Schichtarbeit: Wechselnde Arbeitszeit, überdurchschnittlicher Verdienst

Schichtarbeit: Wechselnde Arbeitszeit, überdurchschnittlicher Verdienst

Berufsleben | 11.02.2019

Im Schichtdienst ist Ihre Arbeitszeit üblicherweise in verschiedene Schichten unterteilt. Sie finden Stellenangebote von Betrieben mit unterschiedlichen Zeitplänen, die auf kontinuierliche oder diskontinuierliche Schichtarbeit setzen. Die Folgen der wechselhaften Arbeitszeiten mit Nachtschichten für die Gesundheit dürfen nicht ignoriert werden. Deshalb ermöglicht das Arbeitsrecht einem Schichtarbeiter unter anderem arbeitsmedizinische Untersuchungen. Ein Vorteil der Arbeit mit diesem Zeitmodell ist der überdurchschnittliche Verdienst.

Was ist die Besonderheit von Schichtarbeit?

Schichtdienst ist ein Arbeitszeitmodell, mit dem Sie von Ihrem Arbeitgeber in wechselnde Arbeitsschichten eines Schichtplans eingeteilt werden. Allgemein beschreibt der Begriff die Gestaltung eines Zeitplans, der für Ihre Tätigkeit als Arbeitnehmer an verschiedenen Tagen unterschiedliche und nacheinander versetzte Zeiträume zur Verrichtung der Arbeit vorsieht. Diese Schichtarbeit mit einer sogenannten Wechselschicht führen Sie in der Regel in demselben Betrieb durch. In einem Unternehmen mit Schichtarbeit geht der Umfang der Betriebszeit normalerweise weit über die klassische Tagesarbeitszeit hinaus. Manchmal ist ein notwendiger Bereitschaftsdienst die Ursache für die außergewöhnliche Planung Ihrer Arbeitszeit.

Zudem gibt es aber zahlreiche Firmen, in denen fast rund um die Uhr oder sogar sprichwörtlich 24 Stunden am Tag mindestens ein Arbeiter seine Schicht absolviert. Hersteller von speziellen Waren sind auf Schichtarbeitspläne angewiesen, weil die Produktionsprozesse viel Zeit benötigen und eine zwischenzeitliche Unterbrechung des Vorgangs unmöglich wäre. Außerdem ist es teilweise wegen hoher Bestellmengen alternativlos, einen Teil der Mitarbeiter auch in der Nacht arbeiten zu lassen. Denn die Kapazitäten von Produktionsmaschinen oder sonstigen Betriebsmitteln würden damit ebenso wie Ihre persönliche Belastungsfähigkeit im Beruf ohne Vorteile der Schichtdienstplanung oft überlastet.

Schichtarbeitsmodelle stellen in zahlreichen Betriebsstätten die einzige Möglichkeit zur Refinanzierung einer teuren Anlage dar. Darüber hinaus bleibt es zum Beispiel für logistische Abläufe in einem Verkehrs- oder Speditionsunternehmen häufig unverzichtbar, dass Sie als wichtiger Angestellter in wechselhaften Schichten tätig sind. Im Gesundheitswesen oder bei der Polizei und Sicherheitsdiensten ist ein ununterbrochener Betrieb für das Allgemeinwohl wiederum grundsätzlich erforderlich. Tages- und Nachtschichten gehören in diesen Berufsfeldern somit zu Ihrem gewohnten Alltag. Eine gesetzliche Definition der Schichtarbeit ist im deutschen Arbeitsrecht nicht enthalten. Das Arbeitszeitgesetz legt in Deutschland jedoch Regeln fest, die Ihr Arbeitsleben in Schichtdiensten entscheidend beeinflussen.

Welche Schichtarbeitsmodelle gibt es?

