Johari-Fenster: Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung

Johari-Fenster: Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung

Berufsleben | 26.11.2018

Der Unterschied zwischen Selbstwahrnehmung und Einschätzung ist herausfordernd. Nicht alle Menschen bestätigen das gut gepflegte Selbstbild. Die Technik "Johari-Fenster" soll dabei helfen, die verschiedenen Impulse richtig zu verarbeiten und eine Persönlichkeitsentwicklung zu erleichtern

Das Johari-Fenster - was bringt es?

Die Fremdwahrnehmung ist für verschiedenste Lebensbereiche eine wichtige Ressource. Wie wirkt man wirklich auf andere Menschen? Wie verhalten sich Gestik und Mimik? In welchen Bereichen kann man an einer Optimierung arbeiten?

Es ist nicht selten, dass man überrascht ist, wie anders die Wahrnehmung sein kann. Wer sich zum Beispiel einmal selbst auf einem Film gesehen hat, ist nicht selten verstört über die kleinen und großen Gesten,, die einem selbst nicht einmal auffallen. Das Johari-Fenster versucht nun, diese unterschiedlichen Eindrücke zu bündeln und dabei zu helfen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Technik bedient sich dabei vier verschiedener Abschnitte:

 

Quadrant A: Als "öffentliche Person" bezeichnet, sammelt Quadrant A die bekannten Verhaltensweisen. Wir wissen dass sie vorhanden sind und dass sie den Eindruck anderer beeinflussen. Jemand der ein besonders aufbrausendes Temperament hat ist sich dieses Umstands zum Beispiel bewusst und weiß in der Regel auch, wie dieser Umstand auf andere Personen wirkt.
Quadrant B: Hierbei handelt es sich um die private Person. Die öffentliche Person gesteht sich Neigungen und Verhaltensweisen ein. Bei der privaten Person geht es um Dinge, die wir für uns behalten. Beispiele sind Mimik, Gestik oder uns unbekannte Marotten. Wir wollen sie vor anderen verbergen und dafür sorgen, dass sie nicht nach außen dringen. Das gelingt nicht immer, ist aber zumindest das oberste Ziel der privaten Person.
Quadrant C: Der sogenannte blinde Fleck ist einer der wichtigsten Faktoren für eine realistische Selbsteinschätzung. Hierbei handelt es sich nämlich um Verhaltensweisen, Angewohnheiten und Gestiken, die uns selbst nicht bekannt sind, aber von anderen Personen wahrgenommen werden. Beispiele sind nervöse Ticks und andere uns unbekannte Angewohnheiten. Der blinde Fleck hilft dabei, diese Dinge aufzudecken und zu optimieren.
Quadrant D: Am wenigstens Informationen gibt es über den Bereich des Unterbewussten. Hierbei handelt es sich um Dinge, die weder uns selbst noch anderen Personen klar sind. In der Regel sind dies Dinge, die nur von einem Psychologen oder eine Therapie erkennbar und entsprechend veränderbar sind.

 

Das Ziel ist es nun, dass diese Informationen zusammengetragen werden. Dabei ist besonders wichtig, dass ein offener Austausch über den sogenannten blinden Fleck geführt wird. Wie sehen andere Menschen einen und was nehmen sie wahr, das wir selbst nicht einmal bemerken? Welche Dinge wirken im besonderen Maße in unserer Präsentation gegenüber anderen? Und wie sind diese Dinge veränderbar, sofern man sie denn verändern möchte?

Für wen ist die Technik Johari-Fenster geeignet?

Generell kann das Johari-Fenster von jeder Person für eine realistische Selbsteinschätzung genutzt werden. Besonders im geschäftlichen Alltag kann es aber Sinn machen, diese Dinge einmal auf die Probe zu stellen und sich so selbst zu hinterfragen.

In Verhandlungen, beim Management und bei der Führung von Personen sind Körpersprache, Gestik und Mimik von hoher Bedeutung. Ein Einblick in die Einschätzung anderer Menschen gegenüber der eigenen Person kann dabei hilfreich sein, entsprechende Dinge zu verändern oder wenigstens zu optimieren. Das Johari-Fenster bietet dabei einen guten ersten Ansatz und erfreut sich daher auch einer immer größer werdenden Beliebtheit.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.