Führungsstile: Wie tickt mein Chef?

Führungsstile: Wie tickt mein Chef?

Berufsleben | 22.10.2019

Führungsstil beschreibt die Art, wie eine Führungsperson mit seinen niedriger gestellten Mitarbeitern umgeht. Es gibt diverse Führungsstile, die abhängig von den Mitarbeitern, vom Unternehmen aber auch vom Vorgesetzten sind. Jeder Führungsstil hat seine Vor- und Nachteile und ist ein wichtiger Bestandteil des Personalmanagements. Falsch gelebte Führungsarten können negative Auswirkungen auf das Betriebsklima haben.

Jeder hier beschriebene Stil ist idealtypisch und kommt in seiner reinen Form nur äußerst selten vor. Oft werden verschiedene Stile vermischt, je nach Qualifikation, Anspruch, Erfahrung und Charakter sowie Mitarbeiterkompetenz der Führungskraft. Keine Führungskraft ist in der Lage, einen Führungsstil für sich auszuwählen und ihn konsequent anzuwenden. Es ist eher eine Entscheidung die von der Situation abhängig ist, welcher Stil in diesem Moment der richtige ist.

Unterscheidung der Führungsstile

Alle Stile können in die zwei bekanntesten Vertreter dieser unterschieden werden. Der sogenannte tradierende Stil nach dem Soziologen Max Weber und der sogenannte klassische Stil nach dem Psychologen Kurt Lewin. Während sich Weber mit der Frage beschäftigt, warum sich Menschen überhaupt autoritär beherrschen lassen, beschäftigt sich Kurt Lewin damit, zu veranschaulichen wie sich die verschiedenen Stile auf eine Gruppe auswirken. Wir unterscheiden die beiden großen Gruppen nach weiteren Führungsstilen.

Führungsstile nach Weber

Die Stile nach Weber können weiterhin unterschieden in den patriarchalischen, den charismatischen, den autokratischen und den bürokratischen Führungsstil.

Patriarchalische Führung

Wie der Name schon sagt, leitet sich die patriarchalische Führungsweise von einem Patriarchen ab. Dieser ist väterlicher Natur und basiert auf einem Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeitern und Führungskraft. Während die Führungskraft sich darum bemüht, dass es allen Mitarbeitern gut geht, sorgen die Angestellten dafür, dass sie ihrer Führungskraft gehorsam sind. In diesem Modell ist die typische Führungsfigur in einem hohen Alter, verfügt über hohe Erfahrung und eine große Weisheit. Speziell kleinere Unternehmen sowie Familienunternehmen bieten Raum für diese Art, der sicherlich mittlerweile nicht mehr an der Tagesordnung ist.

Charismatische Führung

Die charismatische Führungsweise basiert auf einem charismatischen Vorgesetzten, der viele verschiedene positive Charakterzüge aufweist. Die Führungskraft hat ein hohes Empathievermögen und schafft es, von seinen Mitarbeitern vieles zu verlangen, ohne sie zu zwingen. Die Führungskraft dient hier als Vorbild. Eine ähnliche Führungsart ist die Transformationale Führungsart.  Dieser Führungsstil basiert darauf, dass die Mitarbeiter intrinsisch motiviert werden, das heißt von den Visionen und Zielen des Vorgesetzten überzeugt. Eine transformationale Führungsweise kann zum Beispiel durch Einzelcoaching erprobt werden.

Autokratische Führung

Die autokratische Verhaltensweise ist davon geprägt, dass es keinerlei persönliche Verbindung zwischen der Führungskraft und den Mitarbeiter gibt. Die Führungskraft nutzt seine Position dazu, seine Entscheidungen über mehrere Ebenen hinweg durchzusetzen. Er verfügt weder über eine väterliche Wärme wie in der patriarchalischen Verhaltensweise noch über charismatische Züge wie in der charismatischen Verhaltensweise.

Bürokratische Führung

Die bürokratische Art des Führens ist, wie der Name schon sagt, hauptsächlich in der Bürokratie, also in Behörden und Ämtern vertreten. Er wird geprägt von bürokratischen Instanzen und einem geprägten Ablauf. Die Führungskraft ist an Regeln, Gesetze und Verordnungen gebunden und damit in ihrer Freiheit Entscheidungen zu treffen eingeschränkt. Sie muss sich nach den geltenden Gesetzen verhalten.

Stile des Führens nach Lewin

Kurt Lewin unterscheidet die Arten des Führens in laissez-faire, autoritär, kooperativ und demokratisch.

Laissez Faire: Vor- und Nachteile

Unter den wählbaren Führungsstilen ist die Art der Führung nach Laissez-Faire, die Art des Nicht-Führens. Diese Art der Führung gibt den Mitarbeiter zwar Selbstbestimmung, sie können frei die Aufgaben und die Organisation auswählen. Die Angestellten sind in der Lage, eigenverantwortlich zu arbeiten und das selbstständige Arbeiten zu lernen. Sie können ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Doch es birgt auch ein Risiko, seinen Mitarbeitern solche Freiheiten einzuräumen. Schnell entstehen Kompetenzstreitigkeiten, Gruppenstreitigkeiten und es mangelt an Disziplin. Die Führungskraft greift beim Laissez-Faire weder ein, noch bestraft sie, noch hilft sie. Das Verhalten der Führungskraft ist davon geprägt, sich aus allen angehalten rauszuhalten.