Es gibt zwei klassische Schichtmodelle, die sich durch die Kontinuität der Arbeitszeit in Ihrer Firma unterscheiden. Bei einem ununterbrochenen Schichtbetrieb an 24 Stunden pro Tag setzen Unternehmen auf kontinuierliche Schichtarbeit. Sogar am Wochenende bleiben diese Betriebsstätten mit einer vollkontinuierlichen Arbeit rund um die Uhr aktiv. Sobald es zu zwischenzeitlichen Schließungen kommt, handelt es sich um das alternative Schichtarbeitsmodell, das als "nicht kontinuierlich", diskontinuierlich oder teilkontinuierlich bezeichnet wird.

Bei kontinuierlichen Schichtdiensten arbeiten Sie mindestens in drei unterschiedlichen Schichten. Hierfür verwenden Arbeitgeber zumeist die Begriffe Frühschicht, Spätschicht und Nachtschicht. Es ist in außergewöhnlichen Unternehmen aber durchaus möglich, dass Ihre Schicht sich mit einem Wort nicht eindeutig zu einer bestimmten Zeit des Tages zuordnen lässt. Manche Schichtarbeitsmodelle umfassen bis zu vier oder fünf Arbeitsschichten, die an spezifischen Produktionsabläufen sowie Pflichten zur Beaufsichtigung orientiert sind.

Diskontinuierlicher oder Teilkontinuierlicher Schichtdienst

Wenn Ihr Betrieb an Werktagen durchgehend öffnet und lediglich vom Samstag bis zum Sonntag geschlossen ist, gilt das Modell nicht zwingend als diskontinuierlich. In diesem Fall reden die meisten Experten von einer teilkontinuierlichen Tätigkeit. Sobald es in Ihrer Firma einen allgemeinen Feierabend gibt, setzt Ihr Arbeitgeber hingegen zweifelsfrei auf ein diskontinuierliches oder "nicht kontinuierliches" Modell. Hierbei ruhen die Maschinen am Betriebsgelände üblicherweise täglich zumindest für einige Stunden. Im Normalfall besteht ein diskontinuierliches Schichtarbeitsmodell aus zwei Arbeitsschichten. Die Bezeichnungen Frühschicht und Spätschicht setzen sich daher in einem derartigen Unternehmen fast immer durch. Während des diskontinuierlichen Schichtdiensts dauert Ihre Schicht in der Regel jeweils acht Stunden.

Konstanter Schichtdienst

In individuellen Situationen werden Sie manchmal mit Sonderformen der Schichtarbeitsmodelle konfrontiert. Wenn Sie stets in derselben Schicht arbeiten, übernehmen Sie beispielsweise einen konstanten Schichtdienst. Weil die Abwechslung zwischen den Arbeitsschichten entfällt, fehlt dabei ein Merkmal des klassischen Alltags von Schichtarbeitern. Die Schichtbezeichnungen Dauerfrühschicht, Dauerspätschicht und Dauernachtschicht sind in Betrieben mit derartigen Modellen populär.

Worin bestehen die gesundheitlichen Belastungen bei Schichtarbeit?

Eine gute Gesundheit ist eine sehr wichtige Voraussetzung, wenn Sie sich für Schichtarbeit bewerben. Denn die wechselhafte Arbeitszeit stellt eine äußerst große Herausforderung dar. Vor allem in einem kontinuierlichen Schichtbetrieb erreichen Menschen mit gesundheitlichen Problemen schnell Belastungsgrenzen. Hierbei ist die Nachtschicht eine Bewährungsprobe, die nur ein gesunder Körper meistens problemlos übersteht. Während Sie in der Nacht arbeiten, dürfen andere Menschen mit einem gewöhnlichen Tagesrhythmus zu derselben Zeit noch viele Stunden schlafen. Sie sind somit dazu gezwungen, vom normalen Biorhythmus abzuweichen.

Weil Sie als typischer Schichtarbeiter nicht konstant die Nachtschicht absolvieren, gewöhnt sich Ihre innere Uhr kaum an die speziellen Zeiträume der Arbeit. Indem Sie ständig Ihren Tagesablauf verändern und abwechselnd von der Nachteule zum Frühaufsteher werden, setzen Sie Ihren Körper ernsthaften Anstrengungen aus. Deshalb ist es sehr wichtig, bei der regelmäßigen Veränderung des Schlafverhaltens sorgfältig auf Ihre Gesundheit zu achten und die Belastungen zu kompensieren.

