Ausbildung: Umweltfreundliche Jobs liegen laut aktueller Studie im Trend

Ausbildung: Umweltfreundliche Jobs liegen laut aktueller Studie im Trend

News | 25.10.2023

Eine aktuelle Studie zeigt: Während die Gesamtzahl der Auszubildenden sinkt, legen umweltfreundliche Ausbildungsberufe stark zu. Der Artikel fasst die Ergebnisse dieser spannenden zusammen und zeigt, wo die Ausbildungschancen der Zukunft liegen.

Während die Zahl der Auszubildenden in den vergangenen zehn Jahren rückläufig war, konnten Berufe in umweltfreundlichen Branchen zulegen. Das zeigt eine aktuelle Studie (PDF) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Demnach ist zwischen 2013 und 2022 die Gesamtanzahl der Bewerber um Ausbildungsstellen deutlich gesunken, und zwar von 523.000 auf 402.000. Das entspricht einem Rückgang von 21,5 Prozent. Gleichzeitig stieg die Anzahl der gemeldeten offenen Ausbildungsstellen von 521.000 auf 541.000 an, ein Zuwachs von 3,8 Prozent. Es gibt also inzwischen einen deutlichen Überhang bei den offenen Stellen gegenüber den Bewerbern – ein klares Zeichen des herrschenden Fachkräftemangels.

Green Skills und Brown Skills

Die Entwicklung verlief aber nicht in allen Branchen gleich. In der Studie wird dafür zwischen drei Kategorien unterschieden:

  • Berufe mit Green Skills
  • Berufe mit Brown Skills
  • Neutrale Berufe.

Unter den sogenannten Green Skills werden Fähigkeiten bzw. Tätigkeiten mit einem ökologischen Bezug verstanden. Zu den Berufen mit Green Skills werden zum Beispiel die klassischen Umweltschutzberufe wie Tätigkeiten im Bereich der regenerativen Energien oder auch in der Umwelttechnik verstanden. Doch auch Berufe im Bereich Sanitär und Klimatechnik oder auch Dachdecker gehören dazu.

Auf der anderen Seite stehen Berufe mit Brown Skills, die zum Beispiel im Bereich der Kunststoffherstellung oder in der Baustoffherstellung, aber auch in der landwirtschaftlichen Tierhaltung angesiedelt sind.

Neutrale Berufe weisen eine Mischung aus Green Skills und Brown Skills auf. Dies sind laut Studie vor allem Gesundheits- und Dienstleistungsberufe.

Bewerberrückgang vor allem für Berufe mit Brown Skills

Vom Bewerberrückgang besonders stark betroffen waren Berufe mit Brown Skills. Hier sank die Zahl zwischen 2013 und 2022 von 59.000 auf 30.000 und halbierte sich damit beinahe. Vergleichsweise schwach war dagegen der Rückgang der Bewerberzahlen für Berufe mit Green Skills. Hier sank die Zahl von 218.000 auf 210.000 und damit nur um etwa 3,7 Prozent. Als mögliche Ursache führen die Autoren der Studie Änderungen in Wirtschafts- und Berufsstruktur, die Ausrichtung einzelner Berufe sowie ein geändertes Verhalten von Bewerbern und Betrieben an.

Dementsprechend haben es Unternehmen mit Berufen aus dem Brown Skill-Segment heute besonders schwer, offene Stellen zu besetzen. Auf eine offene Stelle kamen im Jahr 2022 gerade einmal 0,4 Bewerber. Im Jahr 2013 waren es noch knapp 0,8 Bewerber gewesen. Für Berufe mit Green Skills lag die Anzahl der Bewerber pro offene Stelle im Jahr 2013 noch bei 1,1. Es gab also mehr Bewerber als offene Stellen. Dieser Wert ist bis zum Jahr 2022 auf 0,8 gesunken.

Verschiebungen innerhalb der Berufsbilder möglich

Auch innerhalb der Berufsbilder gab es in den letzten Jahren Änderungen. So kamen zum Beispiel zum Beruf des Dachdeckers zusätzliche Kompetenzen in den Bereichen Energieberatung und Solarthermie hinzu, so dass das Berufsbild insgesamt stärker in Richtung Green Skills rückte.

Regionale Unterschiede

Regional gibt es teilweise deutliche Unterschiede bei der Entwicklung. Die Studie ergab, dass in Regionen mit hohem Transformationsdruck die Zahl der Auszubildenden in Berufen mit Green Skills nur vergleichsweise langsam anstieg. Transformationsdruck beschreibt die Einwirkungen auf bestehende wirtschaftliche Strukturen und Unternehmen, die sich zum Beispiel durch äußere Einflüsse wie die Entwicklung der Weltwirtschaft sowie oder durch den ökologischen Wandel sowie regionale Faktoren wie den demographischen Wandel ergeben können. Kurz gesagt: Die ökologische Transformation des Ausbildungsmarkts dauert in Regionen mit einem hohen Transformationsdruck länger.

In der Studie wiesen alle Regionen Deutschlands mit Ausnahme von Weiden in der Oberpfalz einen Zuwachs bei den Ausbildungsverhältnissen mit Green Skills zwischen 2013 und 2022 auf. Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse mit Brown Skills ging im selben Zeitraum in den meisten Regionen zurück. Lediglich in Dresden, der Region Harz, Berlin, Leipzig und Rostock gab es einen Anstieg.

Fazit

Trotz der insgesamt sinkenden Anzahl von Bewerbern in den letzten zehn Jahren stieg die Anzahl der Ausbildungsstellen im Bereich der umwelt- und klimafreundlichen Berufe an. In diesen Berufen ist es für die Unternehmen insgesamt leichter, passende Bewerber zu finden. Das Besetzen von Ausbildungsstellen für Berufe mit Brown Skills wurde dagegen zunehmend schwieriger.

Dabei ist ein Wandel innerhalb der Berufe möglich, so dass diese mit der Zeit „grüner“ werden. Das zeigt das Beispiel des Dachdeckers.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.