Technischer Redakteur: Berufsbild, Ausbildung, Karrierechancen

Technischer Redakteur: Berufsbild, Ausbildung, Karrierechancen

Berufsleben | 12.10.2018

Ein technischer Redakteur vermittelt relativ komplizierte technische Informationen auf eine Weise, die auch Laien verstehen. Technische Produktbeschreibungen benötigen diese Art der Information. Erfahren Sie hier, wie das gelingt.

Was macht ein Technischer Redakteur*?

Hinter dem Berufsbild des Technischen Redakteurs, auch Technical Writer oder Technikredakteur genannt, verbirgt sich ein anspruchsvoller Medienberuf. Aufgabe Technischer Redakteure ist es, den Nutzern technischer Geräte geeignete Informationen über deren Bedienung und Funktionsweise zur Verfügung zu stellen. Dies kann beispielsweise in Form einer Bedienungsanleitung für eine Waschmaschine oder einer Installationsanleitung für eine neue Software geschehen.

Ein technischer Redakteur vermittelt relativ komplizierte technische Informationen auf eine Weise, die auch Laien verstehen. Technische Produktbeschreibungen benötigen diese Art der Information. Erfahren Sie hier, wie das gelingt.

Aufgaben

Technische Redakteure erstellen Dokumentationen für verschiedenste Branchen. Darunter sind Benutzerhandbücher, Bedienungsanleitungen, Online-Hilfen, Sicherheitshinweise für Techniker und Software-Dokumentation für Entwickler. Die Redakteure müssen Informationen strukturieren, Zielgruppen definieren und Geschäftsprozesse analysieren und dokumentieren. Auch Unternehmen lassen sich teilweise zur ihrer Informationsstrategie, zur Terminologie und zum Wissensmanagement von Technischen Redakteuren beraten.

Ein breites Betätigungsfeld ist die Erstellung von Produktkatalogen, Online-Tutorials und Schulungsmaterial. Dazu gehört viel Fachwissen. Die technischen Redakteure, die in agilen Entwicklungsprozessen die Dokumentation übernehmen, müssen Experten für XML-Experten, Wikis, Semantik und DITA sein. Sie recherchieren dazu sehr viel, interviewen, lokalisieren, dokumentieren, schulen und beraten. Einige von ihnen spezialisieren sich auf bestimmte Fachgebiete und arbeiten in interdisziplinären Dokumentationsteams. In diesen bündelt sich die Kompetenz verschiedener Fachgebiete, um die komplexen Anforderungen der gegenwärtigen, mit Technik überfluteten Welt an technische Dokumentation zu erfüllen.

Bevor die eigentliche Dokumentation erstellt werden kann, ist ein Technischer Redakteur für die konzeptionelle Planung einschließlich der Erstellung von Layout und Design verantwortlich. Von großer Wichtigkeit ist eine umfassende Informationsrecherche. Hierzu arbeitet er eng mit den Produktentwicklern sowie weiteren Fachexperten zusammen.

Die Texte an sich müssen so verfasst werden, dass sie sowohl für den Nutzer verständlich sind, und auch sämtlichen rechtlichen und normativen Anforderungen entsprechen. Demzufolge muss ein Technischer Redakteur die Funktionsweise und Bedienung technischer Produkte erklären sowie sämtliche einzuhaltenden Sicherheitshinweise einbinden.

Besonders in Bereichen, in denen eine falsche Bedienung zu Personenschäden führen kann, werden sehr hohe Anforderungen an die Dokumentation gestellt. Neben den jeweils anzuwendenden Gesetzen sind weitere Normen und Richtlinien von ISO, IEC oder VDI zu erfüllen. Technische Redakteure tragen die Verantwortung dafür, dass durch verständliche Gebrauchsanweisungen mit expliziten Sicherheitshinweisen eine Gefährdung des Nutzers ausgeschlossen wird.

Die technische Funktionsweise hochkomplexer Geräte ist für den Endanwender nicht immer nachvollziehbar. Das sogenannte „Fachchinesisch“ der Entwicklungsabteilung muss in eine für die Zielgruppe verständliche Ausdrucksweise übersetzt werden. Technische Redakteure übernehmen somit die Rolle eines Vermittlers zwischen den Entwicklern und den Nutzern technischer Produkte.