Wer mit den körperlichen Herausforderungen des Schichtdiensts falsch umgeht, riskiert gesundheitliche Probleme. Beschwerden beginnen dann oft mit Schlafstörungen, die schlimmstenfalls wiederum weitere Schwierigkeiten verursachen. Dazu zählen bei manchen Schichtarbeitern Darmbeschwerden, ein hoher Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Probleme. Kopfschmerzen und psychische Erkrankungen wie Depressionen zählen ebenso zu den potenziellen Folgen eines falschen Umgangs mit Schichtdienstplänen. Laut einigen Studien leiden neben der allgemeinen Gesundheit zum Teil kognitive Fähigkeiten unter langjähriger Schichtdienstarbeit. Wenn Sie als Schichtarbeiter Ihre geistige und körperliche Leistungsfähigkeit erhalten möchten, ist daher die regelmäßige Rücksprache mit Ärzten genauso wie die sofortige Reaktion auf Beschwerden dringend empfehlenswert.

Wer darf keine Schichtarbeit machen?

Im deutschen Arbeitsrecht wird keine allgemeine Altersgrenze für Schichtarbeiter festgelegt. In der Theorie haben Sie daher die Chance, bis zum Beginn des Rentnerlebens im Schichtdienst zu arbeiten. Nach Ihrem 50. Geburtstag absolvieren Sie in Schichtbetrieben jedoch normalerweise jährlich eine arbeitsmedizinische Untersuchung, bei der Ihre Gesundheit gründlich überprüft wird. Wenn der Arzt hierbei gesundheitliche Probleme feststellt, ist die Fortsetzung des Schichtdiensts eventuell nicht mehr verantwortbar und möglich. Insofern Sie regelmäßig eine Nachtschicht absolvieren, dürfen Sie vor der Vollendung Ihres 50. Lebensjahrs bereits im Abstand von drei Jahren arbeitsmedizinische Untersuchungen beanspruchen und Ihren Arbeitgeber die Arztkosten begleichen lassen.

Nachdem die Untersuchungsergebnisse eine Gefährdung Ihrer Gesundheit durch die Nachtarbeit ergeben haben, gewährt das deutsche Arbeitsrecht Ihnen den Anspruch auf die Versetzung in reine Tagesschichten. Zudem darf ein Arbeitgeber Sie üblicherweise nicht gegen Ihren Willen für eine Schicht in der Nacht einteilen, solange Sie einen pflegebedürftigen Angehörigen versorgen müssen. Dasselbe gilt, während Sie die einzige mögliche Betreuungsperson eines Kindes im Alter unter zwölf Jahren aus Ihrem Haushalt sind.

Außerdem dürfen Sie Schichtdienste nur übernehmen, wenn Sie sich an die strengen Vorgaben des deutschen Arbeitszeitgesetzes halten. Eine tägliche Arbeitszeit von bis zu zehn Stunden ist lediglich in Ausnahmefällen erlaubt. Das übliche Maximum liegt an Werktagen bei acht Arbeitsstunden. Es ist erforderlich, dass Sie diesen Wert nach Mehrarbeit im Verlauf von einem Monat durch einen Überstundenausgleich im Durchschnitt wieder erreichen und weniger Zeit im Schichtbetrieb verbringen. Ihre Ruhephase vor der nächsten Schicht muss grundsätzlich mindestens elf Stunden betragen.

Was sind die Vorteile und Nachteile der Schichtarbeit?

Als Arbeitnehmer profitieren Sie im Schichtdienst vor allem von finanziellen Vorteilen. Insbesondere in der Nachtschicht bekommen Sie teilweise immense Zuschläge. Beim Arbeiten innerhalb des Zeitraums zwischen Mitternacht und 4 Uhr steigt Ihr Verdienst im Vergleich zum Gehalt während des Tageslichts oft ungefähr um ein Drittel. Wer belastungsfähig ist und sich schnell an die wechselhafte Arbeit im Schichtbetrieb anpasst, erarbeitet somit mit einem relativ geringen Zeitaufwand einen hohen Lebensstandard.

