Gehaltsvorstellung angeben: Tipps für Ihre Bewerbung

Gehaltsvorstellung angeben: Tipps für Ihre Bewerbung

Professionell bewerben | 14.11.2023

Selbstbewusst die eigene Gehaltsvorstellung kommunizieren - so gelingt die Gehaltsverhandlung schon in der Bewerbung.

Früher ein Tabu, heute Pflicht: Immer mehr Arbeitgeber erwarten, dass Bewerber ihre Gehaltsvorstellung bereits in der schriftlichen Bewerbung angeben. Doch die richtige Formulierung der Gehaltsvorstellung will gelernt sein. Dieser Artikel erklärt, wie Sie professionell verhandeln, Ihren Marktwert clever kommunizieren und selbstbewusst auftreten - ohne sich zu verkaufen. Erfahren Sie, mit welchen Argumenten, Formulierungen und Verhandlungstipps Sie schon in der Bewerbung Ihre Gehaltsvorstellung durchsetzen.

CHECKLISTE "GEHALTSVORSTELLUNG" 

  • Informieren Sie sich vorab gründlich über das übliche Gehaltsniveau für die ausgeschriebene Position in der jeweiligen Branche und Region.

  • Beziehen Sie Ihre Qualifikationen und Berufserfahrung in die Überlegung ein. Eine moderate Steigerung zum aktuellen/letzten Bruttogehalt ist möglich.

  • Wägen Sie Faktoren wie Unternehmensgröße, Personalbedarf und Ihre Alleinstellungsmerkmale ab.

  • Formulieren Sie Ihren Gehaltswunsch selbstbewusst und klar, aber nicht überzogen.

  • Nennen Sie als Berufseinsteiger eine realistische Spanne und keinen Maximalwert.

  • Geben Sie das Jahresbruttogehalt an, nicht das Monatsgehalt.

  • Platzieren Sie die Gehaltsvorstellung im Anschreiben, nicht im Lebenslauf.

  • Signalisieren Sie Verhandlungsbereitschaft, durch eine Spanne. ( Bruttogehalt jährlich 48.000 - 54.000 € )

  • Bereiten Sie Argumente vor, um Ihr Wunschgehalt zu begründen.

  • Informieren Sie sich auch über mögliche Zusatz- und Sachleistungen.

  • Bleiben Sie höflich und professionell, auch wenn das Angebot zu niedrig ist.

  • Bedenken Sie: Eine zu niedrige Einstufung lässt sich später nur schwer anpassen.

WARUM SIE IHRE GEHALTSVORSTELLUNG IN DER BEWERBUNG ANGEBEN SOLLTEN

Der Personaler hat zwei Gründe, warum er Ihren Gehaltswunsch frühzeitig wissen möchte: Er will prüfen, ob diese mit dem Budget vereinbar sind. Und es zeugt von Professionalität, wenn Sie Ihre Wünsche klar formulieren.

Indem Sie von vornherein Klarheit schaffen, wenn die Gehaltsunterschiede zu weit auseinandergehen, ersparen Sie sich und der Firma Zeit und Aufwand.

Die Gehaltsvorstellung im Anschreiben zu platzieren, hat mehrere Vorteile: Sie ist prominent platziert und fällt dem Personaler sofort ins Auge. Außerdem passt sie gut zum Anschreiben, da dieses Ihre Motivation erläutert.

WAS TUN, WENN KEINE GEHALTSANGABE VERLANGT WIRD?

Manchen Firmen reicht es, wenn Sie Ihre Gehaltswünsche erst im persönlichen Gespräch nennen. In der Stellenausschreibung erscheint die Angabe nach der Gehaltsvorstellung nicht.

Trotzdem empfiehlt es sich, auch dann einen Satz zur Gehaltsvorstellung in Ihre Bewerbungsunterlagen aufzunehmen. Der Personaler kann sich so schon einen Eindruck machen.

GEHALTSVORSTELLUNG IM ANSCHREIBEN PLATZIEREN

Die Gehaltsvorstellung sollte nicht im Lebenslauf aufgeführt werden. Der Lebenslauf dient dazu, die eigene Ausbildung und Berufserfahrung darzustellen. Gehaltsangaben haben hier nichts verloren.

Das Anschreiben ist der richtige Ort, um die Gehaltsvorstellung zu nennen. Dies geschieht idealerweise gegen Ende des Anschreibens, bevor die Schlussformel kommt.

Die Gehaltsvorstellung im Anschreiben zu platzieren hat mehrere Vorteile:

  • Ihr Wunschgehalt ist prominent platziert und fällt dem Personaler sofort ins Auge.

  • Das Anschreiben erläutert Ihre Motivation für die Stelle. Hier passt die Angabe der Gehaltsvorstellung gut dazu.

  • Sie können Ihren Gehaltswunsch begründen und in einen Gesamtkontext einbetten.

  • Die Erwartungshaltung ist von Beginn an klar kommuniziert.

Formulierung Ihrer Gehaltsvorstellung

Hier einige Beispielsätze, wie Sie Ihre Gehaltsvorstellung formulieren und in die Bewerbung einbinden können:

  • "Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in dieser Branche stelle ich mir ein Jahresbruttogehalt von 55.000 Euro vor."

  • "Für diese Position wäre aus meiner Sicht ein Jahresgehalt von 45.000 bis 50.000 Euro brutto jährlich angemessen."

  • "Meine Gehaltsvorstellung liegt bei dieser Position in einem Rahmen von 40.000 bis 45.000 Euro brutto im Jahr."

  • "Angesichts meines universitären Abschlusses und meiner nachgewiesenen Qualifikationen erscheint liegt meine Gehaltsvorstellung bei einem Einstiegsgehalt von 50.000 Euro pro Jahr ."

  • "Aufbauend auf meine bisherigen Verdienstmöglichkeiten strebe ich in dieser Position ein Jahresbruttogehalt von 52.000 bis 56.000 Euro an."

Gerade für Berufseinsteiger ist die Formulierung eine Gehaltsvorstellung in der Bewerbung nicht einfach. Hier sollten sie bescheiden auftreten und Spielraum für Verhandlungen lassen:

  • "Als Berufsanfänger in diesem Bereich stelle ich mir ein Einstiegsgehalt von ca. 35.000 Euro brutto im Jahr vor."

  • "Da ich mich in diesem Bereich erst qualifizieren möchte, ist mein Gehaltswunsch mit 30.000 bis 32.000 Euro im Jahr angemessen."

  • "Für diese Position habe ich mir als Berufseinsteiger ein Jahresbruttogehalt von etwa 28.000 bis maximal 32.000 Euro brutto pro Jahr als Ziel gesetzt."

Wichtig ist, die fehlende Erfahrung nicht überzuspielen. Gleichzeitig sollten sich Berufsanfänger aber auch nicht unter Wert verkaufen oder bescheiden wirken. Mit entsprechendem Selbstbewusstsein und Verhandlungsgeschick lassen sich auch als Einsteiger adäquate Gehälter erreichen.

VORTEILE UND RISIKEN EINER GEHALTSSPANNE

Viele Bewerber nennen bei der Gehaltsvorstellung keine konkrete Zahl, sondern geben eine Gehaltsspanne an, z.B. 40.000 bis 45.000 Euro brutto jährlich.

Das hat einige Vorteile:

  • Sie zeigen Flexibilität und signalisieren dem Arbeitgeber, dass Sie verhandlungsbereit sind.

  • Sie vermeiden, sich durch eine zu hohe oder zu niedrige Gehaltsangabe in der Bewerbung, ins Abseits zu stellen.

  • Sie haben Spielraum nach oben und unten und einen Puffer für die Gehaltsverhandlung.

  • Sie wirken professionell, da Sie Ihren eigenen Marktwert gut einschätzen können.

Mögliche Nachteile einer Spanne sind:

  • Sie wirken etwas unentschieden und unsicher mit Ihrem Wunschgehalt.

  • Der Arbeitgeber orientiert sich eher an der unteren Grenze der Spanne.

  • Sie geben Ihre idealen Gehaltsvorstellung nicht transparent preis.

  • Die Angabe einer zu große Spanne wirkt unseriös und nicht gut durchdacht.

Mit einer gut gewählten und realistischen Spanne des Jahresgehalts machen Bewerber nichts falsch. Anhand von Gehaltsvergleichen lässt sich der eigene Marktwert gut einschätzen. So bleibt Verhandlungsspielraum, ohne sich unter Wert zu verkaufen.

ANGABE IN BRUTTO ODER NETTO?

Geben Sie stets das Jahresbruttogehalt an, auch wenn Sie verständlicherweise am Netto interessiert sind. Personaler rechnen fast ausnahmslos mit Bruttobeträgen.

WAS TUN, WENN IHRE GEHALTSVORSTELLUNG ZU HOCH WAR?

Die Firma kann oder will Ihnen Ihr Wunschgehalt nicht bieten? Bleiben Sie höflich und professionell:

  • Erklären Sie, dass Sie sich anderweitig umsehen, da die Gehaltsvorstellung zu weit auseinandergeht.

  • Fragen Sie nach Benefits und Zusatzleistungen, die ein niedrigeres Gehalt ausgleichen könnten.

  • Korrigieren Sie Ihre Spanne nach unten, aber nicht zu weit. 

  • Bitten Sie um Bedenkzeit, um das Angebot in Ruhe abzuwägen.

Mit wertschätzender Kommunikation findet sich oft noch eine Lösung, mit der beide Seiten zufrieden sind.

SO SCHÄTZEN SIE IHREN MARKTWERT RICHTIG EIN

Bevor Sie Ihre Gehaltsvorstellung formulieren, müssen Sie sich über diesen Punkt klar werden: Was bin ich wert?

Diese Faktoren bestimmen vorrangig Ihren eigenen Marktwert:

  • Ihre Ausbildung und Qualifikationen

  • Berufserfahrung in dem Bereich

  • Branche (z.B. IT-Experten sind gefragt)

  • Region (Großstadt vs. Land)

  • Größe des Unternehmens

  • Personalmangel in dem Bereich

  • Ihre besonderen Fähigkeiten und Alleinstellungsmerkmale

Zudem sollten Sie bedenken, dass die Gehaltsvorstellung auch von Faktoren wie der Unternehmensgröße, der Region und der konjunkturellen Wirtschaftslage abhängen kann.

Recherchieren Sie die jährlichen Durchschnittsgehälter und typische Gehaltsspannen für Ihren Beruf. Aber versteifen Sie sich nicht nur auf Statistiken. Ihre individuellen Kompetenzen bestimmen Ihren Wert.

WENN EINE GEHALTSANGABE GEWÜNSCHT WIRD...

...können Sie diese selbstverständlich nicht einfach weglassen. Formulieren Sie in dem Fall, worum Sie gebeten werden.

Die Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung sollte höflich, aber bestimmt sein. Vermeiden Sie Floskeln wie "Verhandelbar" oder "Ihrem Ermessen überlassen". 

Geben Sie eine konkretes Brutto Jahresgehalt oder Gehaltsspanne an. Das wirkt souverän und zeugt von Professionalität.

WAS TUN BEI EINEM ZU NIEDRIGEN ANGEBOT?

Manchmal liegt das Angebot des Arbeitgebers deutlich unter Ihrer Gehaltsvorstellung. Wie reagieren Sie am besten in so einer Situation?

  • Bleiben Sie freundlich und professionell. Reagieren Sie nicht beleidigt oder emotional.

  • Den Ton selbstbewusst aber nicht überheblich halten. Es geht um eine Gehaltsverhandlung, keine Forderung.

  • Argumentieren Sie sachlich, warum aus Ihrer Sicht ein höheres Gehalt gerechtfertigt wäre, überzeugen Sie aufgrund Ihrer Qualifikationen und Erfahrung.

  • Fragen Sie, ob es noch Verhandlungsspielraum gibt und unterbreiten Sie gegebenenfalls einen Gegenvorschlag.

  • Versuchen Sie, sich zumindest etwas dem angebotenem Gehalt anzunähern, wenn die Differenz sehr groß ist.

  • Informieren Sie sich, ob es alternative Benefits wie Firmenwagen, Weiterbildungen etc. gibt.

  • Bedenken Sie: Ein zu niedriges Einstiegsgehalt lässt sich später nur schwer anpassen.

  • Machen Sie klar, dass Sie sich bei einer Annäherung Ihres Gehaltswunsch eine Zusage gut vorstellen könnten.

Mit einer diplomatischen und lösungsorientierten Gehaltsverhandlung lässt sich oft noch eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden.

WAS TUN, WENN IHRE GEHALTSVORSTELLUNG ZU HOCH WAR?

Das Unternehmen kann oder will Ihnen Ihr Wunschgehalt nicht bieten? Bleiben Sie höflich und professionell:

  • Erklären Sie, dass Sie sich anderweitig umsehen, da die Vorstellung zu weit auseinandergeht.

  • Fragen Sie nach Benefits und Zusatzleistungen, die ein niedrigeres Gehalt ausgleichen könnten.

NICHT NUR AUF DAS FIXGEHALT SCHAUEN

Bei Gehaltsverhandlungen sollten Bewerber nicht nur das Fixgehalt im Blick haben. Oft können Zusatzleistungen und Sachbezüge das Brutto Jahresgehalt aufbessern.

Dazu zählen beispielsweise Firmenwagen, Tankkarten, Aktienoptionen, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld oder Gewinnbeteiligungen. Auch Benefits wie die Übernahme von Fortbildungskosten, eine betriebliche Altersvorsorge, Jobtickets für öffentliche Verkehrsmittel oder die Möglichkeit zum Home Office sind finanzielle Vorteile.

Informieren Sie sich in der Stellenausschreibung oder im persönlichen Gespräch über solche Extra-Leistungen. Diese können ein etwas niedrigeres Grundgehalt oft kompensieren. Denken Sie auch langfristig und fragen Sie nach Möglichkeiten einer Gehaltserhöhung nach der Probezeit.

  • Korrigieren Sie Ihre Spanne nach unten, aber nicht zu weit.

  • Bitten Sie um Bedenkzeit, um das Angebot in Ruhe abzuwägen.

SELBSTBEWUSST DIE EIGENEN GEHALTSVORSTELLUNGEN KOMMUNIZIEREN

Die Zeiten, in denen Bewerber mit der Nennung konkreter Gehaltszahlen hinter dem Berg hielten, sind vorbei. