Mobbing am Arbeitsplatz: Was Sie dagegen tun können

Mobbing am Arbeitsplatz: Was Sie dagegen tun können

Berufsleben | 19.02.2024

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein ernstes Problem, das verheerende Folgen für die Beschäftigten haben kann. Um ein sicheres und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen, ist es wichtig zu verstehen, was Mobbing ist und wie man damit umgeht, wenn es auftritt. Dieser Artikel gibt einen Überblick über Mobbing am Arbeitsplatz, einschließlich seiner Definition, Auswirkungen und Präventionstipps.

Betriebsklima - Ideal und Realität

Der ideale Alltag im Betrieb verläuft ohne Meinungsverschiedenheiten. Zwischen den Arbeitnehmern herrscht ein respektvoller Umgangston. Niemand wird ungerecht behandelt. Über das Betriebsklima gibt es keine Beschwerden. Jeder kommt gerne zur Arbeit und freut sich auf seine Schicht.

In der Realität sieht es oft anders aus: Mobbing am Arbeitsplatz gehört zu den Schattenseiten der Berufswelt. Die negativen Folgen wirken sich auf alle Mitarbeiter aus. Das Opfer leidet jedoch am meisten; Jobwechsel, Erwerbsunfähigkeit oder Kündigungen sind keine Seltenheit.

Von Mobbing sind nicht nur Arbeitnehmer betroffen. Bereits in der Schule treten Sticheleien zwischen Schülern auf, bei denen die Lehrkräfte schlichten müssen.

Der Begriff 'Mobbing' hat in den Medien eine starke Präsenz. Deshalb wird er häufig inflationär verwendet: Eine Handlung wird bereits als Mobbing bezeichnet, die einen alltäglichen Konflikt am Arbeitsplatz darstellt. Gleichzeitig werden Konflikte als Unstimmigkeiten unter Kollegen verharmlost, die als Mobbinghandlungen anzusehen sind.

Definition - was ist eigentlich Mobbing?

'Mobbing' leitet sich von dem englischen Wort 'to mob' ab. Es bedeutet so viel wie 'den Schwächeren jagen'. Die systematische Vorgehensweise unterscheidet Mobbing von anderen Streitigkeiten. Die Angriffe sind nicht willkürlich, sondern richten sich gegen einen bestimmten Kollegen.

Laut einer statistischen Erhebung wurden 11 Prozent der Arbeitnehmer mindestens einmal gemobbt. Die Übergriffe müssen in einem Zeitraum von sechs Monaten mindestens zweimal in der Woche stattfinden.

Es gibt kein typisches Opferprofil. Jeder Mitarbeiter kann am Arbeitsplatz gemobbt werden. Das Klischee des introvertierten Außenseiters gilt als überholt - selbst erfolgreiche Arbeitnehmer mit selbstsicherem Auftreten sind vor Mobbingangriffen nicht gefeit.

Das Täterprofil lässt sich in Gruppen einteilen. Viele Mobber möchten ihr mangelndes Selbstvertrauen stärken, indem sie einen Kollegen schlecht machen. Andere sind mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden. Sie nutzen Mobbing als Möglichkeit, um 'Abwechslung' in ihren monotonen Berufsalltag zu bringen. Neid auf die guten Leistungen eines Kollegen kann ebenfalls zu Mobbing führen.

Neben den Hauptakteuren gibt es Zuschauer und Mitläufer. Mitläufer spenden dem Mobber Beifall und bestärken ihn in seinem Vorhaben. Die Zuschauer können die Situation klar benennen. Sie treten nicht als Mobbende auf, unternehmen aber auch nichts gegen die Ungerechtigkeiten.

Ist Mobbing strafbar?

Es gibt kein spezielles Mobbing-Gesetz, aber es gibt viele Gesetze, die zur strafrechtlichen Verfolgung von Mobbern herangezogen werden können. Straftatbestände, die im Rahmen von Mobbing häufig verwirklicht werden, sind Körperverletzung, Belästigung, Beleidigung und Verleumdung.

Wenn Sie das Gefühl haben, Opfer von Mobbing geworden zu sein, sollten Sie unbedingt mit einem Anwalt sprechen, der Ihnen dabei helfen kann, herauszufinden, welche Gesetze möglicherweise verletzt wurden und wie Sie am besten vorgehen sollten.

Diese Folgen kann Mobbing für Betroffene haben

Mobbing kann körperliche und psychische Erkrankungen wie

  • Kreislaufbeschwerden
  • Schlaflosigkeit
  • Depressionen oder
  • Burnout

haben. Viele Betroffene haben ein geringes Selbstbewusstsein und fühlen sich wertlos. In schweren Fällen kommt es zu Alkoholmissbrauch oder Suizidversuchen.

Wie entsteht Mobbing am Arbeitsplatz?

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein Prozess, der sich in mehreren Stufen vollzieht. Die Täter gehen mit System vor. Sie wollen das Ansehen des Opfers schädigen oder den Betroffenen zur Kündigung bewegen. Somit dienen Mobbinghandlungen einem Selbstzweck.

Die Ursachen für Mobbing sind vielfältig: Ein allgemein schlechtes Arbeitsklima, Sorgen um den Arbeitsplatz oder nicht bewältigte Konflikte sind die häufigsten Gründe. Das Opfer trägt nie die Schuld an den Mobbinghandlungen. Der Täter ist mit seinem Verhalten für die Situation verantwortlich.

Eine Mobbing-Dynamik verläuft etwa so:

  1. Am Anfang sind die Handlungen subtil. Von außenstehenden Kollegen werden sie noch nicht bemerkt. Sie beginnen häufig mit ironischen Kommentaren: Der Mobber macht sich über die Schwächen eines Kollegen lustig. Für das Opfer sind seine Worte jedoch Beleidigungen, die als verletzend empfunden werden. Das Ziel solcher Äußerungen besteht darin, das Opfer schlecht zu machen.
  2. Im zweiten Schritt sucht sich der Täter Verbündete, um gemeinsam mit ihnen gegen das Mobbingopfer vorzugehen. Die Beleidigungen werden in zunehmendem Maße persönlich.
  3. Das Mobbing hat seinen Höhepunkt erreicht. Keiner der Beteiligten ist dazu in der Lage, konstruktive Kritik zu üben. Aus den sarkastischen Bemerkungen werden Angriffe. Das Opfer reagiert offensiv oder defensiv. Eine offensive Reaktion ist die Konfrontation mit dem Täter. Der Gemobbte stellt den Mobber zur Rede und fordert eine Stellungnahme zu seinem Verhalten ein.
    Der Rückzug in sich selbst ist hingegen wahrscheinlicher. Zu diesen Zeitpunkt hat die 'innere Kündigung' stattgefunden. Der Betroffene sieht keine andere Lösung und hat mit seiner Tätigkeit im Betrieb schon lange abgeschlossen. Er meldet sich krank oder reicht die Kündigung ein.
  1. Der Konflikt zwischen zwei Arbeitnehmern hat eine Gruppendynamik angenommen. Neben dem Mobber und dem Gemobbten agieren andere Kollegen als Mitläufer, Zuschauer oder Wegschauer. Ohne die Hilfe eines Außenstehenden kann die Situation nicht mehr entschärft werden.

Mobbing durch Kollegen

Diese Form von Mobbing ist am weitesten verbreitet. Sie macht einen Anteil von über 40 Prozent aus.

Ein Mitarbeiter intrigiert gegen einen anderen Kollegen. In den Pausen spricht er nicht mehr mit ihm. Seine Kritik ist unsachlich und persönlich verletzend. Die Rollenverteilung von zwei (oder mehreren) Mobbern gegen einen Gemobbten kann von Anfang an bestehen oder sich in der zweiten Mobbingphase entwickeln.