Der Nachteil der Schichtarbeitsmodelle besteht wiederum darin, dass der körperliche Umgang mit den Arbeitszeiten schwieriger bleibt und ein Fehlverhalten schlimmstenfalls zu negativen Folgen für die Gesundheit führt. Gleichzeitig ist bei Schichtarbeitern manchmal die Gefahr von Problemen im sozialen Umfeld erhöht. Denn Sie arbeiten in Schichtdiensten häufig in einem Zeitraum, in dem der Partner oder Verwandte Ihre Freizeit alleine genießen. Währenddessen kommt es in einigen Fällen zu einer Distanzierung, die Trennungen oder familiären Stress verursacht.

Wie schlafen Arbeitnehmer nach der Schichtarbeit möglichst gesund?

Wenn Sie einen negativen Einfluss der Schichtarbeit auf Ihren Gesundheitszustand vermeiden wollen, müssen Sie für einen guten Schlaf zunächst vor allem Ihr individuelles Umfeld um Rücksicht bitten. Ansonsten fällt Ihnen das erneute Einschlafen schwerer, nachdem Freunde oder Verwandte Sie mit einem Anruf oder dem Klingeln an der Haustür geweckt haben. Im Idealfall verzichten sogar Ihre Nachbarn gerne auf laute Gartenarbeit, weil Sie Nachtarbeit absolvieren mussten.

Je ruhiger Ihre Umgebung ist, desto eher gelingt Ihnen nach einer ermüdenden Schicht der erholsame Schlaf. Mit geschlossenen Fenstern und deaktivierten Klingeltönen steigern Sie hierbei Ihre Erfolgschancen. Während Sie Ihre Ruhezeit zur Tageszeit nachholen, ist auch die Dunkelheit im Schlafzimmer unverzichtbar. Für Schichtarbeiter lohnt sich die Investition in einen zuverlässigen Rollladen daher ganz besonders.

Es ist nicht sinnvoll, das Einschlafen am Ende einer Nacht im Schichtbetrieb zu erzwingen. Dabei setzen Sie sich lediglich unnötigem Stress aus und verlängern die Zeit bis zur Schlafphase eher. Indem Sie mit einem Buch oder sonstiger Unterhaltung zur Ruhe kommen, spüren Sie Ihre Müdigkeit schneller. Manchmal schaffen Schichtarbeiter es, den Körper an typische Verhaltensweisen als Signal für die anstehende Ruhezeit zu gewöhnen. Insofern Sie unmittelbar vor dem Schlaf immer bestimmte Musik anhören oder duschen, machen diese Gewohnheiten Sie im Optimalfall schon nach wenigen Minuten müde.

Ein weiterer Trick besteht darin, am Ende der Nachtschichten in der Helligkeit auf dem Heimweg eine Sonnenbrille zu tragen. Dadurch hält die Wirkung des Sonnenlichts Sie seltener wach. In einer unruhigen Umgebung profitieren Sie wiederum eventuell von Ohrstöpseln.

Fazit: Attraktiver Lohn mit großen Herausforderungen und Anstrengungen

Beim Blick auf die überdurchschnittliche Bezahlung in den jeweiligen Branchen wirkt der Schichtdienst für Sie aus guten Gründen reizvoll. Vor allem während der Bewertung der gesundheitlichen und sozialen Herausforderungen müssen Sie aber zugleich beachten, dass nicht jeder Mensch mit der Schichtarbeit glücklich wird. Wer unter Gesundheitsproblemen leidet oder mit dem Verzicht auf gemeinsame Familien-Freizeit schwer zurechtkommt, ist eher ungeeignet. Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Belastbarkeit bleiben im Schichtdienst unentbehrlich.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.