Autoritär: Vor- und Nachteile

Führt ein Chef autoritär oder auch hierarchische sind ihm feste Strukturen sehr wichtig. Der Vorgesetzte trifft die Entscheidungen, ohne dass seine Kollegen in die Entscheidung einbezogen wurden. Durch wenige Schritte und keine kooperative Beratung zeichnet sich diese Führung durch eine schnelle Entscheidungsfindung aus. Eine Leistungssteigerung der Angestellten findet über Angst und Respekt statt. Dies ist auch der entscheidende Nachteil, Angst und Respekt sorgen zwar kurzfristig für eine Leistungssteigerung, langfristig gesehen wird die Motivation jedoch deutlich sinken. Das Verhalten der Führungskraft, die autoritärer Natur ist, begründet sich hier auch in einer gewissen eigenen Angst und Unsicherheit, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden.

Kooperativ: Vor- und Nachteile

Die Art kooperativ zu führen ist geprägt von Mitbestimmung der Angestellten. Die Angestellten sind durch diese Art zu führen motivierter in ihrem Job, da sie bereits von Anfang an in Entscheidungen, die ihre Arbeit prägen einbezogen werden. Ein kooperativer Vorgesetzter muss nicht alle Entscheidungen alleine treffen und wird dadurch von einem gewissen Anteil der Arbeit entlastet. Insgesamt sind die Angestellten zufriedener, aber es besteht auch die Gefahr, dass sich die Führungskraft nicht mehr durchsetzen kann bzw. die Kollegen die Entscheidungen der Führungskraft nicht mehr akzeptieren. Die Führungskraft setzt zwar eine Diskussion zur Entscheidungsfindung voraus, muss aber auch in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen. Während ein autoritärer Vorgesetzter seine Kollegen überhaupt nicht in die Entscheidungen mit einbezieht, wird ein kooperativer Chef seine Visionen und Ziele mit seinem Team diskutieren und festlegen.

Demokratischer Führungsstil: Vor und Nachteile

Die demokratische Führung basiert auf einer Beteiligung der Mitarbeiter bei den Entscheidungen des Vorgesetzten. Die Folge sind motivierte Angestellte, die sich frei am Arbeitsplatz entfalten können und ihre Meinung einfließen lassen können. Durch die vielen beteiligten Personen am Entscheidungsprozess entstehen häufig lange Entscheidungswege, die das Unternehmen verlangsamen können. Für den Erfolg dieses Stils ist es notwendig, dass die Mitarbeiter über eine sehr gute Ausbildung verfügen. Die Grundlange dieses Führungsverhaltens ist das Prinzip der Demokratie. Eine andere Bezeichnung für diese Führungsweise ist die kooperativ. Ein Nachteil, wenn eine Führungskraft kooperativ ist, ist dass die Angestellten sich oft hintergangen fühlen, wenn ihre Entscheidungen vom Management nicht mitgetragen werden.

Führungsstile: Welcher ist der Beste?

Bei all den möglichen zwischen Führungsstilen zu wählen bleibt die Frage, welcher davon ist der Beste? Wissenschaftlicher gehen davon aus, dass Führen auf demokratische Basis die beste Form von allen Führungsstilen darstellt. Sie bietet die meisten Vorteile. Doch es gilt immer zu beachten, dass keiner der Stile der Beste sein kann. Es gilt immer anhand der Situation zu beurteilen, welcher Weg der Beste ist. Das Zauberwort hierfür lautet „situative Führungsstile“. Für die Motivation von Angestellten eignet es sich hervorragend, Ihnen, egal in welcher Position sie sich befinden oder welche Ausbildung sie haben, Verantwortung zu übertragen. Und selbst wenn die Mitarbeiter nur ihre Zeit selbst einteilen können, reicht dies oft aus. Die Einteilung der Zeit oder einer sonstigen Tätigkeiten dient der Mitarbeitermotivation und jeder weiß, dass motivierte Angestellte die bessere Arbeit leisten.

Was macht einen guten Führungsstil aus?

Ein Unternehmen ist nur so gut, wie seine Angestellten. Aus diesem Grund ist es unter anderem die Aufgabe einer Führungskraft aus seinen Angestellten das Beste herauszuholen. Ein guter Vorgesetzter verkörpert in gewisser Weise jede Führungsart ein bisschen. Er hat ein offenes Ohr für seine Angestellten, kümmert sich darum, dass sie sich in ihrem Job wohlfühlen und motiviert diese. Er trifft Entscheidungen mal alleine, mal im Team, je nach Auswirkungen der Entscheidung. Gute Vorgesetzte nehmen die Tipps ihrer Angestellten an und fördern Ihre Weiter- und Ausbildung. Insgesamt ist die Ausbildung der Angestellten auch entscheidend, welches Führungsverhaltens sie sich von ihrem Vorgesetzten wünschen. Umso höher die Ausbildung, umso mehr Freiheiten wünschen sie sich. Selbstverständlich muss auch der Job berücksichtigt werden.

Fazit

Für den Erfolg eines Unternehmens ist es unerlässlich, dass alle Vorgesetzte und das Management ihre Angestellten so führen, wie es die Ausbildung und Qualifikation sowie der Job zulässt. Während beispielsweise in kreativen Berufen eine Führungsweise nach laissez-faire die richtige sein kann, wird diese Führungsart im Handwerk eher nicht die richtige sein. Insgesamt kann nur ein Zusammenspiel zwischen Angestellten, der Führungskraft und dem Management zu einem Erfolg des Unternehmens leiten. Entscheidend für den Zusammenhalt aller Beteiligung vom Angestellten bis zum Management ist ein Gefühl des Dazugehörens. Dieses Gefühl ist entscheidend vom Verhalten der Führungskraft geprägt. Lassen Sie die Tipps Ihrer Angestellten an sich heran und führen Sie Ihr Unternehmen gemeinsam zum Erfolg.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.