Schreiner: Berufsbild, Ausbildung, Gehalt

Schreiner: Berufsbild, Ausbildung, Gehalt

Berufsleben | 29.02.2020

Den Beruf des Schreiners gibt es schon seit dem 14. Jahrhundert.  Zu jener Zeit durfte nur ein Tischler mit Hobel und Leim arbeiten. Das Berufsbild hat sich in den vergangenen Jahrhunderten drastisch geändert. Während Tischler früher nur Möbelstücke, Türen und Fenster baute, sind sie heute innovative Raumgestalter und Designer, die ihre Kunden bei der Planung unterstützen und die Ideen umsetzen.

Was macht ein Schreiner*?

Aufgaben und Arbeitsalltag

Wenn Sie dieses Handwerk erlernen, sind Sie in der Lage diverse Möbel, Fenster, Türen, Einrichtungen für Messen und Shops ebenso wie Treppen zu fertigen. Sie führen zudem Ausbauten im Innenbereich durch.

Holzbearbeitung

Sie bearbeiten nicht nur Holz, sondern auch Kunststoffe und Hilfsmaterialien. Der Zuschnitt erfolgt gemäß der Werkzeichnung mithilfe unterschiedlicher Geräte und Maschinen. Für gerade Schnitte setzen Sie eine Kreissäge ein, während die Bandsäge für runde Formen zum Einsatz kommt. Das Abhobeln von Brettern und Holzteilen erfolgt mittels Abrichthobelmaschinen. Ebenso führen Sie Bearbeitungsverfahren wie das Fräsen und Bohren durch. Sie wenden unterschiedliche Verbindungstechniken an, um Bretter zusammenzufügen.

Oberflächenbearbeitung

Vertreter dieser Berufsgruppe setzen auch CNC-Geräte zur Holzbearbeitung ein. Die Oberflächenbearbeitung stellt ein weiteres Aufgabengebiet dar. Sie verschönern die Oberfläche, indem Sie dünne Furniere aus schönen und wertvollen Holzarten auf Möbel aus Weichholz leimen. Diese Platten aus Hartholz stellen für das weiche Holz einerseits einen Schutz dar, andererseits machen sie das Werkstück zu einem wahren Blickfang. Ebenso werden billige Holzarten gerne mit dünnen Hartholzplatten verziert.

Zur Oberflächenbehandlung verwenden Sie unterschiedliche Beizlösungen, damit einerseits der Farbton verstärkt und die Holzerzeugnisse vor Sonne und Niederschlag geschützt werden.
Neben der Behandlung von Oberflächen fertigen Sie auch Möbel und Gegenstände nach Maß an.

Zum vielseitigen Aufgabenbereich zählt die Erstellung von Raumskizzen, Entwürfen und Grundrissen. Der sichere Umgang mit speziellen Computerprogrammen ist eine Voraussetzung und Sie fertigen auch technische Zeichnungen an.

In der Baubranche tüfteln Sie an Fenstern, Türen, Verkleidungen der Decke und der Wand ebenso wie an Treppen und Fußböden.

Im Bereich der Möbelerzeugung stellen Sie unterschiedliche Einrichtungsgegenstände her und sie führen Kunsttischlerarbeiten aus. Hierzu zählt beispielsweise das Nachbauen von Stilmöbeln mittels traditioneller Handwerkstechniken und das Restaurieren.

In Industriebetrieben werden Bau- und Möbeltischler häufig in der Serienproduktion eingesetzt. Als Bau- und Möbeltischler übernehmen Sie die Einstellung computergesteuerter Automaten. Aufgrund starker Rationalisierungsmaßnahmen werden Sie meist für einzelne Arbeitsschritte eingesetzt.

In Gewerbebetrieben angestellte Schreiner fertigen Einzelstücke an, deren Entwürfe auf den Wünschen der Kunden basieren. In einem kleinen Gewerbebetrieb führen Sie meist alle Fertigungsarbeiten bis zur Montage aus. Wenn Sie in einem großen Gewerbeunternehmen arbeiten, erfolgt die Produktion arbeitsteilig.

