Gehalt 2026: Wie stark steigen Löhne und Gehälter wirklich?

Gehalt 2026: Wie stark steigen Löhne und Gehälter wirklich?

Karriereplanung | 29.11.2025

2026 wird für viele Arbeitnehmer spürbar steigende Löhne und Gehälter bringen. Davon profitieren besonders bestimmte Berufe. Wer seine Chancen nutzt, kann sich deutlich verbessern.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Im Jahr 2026 werden die Reallöhne spürbar steigen.
  • Problematisch sind dagegen steigende Sozialabgaben.
  • Besonders gut ist die Entwicklung für Fachkräfte im Handwerk, in der Pflege und in der IT.
  • Positiv wirken sich außerdem bestehende und zu erwartende Tarifabschlüsse aus.

2026 bringt günstige Voraussetzungen für die Gehaltsentwicklung

Das Jahr 2026 markiert für viele Beschäftigte in Deutschland einen Wendepunkt. Die vergangenen Jahre waren vor allem durch den Versuch geprägt, die hohe Inflation durch Einmalzahlungen und Prämien auszugleichen. Jetzt kehrt nun eine gewisse Normalität zurück. Doch diese Normalität hat zwei Gesichter: Einerseits sinkt die Inflationsrate voraussichtlich wieder auf ein Niveau von etwa 2,0 Prozent, was den Weg für echte Reallohnsteigerungen freimacht. Andererseits drohen steigende Beiträge zur Sozialversicherung einen Teil dieser Zuwächse direkt wieder aufzuzehren. Für Arbeitnehmer stellt sich daher die drängende Frage: Was bleibt 2026 am Ende des Monats tatsächlich mehr auf dem Konto?

Wir zeigen die entscheidenden Faktoren für dein Portemonnaie, analysieren die Tarifabschlüsse der Leitbranchen und geben konkrete Handlungsempfehlungen für deine nächste Gehaltsverhandlung.

Zunächst ein kurzer Blick auf die letzten Jahre: Wie die Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, gab es zuletzt hohe Inflationsraten, wodurch die Entwicklung der Reallöhne begrenzt wurde. Hier ist vor allem das Jahr 2022 zu nennen. 

Zuletzt ging die Inflation deutlich zurück, während sich die Steigerungen der Nominallöhne weiter auf hohem Niveau hielten. In der Folge stiegen die Reallöhne stärker an.

Entwicklung der Real- und Nominallöhne sowie der Verbraucherpreise. Quelle: Statistisches Bundesamt
Entwicklung der Real- und Nominallöhne sowie der Verbraucherpreise. Quelle: Statistisches Bundesamt

Das Comeback der Reallöhne: Warum sich Arbeit wieder mehr lohnt

Die wichtigste Nachricht für das Jahr 2026 betrifft das Verhältnis zwischen Lohnentwicklung und Preissteigerung. In den Krisenjahren 2022 bis 2023 fraß die Inflation Gehaltserhöhungen oft vollständig auf; die Kaufkraft schrumpfte trotz höherer Zahlen auf dem Lohnzettel. Für 2026 prognostizieren Wirtschaftsforschungsinstitute wie das ifo Institut oder die Bundesbank eine Inflationsrate, die je nach Quelle zwischen 1,5 und 2,1 Prozent einpendeln dürfte.

Weil die prognostizierten und bereits vereinbarten Lohnerhöhungen in vielen Branchen jedoch oberhalb dieser Marke liegen – oftmals im Bereich von drei bis fünf Prozent – dürfen Arbeitnehmer mit einem spürbaren Plus bei der Kaufkraft rechnen. Das bedeutet konkret: Sie können sich von Ihrem Gehalt 2026 mehr Waren und Dienstleistungen leisten als im Vorjahr. Der Wohlstandsverlust der Inflationsjahre wird damit Stück für Stück kompensiert.

Der Taktgeber Tarifpolitik: Was Metall, Pflege und der Öffentliche Dienst vormachen

Wer in einem tarifgebundenen Unternehmen arbeitet, hat für 2026 oft schon Planungssicherheit. Die Tarifverträge dienen dabei auch für außertarifliche Angestellte als wichtiger Orientierungsmaßstab, weil sie die generelle Preisvorstellung für den Faktor Arbeit am Markt definieren.

