Tattoos und Piercings im Job

Tattoos und Piercings im Job

Berufsleben | 12.10.2018

Sind Tattoos und Piercings im Job ein No-Go oder tolerabel? Gibt es Regeln für einzelne Branchen? Darf der Arbeitgeber den Körperschmuck verbieten? Erfahren Sie in diesem Artikel, was bei Piercings und Tattoos im Job geht und was nicht.

Tattoos im Job: vielfach unvermeidlich

Viele Menschen würden keinen Job finden, wenn Tattoos generell in der Berufswelt verpönt oder verboten wären - genau genommen über sechs Millionen Deutsche. Das ist nach Studien die Zahl der hierzulande tätowierten Personen. Tattoos nehmen die meisten Arbeitgeber daher hin, wenn auch nicht immer voller Begeisterung, doch Piercings im Job lassen sich unterbinden, weil sie ihre TrägerInnen in der Regel morgens entfernen und abends daheim wieder anstecken können. Dieses Unterbinden kann der Arbeitgeber verlangen, weil es aus seiner Sicht das Erscheinungsbild stört - beispielsweise im Kundenverkehr. Das wäre aber ein Verbot, das sich unter Umständen anfechten ließe. Keine Diskussion gibt es hingegen, wenn es um die Arbeitssicherheit geht. Das müssen die betroffenen Damen und Herren wissen: Aus diesem Grund kann ein Arbeitgeber Piercings im Job direkt verbieten und würde damit wahrscheinlich auch vor jedem Arbeitsgericht Recht bekommen.

Piercings oder Tattoos im Job: Wie tolerant sind die Arbeitgeber?

Abgesehen vom eindeutigen Fall der gefährdeten Arbeitssicherheit durch ein Piercing hängt es in der Tat von der Toleranz des Arbeitgebers und von den Gepflogenheiten der Branche ab, ob Körperschmuck geduldet oder gar begrüßt wird. Es gibt beiderlei Extreme:

  • Die Kundenberaterin einer Bank könnte mit auffälligen Tattoos und Piercings sehr konservative Kreditkunden verschrecken. Es droht ein schwerer geschäftlicher Schaden.
  • Von den Mitarbeitern eines Tattoo- und/oder Piercing-Studios wird der betreffende Körperschmuck zwingend erwartet. Wahrscheinlich würde sich niemand ein Tattoo von jemandem stechen lassen, der selbst nicht tätowiert ist.

Im Großen und Ganzen gibt es Tendenzen in einzelnen Branchen. Unter Kreativen, aber auch unter Berufskraftfahrern gilt Körperschmuck als bunte Belebung der Optik, in konservativen Branchen (auch in vielen Bereichen des Handels) wird er teilweise toleriert, teilweise ist er verpönt, direkt begrüßt wird er wohl kaum. Die euphemistische Umschreibung der TrägerInnen von Körperschmuck heißt “Mitarbeiter mit Individualität” - auf welche mancher Firmenchef gern verzichtet. Doch im Grunde ist das kein Problem, wenn der Körperschmuck schon beim Einstellungsgespräch sichtbar ist. Das Unternehmen kann die Einstellung ablehnen und muss sie nicht einmal mit den vorhandenen Tattoos oder Piercings begründen. Was aber, wenn die bislang makellose Haut einer Kollegin oder eines Kollegen plötzlich auf diese Weise verschönt wird? Darf der Chef das unterbinden?

Vorgaben des Arbeitgebers zu Körperschmuck

Arbeitgeber können Vorgaben hinsichtlich der Berufskleidung und damit auch des Körperschmucks machen. Allerdings sind die Grenzen hierfür unscharf, falls es wirklich zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommt. Wer dabei gewinnt, ist absolut unklar. Es ist daher zu empfehlen, den Vorgaben des Arbeitgebers nach einem unauffälligen, gepflegten Outfit zu folgen und den Körperschmuck entweder als Piercing abzunehmen oder als Tattoo weitestgehend unter der Kleidung zu verbergen. Gerade in Ladengeschäften mit sehr seriöser Kundschaft wünscht niemand eine allzu große Individualität der äußeren Erscheinung. Kluge ArbeitnehmerInnen lassen es nicht darauf ankommen - der Chef findet sonst irgendeinen (anderen) Grund, sie zu entlassen.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.