Welche Voraussetzungen sollte ein Schreiner mitbringen?

Eine handwerkliche Begabung ist ein ebenso wichtiger Grundpfeiler wie ein technisch-praktisches Verständnis. Für eine erfolgreiche Lehre sollten Sie grundlegende mathematische Kenntnisse vorweisen, um Maße und Gewichte berechnen zu können. Zudem benötigen Sie mathematisches Wissen zur korrekten Angebotskalkulation.
Materialkenntnis und Sorgfalt stellen beim Arbeiten mit Geräten und Maschinen eine Grundvoraussetzung dar. Ihr Denkvermögen sollte einerseits logisch, andererseits visuell sein und natürlich sind auch Sprachkenntnisse gefordert, das Sie Ihre Kunden bei der Planung unterstützen.
Da Sie Holzwaren herstellen, sollten Sie nicht allergisch auf Staub reagieren oder mit Ihrer Lunge Probleme haben, da bei der Holzbearbeitung feine Holzpartikel in die Atemwege gelangen können.

Die wichtigste Voraussetzung für diesen Lehrberuf stellt der Abschluss der neunjährigen Schulpflicht dar. Gute Noten in den Fächern Mathematik, Chemie, Physik und Werken sollte Ihre Arbeitsweise exakt und Ihr handwerkliches Geschick gut ausgeprägt sein. Alternativ zum Hauptschulabschluss wird auch die mittlere Reife anerkannt.

Die dual aufgebaute Ausbildung stellt eine Kombination aus Lehrbetrieb und Berufsschule dar. Der Lehrbetrieb bietet Ihnen die Möglichkeit, die Praxis kennenzulernen und einige Aufgaben zu übernehmen, während Sie sich in der Berufsschule theoretisches Wissen aneignen.

Die Lehrabschlussprüfung erfolgt sowohl theoretisch als auch praktisch.
Der anerkannte Ausbildungsberuf entspricht der Handwerksordnung und Sie können diesen nach der dreijährigen Lehrzeit ausüben.
Während Ihrer Ausbildungszeit erhalten Sie eine Lehrlingsentschädigung. Die Höhe richtet sich einerseits nach dem Bundesland, in welchem Sie Ihre Lehre absolvieren, andererseits nach dem Lehrbetrieb.

Gehalt: Was verdient ein Schreiner?

Während Ihrer beruflichen Laufbahn durchlaufen Sie unterschiedliche Gehaltsstufen. Generell hängt Ihr Gehalt von den Tarifverträgen der einzelnen deutschen Bundesländern ab.

Im ersten Jahr der Tischlerlehre steht Ihnen eine Lehrlingsentschädigung von 480 bis 550 Euro zu. Sie verdienen im zweiten Jahr zwischen 680 und 760 Euro und im dritten Lehrjahr liegt Ihr Lohn zwischen 680 und 760 Euro.

Nach der Ausbildung ist Ihr Gehalt je nach Arbeitgeber auch eventuell an die Tarifverträge des Bundeslandes gebunden. Somit wird allen Schreinern bei gleicher Arbeitserfahrung und Qualifikation derselbe Gehalt ausbezahlt. In den Tarifverträgen ist auch der Anspruch Ihres Weihnachts- und Urlaubsgeldes geregelt.

Während Ihrer beruflichen Laufbahn steigt Ihr Gehalt weiter an, da Sie von Jahr zu Jahr mehr Berufserfahrung sammeln.

Ebenso wirken sich Weiterbildungen positiv auf Ihr monatliches Gehalt aus.

Als Meister können Sie sich über ein Einstiegsgehalt von rund 2500 Euro in einer entsprechenden Position freuen und als Betriebsleiter winkt ein monatliches Gehalt von bis zu 3600 Euro brutto.

Einstiegschancen: Wie sieht der Arbeitmarkt für Schreiner aus?

Als Schreiner sind die Einstiegschancen nicht schlecht, da dieses Berufsbild in zahlreichen Sparten benötigt wird. Holzmöbel sind derzeit sehr gefragt und auch die Zukunftschancen sind rosig. Aufgrund der Vielzahl an möglichen Arbeitgebern in unterschiedlichen Bereichen werden immer wieder Schreiner gesucht.