Oft werden zur Veranschaulichung Grafiken in die Texte eingebunden sowie die Dokumentationen in mehrere Sprachen übersetzt. Für diese Tätigkeiten nutzen Technische Redakteure fachspezifische Softwareprogramme oder arbeiten eng mit den entsprechenden Fachabteilungen zusammen. Technische Redakteure sind ebenfalls für die Qualitätsprüfung der erstellten technischen Dokumentationen, deren Verwaltung, Archivierung und bedarfsweisen Aktualisierung verantwortlich.

Technische Dokumentationen sind während des gesamten Produktlebenszyklus zu erstellen. Technikredakteure müssen dabei den jeweiligen Wissensbedarf der unterschiedlichen Akteure berücksichtigen. Typischerweise sind für technische Produkte entlang des Lebenszyklus folgende Dokumentationen zu erstellen:

  • Produktspezifikation
  • Pflichtenheft
  • Schaltpläne
  • Freigabedokumente
  • Pflichtenheft
  • Schaltpläne
  • Freigabedokumente
  • Transportanleitung
  • Montageanleitung
  • Inbetriebnahmeanleitung
  • Gebrauchsanleitung
  • Wartungsplan
  • Vertriebsunterlagen

Voraussetzungen: Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen?

Ein Technischer Redakteur muss zum einen über sehr gute kommunikative Fähigkeiten verfügen. Ein sehr gutes Ausdrucksvermögen sowie die Fähigkeit zur zielgruppenadäquaten Kommunikation sind grundlegende Kompetenzen. Aufgrund didaktischer Kenntnisse sind Technische Redakteure in der Lage, Anleitungen strukturiert aufzubauen und Texte verständlich zu verfassen.

Zum anderen benötigen sie fundiertes technisches Fachwissen. Technische Redakteure müssen die Funktionsweise unterschiedlichster technischer Produkte zunächst selbst verstehen, um die entsprechenden Dokumentationen erstellen zu können.

Neben dem technischen Wissen gehört zu dem Beruf eine große Sprachkompetenz. Technisches Englisch ist die Standard-Zweitsprache, in vielen Fällen beherrschen diese Redakteure noch mehr Sprachen.

Des Weiteren ist strukturelles und analytisches Denken erforderlich. Die technische Struktur muss in die gängige Sprachstruktur übersetzt werden. So könnte beispielsweise ein Entwickler anmerken, dass er dem Produkt ein Tool hinzugefügt hat, das es im Hintergrund sicherer macht. Damit könnte der Entwickler eine bestimmte Bedienstruktur begründen. Für den Anwender hingegen ist wichtig, welche Knöpfe er der Reihe nach drücken muss, damit das Produkt funktioniert. Die Erläuterung der Ausfallsicherheit interessiert ihn höchstens im Anhang oder als Fußnote. Der Redakteur filtert also die für den Nutzer wichtigen Informationen aus Dokumenten heraus und gliedert Dokumente.

Zu den nötigen Soft Skills der Redakteure gehören Selbstständigkeit, Kommunikationsbereitschaft und die Bereitschaft und Fähigkeit, ständig neue Techniken zu studieren. Einige technische Redakteure mit der Spezialisierung auf Software-Dokumentation können auch selbst ein wenig programmieren. Zu den nötigen Hard Skills gehören unter anderem gute PC-Kenntnisse sowie Fachwissen um Autoren- und Content-Management-Systeme. Nicht zuletzt müssen die technischen Redakteure viel zu technischen Normen wie der DIN wissen oder auch wissen, wo sie nachschlagen. Die DIN ist die bekannteste dieser Normen, doch es gibt zahllose weitere wie die Maschinen- und die tekom-Richtlinie. Das Wissen um solche Normen macht Betriebsanleitungen rechtssicher. Damit wiederum bewahren technische Redakteure die Hersteller vor Klagen von Kunden. Sie erstellen beispielsweise auch Sicherheits- und Warnhinweise.

Darüber hinaus sind kommunikationssichere Englischkenntnisse sowie ein sicherer Umgang mit gängigen EDV-Programmen eine Mindestanforderung. Das Beherrschen von Grafikprogrammen und Content Management Systemen ist vorteilhaft. Sofern keine Kenntnisse der fachspezifischen juristischen und normativen Anforderungen vorhanden sind, müssen diese aufgebaut werden.

