45 Prozent der offenen Stellen für Fachkräfte konnten 2022 nicht besetzt werden

45 Prozent der offenen Stellen für Fachkräfte konnten 2022 nicht besetzt werden

News | 04.08.2024

Wie groß der Fachkräftemangel in Deutschland ist, zeigen aktuelle Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Wie groß der Fachkräftemangel in Deutschland ist, zeigen aktuelle Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Im ersten Halbjahr 2022 konnten 45,2 Prozent der von den Unternehmen angebotenen Fachkräftestellen nicht besetzt werden. Das entspricht fast einer Verdoppelung innerhalb von zehn Jahren. 2012 hatte der Anteil nicht besetzter Fachkräftestellen noch rund 25 Prozent betragen.

In der Gesamtsicht zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland. Während in Ostdeutschland der Anteil offener, nicht besetzter Stellen bei 45,5 Prozent lag, waren es in Westdeutschland mit 45,2 Prozent fast genauso viele.

Fachkräftemangel im Baugewerbe besonders ausgeprägt

Je nach Branche haben die Unternehmen dagegen in deutlich unterschiedlichem Maß mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Vor allem im Baugewerbe ist der Anteil nicht besetzter Fachkräftestellen hoch. Deren Anteil lag in Ostdeutschland bei 65 Prozent und in Westdeutschland bei 63 Prozent, so dass also jeweils fast zwei Drittel der offenen Stellen betroffen waren. Gleichzeitig war der Bedarf nach Fachkräften in dieser Branche besonders hoch. Insgesamt rund 12 Prozent aller bundesweit nachgefragten Fachkräfte entfielen auf das Baugewerbe.

Weitere Branchen mit einer hohen Nichtbesetzungsquote sind personennahe Dienstleistungen sowie Beherbergung und Gastronomie. Vergleichsweise wenige Probleme beim Besetzen offener Fachkräftestellen hatten dagegen die Branchen Bergbau, Energie, Wasser, Abfall sowie Erziehung und Unterricht mit 35 Prozent Nichtbesetzungsquote. Den niedrigsten Anteil nicht besetzter Fachkräftestellen gab es in der Öffentlichen Verwaltung. Mit 11 Prozent blieb hier nur jede zehnte Stelle unbesetzt. Hier zeigten sich allerdings deutliche Unterschiede zwischen Ost- (17 Prozent) und Westdeutschland (9 Prozent).  

Kleine Unternehmen stärker vom Fachkräftemangel betroffen

Besonders kleine Unternehmen und Kleinstunternehmen hatten laut der Studie Probleme bei der Besetzung offener Fachkräftestellen. Bei Kleinstunternehmen betrug der Anteil nicht besetzter Fachkräftestellen 62 Prozent. Großunternehmen hatten dagegen insgesamt nur 24 Prozent nicht besetzter Stellen zu verzeichnen. Hier offenbart sich ein großer Unterschied zwischen den alten und den neuen Bundesländern: Großunternehmen in den neuen Bundesländern hatten demnach größere Schwierigkeiten, genügend Fachkräfte zu finden. Bei ihnen betrug der Anteil offener Stellen 34 Prozent, während es bei Großunternehmen in den alten Bundesländern nur 22 Prozent waren.

Anteil der Unternehmen mit Fachkräftebedarf steigt

Nachdem der Fachkräftebedarf im Zuge der Corona-Krise im Jahr 2020 gesunken war, stieg er in den Jahren 2021 und 2022 wieder deutlich an. Im ersten Halbjahr 2022 hatten in Deutschland 40,2 Prozent der Unternehmen Fachkräftebedarf. Dabei waren die Unterschiede zwischen Ostdeutschland (39,3 Prozent) und Westdeutschland (40,5 Prozent) nur sehr gering. Insgesamt überstieg der Fachkräftebedarf in Deutschland im ersten Halbjahr 2022 den bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2019, der knapp 38 Prozent betragen hatte, um etwa zwei Prozentpunkte.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.