Fluggeräteelektroniker: Berufsbild, Ausbildung, Karrierechancen

Fluggeräteelektroniker: Berufsbild, Ausbildung, Karrierechancen

Berufsleben | 29.02.2020

Der Beruf des Fluggeräteelektronikers ist ein 3,5-jähriger anerkannter Ausbildungsberuf in der Industrie. Früher war der Beruf als Elektroniker für luftfahrttechnische Systeme bekannt.

Was macht ein Fluggeräteelektroniker*?

Als Fluggeräteelektroniker sorgen Sie mit dafür, dass ein Flugzeug überhaupt fliegen kann. Ihr Aufgabengebiet besteht darin

  • die Flugzeugelektronik zu verkabeln,
  • elektronische Bauteile einzubauen und anzuschließen,
  • die fertige Flugzeugelektronik zu prüfen und zu programmieren,
  • turnusgemäße Überprüfungen am Flugzeug vorzunehmen sowie
  • Fehler aufzuspüren und zu beseitigen.

Ihre sorgfältige Arbeit in diesem Beruf ist Grundvoraussetzung, denn von ihr hängen Menschenleben ab. Nicht nur das, denn ein Flugzeug hat darüber hinaus einen materiellen Wert von vielen Millionen Euro, die es unbedingt vor Schaden zu bewahren gilt.

Arbeitsalltag

Selbstverständlich werden Sie als Auszubildender im ersten Lehrjahr noch keine eigenständigen Verkabelungen und Einbauten vornehmen. Vielmehr lernen Sie zunächst die Grundprinzipien kennen, nach denen Kabel verlegt und Bauteile montiert werden.

Unter Anleitung mindestens eines Vorarbeiters erlernen Sie auf diese Weise das Know-how des Fluggeräteelektronikers. Lassen Sie sich nicht irritieren, dass zunächst jeder Ihrer Handgriffe nachkontrolliert wird. Eingeschlichene Fehler in einer fertigen Verkabelung lassen sich nur mit großem Aufwand korrigieren, und das soll durch diese Kontrollen vermieden werden.

Bereits in dieser Phase der Ausbildung liegt es fast ausschließlich an Ihnen, wie schnell Sie sich entwickeln, um schon bald erste kleinere Arbeiten eigenständig erledigen zu dürfen. Aber nur so gelangen Sie zu Sicherheit und kontrollierter Routine im Beruf.

Flugzeugtypen gibt es viel mehr als man annehmen kann. Deshalb ist der Beruf des Fluggeräteelektronikers auch so anspruchs- und reizvoll. Ob Sie an der Neuverkabelung einer kleinen Cessna oder eines Airbus A320 eingesetzt werden, stellt Sie jedes Mal wieder vor neue Herausforderungen.

Selbstverständlich arbeiten Sie nach Schaltplänen, die von erfahrenen Entwicklern aufgestellt worden sind. Diese unterscheiden sich jedoch wesentlich. In der Serienproduktion eines Herstellers erledigen Sie immer wieder die gleichen Handgriffe. Bei der Sonderfertigung kleiner Maschinen jedoch ist jedes Projekt erneut spannend, und es erfordert Ihre gesamte Aufmerksamkeit.

In manchen Firmen wie der Bundeswehr unterliegen Sie als Fluggeräteelektroniker darüber hinaus in bestimmten Teilbereichen der Verschwiegenheitspflicht. Betrachten Sie deshalb jeden Arbeitstag, ob während der Ausbildung oder später als Facharbeiter, als einen Tag, an dem Sie die volle Konzentration Ihrem Beruf widmen.

Welche Voraussetzungen benötigen Sie als Fluggeräteelektroniker?

Um in diesem Beruf erfolgreich tätig sein zu können, benötigen Sie zunächst ein durchaus fundiertes Grundwissen. Das umfasst umfangreiche Kenntnisse in der Elektrophysik und Mechanik, aber auch in der Mathematik.

Wissen allein reicht jedoch nicht – Sie müssen es auch praxisnah umsetzen können. Darüber hinaus benötigen Sie unbedingt zuverlässige Englischkenntnisse, denn die gesamte Technik im Flugzeugbau basiert auf der englischen Sprache.

In der Reihenfolge ihrer Häufigkeit sollten Sie über folgenden Schulabschluss verfügen:

  • Mittlere Reife
  • Hochschul- oder Fachhochschulabschluss

Obwohl es keine gesetzlichen Vorgaben gibt, haben Sie als Hauptschulabsolvent fast keine Chance. Darüber hinaus wird von Ihnen bereits in diesem jungen Alter ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Gründlichkeit bei der Arbeit erwartet.

Sie benötigen aber auch handwerkliche Fingerfertigkeiten und ein räumliches Vorstellungsvermögen.

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt der persönlichen Voraussetzung ist die mentale Ruhe, auch unter Zeitdruck nicht die Geduld zu verlieren.

Häufig kommen Flugzeuge zur Reparatur, die bereits wenige Stunden später wieder eingesetzt werden müssen. Bei Reparaturen heißt es deshalb, kühlen Kopf zu bewahren. Sicherheit geht vor, aber ein Flugzeug bringt seinem Besitzer nur Gewinn, wenn es möglichst viele Passagiere befördert.

