege ist von unverzichtbarer Wichtigkeit, denn nichts beeinträchtigt uns Menschen so sehr wie Schmerzen – akute wie auch chronische. Krankenschwestern oder Krankenpfleger, die sich für eine Fortbildung im Schmerzmanagement entscheiden, sind mit ihrem speziellen Fachwissen zur Schmerzerfassung sowie zum gezielten Schmerzmanagement in der Lage, den Betroffenen im Krankenhaus vertrauensvoll und empathisch zur Seite zu stehen. Sie können die Schmerzempfindlichkeit des Einzelnen exakt beurteilen und richtig einschätzen, was sie in ihrer individuellen Situation benötigen. Sie kennen aber nicht nur die unterschiedlichen Darstellungen von Schmerzen, sondern können auch Erkenntnisse der modernen Schmerztherapie konsequent und kompetent im medizinischen Alltag umsetzen. Auf diese Weise lassen sich sowohl akute als auch chronische Schmerzbeschwerden lindern oder sogar vermeiden. Dank der rechtzeitig eingeleiteten systematischen Schmerzbehandlung werden schmerzbedingte Komplikationen gemindert und der Genesungsprozess beschleunigt.

Jeder Mensch äußert Schmerz auf ganz individuelle Weise: Während einige still und in sich gekehrt sind, bringen andere Schmerzen deutlich zum Ausdruck. Komplex wird es aber vor allem bei den Schmerzpatienten, die ihre Beschwerden nicht (mehr) exakt äußern können. Gerade hier ist die Arbeit der Schmerzexperten so wichtig, um mit einem geschulten Auge, fundierter Facherfahrung und viel Empathie das Leid zu lindern.

Schmerzen können die Lebensqualität jedes Menschen erheblich beeinträchtigen. Die qualifizierte Therapie von Schmerzpatienten verlangt jedoch nicht nur von Ärztinnen und Ärzten sehr spezielle Fachkenntnisse, sondern auch von medizinischen Assistentinnen und Assistenten, Krankenschwestern, Altenpflegern sowie Fachpflegekräften. Es geht um Kenntnisse über die Entstehung des Schmerzes, bestimmte Chronifizierungsmechanismen, Diagnostikmethoden, Schmerzbehandlungsarten, Gesprächsführung mit den Betroffenen, Entspannungstraining und vieles mehr.

Das Messen und die professionelle Therapie von Schmerzen gehört somit zu den Kernkompetenzen einer „Pain Nurse“. Das Aufgabenspektrum geht sogar so weit, dass die Schmerzfachkraft für Mediziner sogar Empfehlungen zur weiteren Schmerzbehandlung abgibt und somit die Therapie der Erkrankten aktiv mitgestaltet. Die Berufsspezialisierung bringt also auch mit sich, alle Schmerzmittelarten sowie deren Wirkung, Verabreichung und Dosierung exakt zu kennen.

Die Schmerzbehandlung hat sich in der modernen Schulmedizin maßgeblich gewandelt. Es geht nicht mehr darum, den Patienten auf ein bestimmtes Medikament „einzustellen“, sondern vielmehr darum, das richtige Medikament und die exakt passende Dosierung für den Erkrankten zu finden. Dadurch, dass es heutzutage speziell darauf fokussierte Pflegeexperten gibt, gelingt dieses Ziel wesentlich besser als noch vor 10 oder 20 Jahren. Die Schmerztherapieexperten tragen mit ihrer fachkompetenten Einschätzung dazu bei, dass das Klinikum durch eine individuelle Schmerzbehandlung in der Krankenpflege weniger Schmerzmittel benötigt. Durch die Vermeidung unnötiger Medikationen resultiert vor allem eine geringere Belastung für Betroffene, doch auch für das Klinikum können Kosten effektiv eingespart werden.

Wo arbeiten Pain Nurses?

Mögliche Arbeitsfelder einer Algesiologischen Pflegefachkraft sind sämtliche Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen wie etwa:

  • Pflegeheime
  • Kliniken (zum Beispiel auf Intensivstationen)
  • Ambulante Pflegedienste
  • Hospiz

ANFORDERUNGEN & QUALIFIKATIONEN: WELCHE SKILLS SOLLTE EINE PAIN NURSE MITBRINGEN?

Die Qualifikation zur Pain Nurse ist im Grunde eine Fortbildung und keine eigene Ausbildung. Die Grundlagen für einen Pflegeberuf sollten also bereits geschaffen sein, um eine Weiterbildung im Schmerzmanagement absolvieren zu können.

