Lücke bei IT-Fachkräften: steigende Nachfrage, weniger Absolventen

Lücke bei IT-Fachkräften: steigende Nachfrage, weniger Absolventen

News | 17.04.2024

Die Nachfrage nach IT-Fachkräften ist in den letzten Jahren besonders stark gestiegen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Absolventen.

Die Nachfrage nach IT-Fachkräften ist in den letzten Jahren besonders stark gestiegen. Gründe dafür sind die Digitalisierung, Dekarbonisierung, der demographische Wandel und eine zunehmende Deglobalisierung.

IT-Fachkräfte haben derzeit besonders gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, denn die Nachfrage nach Experten in der Informationstechnologie ist aufgrund verschiedener Faktoren zuletzt immer weiter gestiegen. Das geht aus einer Veröffentlichung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Das Beschäftigungswachstum in IT-Berufen war zwischen den Jahren 2012 und 2022 besonders stark ausgefallen und übertraf damit sogar den Anstieg in den übrigen MINT-Berufen („MINT“ steht als Abkürzung für „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik“).

Die Hauptgründe für die gestiegene Nachfrage nach IT-Fachkräften sind demnach

  • Eine zunehmende Digitalisierung
  • Investitionen in Klimaschutz und Dekarbonisierung
  • Die zunehmende Deglobalisierung
  • Die demographische Entwicklung

Digitalisierung und Dekarbonisierung setzen genügend IT-Fachkräfte voraus

Eine zentrale Bedeutung haben IT-Fachkräfte für Unternehmen, um datengetriebene Geschäftsmodelle zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln. Dazu passt, dass laut Befragung des IW-Zukunftspanels 53 Prozent der befragten Unternehmen angaben, fehlende Fachexperten seien ein wichtiges Hemmnis bei der Digitalisierung. Und auch für die Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte werden demnach vor allem zusätzliche IT-Experten sowie Ingenieure aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel der Umwelttechnik benötigt.

Deglobalisierung sorgt für Unsicherheit bei den Unternehmen

Steigende Energiepreise sowie der Druck, bestehende Geschäftsprozesse anzupassen, sind zwei der am deutlichsten spürbaren Auswirkungen der Deglobalisierung. Um sich an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen zu können, müssen die Unternehmen in Forschung und Entwicklung investieren und benötigen außerdem Zugang zu Fachkräften aus dem MINT-Bereich. Welche Größenordnung dafür nötig ist, zeigt diese Zahl: Um einen Anteil von 3,5 Prozent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am gesamten Bruttoinlandsprodukt zu erreichen, würden zusätzlich etwa 50.000 MINT-Fachkräfte benötigt.

Demographie: Ruhestand und weniger Absolventen

Die Zahl der Akademiker im Bereich der MINT-Disziplinen, die aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, wird nach Vermutung des Autors der Veröffentlichung von jährlich 64.700 derzeit auf 72.100 in fünf Jahren ansteigen. In zehn Jahren wird der Wert demnach bei 77.900 liegen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an entsprechenden Arbeitskräften.

Um die dadurch entstehenden Lücken zu schließen, bräuchte es eine entsprechende Anzahl von Absolventen an den Hochschulen. Allerdings sind die Zahlen der Studentinnen und Studenten in MINT-Fächern in letzter Zeit rückläufig gewesen: Waren es im Jahr 2016 noch 198.000, sank die Zahl bis zum Studienjahr auf 176.300 Studierende. Dementsprechend wird die Zahl der Absolventen in MINT-Fächern in den nächsten Jahren sinken.

Eine wichtige Rolle bei der Besetzung offener Stellen wird dabei der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland zukommen. Hier gab in den letzten Jahren bereits hohe Zuwachsraten. So wuchs die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in MINT-Berufen unter ausländischen Personen zwischen den Jahren 2012 und 2022 von etwa 69.600 auf knapp 202.000 an. Das entspricht einem Zuwachs von 189,9 Prozent.

Fazit

Absolventen und aus MINT-Fächern, insbesondere IT-Fachkräfte, haben heute hervorragende Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das liegt vor allem an der steigenden Nachfrage der Unternehmen als auch an den sinkenden Zahlen von Absolventen. Für diese Entwicklung sind in erster Linie die Digitalisierung, der demographische Wandel, notwendige Investitionen in den Klimaschutz und die Deglobalisierung verantwortlich.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.