Inzwischen gibt es viele von ihnen: Workfluencer, die andere an ihrem Arbeitsalltag teilhaben lassen. Einen Anstoß dafür lieferte die Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis 2022: Viele Mitarbeiter mussten (oder durften) von einem Tag auf den anderen im Homeoffice oder remote arbeiten. Und damit fehlte plötzlich der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen in der Kaffeeküche oder bei der Raucherpause, um einfach einmal Dampf abzulassen - die sogenannten Watercooler Talks.
Also musste ein Ersatz her, und ein solcher ist für Workfluencer das Posten über ihre Arbeit. Die Bandbreite der Inhalte ist fast unbegrenzt: Sei es das Gehalt, Probleme mit Kollegen oder das Essen in der Kantine - alles ist dabei. Und manche der Workfluencer stoßen auf enormes Interesse in der Öffentlichkeit. So hat zum Beispiel die Workfluencerin Cece Xie auf TikTok inzwischen mehr als 400.000 Follower. Und wer nach dem Hashtag #careertiktok auf TikTok sucht, wird dort neben verschiedenen Tipps zur Karriere auch auf Tausende Posts von Workfluencern stoßen.
Ein weiterer bekannter Workfluencer ist Justin Welsh, der sich auf Solopreneurship konzentriert. Er stellt fest: Man müsse in den Posts die richtige Balance zwischen den Eigenschaften interessant, einzigartig, konträr, herausfordernd und polarisierend finden, während man sich stets dessen bewusst sei, wie die eigenen Inhalte von anderen aufgefasst werden. Das sei ein schmaler Grat.
Was genau ist ein Workfluencer?
Es gibt zwei Definitionen für Workfluencer, die einander überlappen. In der ersten Definition handelt es sich um Arbeitnehmer, die in sozialen Medien oder auch per Podcast über ihren Arbeitsalltag berichten. Die zweite Definition ist etwas weiter gefasst: Nach dieser sind Workfluencer einfach Personen, die sich in einem festen Angestelltenverhältnis befinden, also als Arbeitnehmer tätig sind, und sich gleichzeitig als Influencer betätigen. Dabei muss sich das Influencing nicht auf Arbeitsthemen beziehen.
Posts über das Gehalt, aber auch über alltägliche Probleme bei der Arbeit
Die inzwischen große Reichweite mancher Workfluencer lässt sich auch dadurch erklären, dass sie über Dinge schreiben, die die Menschen im Arbeitsalltag interessieren und mit denen jeder konfrontiert ist. Stress mit dem neuen Chef? Gemobbt von Kolleginnen oder ein zu geringes Gehalt? Das sind die Themen, die ankommen. Andere Arbeitnehmer können sich mit den geschilderten Erlebnissen identifizieren, was zu einem erhöhten Engagement führt.
Wenn Workfluencer ihre Posts absetzen, dann müssen sie dabei allerdings vorsichtig sein, um nicht in die Bredouille zu geraten.
Worauf sollten Workfluencer achten?
Wer über seinen Job, seine Kollegen und seinen Arbeitgeber schreibt, muss dabei die rechtlichen, aber auch die moralischen Rahmenbedingungen beachten. Klar ist, dass man keinesfalls über Dinge schreiben darf, über die im Arbeitsvertrag Stillschweigen vereinbart worden ist. Das betrifft insbesondere Betriebsgeheimnisse und andere Interna. Auch darf die Privatsphäre von Kolleginnen und Kollegen durch die Posts nicht verletzt werden. Wer also beispielsweise meint, einen unliebsamen Kollegen durch einen Post auf LinkedIn bloßstellen zu können, sollte sich möglicher Konsequenzen bewusst sein.
Und wie sieht es mit dem Gehalt aus? Hier gilt der Grundsatz: Mit den eigenen Kolleginnen und Kollegen darf man darüber sprechen. Und auch im Gespräch mit dem Ehepartner darf man die Höhe des Gehalts nennen. Das ist gegenüber Dritten anders: Hier kann das Plaudern über das Gehalt sogar gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verstoßen.
Wer als Mitarbeiter zum Workfluencer werden will, sollte vorher mit seinem Vorgesetzten oder mit der Personalabteilung sprechen. Eine vorherige Absprache kann zusätzlich vor dem Absenden einzelner Posts sinnvoll sein, bei denen zunächst nicht klar ist, ob der Arbeitgeber sie freigeben würde.
Wie sollten Unternehmen auf den Trend zum Workfluencer reagieren?
Für Unternehmen sind Workfluencer zunächst einmal eine große Chance, die eigene Marke nach außen zu tragen und das Unternehmen in einem guten Licht erscheinen zu lassen. Das kann das Recruiting neuer Fachkräfte wesentlich vereinfachen. Zudem steigen die Chancen, dass diejenigen, die parallel zu ihrem Job als Workfluencer agieren, dem Arbeitgeber treu bleiben, weil er ihnen die Möglichkeit zum Agieren in den sozialen Netzwerken lässt.
Die Kehrseite der Medaille können allerdings unzufriedene Arbeitnehmer sein, die sich als Workfluencer betätigen. Sie können dem Ansehen ihres Arbeitgebers in der Öffentlichkeit schaden.
Arbeitgeber sollten sich also gut überlegen, wie sie mit Workfluencern umgehen. Hier ist ein kontrollierter Ansatz zu empfehlen: Es sollte klar abgesprochen sein, welche Informationen in den Posts enthalten sein dürfen und was tabu ist.