Mobbing durch den Chef / den Vorgesetzten

Mobbinghandlungen durch Vorgesetzte werden als Bossing bezeichnet. Das ungleiche Machtverhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter ist ein idealer Nährboden für Schikanen. Zu hohe Anforderungen an den Arbeitnehmer oder öffentliche Demütigungen vor dem Kollegenkreis sind typische Merkmale von Bossing.

Diese Art von Mobbing ist für den Betroffenen noch schwieriger zu bewältigen als Mobbingattacken von Kollegen. Der Mitarbeiter wartet oft zu lange, bevor er sich Hilfe holt. Die übrigen Arbeitnehmer halten aus dem Konflikt raus: Sie wollen nicht selbst zu Betroffenen werden und solidarisieren sich mit dem Chef.

Bei nur 9 Prozent aller Fälle wird der Chef von der Belegschaft gemobbt. Diese Konstellation ist eine Ausnahme. Als Vorgesetzter nimmt der Chef eine übergeordnete Position ein, die ihn vor Mobbing schützt.

Formen und Anzeichen von Mobbing

Die gezielte Ausgrenzung eines Kollegen ist nicht in jedem Fall offensichtlich. Mobbing ist ein Sammelbegriff für die folgenden Handlungen:

  1. Verbale Belästigung - Verleumdung, üble Nachrede und Beleidigungen
  2. Körperliche Angriffe
  3. Systematische Schikanen wie unsachliche Beschwerden oder eine Abmahnung ohne Angabe von Gründen
  4. Fehlende Kommunikation - das Vorenthalten von Informationen, Schweigen und Ausgrenzung

Die Verhaltensweisen können einzeln oder in Kombination auftreten. In großen Betrieben werden subtile Signale wie fehlende Kommunikation leicht übersehen.

Beim Opfer sind Persönlichkeitsveränderungen zu beobachten. Wenn ein ausgeglichener Kollege in sich gekehrt wirkt und den Kontakt zu seinen Kollegen meidet, kann sein ungewohntes Verhalten ein Hinweis auf Mobbing sein. Andere Betroffene haben Konzentrationsschwierigkeiten oder fallen durch einen Leistungsabfall auf.

Als Vorgesetzter sollte man bei unerwarteten Kündigungen aufhorchen. In einem Gespräch mit dem Antragsteller erfährt man die Gründe. Der Kündigungswunsch kann auf Mobbing zurückzuführen sein.

Kein Mobbing?

Konflikte am Arbeitsplatz gehören zum Alltag dazu. Welche Situation ist eine Auseinandersetzung in der Kaffeepause und wo fängt Mobbing an?

Ein schlechtes Betriebsklima ist kein Mobbing. Es gibt keine Beziehung zwischen Täter und Opfer. Alle Mitarbeiter sind gleichermaßen betroffen.

Auch Konflikte zwischen zwei gleich starken Parteien sind keine Mobbinghandlungen. Hier herrscht ein 'Gleichgewicht der Kräfte' vor. Ein grundlegendes Merkmal für Mobbing ist das Machtgefälle zwischen einflussreichem Täter und hilflosem Opfer.

Ein einmaliges Fehlverhalten dauert nicht lange genug an, um als Mobbing zu gelten. Die Regelmäßigkeit macht eine Tat zur Mobbinghandlung.

Mobbing am Arbeitsplatz – was tun?

Wer gemobbt wird oder einem betroffenen Kollegen helfen möchte, sollte den Chef auf die Situation hinweisen. Darüber hinaus kann der Betriebsrat informiert werden.

Ein Gespräch zwischen dem Mobber und dem Opfer ist nicht zielführend. Stattdessen sollte der Chef mit beiden Beteiligten einen Dialog unter sechs Augen führen. Ein Mitglied aus dem Betriebsrat kann als Moderator anwesend sein. Im Fall von Bossing fungieren externe Mediatoren als Gesprächsleiter.

