Sprachkenntnisse im Lebenslauf: Sprachniveau finden und richtig angeben

Sprachkenntnisse im Lebenslauf: Sprachniveau finden und richtig angeben

Professionell bewerben | 09.02.2022

Der Sprachgebrauch ist für nahezu jeden Beruf wichtig und hilfreich, um mit Geschäftspartnern und Kunden zu kommunizieren. Wenn Sie verschiedene Sprachkenntnisse besitzen, steigert das oftmals Ihre Chancen im Bewerbungsgespräch. Wie Sie das Sprachlevel richtig im Anschreiben und im Lebenslauf angeben, welche Referenzrahmen es gibt und wie Sie sich in Schrift und Wort verbessern, zeigt der nachfolgende Artikel.

Sprachkenntnisse: Das bedeuten sie für den Job

Sprachen sind der Schlüssel zur Welt: Darum sind gewisse Sprachkenntnisse in vielen Jobs wichtig. Neben der Muttersprache, die Sie schriftlich und mündlich fließend und fehlerfrei beherrschen, sind weitere Sprachen gefragt. Selbstverständlich haben Sie in der Schule die klassischen europäischen Fremdsprachen

  • Englisch,
  • Französisch
  • oder Spanisch

gelernt. An einzelnen Schulen sind auch

  • Polnisch,
  • Russisch,
  • Chinesisch,
  • Dänisch
  • oder Niederländisch

belegbar. Diese Fremdsprachenkenntnisse bilden die Grundlage für das Niveau, das Sie für eine einzelne Sprache erreichen. In einer Bewerbung sind die Sprachkenntnisse im Lebenslauf gefragt, die für die Stellenanzeige entscheidend sind.

Warum das sprachliche Kompetenzniveau von vielen Personalern erwünscht ist, warum es im Job so wichtig sind und wie Sie Ihr sprachliches Niveau richtig ermitteln, zeigt Ihnen der nachfolgende Artikel.

Warum ist es überhaupt so wichtig, Fremdsprachen in der Bewerbung anzugeben?

In den meisten Stellenanzeigen sind gewisse Fremdsprachenkenntnisse wie etwa Englisch gefordert, die für den Job relevant sind. Darum sollten Sie immer eine eigene Angabe über Ihre Sprachkenntnisse im Lebenslauf machen, wenn diese mehr als nur die Grundkenntnisse betreffen. Im Vorstellungsgespräch kommt der Personalchef auf Ihre Angaben zurück und spricht unter Umständen mit Ihnen in der genannten Sprache. Haben Sie zum Beispiel Ihre Englischkenntnisse als verhandlungssicher angegeben, sollten Sie fließend auf Englisch reden und antworten können. Der Personaler, der unter Umständen sogar Muttersprachler ist, erkennt sofort Ihren Wortschatz und ob Sie mit ihm mühelos gesprochen haben. Zudem erfährt er einiges darüber, ob Sie akzentfrei bzw. fehlerfrei sprechen. Das ist gerade für Stellen empfehlenswert, bei denen Sie viele Gespräche mit anderen Gesprächspartnern und Kunden am Telefon führen. So kommen keine Missverständnisse auf, was für das Unternehmen weitere Kosten bedeuten würde. Manche Personalchefs möchten mehr über den Schriftverkehr erfahren und geben Ihnen eine schriftliche Aufgabe, die komplexer ist, wie zum Beispiel eine E-Mail. Anhand dieses schriftlichen Beispiels erkennt der Personaler, ob Sie die Sprachverwendung auch im Schriftlichen beherrschen. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie auch schriftlich etwas beschreiben müssen.

Wie bezeichne ich meine Sprachkenntnisse?

Viele Bewerber fragen sich: Wie ordne ich das Niveau meiner Sprachkenntnisse ein?

Es gilt grundsätzlich: Nicht die Dauer des Lernens ist für den Lebenslauf wichtig, sondern der Grad der momentanen Beherrschung. Dieser könnte beispielsweise sehr hoch sein, wenn Sie gerade eine längere Zeit im Land der betreffenden Sprache zugebracht hat - vielleicht im Rahmen eines Auslandssemesters, bei dem an der Hochschule nur diese Sprache gesprochen wurde, wodurch Sie dann echtes Fachenglisch oder -französisch gelernt haben. Im Alltag brauchten Sie die Sprache ohnehin. Unter diesen Voraussetzungen dürfen Sie sich im Lebenslauf “fließende” Sprachkenntnisse attestieren.

