Soziale Netzwerke und Jobsuche

Soziale Netzwerke und Jobsuche

Karriereplanung | 14.04.2023

Soziale Netzwerke spielen für die Jobsuche in zweifacher Hinsicht eine wichtige Rolle. Bewerber erhalten darüber schneller Informationen über offen Stellen, werden aber auch durchsichtiger für den potenzielle Arbeitgeber. In diesem Artikel lernen Sie, auf was Sie achten müssen.

Welche Rolle spielen soziale Netzwerke im Bewerbungsprozess?

Das Internet bietet zahllose neue Möglichkeiten, um Kontakte anzubahnen und sich darüber auch beruflich zu entwickeln. Die richtigen Kontakte waren schon immer ein Türöffner für die Karriere, bei einer Bewerbung können sie das Zünglein an der Waage sein. Kontakte werden in Social Networks geknüpft, Plattformen für rein berufliche Kontakte sind Xing und LinkedIn. Unternehmen nutzen diese Portale auch für das gezielte Recruiting, weshalb heute die Kontaktanbahnung dort stattfindet. Das führt zu einer Social Media Bewerbung, obgleich natürlich nach der Kontaktanbahnung wie üblich die Bewerbungsunterlagen an das Unternehmen zu senden sind. Der Branchenverband Bitkom startete Anfang 2018 eine Umfrage bei deutschen Personalchefs zur Bedeutung von Social Media Portalen für das Recruiting. Das Ergebnis: 46 % der Personalchefs informieren sich grundsätzlich im Netz über einen Bewerber. 15 % von ihnen haben schon Bewerber wegen der online vorliegenden Informationen abgelehnt. Bei diesen Informationen interessieren die Personalchefs folgende Bereiche im entsprechenden Umfang:

  • fachliche Qualifikation: 89 %
  • Expertise zu speziellen Fachthemen: 72 %
  • Statements zur Branche, zum speziellen Unternehmen und zu dessen Wettbewerbern: 56 %
  • private Aktivitäten und Hobbys: 44 %
  • Fotos: 34 %
  • Zahl der Kontakte des Bewerbers: 5 %
  • politische Ansichten: 4 %
  • Wo ist ein professioneller Online-Auftritt besonders wichtig?

Xing und LinkedIn sind rein berufliche Netzwerke, Xing ist für das D.A.C.H.-Gebiet wichtig, LinkedIn für internationale Kontakte. Dass sich hier ein Bewerber absolut professionell präsentieren sollte, versteht sich von selbst. Doch Menschen haben vielfach auch ein Facebook-Profil, auf dem private Aktivitäten und sogar der Beziehungsstatus eine Rolle spielen, sie twittern zu allgemeinen Themen und können noch auf vielen anderen Netzwerken unterwegs sein. Wir wollen uns im Folgenden anschauen, welche Rolle ganz bestimmte soziale Netzwerke im Bewerbungsprozess spielen.

Xing

Xing ist eine Karriereplattform. Sie dient der Anbahnung von beruflichen Kontakten unter anderem auch für Selbstständige, Fachleute präsentieren sich hier mit ihrer Berufslaufbahn und einem erweiterten Profil mit Foto. Des Weiteren ist die Suche nach aktuellen und ehemaligen Kollegen sowie die Kontaktaufnahme zu ihnen möglich. Für die Jobsuche bietet Xing erstklassige Optionen, denn wer in einem bestimmten Unternehmen arbeiten möchte, kann nach Mitgliedern von Xing suchen, die dort arbeiten. Möglicherweise stellt sich der Kontakt auch über einen der eigenen Kollegen her. Wer Xing gezielt für die Jobsuche nutzen möchte, sollte über einen Premium Account nachdenken. Dieser bietet erweiterte Optionen wie die Suche nach direkten Jobangeboten von Unternehmen, die dort teilweise eingestellt werden. Anschließend lässt sich das Unternehmen via Xing kontaktieren. Ein eigenes gutes Profil motiviert umgekehrt Personalchefs zur Kontaktaufnahme, die Xing für ihr Recruiting nutzen. Damit findet eine passive Jobsuche statt. Zu diesem Zweck muss das eigene Profil einen hervorragenden Eindruck machen.

LinkedIn

LinkedIn ist ein internationales Karrierenetzwerk, die Funktionen ähneln vielfach denen auf Xing. Wer auf internationaler Ebene oder zwar in Deutschland, aber bei einem international aufgestellten Unternehmen arbeiten möchte, sollte auf LinkedIn ein Profil anlegen. Auch hier kommt es auf höchste Professionalität an, zumal LinkedIn vielleicht noch stärker als Xing auf Bewerbungen und auf Recruiting ausgerichtet ist. So unterstützt das Portal nicht nur den Upload von Bewerbungsunterlagen inklusive Anschreiben und Lebenslauf, sondern auch von Präsentationen und Arbeitsproben. Internationale Personaler nutzen vorrangig LinkedIn für ihr Recruiting.

Twitter

Twitter ist ein Kurznachrichtendienst und kann für alle möglichen Zwecke genutzt werden, wie an den Statements von Politikern zu erkennen ist. Eine regelrechte Bewerbungsplattform ist der Dienst freilich überhaupt nicht, doch das eigene Profil lässt Rückschlüsse zu. So folgen Menschen auf Twitter denjenigen Personen, die wohl ähnliche Interessen verfolgen, auch wenn man sie persönlich überhaupt nicht kennt. Die Biografie eines Nutzers auf seinem Twitter Konto lässt pauschal einige Rückschlüsse zu. Das könnte auch Personalchefs interessieren, wenn ein Bewerber anhand seines Nutzernamens auf Twitter zu identifizieren ist. Manche Menschen - vor allem Prominente - verwenden hier ihre Klarnamen. Wer sich ein soziales Images aufbauen und seine Marke “Ich” etablieren möchte (sogenanntes Personal Branding), kann diesen Weg gehen. Dann wäre wiederum zu beachten, welche Statements auf Twitter erscheinen sollen. Sie können etwas privat sein, müssen aber seriös bleiben. Mit politischen Äußerungen sollten Bewerber in spe sehr vorsichtig umgehen. Alle radikalen Ansichten sind im Wirtschaftsleben verpönt, hier mag man die Mitte.

Professioneller Online-Auftritt auf Facebook

Auf Facebook ist die Privatsphäre wichtig, daher kann sie ein Jobsuchender nicht ganz außen vor lassen. Betreffende Postings dürfen zwar manchmal lustig, aber nie geschmacklos sein. Ein Bild mit einem alkoholischen Getränk in der Hand ist also ebenso tabu wie diverse Anzüglichkeiten. Für die Karriere könnte Facebook in Zukunft etwas wichtiger werden, denn inzwischen wurde “Facebook Jobs“ direkt für die Social Media Bewerbung etabliert. Nordamerikanische Unternehmen nutzen die Funktion schon seit Anfang 2017.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.