Bewerbung in der alten Firma: der "Bumerang-Mitarbeiter"

Bewerbung in der alten Firma: der "Bumerang-Mitarbeiter"

Berufsleben | 20.11.2018

Wenn Sie in Ihrem alten Unternehmen wegen eines anderen Jobs gekündigt hatten und nun doch zurückkehren möchten, benötigen Sie einen guten Stand und ausgezeichnete Argumente. Lesen Sie hier, wie diese sogenannte Bumerang-Bewerbung gelingen kann.

Ihre Chance ist sehr viel größer, wenn Sie sich im Guten von Ihrem alten Arbeitgeber getrennt haben. Dieser dürfte grundsätzlich Verständnis dafür haben, dass MitarbeiterInnen aus dem Wunsch heraus, sich beruflich weiterzuentwickeln, einen neuen Job annehmen. Der Wechsel des Arbeitgebers während der Karriere ist schließlich nichts Ungewöhnliches. Dennoch denken kluge Arbeitnehmer daran, keine Tür endgültig zuzuschlagen. Auch wenn man es sich im Moment der Trennung nicht vorstellen kann: Es ist gut denkbar, dass eines Tages die alte Firma die beste Option für eine erneute Bewerbung bietet.

Daher ist es höchst vernünftig, sich weitestgehend konfliktfrei aus dem alten Unternehmen zu verabschieden. Wer es schafft, hält sogar einen losen Kontakt zum letzten Arbeitgeber. Das gehört ohnehin zum Networking und wird dementsprechend verstanden. Wie wichtig das sein kann, hängt von der Region und der Branche ab.

Wenn Sie in einem Beruf mit hohem Spezialisierungsgrad tätig sind und in Ihrer Region nur sehr wenige Firmen mit entsprechenden Stellenangeboten existieren, ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht so klein, dass Sie irgendwann wieder beim vorherigen Unternehmen auftauchen. Dann wäre es sogar enorm wichtig, sich ganz und gar ohne Groll zu verabschieden. Der alte Arbeitgeber wird das genauso sehen.

Auch er weiß, dass er Spezialisten gar nicht so einfach findet. Sie können positive Signale senden, indem sie zum Beispiel gelegentlich einen Tag der offenen Tür oder ein Sommerfest Ihrer alten Firma besuchen. Auch deren Newsletter könnten Sie abonnieren. Der Austausch mit ehemaligen Kollegen kann auch in fachlicher Hinsicht anregend sein, wobei es natürlich Grenzen in Bezug auf interne Informationen gibt. Sie sollten zudem niemals schlecht über einen ehemaligen Arbeitgeber sprechen. Das könnte er nämlich erfahren. Es würde Ihnen die Chance zur Rückkehr wahrscheinlich völlig verbauen.

Argumente für die Bumerang-Bewerbung

Wenn Sie eine Bewerbung beim alten Arbeitgeber abgegeben haben und zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, müssen Sie sachlich und sehr positiv argumentieren. Sie sollten offen ansprechen, warum gerade diese Firma Ihnen gegenwärtig die besten Chancen bietet. Dazu gehört auch, Ihr Ausscheiden aus dem nunmehr letzten Betrieb zu kommunizieren. Vielleicht haben Sie dort festgestellt, wie sehr die vorherige Stelle – die Sie nun wieder haben möchten – zu Ihren Vorstellungen gepasst hat.

Vielleicht haben sich Karriereoptionen im anderen Unternehmen zerschlagen. Vielleicht gibt es jetzt sogar in Ihrer alten Firma bessere Karrierechancen für Sie, weil eine höhere Position inzwischen frei geworden ist. Das wichtigste Argument ist freilich, dass Sie dem Unternehmen einen Mehrwert einbringen werden. Dass Sie sich inzwischen noch woanders umgesehen haben, dürfte nur nützlich für die Firma sein.

Was halten die Unternehmen von einem Bumerang-Mitarbeiter?

Viele Personaler freuen sich über solche Bewerbungen. Sie sind sehr stolz darauf, dass ihr Unternehmen offenbar die besten Konditionen bietet. Wer inzwischen woanders war, kann das am besten vergleichen. Wie gern diese Bewerbung gesehen wird, hängt natürlich von der fachlichen Qualifikation und – siehe oben – von der Art der vorherigen Trennung ab.

Nicht zuletzt sehen die Personaler die Vorteile bei der Neueinstellung eines ehemaligen Mitarbeiters:

  • Die sonst übliche längere Einarbeitungsphase entfällt. Der ehemalige Beschäftigte kennt schließlich das Unternehmen, ist mit dessen Strukturen vertraut und weiß um die Abläufe. Er kennt auch alle Ansprechpartner und hat schon Vertrauensverhältnisse aufgebaut. Daher kann er sofort mit der Projektarbeit beginnen.
  • Der ehemalige Mitarbeiter bringt aufgrund seiner zwischenzeitlichen Beschäftigung in einem anderen Unternehmen neue Erfahrungen mit, die seinen ehemaligen Arbeitgeber bei der Neueinstellung nichts kosten. Das können sogar sehr wertvolle fachliche Erfahrungen sein, auf jeden Fall aber sind es interne Kenntnisse dazu, wie sich ein anderes Unternehmen – vielleicht ein Konkurrent seines alten neuen Arbeitgebers? – am Markt positioniert. Das ist wertvoller als eine Weiterbildung.
  • Die Neueinstellung des alten Mitarbeiters minimiert das Risiko eines Scheiterns. Schließlich sind Ihre Fähigkeiten und Ihre Arbeitsweise bereits bekannt. Eine Fehlbesetzung ist also faktisch auszuschließen.

 

Wann kann der Bumerang scheitern?

Solche Bewerbungen scheitern manchmal an verletzten Eitelkeiten. Besonders gegenüber Führungskräften, die zwischenzeitlich woanders ihr Glück versuchen, bauen sich in der alten Belegschaft manchmal regelrechte Aversionen auf. Nicht selten fällt das Wort vom “Hochverrat”. Es kann daher passieren, dass der alte Arbeitgeber den Bumerang kategorisch, prinzipiell und ohne jede Diskussion ablehnt.

Er geht davon aus, dass Sie nach ein paar Monaten oder Jahren erneut verschwinden. Arbeitgeber mit einem starken Ego fühlen sich dadurch gedemütigt. Wenn Sie also eine Absage erhalten, brauchen Sie die Schuld nicht bei sich zu suchen. Überdenken Sie einfach Ihre Karrierepläne.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.