Besonders die Metall- und Elektroindustrie, Deutschlands größte Industriebranche, hat hier Fakten geschaffen. Der Ende 2024 ausgehandelte Tarifvertrag sieht vor, dass die Tabellenentgelte nach einer Erhöhung im Vorjahr zum 1. April 2026 um weitere 3,1 Prozent steigen. Das ist eine "tabellenwirksame" Erhöhung, also eine Erhöhung, die dauerhaft ist und auch die Basis für zukünftige Steigerungen bildet – anders als die Einmalzahlungen der Vergangenheit.

Im öffentlichen Dienst der Länder (außer Hessen) werden die Weichen erst noch gestellt. Die Gewerkschaften gehen mit der Forderung nach 7 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 300 Euro mehr pro Monat, in die Verhandlungen. Weil der öffentliche Dienst händeringend Personal sucht, ist davon auszugehen, dass das Ergebnis für 2026 eine deutliche Anhebung der Gehälter mit sich bringen wird, um im Wettbewerb mit der Privatwirtschaft bestehen zu können.

Auch in der Pflegebranche greift ein staatlich verankerter Automatismus. Die Mindestlöhne für Pflegekräfte sollen zum 1. Juli 2026 weiter steigen. Eine Pflegefachkraft muss dann mindestens 21,58 Euro pro Stunde verdienen. Da in der Pflege ein extremer Fachkräftemangel herrscht, zahlen viele Arbeitgeber in der Praxis bereits deutlich mehr als diesen Mindestsatz, um Personal zu gewinnen.

Ein Kampf um das Netto: Steuerliche Entlastung trifft auf höhere Sozialabgaben

Nicht nur die Löhne und Gehälter werden im Jahr 2026 steigen, sondern auch die Sozialabgaben. Höhere Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung werden zumindest einen Teil der Lohnsteigerungen aufzehren. Allerdings gibt es für Arbeitnehmer auch steuerliche Erleichterungen.

Die Steuerreform hilft

Der Gesetzgeber plant mit dem Steuerfortentwicklungsgesetz eine Anpassung der Eckwerte, um die sogenannte "Kalte Progression" zu verhindern. Kalte Progression bedeutet, dass eine Lohnerhöhung, die lediglich die Inflation ausgleicht, durch einen gleichzeitig steigenden Steuersatz aufgezehrt wird, so dass der Arbeitnehmer unterm Strich real sogar weniger in der Tasche hat.

Das wichtigste Instrument gegen die Kalte Progression ist der Grundfreibetrag. Dieser soll für das Jahr 2026 auf 12.348 Euro angehoben werden. Das bedeutet, dass die ersten 12.348 Euro deines Jahreseinkommens komplett steuerfrei bleiben. Erst für den Teil des Gehalts, der darüber liegt, fallen Steuern an. Das ist eine spürbare Entlastung, die bei jedem Arbeitnehmer ankommt.

Auch Familien profitieren: Das Kindergeld steigt leicht auf 259 Euro pro Monat, und die Kinderfreibeträge werden auf insgesamt 9.756 Euro (inklusive Betreuungsfreibetrag) angehoben.

Steigende Sozialabgaben werden 2026 zur Belastung

Während die Einkommensteuer tendenziell sinkt, zeigt der Trend bei den Sozialabgaben steil nach oben. Die gesetzlichen Krankenkassen kämpfen mit steigenden Ausgaben. Der Schätzerkreis für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) prognostiziert für 2026 einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,9 Prozent. Zum Vergleich: 2024 lag dieser Wert noch bei 1,7 Prozent.

Weil Arbeitnehmer die Hälfte dieses Zusatzbeitrags tragen, mindert dieser Anstieg das Netto-Gehalt direkt. Wer beispielsweise 4.000 Euro brutto verdient, muss durch den höheren Zusatzbeitrag mit monatlichen Mehrkosten im zweistelligen Bereich rechnen.

Für Besserverdienende kommt ein weiterer Dämpfer hinzu: Die Beitragsbemessungsgrenze für die Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung werden 2026 deutlich angehoben

  • Für die Kranken- und Pflegeversicherung steigt die Beitragsbemessungsgrenze von 66.150 Euro pro Jahr bzw. 5.512,50 Euro im Monat auf 69.750 Euro pro Jahr bzw. 5.812,50 Euro im Monat.
  • In der Rentenversicherung steigt die Beitragsbemessungsgrenze im Jahr 2026 von 8.050 auf 8.450 Euro im Monat.

