Selbstachtung stärken und dadurch Lebensqualität verbessern

Selbstachtung stärken und dadurch Lebensqualität verbessern

Berufsleben | 21.02.2024

Vor sich selbst die gleiche Achtung haben und sich selbst so zu respektieren, wie man es mit nahestehenden Menschen macht, ist essentiell dazu, sein Leben in geregelte Bahnen zu lenken. Diese grundlegende Form der Selbstachtung ist unabdingbar, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Worauf es ankommt und Tipps zur Stärkung der eigenen Selbstachtung finden sich in diesem Text.

Selbstachtung - was bedeutet das?

Zur Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstachtung bietet es sich an, zunächst einmal zu klären, was genau darunter zu verstehen ist. Natürlich gibt es je nach Betrachter unterschiedliche Aspekte, die im Vordergrund stehen. Kern aller gängigen Umschreibungen von Selbstachtung ist jedoch diese Definition: Die Selbstachtung ist jene Bewertung, die man bezüglich seiner selbst vornimmt.

Selbstachtung, Selbstbewusstsein, Selbstwert, Selbstliebe: Wo liegen die Unterschiede?

Dabei ist die Abgrenzung zu ähnlichen Konstrukten wie Selbstvertrauen, Selbstliebe und Selbstbewusstsein nicht allzu trennscharf. Dennoch kann man dazu festhalten, dass ein "Vertrauen in sich selbst" ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten bedeutet, wohingegen Selbstwert und Selbstachtung sich auf die generalisierte Bewertung des Selbst bezieht. Eine derartige Bewertung kann völlig unabhängig von den vorhandenen Fähigkeiten erfolgen. Selbstliebe bezieht sich mehr auf die Wertschätzung der eigenen Person, einer positiven Beziehung zum eigenen Denken und Fühlen und der Annahme der eigenen Schwächen.

Als gesunder Mensch hat man von sich ein "normales" Selbstbild und eine ebenso ausgewogene Selbsteinschätzung. Dazu gehört als erwachsener Mensch die Einsicht in den Fakt, dass niemand perfekt ist, genauso wie die Absenz der Herabwürdigung oder Entwertung des tatsächlich vorhandenen Wertes des Selbst. Schließlich ist niemand als Person per se wertlos oder -positiv formuliert- hat jeder Mensch grundlegend einen Wert inne.

Warum hakt es so oft, wenn es um die eigene Selbstachtung geht?

In der heutigen Gesellschaft wird allzu oft der Wert eines Menschen mit den von ihm erbrachten Leistungen gleichgesetzt oder besser gesagt: verwechselt. Ob es um gute Noten in allen Bereichen der Ausbildung geht oder um die Besitztümer, den Kontostand und ähnliche Dinge; all dies ziehen viele Menschen heran, um sich selbst zu bewerten, aber auch andere. Das erzeugt ein negatives Selbstbild und sorgt dafür, dass es uns schwerer fällt, mit uns selbst zufrieden zu sein und beeinflusst, wie glücklich wir sind.

Dabei ist der Wert einer Person unabhängig von dessen Leistungen. Das sollte zumindest in einer gesunden Gesellschaft so sein - und ist mit einer gesunden Selbstachtung auch im individuellen Rahmen möglich.

Gründe für eine geringe Selbstachtung

Nicht alle haben die gleichen Chancen und Möglichkeiten und schon gar nicht haben alle Menschen die gleichen Ziele und Werte. Wer sich aber dieser Bemessung des Wertes einer Person mittels äußerer Kennzahlen unterwirft, ohne dass er dabei höchsten Ansprüchen genügen kann, dessen Selbstwert sinkt oft in ungesundem Maße herab.

Andere Gründe für eine mangelnde oder gar komplette fehlende Selbstwertschätzung mögen in der Kindheit und Jugend eines Menschen liegen. Wer überkritische Eltern hatte, die kein gutes Haar an einem ließen, der hat einen liebevollen Umgang mit sich selbst -auch bei ausbleibendem Erfolg- vielleicht nie gelernt. Statt ihre Kinder in ihrer Selbstachtung zu stärken, verwechseln so manche Eltern destruktive mit konstruktiver Kritik und einem Aufzeigen von Wegen zur Verbesserung.

Selbstachtung ist variabel

Zudem ist es Fakt, dass die Selbstachtung im Verlauf des Lebens Schwankungen unterliegt. Auch wer in dieser Hinsicht in gesunden Umständen aufgewachsen ist und sich selbst als wertvoll wahrnehmen kann, dessen Selbstwertschätzung kann durch vielerlei Ereignisse im Leben beeinträchtigt werden. Sei es der Verlust des Arbeitsplatzes, eines Lebenspartners oder eine eigene Erkrankung - all diese und viele weitere Dinge können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen oder gar vernichten. Allerdings ist dies keineswegs und zu keinem Zeitpunkt ein irreparabler Vorgang, weshalb es auch keinen Grund darstellt, die Hoffnung auf eine Steigerung des Selbstvertrauens aufzugeben. Im Gegenteil kann man diese, wie weiter unten zu sehen ist, sogar selbst aktiv wieder aufbauen.