Einige Universitäten bieten eigenständige Studiengänge zum Technischen Redakteur an. Daneben besteht in manchen ingenieurwissenschaftlichen oder journalistischen Studiengängen die Möglichkeit, sich auf die technische Redaktion zu spezialisieren.

Der Beruf des Technischen Redakteurs ist nicht reglementiert und auch für Quereinsteiger offen. Hier bietet sich neben Weiterbildungskursen besonders die Möglichkeit eines technischen Volontariats mit anschießender Zertifizierung an.

Gehalt: Wie viel verdient ein Technischer Redakteur?

Die Gehälter variieren je nach Region, Branche und Unternehmensgröße recht stark. Im Durchschnitt kann ein Technischer Redakteur mit einem Einstiegsgehalt von 2600 € brutto monatlich rechnen.

Mit gesammelter Berufserfahrung steigt das monatliche Durchschnittsgehalt auf 3000 € bis 3600 € an. Übernimmt ein Technischer Redakteur eine Führungsfunktion in einem großen Unternehmen, kann er mit einem monatlichen Spitzengehalt von bis zu 5300 € rechnen.

Einstiegschancen: Wie sieht der Arbeitsmarkt für Technische Redakteure aus?

Der Bedarf an Technikredakteuren ist sehr hoch und somit sind auch die Einstiegschancen für Berufsanfänger und Quereinsteiger sehr gut. Im Jahr 2018 waren rd. 85.000 Technische Redakteure in Deutschland tätig. Schätzungen zufolge blieben weitere 4.000 offene Stellen unbesetzt.

Dies liegt zum einen an der anhaltend großen Zahl neuer Produktentwicklungen. Je weiter Prozesse automatisiert und digitalisiert werden, umso höher wird auch der Bedarf an umfangreicher technischer Dokumentationen sowie Mitarbeitern, die diese erstellen.

Zum anderen bedingt die Komplexität technischer Entwicklungen ein gestiegenes Informationsbedürfnis seitens der Nutzer. Sie reagieren zunehmend kritischer und legen großen Wert auf die Qualität von Produktbeschreibungen und Bedienungsanleitungen.

Arbeitsgeber: Wer stellt Technische Redakteure ein?

Die meisten Technikredakteure arbeiten in Industrieunternehmen als Einzelredakteur, in Teams oder eigenständigen Redaktionsabteilungen. Neben dem klassischen Angestelltenverhältnis können Technische Redakteure auch als Freiberufler tätig sein.

Technikredakteure sind in fast allen Wirtschaftszweigen anzutreffen. Traditionell sind sie in den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Elektro- und Automobilindustrie tätig. Ein steigender Bedarf ist im Medizinbereich sowie bei Hard- und Softwareherstellern zu verzeichnen.

Karrierechancen: Welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten gibt es?

Da das berufliche Spektrum zu groß ist, um es komplett abdecken zu können, spezialisieren sich Technikredakteure häufig auf einen Bereich. Neben einem Branchenfokus kommt hierbei ein Technologie- oder Produktbereich in Betracht. Aufgrund der weiteren Internationalisierung sind auch Spezialisten für technische Übersetzungen sehr gefragt.

In größeren Unternehmen ist die Weiterentwicklung zur Team- oder Redaktionsleitung möglich. Das Aufgabenspektrum erweitert sich dadurch um die Personalplanung und Mitarbeiterführung.

Tipps: Fachjargon und was man noch über den Beruf wissen sollte

„Authoring Memory“ bezeichnet eine Software, die bei Texteingabe überprüft, ob ähnliche Inhalte bereits existieren. Dadurch wird das Schreiben effizienter, indem Recherchearbeit vereinfacht und das Einstellen bereits existierender Inhalte vermieden wird.

In Deutschland existiert mit der Gesellschaft für Technische Kommunikation – tekom e.V. ein Fachverband für Technische Kommunikation. Dieser legt Standards für das Erstellen Technischer Dokumentationen fest und bietet Informations-, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Der tekom ist die Entwicklung des Berufsbilds des Technischen Redakteurs zu verdanken.

Ähnliche oder verwandte Berufe

  • Technikredakteur
  • Redakteur technische Dokumentation
  • Dokumentationsingenieur
  • Technical Writer

*Hinweis: Für ein besseres Lesegefühl wird in diesem Text ausschließlich von „Technischen Redakteur“ gesprochen, dies schließt natürlich alle Geschlechter mit ein.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.