Telearbeit: Vorteile, Nachteile, Chancen.

Telearbeit: Vorteile, Nachteile, Chancen.

Berufsleben | 16.10.2018

Den Begriff der Telearbeit kennen wir alle, doch so richtig können ihn die meisten von uns nicht einordnen. Seit den erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens und damit auch des Arbeitsalltags anlässlich der Corona-Pandemie scheint sie jedoch zunehmend mehr Leuten ein Begriff zu sein. Es handelt sich hierbei um eine dezentralisierte Bürotätigkeit außerhalb des betrieblichen Büros, für die spezielle Kommunikations- und Informationstechniken zum Einsatz kommen. Die MitarbeiterInnen sind online mit ihrer Firma verbunden und müssen daher nicht einmal daheim arbeiten: Sie können auch mit dem Tablet am Strand sitzen.

Telearbeit ist eine Form von Arbeit, bei der die Angestellten nicht im Büro verrichten, sondern an einem alternativen Ort. Für viele Angestellte ist der Arbeitsplatz, an dem Sie teilweise bis zu 40 Stunden und auch mehr pro Woche verbringen, ihren Arbeitsplatz im Gebäude des Arbeitgebers.

Durch moderne Medien, geänderte gesellschaftliche Ansprüche aber auch durch den immer häufiger auftretenden Mangel an qualifizierten Angestellten gehört der klassische Büroarbeitsplatz immer mehr der Vergangenheit an. Telearbeiten macht es möglich, gemeinsame Projekte an unterschiedlichen Standorten zu bearbeiten und voranzubringen. 

Telearbeit: Definition

Häufig werden die Begriffe „Telearbeit“ und „Home Office“ synonym verwendet. Beide Begriffe bezeichnen berufliche Tätigkeiten, die nicht mehr im klassischen Büro beim Unternehmer stattfinden, sondern auch von der Wohnung aus oder unterwegs.

Genau genommen wird im Allgemeinen unter Telearbeit, oder auch Heimarbeit und Fernarbeit, das heimische Arbeiten am Computer oder Laptop, die Teilnahme an Telefonkonferenzen oder auch die Bearbeitung von E-Mails verstanden.

Für viele Angestellte stellt die Möglichkeit des Telearbeitens eine angenehme Alternative zur klassischen Büroarbeit dar. Heutzutage ist die technische Umsetzung sehr einfach. Schnelle Internetverbindung, Konferenzprogramme wie Skype und Cloud-Services bieten die Möglichkeit, von überall auf die Daten im Büro zugreifen zu können. 

Telearbeit oder mobiles Arbeiten? Was ist der Unterschied?

Der Unterschied zwischen einem Home-Office und der mobilen Arbeit ist, dass diese Arbeitsform nicht gesetzlich definiert ist. Während § 2 Absatz 7 Arbeitsstättenverordnung darlegt, dass Telearbeitsplätze fest eingerichtete Bildschirmarbeitsplätze im Privatbereich der Beschäftigten sind, gibt es für die diese Form der Arbeit noch keine genaue Definition.

Die mobile Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass die Beschäftigten weder am Büroarbeitsplatz noch am heimischen Arbeitsplatz tätig sein. Diese Form der Arbeit erfolgt unabhängig von Arbeitszeit und Arbeitsplatz über tragbare Endgeräte wie Smartphone, Tablet oder Laptop. 

Formen der Telearbeit

Dieser Begriff beschreibt verschiedene Arten der Telearbeit, es wird zwischen Teleheimarbeit, alternierender Telearbeit, mobiler Telearbeit und On-Site-Telearbeit unterschieden.

Teleheimarbeit (Homeoffice)

Teleheimarbeit beschreibt das klassische Homeoffice. Bei dieser Form der Arbeit ist der Angestellte nur von seiner Wohnung aus tätig. Das Personal kann fest angestellt oder auf Honorarbasis beschäftigt sein.

Alternierende Telearbeit

Diese Form der Heimarbeit ist die häufigste Form der mobilen Arbeit. Hierbei arbeitet der Angestellte einen Teil seiner Arbeitszeit von seiner Wohnung aus. Die restliche Zeit ist er an seinem Arbeitsplatz. Flexible Absprachen zwischen dem Arbeitergeber und dem -nehmer erlauben eine sehr individuelle Ausgestaltung der Telearbeit. Teilweise reicht die Anwesenheit am Arbeitsplatz an einem Tag der Woche aus, teilweise wird auch ein fester Heimarbeitstag vereinbart. 

On-Site-Telearbeit

On-Site-Telearbeit ist sicherlich eine Sonderform der Arbeit außerhalb des Bürogebäudes. Häufig wird diese Form der Arbeit von Beratern oder externen Angestellten genutzt. Hierbei wird die Infrastruktur eines Unternehmens genutzt, ohne selbst Angestellter dieses Unternehmens zu sein. 

Telearbeit:  Vor- und Nachteile von alternativen Arbeitsformen

Ein Home-Office bietet sowohl für den Unternehmer als auch für den Angestellten diverse Vor- aber auch Nachteile. 

Vorteile für Arbeitnehmer

Die Vorteile für den Angestellten bestehen im Wesentlichen daraus, dass dieser nicht gezwungen ist. täglich zu seinem Arbeitgeber zu fahren und somit Zeit und Fahrtkosten spart. Studien haben gezeigt, dass die Motivation von Angestellten mit Heimarbeitsplatz höher ist, da diese durch die Fahrtzeit und Fahrtkosten weniger gestresst sind.

Neben einem positiven Umweltaspekt durch geringere Schadstoffausstöße durch die geringere Fahrleistung sparen Arbeitnehmer die Kosten für Benzin und die Abnutzung des Autos. Als weiterer Nebeneffekt werden die Straßen weniger stark genutzt und alle Pendler freuen sich über freiere Straßen.

Flexible Arbeitszeiten durch entsprechende Vereinbarungen mit dem Vorgesetzten lassen dem Arbeitnehmer größere Freiheiten. Zwischendurch einmal zum Arzt oder den Wocheneinkauf erledigen, ist so ohne Probleme möglich. Zusätzlich profitiert das Privatleben enorm von der Möglichkeit der Arbeit im eigenen Haus. Die Zeit, die sonst im Stau auf dem Heimweg verbracht wurde, kann nun mit der Familie genutzt werden. Auch bei der Bearbeitung schwieriger Projekte oder Fälle kann die Ruhe zu Hause helfen, die Konzentration zu erhöhen.

In den eigenen vier Wänden platzt niemand ständig an den Arbeitsplatz oder die Gespräche der Kollegen stören. Zusätzlich wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich erhöht. Grade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es unumgänglich, jungen Müttern so schnell wie möglich den Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen. Für viele junge Mütter (und selbstverständlich auch Väter) ist die Arbeit von zu Hause aus Voraussetzung, überhaupt wieder am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Nur so können kranke Kinder und Öffnungszeiten der Kindergärten in Einklang mit den Bedürfnissen des Unternehmens gebracht werden.

Vorteile für Arbeitgeber

In der Vergangenheit war es häufig so, dass jeder Angestellte seinen eigenen Arbeitsplatz hatte. Heutzutage bauen Firmen oft Bürogebäude, die weniger Arbeitsplätze als Angestellte haben. Der Grund hierfür ist einfach: viele Angestellte nutzen mittlerweile die Möglichkeiten der Home-Office. Und so kann es durchaus sein, dass lediglich ein Arbeitsplatz für zwei Beschäftigte benötigt wird. Mitarbeiter A würde in diesem Fall von Montag bis Mittwoch den Arbeitsplatz nutzen und den Rest der Woche von zu Hause aus arbeiten, Angestellter B andersrum.

Die Kosteneinsparung, wenn beispielsweise statt 100 Arbeitsplätzen nur 75 Plätze gebraucht werden, ist enorm.Zusätzlich zeigt es sich, dass Angestellte, die über einen Heimarbeitsplatz verfügen, eine höhere Solidarität gegenüber ihrem Arbeitgeber empfinden. Beschäftigte empfinden es als Wertschätzung, dass der Vorgesetzte ihnen die Möglichkeit gibt, von zu Hause zu arbeiten. Und jeder weiß, dass zufriedene Angestellte die besseren Angestellten sind. Zusätzlich bleibt Ihr Personal Ihnen länger erhalten. So haben Sie den Vorteil, dass Sie nicht ständig neues Personal einarbeiten müssen. 

Nachteile für Arbeitgeber

Leider gibt es nicht nur positive Aspekte dieser alternativen Arbeitsform. Neben einem hohen Abspracheaufwand, denn nur wenn Ziele klar definiert sind, können Missverständnisse vermieden werden und gute Ergebnisse vollbracht werden, verlieren Angestellte häufig durch einen Heimarbeitsplatz den Anschluss an ihre Kollegen. Der Plausch beim Kaffee, die gemeinsame Mittagspause, Mitarbeiter die häufig von ihrem Heimarbeitsplatz Gebrauch machen, verlieren oft den Anschluss an die anderen Angestellten.

Es sind bereits Fälle bekannt, in denen sich Angestellte darüber beschwert haben, den sozialen Kontakt aufgrund der seltenen Anwesenheit im Büro verloren zu haben.

Neben den Vorteilen der besseren Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf lauern hier auch Gefahren. Im Wohnzimmer lockt das Sofa vor dem Fernseher, der Wäscheberg türmt sich und die Kinder wollen beschäftigt werden. Hier heißt es: Selbstdisziplin bewahren. Teilen Sie Ihre Arbeitszeit gut ein und lassen Sie sich nicht von den Verlockungen des Haushalts ablenken.

Ein weiterer Nachteil kann im Hinblick auf die Karriere des Arbeitnehmers entstehen. Für berufliche Aufstiege ist häufig auch eine Büropräsenz vorgesehen. Selbst gute Leistungen im Homeoffice werden durch den Chef eventuell nicht richtig wahrgenommen, weil Sie nicht selbst anwesend sind. Dem Chef persönlich gegenüber zu sitzen und ihm die Ergebnisse selbst zu präsentieren, erzeugt mehr Eindruck als eine bloße E-Mail mit den Ergebnissen. Zusätzlich eignen sich nicht alle Menschen für einen Heimarbeitsplatz. Durch die schwimmenden Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben werden häufig Überstunden absolviert und am Abend doch nochmal die E-Mails gecheckt. 

Home-Office: Bisher kein Rechtsanspruch

Der Trend in Deutschland geht, auch durch die Corona-Pandiemie, immer mehr in Richtung Home-Office. Dennoch gibt es keine arbeitsrechtliche Norm, die dem Arbeitnehmer einen Anspruch darauf gewährt, die Arbeit an einem anderen Ort als dem Arbeitsplatz zu leisten. Es gilt grundsätzlich das, was im Arbeitsvertrag festgehalten wurde. Möchte ein Arbeitnehmer daher aus der eigenen Wohnung heraus arbeiten, muss er seinem Vorgesetzten darüber informieren und eine entsprechende Vereinbarung verhandeln. 

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.