Das dürfen Sie vom Arbeitgeber erwarten

Ihr Chef darf keine Mobbinghandlungen dulden. Wenn er das Fehlverhalten der Täter toleriert, verstößt er gegen das Arbeitsrecht. Stattdessen sollte der Arbeitgeber das Opfer unterstützen.

Vorgesetzte neigen dazu, Mobbing in ihrer Dienststelle abzustreiten. Andere Chefs schlagen den Beteiligten vor, den 'Streit unter sich zu klären'. Ein konstruktives Gespräch zwischen Opfer und Täter ist nicht möglich. Der Vorgesetzte muss eingreifen, um weitere Übergriffe zu unterbinden. Auf diese Weise werden auch andere Mitarbeiter davor geschützt, potentielle Mobbingopfer zu werden.

Ausbildungsbetriebe haben eine Fürsorgepflicht für ihre Auszubildenden. Diese Pflicht schließt den Schutz vor Mobbing mit ein.

Krankschreibung wegen Mobbing?

Es besteht die Möglichkeit, sich wegen Mobbing krankschreiben zu lassen. Der Hausarzt kann ein Gutachten erstellen, welches die Arbeitsunfähigkeit des Opfers bescheinigt. Psychische oder körperliche Symptome werden als Folge von Mobbing therapiert. Bei Burnout und Depressionen empfiehlt sich eine psychotherapeutische Behandlung. In den Therapiestunden arbeitet der Patient die Geschehnisse auf, um sein Selbstbewusstsein zurückzuerlangen.

Wann Sie kündigen sollten

Wenn Sie von Ihrem Chef keine Unterstützung bekommen und sich die Täter nicht einsichtig zeigen, ist eine Kündigung der einzige Ausweg.

In Coachings wird dieser Schritt oft als letzte Option bezeichnet. Mit der Kündigung würde der Mobber für seine Taten belohnt werden. Er hat sein Ziel erreicht - der unerwünschte Kollege hat seinen Arbeitsplatz freiwillig verlassen.

Es geht nicht um den Sieg eines Beteiligten, sondern um die Gesundheit des Mobbingopfers. Ein zwanghaftes 'Durchhalten' ist nicht ratsam. Mit einem klaren Schlussstrich beweist man mehr Größe.

Rechtlich gegen Mobbing vorgehen

Betroffene können sich an einen Rechtsanwalt wenden. Anwälte für Arbeitsrecht können die Sachlage aus juristischer Perspektive beurteilen.

Das Mobbing muss nachgewiesen werden. Eine Behauptung ('mein Kollege hat etwas gegen mich') reicht vor Gericht nicht aus. Jede Handlung muss in einem Mobbing-Tagebuch schriftlich dokumentiert werden. Das Tagebuch ist ein wichtiges Beweismittel für gerichtliche Verfahren.

Andere Kollegen oder der Vorgesetzte können vor Gericht als Zeugen aussagen.

Fazit: Mehrere Auswege aus der Dynamik sind möglich

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein ernstes Problem, das für die Opfer dauerhafte Folgen haben kann. Mobber handeln gezielt, ihr Motiv ist die Ausgrenzung der gemobbten Person. Leider ist diese Art von Verhalten nur allzu häufig anzutreffen: 11 Prozent der Arbeitnehmer wurden in ihrer Laufbahn schon mindestens einmal gemobbt. Wenn Sie am Arbeitsplatz gemobbt werden, sollten Sie nicht im Stillen leiden. Wenden Sie sich an Ihren Vorgesetzten oder einen Vertreter der Personalabteilung, um der Belästigung ein Ende zu setzen. Niemand hat das Recht, seine Kollegen zu demütigen - Mobbing ist niemals gerechtfertigt. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, ein sicheres und respektvolles Arbeitsumfeld für alle zu schaffen.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.