Wenn dieses Auslandssemester schon wieder fünf Jahre zurückliegt, sollten Sie Ihre Sprachkenntnisse neu testen. Gar nichts nutzt es, wenn Sie eine Sprache wie Russisch bis zum Abitur gelernt und danach nie wieder gesprochen haben. Sie sind jetzt Anfang vierzig und wollen Russisch in Ihrem Lebenslauf erwähnen? Versuchen Sie zunächst, es zu verstehen und zu sprechen. Es dürfte nicht mehr viel übrig sein. Sie könnten zwar die Dauer ihres Russischunterrichts erwähnen, doch verweisen Sie darauf, dass Sie zu dieser Sprache nur noch über Grundkenntnisse verfügen.

Sinnvoller kann es sogar sein, so eine Sprache, die Sie niemals brauchten und voraussichtlich nie wieder aktivieren werden, gar nicht erst zu erwähnen. Eine Ausnahme von dieser Empfehlung bestünde dann, wenn der Arbeitgeber bekanntermaßen russische Niederlassungen betreibt oder auf sonst eine Weise russischsprachige Mitarbeiter gebrauchen könnte. Erwähnen Sie dann ruhig Ihre Grundkenntnisse - rechnen Sie aber damit, dass man Sie im Bewerbungsgespräch fragen wird, inwieweit Sie bereit wären, diese aufzufrischen.

Sprachliches Niveau in Kategorien

Neben den Referenzzahlen aus dem europäischen Referenzrahmen geben Sie Ihr sprachliches Niveau in unterschiedlichen Kategorien an. Diese bestimmen, wie sicher Sie in Wort und Schrift sind.

Grundkenntnisse

Grundkenntnisse sind in der Regel nicht nötig zu erwähnen: Sie belaufen sich darauf, dass Sie maximal die Lautschrift kennen und über die grundlegende Grammatik Bescheid wissen. Allerdings ist es gut die grundlegenden Kenntnisse anzugeben, wenn außergewöhnliche Sprachen wie zum Beispiel Russisch oder Chinesisch gefragt sind. Das gilt vor allem dann, wenn das Unternehmen beispielsweise im Ausland russische oder chinesische Zweigstellen hat. Gehen Sie in der Bewerbung darauf ein und zeigen Sie Ihr Interesse, Sprachkurse mit abschließenden Sprachtests zu besuchen. Das kommt im Bewerbungsgespräch gleich doppelt gut an, da Sie sich mit dem Unternehmen beschäftigt haben und Sie Ihre fleißige Mitarbeit für die Zukunft anbieten. Diese Kategorie besagt, dass Sie sich sowohl in Wort als auch in Schrift verständigen können. Hin und wieder kann es vorkommen, dass Sie beim Unterhalten ins Stocken geraten. Ein Small Talk und oberflächliche Themen in den genannten Sprachen sind allemal möglich.

Fließend

Diese Kategorie beschreibt Ihr hohes sprachliches Level und drückt damit aus, dass Sie Texte aus Zeitschriften und Büchern zu unterschiedlichen Themen verstehen. Zudem sind Sie im Mündlichen sicher und verfügen über bestimmte Ausdrücke, die Anfängern nicht geläufig sind.

Verhandlungssicher

Wenn Sie Ihre Sprachkenntnisse als verhandlungssicher beschreiben, sind Sie fast so wortgewandt wie ein Muttersprachler. Sie können Argumente einwandfrei vortragen und sich zu fast allen Themen mit Fachausdrücken äußern.

Bilingualität und Muttersprache

Die Kategorien Bilingualität und Muttersprachler beschreiben Personen, die seit ihrer Kindheit zweisprachig bzw. in der Zielsprache aufgewachsen sind. Sie kennen die korrekte Grammatik, haben einen Wortschatz von mindestens 3000 Wörtern und kennen Redewendungen und dergleichen.

A1 bis C2 – Anwendung der offiziellen Referenzzahlen im Lebenslauf

Häufig lesen Sie in Stellenausschreibungen von den Niveaustufen von A1 bis C2. Was das Ganze bedeutet und wann es sinnvoll ist, diese mit in der Bewerbung anzugeben, macht der folgende Teil deutlich.

Was bedeuten die jeweiligen Niveaustufen?

Damit Bewerber die Sprachkompetenz nachweisen und Personalchefs ihr Niveau besser einordnen können, nutzen Bewerber die europäischen Referenzzahlen aus dem festgelegten Referenzrahmen.

Sie reichen von

  • A1 und A2 für Anfänger,
  • B1 und B2 für Fortgeschrittene
  • bis hin zu C1 und C2 für bilinguale Bewerber und Muttersprachler.

Wann sollte ich zur Einordnung meiner Kompetenzstufe die Referenzzahlen nutzen?