ALLGEMEINE VORAUSSETZUNGEN UND ZERTIFIKATE

Die Weiterbildung zur „Fachassistenz Pain Nurse“ setzt eine abgeschlossene staatlich anerkannte Berufsausbildung in einem der folgenden Berufe voraus:

Die Schmerztherapiefortbildung kann berufsbegleitend durchgeführt werden. Weiterbildungen zur Pain Nurse (Algesiologische Fachassistenz) können staatlich finanziert, vom Arbeitgeber übernommen oder auch selbst gezahlt werden.

FACHLICHE VORAUSSETZUNGEN

  • Krankenpflegeexamen
  • Es ist möglich, dass Kursanbieter noch einen Nachweis über die bisherige berufliche Erfahrung verlangen. In den meisten Fällen ist ein Jahr Berufserfahrung jedoch ausreichend.

PERSÖNLICHE & KÖRPERLICHE KOMPETENZEN – SOFT SKILLS

  • Empathie und Einfühlungsvermögen
  • Nervenstärke und Belastbarkeit, da vor allem die Versorgung von Patienten mit starken Schmerzen eine große Herausforderung sein kann.
  • Flexibilität
  • Freude an der Arbeit mit Menschen
  • Gute Koordinierungsfähigkeit
  • Bereitschaft zur eigenen Weiterbildung im Schmerzmanagement sowie diplomatisches Geschick: Das ist beispielsweise wichtig, um einen Kranken zur Einnahme der Schmerzmittel zu bringen.
  • Kommunikationsfähigkeiten
  • Gewisse Autorität

PAIN NURSE WEITERBILDUNG – DAUER UND INHALTE

Eine Weiterbildung in der Schmerzmedizin baut auf dem medizinisch-pharmakologischen Basiswissen der Teilnehmer*innen auf und vermittelt fundiertes Fachwissen aus dem Bereich der Schmerzerfassung sowie der Schmerzdokumentation. Zudem werden diverse Schmerzbehandlungsverfahren sowie deren praktische Umsetzung erlernt.

Die Algesiologische Fachassistenz ist zertifiziert durch die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. Die Weiterbildungsinhalte orientieren sich am schmerztherapeutischen Lehrplan der Deutschen Schmerzgesellschaft e.v . Die Weiterbildungsdauer in diesem Gesundheitsberuf hängt dabei vom jeweiligen Anbieter sowie von der Zeitvariante ab, die Sie wählen. Sie können also in Vollzeit, in Teilzeit oder auch im Fernstudium den Lehrgang absolvieren. Die Fortbildung umfasst meistens rund 80 bis 200 Unterrichtsstunden sowie zusätzliche Praktikumstage (zum Beispiel in einer Einrichtung der Schmerzversorgung oder der Intensivmedizin). In der Regel erstreckt sich der Lehrgang über mehrere Wochen oder gar Monate.

In der Pain-Nurse-Weiterbildung erlangen Pflegekräfte Fachkenntnisse in folgenden Bereichen: 

  • Grundlagen der Anatomie, Schmerztherapie und der Schmerzphysiologie
  • Schmerzformen
  • Psychologische Aspekte von Schmerz
  • Ethik im Schmerzmanagement
  • Anästhesiologische Schmerztherapie
  • Konflikt- und Kommunikationsmanagement
  • Postoperative Schmerztherapie
  • Prüfung alternativer Schmerzbewältigung
  • Pharmakologie
  • Rechtsgrundlagen
  • Medikamentöse Schmerzbehandlung
  • Nicht-medikamentöse Schmerzbehandlung wie zum Beispiel Physiotherapie, Biofeedback, Naturheilverfahren, Musik- oder Kunsttherapien
  • Grundlagen der Gesprächsführung (Angehörigen- und Patientenberatung)
  • Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege
  • Schmerzbehandlung bei Kindern, bei neurologischen sowie bei rheumatologischen Erkrankungen
  • Einschätzung, Vermeidung, Schmerzlinderung und Prävention chronischer Schmerzarten.
  • Schmerzanamnese, Messung sowie Dokumentation unterschiedlichster Schmerzbeschwerden

TÄTIGKEITEN UND AUFGABEN: VERANTWORTUNGSBEREICHE EINER PAIN NURSE

Folgende Tätigkeiten erwarten Sie in Ihrem Arbeitsalltag:

  • Patientenberatung zur Schmerztherapie
  • Proaktives Schmerzmanagement
  • Tägliche Schmerzvisiten bei frisch Operierten
  • Individuelle Anpassung der Schmerzbehandlung in enger Kooperation mit den zuständigen Ärztinnen und Ärzten.
  • Planung und Umsetzung der pflegerischen Interventionen.
  • Schulung von Angehörigen und Pflegepersonal bezüglich der Medikamentendosierung.

GEHALT & AUSBILDUNGSVERGÜTUNG: WAS VERDIENT EINE PAIN NURSE?