Wie äußert sich eine geringe Selbstachtung?

Ein solches Minderwertigkeitsgefühl kann sich unglücklicherweise in allen relevanten Lebensbereichen niederschlagen, ob im Beruf, im sozialen Umfeld und sogar in einer intimen Beziehung.

Etwas generalisierter ausgedrückt führt es dazu, dass man sich selbst zu wenig zutraut, sich in wichtigen Situationen nicht durchsetzt oder im schlimmsten Fall gar nicht zutraut, seine angestrebten Ziele anzugehen. Ein geringes Selbstwertgefühl wirkt sich also nicht nur auf das eigene Fühlen aus, sondern kann auch ganz erheblich das eigene Verhalten prägen. Denn wer wenig Glauben an sich selbst hat, tut häufig auch nichts, um sein Leben positiv zu beeinflussen.

Folgendes Verhalten wurzelt häufig in einem geringen Selbstbewusstsein:

  • in Diskussionen traut man sich nicht, zum eigenen Standpunkt zu stehen
  • Zögerlichkeit, wenn es darum geht, andere um Unterstützung zu bitten
  • das Verweilen im Hintergrund in sozialen Kontexten, obwohl man objektiv betrachtet ein gleichwertiger Teil des Geschehens ist
  • in misslichen Situationen unterbleiben Schritte, sich daraus zu befreien
  • es fällt schwer, Lob anzunehmen und an die eigenen Fähigkeiten zu glauben
  • keine Beachtung der eigenen Bedürfnisse, sowohl was die eigenen Ziele und Wünsche angeht, als auch die Gesundheit

Selbstachtung - ist das erlernbar?

Das früher häufiger dominante Weltbild einer deterministischen Herausbildung des Charakters wird zum Glück immer mehr abgeschwächt. Anders formuliert erhält man qua Geburt tatsächlich ein festgelegtes Set an genetischen Voraussetzungen, an denen niemand etwas ändern kann. Damit ist aber noch lange nicht festgelegt, dass man sich nur innerhalb enger Grenzen entwickeln kann. Viele Wege führen schließlich zum Ziel und wer bestimmte Voraussetzungen nicht hat, kann dies durch andere Maßnahmen und Wege ausgleichen. Dies gilt auch für ein mangelndes Selbstwertgefühl, welches - siehe oben - ohnehin allzu oft das Resultat äußerer Einflüsse in jüngeren Jahren oder das Ergebnis von prägenden Erlebnissen ist.

Das bedeutet, dass man diese Frage klar bejahen kann: Man kann eine angemessene Selbstachtung erlernen, wenn diese aus welchen Gründen auch immer niedrig oder gar gänzlich zerstört ist. Wie das geht, erfährt man mittels wirklich wirksamer Tipps in den folgenden Absätzen.

Wie kann ich meine Selbstachtung stärken?

Das Tolle an den folgenden Tipps zur Stärkung der Selbstakzeptanz ist, dass sie nicht nur erwiesenermaßen wirksam sind. Sie alle sind auch mit recht wenig Aufwand umzusetzen, sowohl auf die nötige Energie als auch die Zeit bezogen.

Die verschiedenen Modelle der Inhalte einer gesunden Selbstachtung unterscheiden sich meist nur durch Nuancen. Weshalb die folgenden sechs basalen Punkte keine erschöpfende Darstellung sein mögen, wohl aber die häufigsten Elemente beinhalten.

1. Bewusst auf sich achten

Was ein wenig zu sehr nach spirituellem Ratschlag klingen mag, ist die Grundvoraussetzung dafür, etwaige Minderwertigkeitsgefühle zu identifizieren und loszuwerden. Zu dieser Bewusstwerdung dessen, wer man ist und was man tut, gehört es auch, immer wieder zu hinterfragen, ob man die für sich richtigen Entscheidungen getroffen hat und trifft. Wer diese Achtsamkeit erlernt und in seine Routinen integriert, läuft viel weniger Gefahr, nach den Werten anderer zu leben und zu handeln.

2. Selbstannahme verbessern: den "inneren Kritiker" leiser stellen

Ein moderates Maß an Kritik ist sicher nicht verkehrt. Man sollte sich selbst aber so behandeln, wie man es auch mit liebgewonnenen Menschen im Umfeld macht. Keine Idealvorstellungen von sich zu entwickeln, sondern das anzunehmen, was man wirklich ist, ist der Kern dieser Säule der Selbstakzeptanz. Wer nur anderen gefallen will, gefällt sich selbst früher oder später nicht mehr.