Für die Aufnahme an einer Universität sind in vielen sprachrelevanten Studiengängen Zertifikate mit den Referenzzahlen nötig. Diese erhalten Sie, indem Sie einen Test wie zum Beispiel

  • den TOEFL-Test,
  • das Cambridge-Certificate
  • oder den DELF/DALF-Test

erfolgreich bestehen. Die ermittelte Referenzzahl ist als hochwertig anzusehen und daher für jeden Bewerber von Vorteil. Das gilt insbesondere, wenn bestimmte Fremdsprachen für Gespräche mit Kunden etc. gefragt sind. Lassen Sie sich immer Ihr Sprachniveau durch Zertifikate belegen, um diese später besser nachweisen zu können.

Kenntnisse in Latein oder Altgriechisch – als Sprachkenntnisse im Lebenslauf angeben?

Haben Sie im Studium, an einer Volkshochschule oder während der Schulzeit Latein oder Altgriechisch gelernt? Diese toten Sprachen, die heute nicht mehr fließend gesprochen werden, werden nur selten im Lebenslauf genannt. Nennen Sie diese Sprachen nur, wenn es einen relevanten Bezug zur Stellenanzeige gibt. Das Sprachniveau ist schwierig einzustufen, da sie mit einer toten Sprache kaum verhandlungssicher sein können. Schreiben Sie daher in Ihren Lebenslauf unter Sprachkenntnisse Latein (Latinum). Das Gleiche gilt für das Altgriechische (Graecum).

Wo gebe ich im Lebenslauf meine Fremdsprachenkenntnisse an und wie belege ich diese?

Bei einer Bewerbung geben Sie die Fremdsprachenkenntnisse als Hard Skill im tabellarischen Lebenslauf unter der Rubrik weitere Qualifikationen an. Dabei gilt es, jede Fremdsprache einzeln aufzuführen und die jeweilige Einstufung zu listen. Zum Beispiel führen Sie Ihre Fremdsprachenkenntnisse wie folgt auf:

  • Englisch (C1 in Wort, B2 in Schrift),
  • Französisch (B2 in Wort, B1 in Schrift)

oder

  • Englisch (Muttersprache)
  • Französisch (Verhandlungssicher)
  • Italienisch (Fließend)
  • Spanisch (Grundkenntnisse)

Gehen Sie nach geordneter Reihenfolge vor wie etwa nach der alphabetischen Reihenfolge der Sprachen oder auf- bzw. absteigend nach dem Sprachlevel jeder einzelnen Sprache. Es ist außerdem möglich, die Wichtigkeit der Fremdsprachen für die Stelle hervorzuheben, indem Sie relevante Sprachen zuerst nennen.

Schummeln fliegt auf – rechnen Sie mit Fragen im Vorstellungsgespräch

Haben Sie nur Schulkenntnisse und haben Sie im Anschreiben angegeben, gute Sprachkenntnisse zu beherrschen? Spätestens im Vorstellungsgespräch fliegen Ihre Lügen auf. Denn oftmals ist es so, dass der Personaler Sie auf Ihre genannten Sprachkenntnisse im Lebenslauf anspricht. In einigen Fällen kommt es dazu, dass der Personaler Sie in der genannten Zielsprache anspricht. Er kann ggf. ebenfalls die Sprache sprechen und möchte sich im Gespräch mit Ihnen in der Zielsprache unterhalten. Ein leichter Small Talk oder Fragen, die komplexer sind, sind dann möglich. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollten Sie ehrlich sein und zugeben, dass die Angabe über Ihre Sprachkompetenz nicht korrekt ist. Ob Sie weitere Chancen auf eine Einstellung haben, bleibt dem Personalchef überlassen. Darum ist es sinnvoll, von Anfang an ehrlich über die Einstufung Ihrer Sprachkenntnisse im Lebenslauf zu sein

Fazit: Sprachkenntnisse sind in fast jeder Bewerbung wichtig

Für viele Personalchefs sind die Kenntnisse von bestimmten Sprachen wichtig: Sie sind sogar maßgebend als Einstellungskriterium zu sehen und können für den Bewerber entscheidend sein. Selbst in europäischen Berufen, in den Sprachen kaum relevant erscheinen, sind sie von Vorteil: In der Altenpflege oder im Kindergarten zum Beispiel ist das Verständigen in anderen Sprachen von Vorteil. Schauen Sie daher immer auf die Stellenanzeige, um den gewünschten Anforderungen zu entsprechen. Geben Sie nach Möglichkeit immer Ihre Kenntnisse über eine Sprache an, indem Sie die typischen Kategorien wie zum Beispiel verhandlungssicher angeben. Eine andere Option bieten die aus den europäischen Referenzrahmen bekannten Niveaustufen, die von

  • A1 und A2,
  • B1 und B2
  • bis hin zu C1 und C2

reichen. Das macht es für den Personalchef einfacher, den Bewerber und seine Kenntnisse besser einzuordnen.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.