Kleidung und Kommunikation

Kleidung und Kommunikation

Karriereplanung | 09.02.2019

Unterschiedliche Unternehmen, unterschiedliche Kleidung und Sprache. Warum Sie nicht unbedingt mit einer Krawatte zum Vorstellungsgespräch bei einem Internet-Startup erscheinen sollten und mehr, erfahren Sie in diesem Artikel.

Sichtbare Kommunikation: der Dress Code

In Unternehmen gibt es bestimmte Formen der Kommunikation - verbale und optische. Letztere zeigen sich in Firmenfarben und -logos, aber auch in der Businesskleidung. Für diese gibt es bestimmte Gepflogenheiten, die auf Traditionen beruhen, aber auch einem Wandel unterworfen sind. Wie auch immer solche Signs aussehen: Sie verschaffen dem Unternehmen eine Identität nach außen und nach innen. Wer dazugehören will, muss die Zeichen kennen und die Regeln befolgen.

Woher kommt der Dress Code in Unternehmen?

Die Kleiderordnung im Businessbereich folgt langen Traditionen, die zu bestimmten ungeschriebenen Regeln und teilweise auch zu direkten Bekleidungsvorschriften im beruflichen Bereich geführt haben. Dass die Mitarbeiter mancher Unternehmen und erst recht Polizeibeamte eine Uniform tragen müssen, ist eine sehr eindeutige Vorschrift.

In Wirtschaftsunternehmen ist die Lage komplizierter, denn der Arbeitgeber kann bestimmte Bekleidungsvorschriften erlassen, aber längst nicht alles durchsetzen, was ihm einfallen mag. An manche ungeschriebenen Regeln halten sich jedoch alle Beteiligten, weil sie ansonsten einen Ausschluss (Exklusion) aus der Gruppe riskieren. Im geschäftlichen Bereich lassen sich aufgrund entwickelter Traditionen und Konventionen inzwischen einige Bekleidungsstile unterscheiden:

  • Business Attire: reiner Geschäftsanzug (Frauen im Kostüm), Krawatte ist Pflicht
  • Smart Casual: sportlich-eleganter Businessanzug, Krawatte nicht verpflichtend
  • Business Casual: schwankend zwischen Business Attire und Smart Casual
  • Creative Casual: Smart Casual mit T-Shirt und Sakko, Krawatte daher unpassend
  • Casual Friday: lässige Kleidung am Freitag
  • Inklusion und Exklusion durch die Berufskleidung

Vor allem im Büro, wo MitarbeiterInnen ihre Berufskleidung selbst auswählen (und bezahlen), schließen sie sich damit in das Kollegium eher ein oder aus. Deswegen handelt es sich ja um einen “Code”, also um verschlüsselte Signale. Wer jeden Tag nett und adrett, dabei mit ständig wechselnder Kleidung im Büro erscheint, jedoch niemals overdressed ist, drückt damit den Respekt gegenüber der Firma und den Kollegen aus.

Diese Person möchte nicht beziehungsweise nur positiv auffallen. Es gibt jedoch auch Abteilungsleiter, die - möglicherweise sogar unbewusst - immer einen Tick schicker als ihr direkter Vorgesetzter gekleidet sind. Diese milde Form des Overdressings ist ein subtiles Signal dafür, dass sich der betreffende Mitarbeiter dem Vorgesetzten überlegen fühlt. Das kann eine Weile harmlos oder höchstens etwas nervend sein, doch der Kollege könnte auch auf den Posten seines Chefs schielen. Das beweist, wie wichtig die Signale durch die Kleidung sind.

Es gibt auch Chefs (an der Firmenspitze), die sich zwar teuer, aber bewusst lässiger als ihre MitarbeiterInnen kleiden. Damit signalisieren sie, dass sie es geschafft und mithin nicht mehr nötig haben. Wer sich weitgehend an die ungeschriebenen Regeln hält, wird in die Gruppe gut integriert beziehungsweise eingeschlossen (Inklusion). Wer gegen die Regeln zu stark verstößt, könnte ausgeschlossen werden (Exklusion), wobei der Ausschluss vom Unternehmen abhängt. In Kreativ-Firmen wird eindeutig mehr toleriert als im Finanzbereich.

Was darf ein Unternehmen bei der Businesskleidung vorschreiben?

Uniformen und Arbeitsschutzkleidung darf der Arbeitgeber vorschreiben. Das betrifft nicht nur die Uniformen von Polizeibeamten, sondern auch die von Mitarbeitern eines Wachdienstes oder der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Solche Uniformen sind wichtig, um sofort einen verantwortlichen Mitarbeiter zu erkennen. Der Arbeitgeber kann sie auch arbeitsrechtlich durchsetzen.

Schutzkleidung schützt einerseits die Mitarbeiter, andererseits auch die Produkte oder Kunden und Patienten wie im Lebensmittelbereich, in Laboren oder in Krankenhäusern. Die Kleidung im Büro kann der Arbeitgeber im Regelfall nicht direkt vorschreiben. Er kann aber ein angemessenes und ohnehin ein gepflegtes Auftreten verlangen. Darüber hinaus darf er erwarten, dass Mitarbeiter das Image des Unternehmens nach außen angemessen vertreten.

Aus solchen Erwartungen resultiert ein bestimmter Dress Code, wie er oben in verschiedenen Varianten gelistet wurde (Business Attire bis Casual Friday). Wichtig zu wissen: Es gibt praktisch kein Gesetz, dass aus einer eventuell unangemessenen Bürokleidung einen direkten Kündigungsgrund ableiten kann.

Doch wenn ein Kollege gegen die ungeschriebenen Regeln bei der Berufskleidung laufend und provokativ verstößt, dürfte er kaum befördert und überdies scharf beobachtet werden. Das Unternehmen wird Gründe finden, ihn loszuwerden. Es fragt sich, an welcher Stelle die Grenze so stark überschritten wird, dass ein Abteilungsleiter den Kollegen aufgrund seiner Kleidung sogar nach Hause schicken könnte: Wenn dieser unrasiert und in Jogginghose + Unterhemd im Büro erscheint? Hierfür müsste ein justitiabler Grund gefunden werden, möglicherweise die “Störung des Betriebsfriedens”. Wir erkennen an diesem plakativen Beispiel, dass die Grenzen fließend sind. Kluge MitarbeiterInnen erkennen die ungeschriebenen Regeln der Berufskleidung sehr gut und sind stolz darauf, sich nach diesen zu ihrem eigenen Vorteil zu richten.

Was ist im Geschäftsalltag vorteilhaft?

Einige Grundregeln sollte jedermann kennen, die über das gepflegte Äußere hinausgehen. Anzüge und Kostüme benötigen im Büro gedeckte Farben, Schuhe zum Anzug sollten aus Leder sein (außer Creative Casual und Casual Friday), Krawatten und Hemden müssen farblich zum Anzug passen. Frauen im Rock sollten darauf achten, dass dieser mindestens ihre Oberschenkel bedeckt. Blusen sollen nicht transparent sein, der Absatz von Schuhen sollte sechs Zentimeter nicht übersteigen. Schminke, Schmuck und Nagellack setzen Damen am besten sparsam ein.

Foto: © WavebreakmediaMicroado adobe stock

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.