Da es sich bei diesem Berufsbild um eine Spezialisierung handelt, verdienen Pain Nurses während der Weiterbildung Ihr ursprüngliches Gehalt aus der Krankenpflege weiter. Somit gibt es in der Ausbildung keine Vergütung.

Das Einstiegsgehalt examinierter Pflegekräfte liegt monatlich bei 1.700 bis 2.200 Euro netto. Da Sie jedoch im Rahmen der Weiterbildung fundiertes Know-how und wertvolle Fähigkeiten erwerben, die weit über die Wissensgrundlagen der Pflegeberufe hinausgehen, haben Sie am Arbeitsmarkt deutliche bessere Chancen. Dementsprechend können Sie auch rasch eine höhere Vergütung erzielen. Mit entsprechender Spezialisierung können Sie – je nach Klinik und Region – monatlich bis zu 2.700 Euro netto verdienen.

Quelle: https://www.pflegestudium.de/weiterbildung/schmerzmanagement/#karriere |  https://www.medi-karriere.de/weiterbildung/pain-nurse/

ARBEITSZEITMODELLE UND SCHICHTDIENST

Pain Nurses arbeiten überwiegend tagsüber. Wochenend- oder Nachtdienste sind eher selten üblich, es sei denn, Sie werden etwa in der Nachtschicht als Pflegekraft benötigt, so zum Beispiel in der Intensivpflege.

KARRIEREPERSPEKTIVEN UND AUFSTIEGSMÖGLICHKEITEN

Als Pain Nurse können Sie sich fortlaufend in den neuesten Schmerztherapien weiterbilden. Das ist sogar sehr wichtig, denn in der Schmerzforschung ergeben sich immer wieder neue Forschungsergebnisse und innovative Behandlungsansätze, die Ihnen wertvolle Einblicke im täglichen Aufgabenbereich ermöglichen.

ARBEITSMARKT UND JOBAUSSICHTEN

Viele Seniorenheime und Krankenhäuser, aber auch Hospize möchten sich von der herkömmlichen Krankenpflege wegbewegen und sich mehr zur schmerzorientierten Pflege hinbewegen. Somit fallen in diesen Einrichtungen vermehrt Aufgaben an, die alle in den Arbeitsbereich einer Pain Nurse fallen. Dementsprechend sind auch die Berufsaussichten für Pflegende in diesen spezialisierten Pflegeberuf im Gesundheitsbereich ausgezeichnet.

Die Einstiegschancen für Algesiologische Fachassistenzen sind äußerst gut, denn gut ausgebildete Pflegefachkräfte werden überall händeringend gesucht – nicht nur in Deutschland, sondern auch im benachbarten Ausland. Neben einer einschlägigen Berufserfahrung sowie der erforderlichen Qualifikation zur Pain Nurse ist vor allem eine hohe Motivation von Bedeutung.

FAZIT - PAIN NURSE ALS WICHTIGE SPEZIALISIERUNG IN DER PFLEGE

Als Pain Nurse haben Sie die Möglichkeit, sich auf ein zentrales und sensibles Thema zu spezialisieren: die Linderung von Schmerz. Mit Ihrem Fachwissen zu verschiedenen Schmerztherapien und Ihrer Empathie können Sie einen essenziellen Beitrag leisten, damit Schmerzpatienten ihre Beschwerden effektiv behandelt bekommen.  Als Pain Nurse können Sie in sämtlichen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen arbeiten.

Die Pain Nurse ist ein Berufsbild mit Zukunft, da in Kliniken und Pflegeeinrichtungen der Bedarf an spezialisiertem Schmerzmanagement kontinuierlich steigt. Wenn Sie eine sinnstiftende Tätigkeit mit viel Verantwortung suchen, ist die Fortbildung zur Pain Nurse ideal. Sie eröffnet Ihnen gute Verdienstchancen und hervorragende Berufsaussichten.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

Weitere Artikel

Krankenschwester: Berufsbild, Aufgaben, Voraussetzungen

Krankenschwester: Berufsbild, Aufgaben, Voraussetzungen

Berufsleben | 18.02.2024

Im alltäglichen Sprachgebrauch lautet die Bezeichnung für diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege...

weiterlesen
Pflegefachmann/Pflegefachfrau: Berufsbild

Pflegefachmann/Pflegefachfrau: Berufsbild

Berufsleben | 10.02.2024

Der Pflegefachmann / die Pflegefachfrau ist in Deutschland der neue Ausbildungsberuf für Fachkräfte,...

weiterlesen
Auch der Sozialbereich bietet Potential für mobiles Arbeiten und Homeoffice

Auch der Sozialbereich bietet Potential für mobiles Arbeiten und Homeoffice

News | 23.04.2024

Remote Work und Homeoffice sind zumindest für bestimmte Tätigkeiten auch in sozialen Berufen und im ...

weiterlesen