Ausbildungswege: Studium oder Berufsausbildung

Ausbildungswege: Studium oder Berufsausbildung

Berufsleben | 12.10.2018

Schüler stehen vor der Entscheidung, ob sie sich für ein Studium oder eine Berufsausbildung entscheiden sollen. Beides hat Vor- und Nachteile, jedoch werden die Vorteile der deutschen Berufsausbildung oft unterschätzt.

Über die deutsche Berufsausbildung

Das deutsche duale Ausbildungssystem, das es in ähnlicher Form auch in anderen Staaten gibt, gilt international als Erfolgsmodell. Die Auszubildenden erwerben praktische Kenntnisse im Betrieb und schulische sowie berufstheoretische Kenntnisse in der Berufsschule. Die Berufsschule liegt in der Nähe des Ausbildungsbetriebes. Dieses System hat große Vorteile, vor allem die Praxisnähe mit ihrem Bezug zu neuesten technischen Entwicklungen gilt als hervorragende Basis für die Berufsausübung. Des Weiteren erhalten die Azubis eine Ausbildungsvergütung, auch verkürzen sich manche Lernprozesse. Die Berufsschule verringert die Phase der allgemeinbildenden Schule, welche die Schulpflicht vorgibt: Es werden auch Fächer wie Sozialkunde, Deutsch, Religion, Mathematik, Physik und Sport unterrichtet. Der Staat sichert das Mindestniveau der Ausbildung zu. Prüfungen vor der IHK oder der Handwerkskammer garantieren vergleichbare Abschlüsse. Dennoch streben viele Schüler ein Studium an. Im Folgenden wollen wir uns die Vor- und Nachteile der beiden Ausbildungswege anschauen.

Vorteile der dualen Berufsausbildung

  • Durch die Ausbildungsvergütung sind Azubis finanziell relativ schnell selbstständig.
  • Die Ausbildung bindet Azubis in einen Betrieb ein, der sie später oft übernimmt. Der Kollegenkreis ist schon bekannt, auch die praktische Berufsausübung wird unmittelbar erlernt.
  • Das duale Ausbildungssystem schließt die Lücke zwischen theoretischem und praktischem Unterricht.
  • Junge Facharbeiter finden oft schnell einen Job. In über 60 % aller Fälle übernimmt sie ihr Ausbildungsbetrieb. Studenten durchlaufen nach dem Abschluss vielfach eine mühsame Bewerbungsphase.
  • Auch für ein späteres Studium ist die vorherige Berufsausbildung ein Vorteil, weil die Praxis bekannt ist. Das erleichtert die Wahl der passenden Studienrichtung.
  • Etwa 30 Prozent der deutschen Führungskräfte haben nicht studiert - ihre Berufsausbildung genügte für den Weg nach oben. Es gibt Branchen (zum Beispiel den Handel), in denen diese Führungskräfte sogar die Mehrheit stellen.
  • Akademiker können, müssen aber nicht zwingend besser verdienen. Manche selbstständigen Handwerksmeister oder auch Industriemeister freuen sich über höhere Monatseinkünfte als ein Doktor.

Nachteile für Azubis

  • Die Berufsausbildung ist straff organisiert, die Azubis haben viele Verpflichtungen. Sie müssen im Betrieb genauso pünktlich sein wie Facharbeiter, auch die Berufsschule erwartet das von ihnen. Studenten gehen zu vielen Vorlesungen eher freiwillig - nach einer Partynacht manchmal auch erst vormittags um 11.00 Uhr. Das kommt für Azubis nicht infrage.
  • Für Bildungshungrige ist ein Studium in der präferierten Fachrichtung der richtige Weg. Sie können viel entdecken, unter anderem besuchen sie Vorlesungen anderer Fächer. Im dualen Ausbildungssystem sind die Inhalte strikt vorgegeben.
  • Die theoretische Ausbildung an der Uni geht tiefer. Die Grundlagen und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens sind langlebig und flexibel einsetzbar.
  • Studenten haben wesentlich mehr und längere Ferien als Azubis.
  • Trotz der beschriebenen Ausnahmen sind die Karrierechancen mit einem abgeschlossenen Studium insgesamt besser.
  • Bestimmte Berufe - teilweise mit sehr hohen Gehältern - können ohne Studium nicht ausgeübt werden.
Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.