Jobbörsen, Online-Portale und Annoncen in Zeitungen informieren über aktuelle Stellenausschreibungen. Auch wenn Ihre erste Bewerbung nicht ins Schwarze trifft, sollten Sie nicht verzagen und aufgeben!

Karrierechancen: Welche Möglichkeiten gibt es für Schreiner?

Wenn Sie sich im Schreinerhandwerk spezialisieren und somit Ihren Gehalt aufbessern möchten, können Sie nach der Gesellenprüfung Zusatzqualifikationen erwerben.

Wenn Sie für einen Arbeitsbereich besonderes Interesse hegen, können Sie sich für eine der drei folgenden Ausbildungsvarianten entscheiden. Alle nachfolgend beschriebenen Fortbildungen können Sie sich für die Prüfung zum Meister anrechnen lassen. Hierzu zählen die Fachbereiche geprüfter Kundenberater, geprüfter Fertigungsplaner ebenso wie und geprüfter Fachbauleiter.

Fachschule

Damit Sie später einmal als Führungskraft tätig sein können, müssen Sie eine Fachschule besuchen, in welcher Sie sich zum staatlich geprüften Techniker im Fachbereich Innenausbau oder Raumgestaltung ausgebildet werden. Alternativ können Sie in einer Fachschule den Titel des staatlich geprüften Technikers im Fachbereich Holztechnik erlangen.

Meister

Für diesen Titel müssen Sie eine mehrjährige Berufspraxis vorweisen. Wenn Sie den Meisterbrief in der Tasche haben, können Sie eine verantwortungsvolle Führungstätigkeit entweder als Leiter oder angestellter Betriebsleiter in einer Fachabteilung übernehmen. Ebenso berechtigt Sie die Meisterprüfung dazu, sich selbständig zu machen.

Restaurator

Ist Ihr Interesse an alten Gegenständen groß, so bietet sich die Weiterbildung zum Restaurator an. Als Restaurator liegt der Fokus Ihres Tätigkeitsfeldes im Erhalt und der Wiederherstellung. Zudem befassen Sie sich mit Kunst- und Kulturgut in wissenschaftlich- technologischem Sinn.

Fachhochschule:

Die Ausbildung zum Architekten, Innenarchitekten und Designer können Sie ebenso anstreben wie den Beruf als Ingenieur für Holz- und Kunststofftechnik. Für diese Berufsbilder benötigen Sie jedoch eine Fachhochschulreife und die anschließende Ausbildung in einer Fachhochschule, die sich auf diese Bereiche spezialisiert hat.

Dipl.-Holzwirt und Dipl.-Ing. Designer

Wenn Sie eine weitere Qualifikation anstreben, können Sie an der Universität studieren oder eine Akademie für bildende Künste absolvieren. Für beide Ausbildungsrichtungen ist entweder das Abitur oder einer der oben erwähnten Berufe die Grundvoraussetzung.

Existenzgründung

Damit Sie Ihren eigenen Handwerksbetrieb eröffnen können, ist eine langjährige Berufserfahrung und eine ausgezeichnete Vorbereitung ratsam.

Wussten Sie schon…,

dass die Werkstatt eines Schreiners die Schreinerei ist? In manchen Regionen ist diese Arbeitsstätte auch als Tischlerei bekannt.
Bei der Bezeichnung handelt es sich um eine regional unterschiedliche Bezeichnung. Sowohl im Westen, Osten und Norden Deutschlands als auch in Österreich und Südtirol lautet die Berufsbezeichnung Tischler.

Die Begriffe Schreiner und Schreinerei sind in Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland geläufig. Ebenso trifft man in Teilen des Ruhrgebiets, in Vorarlberg in Österreich und in der Deutschschweiz auf die Bezeichnungen Schreiner und Schreinerei.

*Hinweis: Für ein besseres Lesegefühl wird in diesem Text ausschließlich von „Schreiner“ gesprochen, dies schließt natürlich alle Geschlechter mit ein.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.