3. Verantwortung übernehmen

Sich selbst in der vielzitierten Opferrolle wahrnehmen ist eine der häufigsten Ursachen für eine mangelnde Selbstakzeptanz. Und wer nicht die nötige Selbstachtung - im Sinne von Achtsamkeit - aufbringt, versäumt es oft, sich aus misslichen Situationen aktiv zu befreien. Es gilt also, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen: damit man sein Leben so gestaltet, wie man es selbst wünscht.

4. Die eigene Meinung behaupten

Sagen Sie, was Sie denken! Wer dies nicht praktiziert, glaubt kaum, wie gut es tut, wenn man auch in heftigeren und fürs eigene Leben bedeutsameren Diskussionen bei seiner eigenen Meinung bleibt. Diese darzulegen kann man auch dann erlernen, wenn man das lange Zeit in seinem Leben nicht beherrschte. Die wenigsten Menschen tragen gerne Konflikte aus. Doch zu lernen, wie man das auf höfliche, aber bestimmte Weise ausübt, bringt einen immensen Zuwachs an Selbstwertgefühl. Und hilft, seine Geschicke selbst zu bestimmen. Eine solche Situation erfahren und erfolgreich gemeistert zu haben bestärkt zudem das Gefühl, ähnlichen Konfliktsituationen auch in Zukunft gewachsen zu sein.

5. Ziele bewusst wählen und verfolgen

Wahrnehmen und unterscheiden, was man eigentlich selbst will und was nur andere von einem erwarten, ist der Kern dieser Säule der Selbstachtung. Sich Zeit dafür zu nehmen, sich darüber bewusst zu werden, was einen erfüllt, welche Entscheidungen und Lebenswege einen dauerhaft motivieren - macht ein Wahrnehmen der eigenen Persönlichkeit als selbstwirksam viel einfacher und wird die Durchsetzungsfähigkeit stärken.

6. Eigene Werte leben

Was nun als letzter Punkt ein wenig redundant klingen mag, ist nicht ganz so beliebig, wie es beim ersten Lesen wirken mag. In diesem Punkt geht es darum, sich seiner Wertvorstellungen bewusst zu werden und sein Handeln danach auszurichten. Auch hier ist mangelnde Selbstakzeptanz oft im Wege, das muss sie aber nicht sein, sofern man eine klare Karte der eigenen Maßstäbe entwickelt - und sein Handeln daran ausrichtet. Hierbei ist es durchaus sinnvoll, derartige grundlegende Werte einmal niederzuschreiben, um diese dann langfristig zu verinnerlichen und das Selbstbild damit zu stärken.

Was kann meiner Selbstachtung schaden?

Wie weiter oben schon angeklungen gibt es etliche Faktoren im Zusammenleben mit anderen Menschen, die einen negativen Einfluss auf die Selbstwertschätzung mit sich bringen. Wer intensiv in den sozialen Medien unterwegs ist, kennt das Gefühl, den Kick, den viele Likes und viele virtuelle "Freundschaften" bringen. Genauso oberflächlich wie derartige Likes ist aber auch eine erfahrene Ablehnung in den sozialen Medien. Wer da nicht gefestigt in seiner Selbstakzeptanz ist, den kann ein sogenannter Shitstorm wegen einer unbedachten Äußerung schon mal aus der Bahn werfen. Die Zahl der Follower sollte keinen seriösen Einfluss auf den Selbstwert haben.

Analog gilt dies für alle ähnlichen "Kennzahlen", seien es Gewicht, Körpergröße, Abschlussnote oder Zahl der Gratulanten zum Geburtstag. All dies ist nicht in einer Formel zu bewerten, dass je mehr man an Aufmerksamkeit erhält, desto größer der "Wert" des Selbst ist. Ein solcher Wert ist etwas, der in einem Selbst liegt und unabhängig von äußerer Bestätigung sein sollte. Was natürlich nicht völlig losgelöst von anderen funktioniert, der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen. Doch definieren sollten derlei Äußerlichkeiten die Selbstwertschätzung niemals.

Fazit: Selbstachtung lässt sich auch positiv beeinflussen

Der Wert einer Person ist unabhängig von deren Leistungen und Fähigkeiten. Das allerdings haben viele nicht verinnerlicht und bemessen ihren Wert daran, wie andere sie wahrnehmen oder welche äußeren Kennzahlen sie im Leben erreicht haben. Genügt man darin nicht den in einer Gesellschaft geltenden Maßstäben, kann eine mangelnde Selbstachtung die Folge sein. Diese aber kann man anhand vieler wirksamer Tipps gut und effektiv stärken. Das wiederum führt zu einer geringen Wahrscheinlichkeit, mit der die Selbstwertschätzung aufs Neue gefährdet werden kann. Und das Tolle beim Stärken der Selbstakzeptanz ist, dass ausnahmslos jeder dieses erlernen und durchführen kann.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.