Befristetes Arbeitsverhältnis:  junge Menschen besonders betroffen

Befristetes Arbeitsverhältnis: junge Menschen besonders betroffen

News | 18.11.2024

Befristete Arbeitsverträge sind in Deutschland weit verbreitet. Ende 2023 erhielten 37,8 Prozent aller neu eingestellten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zunächst nur einen befristeten Arbeitsvertrag.

Besonders betroffen sind Berufseinsteiger und junge Menschen unter 25 Jahren: Fast jeder Zweite startet mit einem befristeten Vertrag ins Berufsleben.

Noch immer ist ein großer Anteil der neu abgeschlossenen Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland befristet. Betroffen sind vor allem junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Auch bei ungelernten Arbeitskräften sowie bei solchen mit einem Hochschulabschluss ist die Quote der Befristung vergleichsweise hoch. 

Eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zu befristeten Arbeitsverträgen in Deutschland zeigt, dass Ende 2023 fast 38 Prozent aller neu eingestellten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zunächst einen befristeten Arbeitsvertrag erhielten. Dieser Anteil ist im Vergleich zum 4. Quartal 2021 (42 Prozent) leicht gesunken.

Zwischen den verschiedenen Altersgruppen variiert die Befristungsquote: Besonders betroffen von Befristungen sind junge Menschen unter 25 Jahren. In dieser Altersgruppe erhielt fast jeder Zweite (48,4 Prozent) nur einen befristeten Vertrag. Auch Beschäftigte im Rentenalter sind überdurchschnittlich häufig von Befristungen betroffen (über 50 Prozent).

Heidelberg, Köln und Potsdam haben die höchste Befristungsquote

Die Untersuchung zeigt auch regionale Unterschiede bei der Befristung. Den höchsten Anteil befristeter Neueinstellungen weist Heidelberg auf (62,5 Prozent), gefolgt von Köln (62,2 Prozent) und Potsdam (59 Prozent). Die niedrigsten Quoten finden sich in ländlichen Regionen wie Tirschenreuth (16,8 Prozent), Neustadt an der Weinstraße (17,5 Prozent) und Coburg (19 Prozent).

Die Ursache für diese Verteilung ist vermutlich in der unterschiedlichen Beschäftigungsstruktur der Regionen zu finden. So gibt es zum Beispiel in Heidelberg das Universitätsklinikum als großen Arbeitgeber mit vielen wissenschaftlichen Arbeitsplätzen. Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft sind häufig befristet. Das gilt auch für Jobs in den Bereichen Medien und Werbung, von denen es in Köln sehr viele gibt. In Potsdam könnte dagegen die dort ansässige Filmindustrie für die hohe Befristungsquote verantwortlich sein.

In den ländlichen Regionen sind dagegen vergleichsweise viele Jobs anzutreffen, die auf einer Berufsausbildung basieren. Arbeitsverhältnisse in diesem Bereich sind seltener befristet.

Mehr Befristung ohne abgeschlossene Berufsausbildung

Auch der Bildungsabschluss wirkt sich auf die Befristungsquote bei der Beschäftigung aus: Während sie bei Beschäftigten ohne Ausbildungsabschluss bei 50,2 Prozent liegt, sind auch Hochschulabsolventen häufig betroffen (41,1 Prozent). Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung erhalten nur in 27,6 Prozent der Fälle eine befristete Anstellung.

Befristung bedeutet Unsicherheit für die Beschäftigten

Die hohe Befristungsquote stellt ein Problem für die Beschäftigten dar, insbesondere für junge Menschen.  Befristungen erschweren die Lebensplanung. Sie führen zu einem Gefühl der Unsicherheit und mindern die Motivation. Außerdem verdienen befristet Beschäftigte oft weniger als ihre festangestellten Kollegen.

Es ist schwierig, eine Wohnung zu finden, einen Kredit zu bekommen oder eine Familie zu gründen, wenn man nicht weiß, ob der Job in ein paar Monaten noch existiert. Gerade der Berufseinstieg sollte aber von Stabilität und guten Perspektiven geprägt sein, damit junge Menschen sich entwickeln und ihre Zukunft gestalten können.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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