Sabbatical - Einfach mal ein Jahr raus aus dem Arbeitsleben?

Sabbatical - Einfach mal ein Jahr raus aus dem Arbeitsleben?

Berufsleben | 16.10.2018

Mit einem Sabbatical kann ein Arbeitnehmer für längere Zeit – in der Regel drei bis 12 Monate – aus dem Job aussteigen. Danach kehrt er auf seinen Arbeitsplatz zurück. Die Rechtsgrundlage schafft dafür das TzBfG (Teilzeit- und Befristungsgesetz) vom 1. Januar 2001. Möglich ist die Regelung für Betrieb mit mindestens 16 Mitarbeitern. Der Arbeitnehmer muss schon mehr als sechs Monaten im Betrieb beschäftigt sein. Einen Rechtsanspruch auf diese Auszeit gibt es nicht.

Warum nehmen ArbeitnehmerInnen das Sabbatjahr?

Es gibt für diese längere Abwesenheit unter anderem folgende Gründe:

  • Studium oder Ausbildung
  • berufliche Weiterbildung zum Beispiel zum Handwerksmeister, Promotion, Erwerb eines MBA
  • Erlernen einer Fremdsprache
  • Hausbau
  • sonstige persönliche Projekte
  • Pflege naher Angehöriger
  • Verlängerung der Elternzeit
  • längere Reisen
  • Neu- oder Umorientierung, auch Besinnung in einem Kloster
  • längerfristiges ehrenamtliches Engagement
  • Burnout

Auch ohne gesetzlichen Anspruch ermöglichen viele Unternehmen ihren Mitarbeitern diese Auszeit. Sie können in Phasen einer schwachen Auftragslage selbst davon profitieren, die Mitarbeiter binden und Kündigungen vermeiden. Wenn der betreffende Mitarbeiter ausgebrannt ist, dürfte er hinterher ausgeruht zurückkehren. Bei Fach- und Führungskräften kann das für das Unternehmen sehr wichtig sein. Wenn sich Firmen zu so einer Strategie der Arbeitszeitgestaltung entschlossen haben, schlägt sich das in entsprechenden Programmen nieder, die in Betriebsvereinbarungen bzw. Arbeits- und Tarifverträgen ausformuliert werden.

Wie kann ein Sabbatical gestaltet werden?

Die Auszeit lässt sich bezüglich der Arbeitszeitvereinbarung auf sehr verschiedene Weise gestalten. Möglich ist unter anderem die Nutzung eines Langzeit- bzw. Lebensarbeitszeitkontos. Der Arbeitnehmer spart über Jahre Plusstunden an und verwendet diese dann am Stück für die Auszeit. Das muss explizit vereinbart werden, weil normalerweise Überstunden in einem gewissen Zeitrahmen abzubauen sind. Auch Sonderform von Teilzeit ermöglichen am Ende das Sabbatjahr. So gibt es Modelle der Wochenarbeitszeit von 40 Stunden über drei Jahre, bei denen der Arbeitgeber nur 30 Stunden Woche bezahlt, woran sich ein Jahr bezahlter Urlaub anschließt. Unbezahlter Urlaub ist aber auch möglich. Dabei kündigt der Arbeitnehmer regulär seinen Arbeitsvertrag und sucht sich Monate später einen neuen Job. Natürlich kann er auch beim alten Arbeitgeber wieder einsteigen, wenn dieser damit einverstanden ist. Das sollte dann vorab besprochen werden. Die Kündigung ist dennoch aus juristischen Gründen nötig. Der Arbeitnehmer würde nach einer Sperrfrist von drei Monaten sogar ALG I erhalten. Dennoch hat dieser unbezahlte Urlaub viele Nachteile. Es herrscht Unsicherheit, ob der Arbeitnehmer einen neuen Job findet, zudem würde der Arbeitgeber bei den Modellen Langzeitkonto und Teilzeit während der Auszeit die Sozialversicherungsbeiträge bezahlen.

Verbesserte Work-Life-Balance durch das Sabbatical

Arbeitnehmer haben gelegentlich das Gefühl, für ihre Work-Life-Balance diese Auszeit unbedingt zu benötigen. So ein Gefühl stellt sich nicht alle Jahre ein. Manche Menschen haben es einmal im Leben (meist nach einschneidenden Veränderungen), andere nie. Es gibt auch Berufstätige, die sehr intensiv an Projekten arbeiten und anschließend einfach eine Auszeit brauchen. Für diese ist das Modell der 40-stündigen Wochenarbeitszeit mit Bezahlung von 30 Stunden und einem vierten vollkommen freien, bezahlten Jahr sehr nützlich. In jedem Fall verbessert diese Art der Auszeit bei den Betroffenen sehr deutlich ihr Lebensgefühl und ihr prinzipielles Verhältnis zur Berufstätigkeit. Kaum jemand will ganz und gar aussteigen. Doch eine bis zu einjährige Pause schafft viele neue Perspektiven.

Wie sollten Sie diese Auszeit planen?

Zunächst einmal sind die betrieblichen und damit verbunden die juristischen Rahmenbedingungen genau zu klären. Doch auch Ihr Privatleben ändert sich. Daher sollten Sie mit Ihrem/Ihrer Partner/in unbedingt lange vorher über diesen Plan sprechen. Ein Vorlauf von bis zu drei Jahren gilt als angemessen. Vielleicht nehmen Sie sich sogar gemeinsam diese Auszeit. Deren finanzielle Auswirkungen sind natürlich zu bedenken, wenn nicht Ihr Arbeitgeber wegen angesparter Überstunden diese Zeit bezahlt. Sie sollten schon recht genau kalkulieren, wie viel Geld Sie benötigen. Im Unternehmen schließlich müssen Sie ebenfalls lange vorher Ihren Plan bekannt geben und nötigenfalls dafür werben, auf jeden Fall aber dafür sorgen, dass Sie nicht mitten in einem Projekt aussteigen. Gegenüber der Firma geht man von einem Vorlauf der Ankündigung von bis zu 18 Monaten aus.

Was ist bei dieser Form der Arbeitspause zu bedenken?

Sie wird zwangsläufig zu neuen Einsichten führen. Im normalen Arbeits- und Lebensalltag haben wir zu wenig Zeit für Reflexion. Wenn wir reflektieren, sind wir auf den Beruf und möglicherweise auf familiäre Probleme fokussiert, die wiederum mit unserem straffen Arbeits- und Lebenszeitplan zu tun haben. Während einer monatelangen Auszeit ändert sich der Blickwinkel, das ist auch gewollt. Diese Änderung kann dazu führen, dass wir unsere bisherigen Ziele hinterfragen und am Ende teilweise verwerfen. Das muss aber nicht sein. Es kann auch sein, dass ein Ingenieur kurz vor dem Burnout sich diese Auszeit nimmt und dann mit einiger Überlegung feststellt, dass er im Grunde in seinem Traumberuf arbeitet, doch aufgrund von Überlastung und vielleicht suboptimaler betrieblicher Arbeitsorganisation an seine Grenze gestoßen ist. Vielleicht kehrt er in die Firma zurück und bittet für sich um Gleitzeit – damit sind er und sein Arbeitgeber wieder vollständig zufrieden. Seien Sie also einfach auf spannende Einsichten gefasst.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.