Diese Grenzen legen fest, bis zu welchem Gehalt Sozialabgaben fällig werden. Steigen sie, müssen Gutverdiener auf einen größeren Teil ihres Gehalts Beiträge zahlen. Es kann also passieren, dass eine Gehaltserhöhung bei Gutverdienern zu einem großen Teil durch die höheren Abgaben aufgefressen wird.

Wo die Gehälter besonders stark steigen: der Faktor Fachkräftemangel

Abseits der Tarifverträge regiert das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Die Bundesagentur für Arbeit meldet, dass mittlerweile fast in jedem achten Beruf ein Fachkräftemangel herrscht. In diesen sogenannten Engpassberufen haben Arbeitnehmer eine hervorragende Verhandlungsposition. Arbeitgeber müssen hier tiefer in die Tasche greifen, um Mitarbeiter zu halten oder abzuwerben.

Zu den Gewinnern gehören 2026 vor allem Fachkräfte im Handwerk (insbesondere Sanitär, Heizung, Klima im Zuge der Energiewende), IT-Spezialisten (besonders im Bereich Cybersecurity und KI) sowie Gesundheits- und Pflegepersonal. In diesen Bereichen entkoppeln sich die Gehälter oft von den Tarifverträgen. Man spricht vom "Wage Drift". Gehaltssprünge von fünf bis zehn  Prozent sind hier bei individuellen Verhandlungen oder Jobwechseln keine Seltenheit.

Auch geografisch tut sich etwas: Der Lohnabstand zwischen Ost- und Westdeutschland verringert sich weiter, wenn auch langsam. In den neuen High-Tech-Zentren Ostdeutschlands, etwa in der Halbleiterindustrie um Dresden oder der E-Mobilität in Brandenburg, werden mittlerweile Löhne gezahlt, die sich dem Westniveau annähern. Dennoch besteht im Durchschnitt weiterhin eine Lücke von rund 21 Prozent (Stand 2024).

Was Arbeitnehmer 2026 konkret unternehmen sollten

Das Jahr 2026 bietet Chancen, verlangt aber auch Eigeninitiative. Das Gießkannenprinzip, bei dem alle Mitarbeiter automatisch deutlich mehr bekommen, ist in vielen Unternehmen kein Thema mehr.

Arbeitnehmer sollten auf folgende Dinge achten:

1. Realistische Forderungen stellen

Kalkuliere bei deiner Gehaltsforderung die steigenden Sozialabgaben mit ein. Eine Gehaltserhöhung von zwei Prozent klingt zwar gut, könnte aber netto kaum spürbar sein, wenn gleichzeitig die Krankenkasse teurer wird und die Preise steigen. Orientiere dich an einer Zielmarke von vier bis fünf Prozent, um auch nach Abzug der Inflation und der höheren Kassenbeiträge ein echtes Plus in der Tasche zu haben.

2. Leistung statt Inflation argumentieren

In Verhandlungen solltest du das Argument "Inflation" sparsam einsetzen. Die Inflation trifft jeden, auch Ihren Arbeitgeber. Konzentriere dich stattdessen auf deinen Marktwert. Wenn du in einem Engpassberuf arbeitest, ist das dein stärkstes Argument. Recherchiere  Vergleichsgehälter und weisen auf Ihre Erfolge und die gestiegene Verantwortung hin.

3. Den Wechselbonus prüfen

Statistiken zeigen immer wieder, dass die größten Gehaltssprünge nicht durch interne Beförderungen, sondern durch einen Arbeitgeberwechsel erzielt werden. Aufschläge von zehn bis 15 Prozent sind bei einem externen Wechsel oft realistischer als bei einer internen Anpassung. 

Wenn dein  aktueller Arbeitgeber trotz guter Leistungen mauert, kann 2026 der richtige Zeitpunkt sein, den heißen Arbeitsmarkt zu testen – die Nachfrage nach qualifiziertem Personal ist trotz schwächelnder Konjunktur in vielen Bereichen ungebrochen hoch.

Tipps für mehr Gehalt 2026: Infografik
Tipps für mehr Gehalt 2026: Infografik

Fazit: 2026 ist ein Jahr der Chancen

Zusammenfassend lässt sich sagen: 2026 wird kein Jahr der automatischen Wohlstandsmehrung für alle, aber ein Jahr der Chancen für diejenigen, die ihre Marktmacht kennen. Die Kombination aus sinkender Inflation und steigenden Bruttolöhnen bietet die historische Chance, die Reallohnverluste der Krisenjahre hinter sich zu lassen – sofern man die steigenden Sozialabgaben bei der eigenen Finanzplanung berücksichtigt.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.