Keine Kündigungswelle und mehr Beschäftigte in Pflegeberufen nach Corona-Pandemie

Keine Kündigungswelle und mehr Beschäftigte in Pflegeberufen nach Corona-Pandemie

News | 16.04.2024

Obwohl die Corona-Pandemie zu einer deutlich höheren Belastung im Gesundheits- und Pflegesektor geführt hat, ist die befürchtete Kündigungswelle ausgeblieben.

Wie aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht, ist die Zahl der Pflegefachkräfte sowie auch der Pflegehilfskräfte in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Zudem hat die Corona-Pandemie nicht zu einer deutlichen Erhöhung der Kündigungen geführt. 

Vor allem in den Krankenhäusern zeigten sich die Beschäftigungsverhältnisse der Pflegekräfte stabil. Nach einem Jahr waren noch rund 90 Prozent der Pflegefach- und -hilfskräfte beim selben Arbeitgeber tätig. Nach zwei Jahren lag dieser Anteil bei immerhin noch 80 Prozent.

Höher lag die Wechselquote in der ambulanten Pflege. Hier waren nach einem Jahr 15 Prozent der Fachkräfte in einen anderen Betrieb gewechselt. Nach zwei Jahren lag der Anteil der Wechsel schon bei 25 Prozent, so dass sich also fast jeder Vierte innerhalb dieser Zeitspanne einen neuen Arbeitgeber gesucht hatte. Bei Beschäftigten in Heimen und in der ambulanten Pflege liegt auch der Anteil derjenigen höher, die in eine andere Branche gewechselt sind. 

Anzahl der Pflegekräfte ist gestiegen

Deutlich angestiegen ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Fach- und Hilfskräfte im Pflegesektor. Im Zeitraum 2016 bis 2021 nahm deren Anzahl um 80.000 oder 8,5 Prozent zu und stieg von 940.000 auf 1.020.000. Besonders deutlich war der Anstieg der Pflegehilfskräfte in Krankenhäusern und in der ambulanten Pflege. Dem steht ein Rückgang der Fachkräfte in Pflegeheimen gegenüber. Ihre Zahl sank im genannten Zeitraum um 0,5 Prozent.

Insgesamt stellen die Pflegefachkräfte in Krankenhäusern mit rund 397.000 im Jahr 2021 den größten Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegesektor. Es folgen Pflegefachkräfte (185.000) und Pflegehilfskräfte (183.000) in Heimen. In der ambulanten Pflege sind 119.000 Pflegefachkräfte und 87.000 Pflegehilfskräfte beschäftigt. Vergleichsweise wenige Pflegehilfskräfte gibt es in Krankenhäusern: Ihre Anzahl betrug 2021 rund 48.000.

Hoher Anteil von Frauen in der Pflege

Bemerkenswert ist der hohe Anteil der Frauen in den Pflegeberufen. Weit mehr als die Hälfte - bis teilweise fast 90 Prozent - der Stellen sind mit Mitarbeiterinnen besetzt. Die folgenden Zahlen geben den Frauenanteil im Jahr 2021 wieder:

  • Pflegehilfskräfte in der ambulanten Pflege: 87 Prozen
  • Pflegefachkräfte in der ambulanten Pflege: 84 Prozent
  • Pflegehilfskräfte in Heimen: 84 Prozent
  • Pflegefachkräfte in Krankenhäusern: 83 Prozent
  • Pflegefachkräfte in Heimen: 82 Prozent
  • Pflegehilfskräfte in Krankenhäusern: 76 Prozent

Hohe Teilzeitquote in der Pflege

Überdurchschnittlich hoch ist auch der Anteil der Teilzeitkräfte in der Pflege (Zahlen von 2021). Er liegt mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. 
Den höchsten Teilzeitanteil mit 71 Prozent gibt es bei den Pflegehilfskräften in Heimen. Doch selbst in der Gruppe der Pflegekräfte mit dem geringsten Anteil an Teilzeitarbeit, den Pflegehilfskräften in Krankenhäusern, liegt die Teilzeitquote mit 40 Prozent deutlich über dem Gesamtdurchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (29 Prozent).

Der hohe Anteil von Teilzeitkräften dürfte auch auf den überdurchschnittlichen Frauenanteil im Gesundheits- und Pflegesektor zurückzuführen sein.

Fazit

Trotz der wachsenden Anzahl von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pflege ist von einem Rückgang des Fachkräftemangels nichts zu spüren, denn der Bedarf an Pflegefachkräften und Pflegehilfskräften steigt ebenfalls stark an. Zudem müssen die einzelnen Bereiche des Sektors differenziert betrachtet werden. Während die Zahl der Pflegekräfte vor allem in Krankenhäusern zugenommen hat, ist die Zahl der Pflegefachkräfte in Heimen gesunken.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.