Was verdient ein Fluggeräteelektroniker?

In diesem Beruf gibt es hinsichtlich der Entlohnung große Unterschiede zwischen tarifgebundenen Großunternehmen wie der Deutschen Lufthansa und kleinen Unternehmen, die beispielsweise Sportflugplätze betreuen.

Andererseits besteht Ihr Arbeitstag im Großunternehmen aus überwiegender Routinearbeit, während der Fluggeräteelektroniker im kleinen Unternehmen vielseitigere und interessantere Arbeiten ausführt. Dies gilt es gegeneinander abzuwägen.

Das Einstiegsgehalt nach erfolgreichem Lehrabschluss liegt bei circa 2300 € brutto, regional bevorzugt auch 2800 € brutto. Spitzenverdiener mit variablen Einsatzmöglichkeiten erzielen bis zu 3900 € brutto.

Wie sehen die Einstiegschancen für Fluggeräteelektroniker aus?

Generell kann gesagt werden, dass Auszubildende zum Flugzeugelektroniker gesucht werden. Es gibt jedoch gravierende Unterschiede, und die betreffen vor allem das Auswahlverfahren bei mehreren Bewerbern.

Die Deutsche Lufthansa beispielsweise wählt nach streng vorgeschriebenen Kriterien aus, und auch Auswahltests sind nicht auszuschließen. Erhalten Sie einen Lehrvertrag, ist dies eigentlich schon eine Auszeichnung.

Wenn Sie die bereits genannten Voraussetzungen erfüllen, haben Sie aber auch anderweitig gute Chancen, angenommen zu werden.

Wer stellt Fluggeräteelektroniker ein?

Die Deutsche Lufthansa wurde bereits benannt. Es gibt aber auch zahlreiche andere Luft- und Raumfahrtunternehmen sowie Flugzeugbauer mit Niederlassungen in Deutschland, die Ausbildungsplätze anbieten.

Einer der derzeit größten Arbeitgeber für diesen Beruf ist DHL.
Ebenfalls interessant als Ausbildungsbetrieb und späterer Arbeitgeber ist die Bundeswehr. Sie genießt eine Sonderstellung, und Ihr Arbeitsplatz ist besonders sicher.

Welche Karrierechancen haben Fluggeräteelektroniker?

Ihr späteres Einkommen ist, unabhängig vom gewählten Unternehmen, zunächst von Ihren Fähigkeiten abhängig. Je eigenständiger Sie einsetzbar sind, umso besser wird sich dies auch auf Ihre gehaltliche Einstufung auswirken. Sie haben aber auch mehrere Möglichkeiten, sich zu qualifizieren:

Besonders reizvoll ist darüber hinaus der Einsatz in der Forschungsabteilung eines Raumfahrtunternehmens.

Fachjargon

Wussten Sie schon, wie viele Meter Kabel in einem Airbus A380 verlegt werden müssen? Es sind sage und schreibe rund 530 Kilometer. Dazu ein kleines Rechenexempel:

In einem Einfamilienhaus verlegt der Elektriker circa 500m Kabel unterschiedlicher Dimensionen von der Gebäudezuleitung bis zum Antennenkabel. Sie müssten demnach 1060 dieser Häuser verkabeln, um auf die gleiche Menge wie in einem Airbus A380 zu kommen. Die Arbeit als Fluggeräteelektroniker ist in dieser Größenordnung dementsprechend das Werk vieler Mitarbeiter im Team.

Gibt es alternative Berufe zum Fluggeräteelektroniker?

Sie sind noch nicht überzeugt, eine Ausbildung in diesem Beruf aufzunehmen und später als Fluggeräteelektroniker zu arbeiten? Sie hegen Zweifel, ob Ihre persönlichen Voraussetzungen ausreichen, um in diesem Berufsfeld erfolgreich zu sein? Nachfolgend stellen wir Ihnen drei Alternativen vor:

  • Elektroniker für Betriebstechnik. In diesem Beruf führen Sie ähnliche Arbeiten aus wie im Flugzeug. Ihr Arbeitsumfeld sind jedoch Produktionsbetriebe, Energieversorgungsunternehmen oder beispielsweise komplexe Klimatechnikanlagen.
  • Elektroniker für Automatisierungstechnik. Für diesen Beruf gilt das gleiche Prinzip wie für die Betriebstechnik. Allerdings beschäftigen Sie sich vorrangig mit dem Umbau vorhandener Produktionsanlagen auf moderne Technologien durch den Einbau elektronischer Prozesssteuerungen.
  • Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik. In diesem Beruf besteht Ihre Aufgabe vorrangig in der Installation und Wartung von Gebäuden unter Einsatz moderner elektronischer Beleuchtungs-, Stromversorgungs- und Kommunikationstechnik.

*Hinweis: Für ein erleichterndes Lesegefühl wird in diesem Text ausschließlich vom „Fluggeräteelektroniker“ gesprochen, dies schließt natürlich alle Geschlechter ein.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.