Absagen nach Vertragsangebot

Absagen nach Vertragsangebot

Professionell bewerben | 16.11.2018

Sie haben nach Ihrer Bewerbung und dem Bewerbungsgespräch ein Jobangebot erhalten? Allerdings liegen Ihnen alternative Angebote vor oder der Job und das Gehalt entspricht nicht Ihren Wünschen. Sie wollen deshalb absagen. Wie Sie das richtig machen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Warum sollten Sie den angebotenen Job ablehnen?

Einige Gründe liegen auf der Hand, andere sind seltener und zum Teil schwer zu kommunizieren. Im Einzelnen kann das so aussehen:

  • Entscheidung für einen anderen Arbeitgeber: Da Sie sich fast immer an mehreren Stellen bewerben, könnte ein anderer Arbeitgeber ein attraktiveres Angebot gemacht haben. Das ist ein leicht verständlicher und auch sehr plausibler Grund. Er wird gleichzeitig als häufigster Vorwand genutzt, um ohne weitere Erklärungen oder Diskussionen einen angebotenen Job abzulehnen - selbst wenn es dafür ganz andere Gründe gibt. Da der Personalchef, dessen Angebot Sie soeben ablehnen, so etwas vermuten kann, sollten Sie Ihre Absage unmissverständlich und endgültig formulieren.
  • Perspektivlosigkeit: Im Verlaufe des Bewerbungsprozesses könnten Sie Perspektiven bei der anvisierten Position vermissen. Diese sollte jedoch für Sie ein Karrieresprungbrett sein. Wenn Sie die entsprechenden Chancen nicht entdecken können, werden Sie dem Jobangebot eine Absage erteilen - manchmal selbst ohne ein anderes Angebot.
  • Informationslage: Während Ihrer Gespräche mit dem Personalchef möchten Sie eigentlich nähere Informationen über das Unternehmen einholen. Fehlen diese, dürften Sie aus kluger Vorsicht auf den Job verzichten.
  • Unprofessionalität: Wenn Sie schon bei den ersten Kontakten mit der Firma unprofessionelles Verhalten feststellen (keine Termintreue, fehlende Informationen, Nachlässigkeit, schlechter Umgang mit Unterlagen), sind Sie ebenfalls gut beraten, das Unternehmen zu meiden.
  • Reputation des Arbeitgebers: Sie haben sich an diversen Stellen beworben, wurden von dieser speziellen Firma eingeladen und stellen zwischenzeitlich fest, dass diese einen sehr schlechten Ruf hat. Das ist ebenfalls ein sehr guter Grund für die Absage eines Vertragsangebots.
  • Details im Arbeitsvertrag: Sie lesen den angebotenen Arbeitsvertrag aufmerksam durch und stellen dort unzumutbare Details fest. Beim Einstellungsgespräch hat man Ihnen diese verschwiegen. Lehnen Sie das Vertragsangebot lieber ab!

Ist die Absage nach Vertragsangebot riskant für Sie?

Rein juristisch gibt es dabei keinerlei Risiken, doch Sie haben möglicherweise einen Ruf zu verlieren. Je nach Vernetzung des betreffenden Arbeitgebers könnte er Sie bei anderen Unternehmen als unzuverlässigen Kandidaten diskreditieren. Das passiert aber nur, wenn er wirklich so gut vernetzt ist, was von der Branche abhängen kann, wenn er zweitens eigentlich ein untadeliger Arbeitgeber ist und Sie drittens Ihre Absage recht unglücklich formulieren.

Bleiben Sie also unbedingt sehr höflich, sagen Sie pünktlich ab und finden Sie eine brauchbare Begründung, die niemand hinterfragt. Das Angebot eines anderen Arbeitgebers können Sie immer vorschieben. Halten Sie sich auch bei der Firma, deren Angebot Sie aktuell ablehnen, eine Tür offen. Vielleicht möchten Sie sich Jahre später dort noch einmal bewerben. Sie können nun mit einer diplomatischen Absage Ihre hohe Professionalität und Ihre fairen Umgangsformen unter Beweis stellen.

Es ist in manchen Branchen sogar möglich, dass Sie mit einem Team dieses Unternehmens demnächst einmal kooperieren, weil ein anderer Arbeitgeber, bei dem Sie schließlich einen Job finden, mit dieser Firma gemeinsame Projekte durchführt. Grundsätzlich sollten Sie nirgendwo verbrannte Erde hinterlassen. Das könnte Ihnen nämlich noch nach Jahrzehnten auf die Füße fallen.

Job ablehnen als Verhandlungstaktik?

Gute Verhandler oder Menschen, die sich dafür halten, lehnen manchmal ein Angebot zunächst ab, um bessere Konditionen herauszuschlagen. Auf dem türkischen Basar ist das auch in Ordnung, bei Stellenbewerbungen hingegen gilt es nicht als besonders schick. Hier redet man offen über seine Gehaltsvorstellungen und handelt sie schon vor dem Vertragsangebot aus. Sie sollten so einen Eindruck also bei Ihrer Absage vermeiden.

Erst recht sollten Sie niemals wirklich auf die Idee kommen, einen Personalchef erst einmal “zappeln zu lassen”, damit er Ihnen ein höheres Gehalt offeriert. Nennen Sie Ihren Gehaltswunsch im Vorstellungsgespräch - Sie werden ohnehin danach gefragt. Sagen Sie dann, ob Sie zu diesen Konditionen die Stelle annehmen würden. Erwecken Sie niemals bei der Absage eines Vertragsangebots den Eindruck, Sie würden pokern wollen. Das gilt in diesem Kontext als extrem unseriös.

Absage nach Vertragsangebot: Form wahren!

Es ist auch wichtig, bei Absagen eine gewisse Form zu wahren. Die E-Mail erscheint als bequemer Weg, Sie können sie auch durchaus schicken. Doch ein kurzes Telefonat mit einem knappen Satz zur Begründung Ihrer Absage hinterlässt auf jeden Fall einen sehr positiven Eindruck. Dabei können Sie nebenher eventuelle Missverständnisse sofort klären.

Falls es einen sehr negativen Grund für Ihre Absage gibt (siehe oben: Unprofessionalität, mangelnde Reputation oder Perspektiven etc.), legen Sie sich eine gute Legende zurecht. Nennen Sie nicht konkret einen anderen Arbeitgeber, der Sie nun einstellen wird, sondern erwähnen Sie nur, dass Sie sich noch weitere, sehr interessante Angebote ansehen werden, das vorliegende jedoch für Sie nicht infrage kommt.

Wenn Sie geschickt sind, verknüpfen Sie Ihre unmissverständliche, endgültige Absage mit einer Wertschätzung des Unternehmens. Eine elegante Formulierung ist beispielsweise, dass Sie einen sehr guten Eindruck gewonnen haben, jedoch woanders noch passendere Perspektiven entdecken.

Sie können auch anbieten, die Bewerbung quasi offen zu halten. Das wäre nützlich, wenn Ihnen das Unternehmen wirklich gut gefällt, Sie aber aus bestimmten Gründen zunächst woanders Ihr Glück suchen wollen.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.