Papierbewerbung

Papierbewerbung

Karriereplanung | 05.11.2018

Obwohl Onlinebewerbung bei vielen Unternehmen mittlerweile Standard geworden ist, kann die alte Form, sich mit einer Bewerbungsmappe vorzustellen, noch Gründe und Vorteile haben. Lernen Sie das Wichtigste zum Thema Papierbewerbung in diesem Artikel

Gibt es noch die klassische Papierbewerbung?

Selbstverständlich gibt es neben der Online- und E-Mail-Bewerbung auch im Jahr 2018 noch die klassische Papierbewerbung. Manche Unternehmen verlangen sie sogar explizit - darunter sogar moderne Medienunternehmen, die vielleicht ein handgeschriebenes Anschreiben bei der Bewerbung per Post sehen möchten.

Wie oft wird noch eine Papierbewerbung verlangt?

Eine - vielleicht wegen geringen Datenmaterials nicht ganz repräsentative - Untersuchung unserer Redaktion zu den Bewerbungsforderungen im Sommer 2018 schätzt vorsichtig ein:

  • Rund fünf Prozent aller Unternehmen verlangen explizit eine Bewerbung auf Papier - digitale Bewerbungen werden nicht berücksichtigt.
  • 45 Prozent der Firmen gestatten beide Möglichkeiten - die schriftliche und die digitale Bewerbung.
  • 50 Prozent der deutschen Unternehmen wollen nur noch digitale Bewerbungen (Online-Bewerbung oder E-Mail-Bewerbung) erhalten. Sie akzeptieren keine postalisch zugeschickten Bewerbungen auf Papier mehr.

Die Tendenz geht zur digitalen Bewerbung, doch noch sind die klassischen Bewerbungsmappen mit ausgedruckten Lebensläufen, handschriftlichen Anschreiben (oft verlangt) und kopierten Zeugnissen längst nicht ausgestorben. In immerhin der Hälfte aller Fälle sind sie mindestens zulässig oder werden gar verlangt. Doch welche Motive haben Unternehmen, eine explizite papierne Bewerbung zu verlangen? Noch dazu Unternehmen, die beispielsweise ihren Kunden Webdesign und Online-Marketing anbieten? Solche Fälle gibt es tatsächlich. Dabei erscheint die digitale Bewerbung doch um so vieles einfacher für alle Seiten zu sein.

Warum verlangen Unternehmen die Bewerbung per Post?

Die Art der Firma spielt für deren Vorstellung von den Bewerbungsunterlagen wohl eine recht große Rolle, auch wenn das oben beschriebene Beispiel der Medienfirma mit einer Präferenz für postalische Bewerbungen wohl die Ausnahme von der Regel bestätigt. Klassische Bewerbungen auf Papier verlangen oder akzeptieren besonders oft öffentliche Stellen. Behörden wie Stadtverwaltungen und Landratsämter - letztere bevorzugt dann, wenn sie im ländlichen Raum operieren - möchten sehr gern eine Bewerbungsmappe auf Papier in den Händen halten. Das hat nicht unbedingt etwas mit verstaubten Vorstellungen und mangelnden Computerkenntnissen zu tun, im Gegenteil: Verschnarchte Landräte sind offenbar sehr clever, wenn es um den Datenschutz geht. Sie sagen sich, dass ein Blatt Papier keinesfalls gehackt werden kann. Es muss nur sicher im Aktenschrank verwahrt werden, dann sind die Daten sicher. Natürlich ist auch ein Aktenschrank nicht vollkommen sicher, aber die Sicherheit lässt sich wesentlich einfacher herstellen also auf digitalem Weg. Hier müssen nämlich die Verschlüsselungsverfahren gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Sollte ein Arbeitgeber das nicht garantieren können, muss er den Bewerbern die Möglichkeit verschaffen, passwortgesicherte Zip-Dateien mit ihren Daten zu schicken. Das Passwort sollten sie dann auf einem anderen Weg (mindestens in einer anderen Mail) übermitteln. Manche Arbeitgeber sagen sich, dass eine klassische Bewerbungsmappe doch wesentlich einfacher zu sichern ist. Moderne Unternehmen zum Beispiel der IT- und Online-Wirtschaft setzen naturgemäß viel eher auf digitale Bewerbungsunterlagen, weil sie deren Vorzüge schätzen und mit den Anforderungen an die Sicherheit umgehen können.

Bewerbung per Post: Wünsche der Bewerber

Es gibt natürlich auch viele Bewerber, die sich gern auf Papier bewerben möchten, weil sie wenig computeraffin sind. Allerdings können sie sich das bei ~45 % aller Stellenanzeigen inzwischen nicht mehr aussuchen, wenn die oben zitierte Statistik annähernd die Realität beschreibt. Sie werden sich daher wahrscheinlich eher auf Jobs im Handwerk, im Dienstleistungsgewerbe oder eben in Behörden bewerben, wo man digitale Bewerbungen noch nicht bevorzugt. Bewerber scheinen übrigens etwas moderner zu ticken als Arbeitgeber, denn nach anerkannten Umfragen wünschen nur noch etwa 30 % von ihnen eher eine klassische Bewerbung, der Rest wünscht eher eine E-Mail-Bewerbung oder kann sich zumindest beide Möglichkeiten gut vorstellen. Das ist sicher auch vernünftig: Die Vorteile digitaler Bewerbungen sind nicht mehr zu übersehen. Personalbüros müssen nicht mehr viele Stapel Papier horten oder gar an Bewerber zurücksenden, Letztere sind hinsichtlich der Kosten und des Aufwands entlastet. Wahrscheinlich heißt es in wenigen Jahren bei Bewerbungen: Ade, Papier!

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.