Wie oft ist mit einer Disruption zu rechnen?
Gegenwärtig (2018) geht man davon aus, dass es etwa alle drei Jahre entscheidende technologische und wirtschaftspolitische Veränderungen – in ihrer Gesamtheit Disruptionen – gibt, die das Agieren von Unternehmen und den beruflichen Alltag ihrer Führungskräfte verändern.
Zu nennen wären für die letzten 20 Jahre unter anderem:
- Entwicklung des Internets als mächtiger ökonomischer und informatorischer Faktor
- mehrere Börsencrashs, aber auch eine Rallye der Aktienmärkte zwischen 2009 und 2018, die ihresgleichen sucht
- Entwicklung der Blockchain und ähnlicher Technologien (u.a. Directed Acyclic Graph), die das Informationszeitalter ähnlich verändern werden wie das Internet
- neuer Protektionismus der USA
- Verschiebungen im geopolitischen Gleichgewicht
- diskontinuierliche Entwicklung zwischen politischen und ökonomischen Entwicklungen seit 2010 (politische Instabilität bei gleichzeitigem rasanten Wirtschaftsaufschwung mit Tendenz zur Vollbeschäftigung)
Nun ist anzumerken, dass rund 80 % aller beruflichen Entscheidungen überwiegend oder ausschließlich auf externen Einflüssen basieren. Das fängt schon mit der Berufswahl an: Junge Menschen entscheiden sich für Trendberufe, die Wirtschaft und die Berufsschulen bestärken sie darin, weil diese Berufe gebraucht werden. Unternehmen gehen aber auch in Konkurs, weil ihr Geschäftsmodell und die damit verbundenen fachlichen Voraussetzungen nicht mehr gefragt sind. Auf solche Disruptionen müssen sich Fach- und Führungskräfte einstellen. Wie soll es dann weitergehen?
Plan B für den Fall einer Disruption
Zunächst einmal sollten Sie sich von einer Veränderung nicht unvorbereitet treffen lassen. Eine gute Vorbereitung ist die schonungslose Bestandsaufnahme Ihrer eigenen Beschäftigungsfähigkeit. Das nennt man Employability oder Arbeitsmarktfitness. Sie untersuchen einfach mal Ihre eigenen Alleinstellungsmerkmale, die für Ihren Beruf relevant sind. Ein zweiter, ebenso wichtiger Punkt ist: Beschäftigen Sie sich mit den sogenannten schwachen Signalen. Dieses Phänomen hat der US-amerikanische Mathematiker Igor Ansoff untersucht. Es bedeutet: Große Veränderungen kündigen sich im Vorfeld durch zunächst kleine bzw. schwache Signale an. Ansoff leitet aus dieser Erkenntnis ein Konzept ab, mit dem eine strategische Frühaufklärung möglich ist. Aus den zunächst winzigen, manchmal kaum wahrnehmbaren Signalen, die eine spätere große Wirkung ankündigen, lassen sich bestimmte Szenarien prognostizieren. Für jedes dieser Szenarien gibt es eine Präventivstrategie. Als Berufstätiger erhalten Sie diese Signale a) aus Ihrem betrieblichen Alltag und b) aus dem wirtschaftlichen Marktumfeld. Im betrieblichen Alltag lassen sich seismografische Schwingungen mit diesen Fragen frühzeitig wahrnehmen:
- Werden Sie noch in Zukunftsprojekte Ihres Unternehmens einbezogen?
- Wann erfragt man Ihre Meinung zum aktuellen betrieblichen Geschehen?
- Ist Ihr Arbeitsplatz noch ein Lernplatz? Gibt es Entwicklungen und Innovationen?
Das Marktumfeld lässt sich mit diesen Fragen erforschen:
- Welche Profile sind aktuell am Arbeitsmarkt gefragt?
- Steigt oder sinkt der Umsatz Ihrer Branche bzw. Ihres Unternehmens?
- Ist Ihre Firma auf Zukunftsfeldern oder in augenscheinlich überholten Geschäftsfeldern tätig?
Wer diese Fragen nicht stellt oder die davon abgeleiteten Signale übersieht, muss sich auf Überraschungen gefasst machen. Sie könnten als Mitarbeiter gekündigt oder versetzt werden, doch auch Ihr Unternehmen könnte in Konkurs gehen oder verkauft werden. Wenn Sie vorbeugen möchten, notieren Sie sich am besten schriftlich, was für Sie beruflich infrage käme, wenn Ihr derzeitiger Arbeitgeber in nächster Zeit sein Geschäft in ein anderes Land verlagern würde. Würden Sie mitgehen? Wenn Sie sich das nicht vorstellen können, sollten Sie Ihre Optionen auf dem heimischen Arbeitsmarkt überprüfen.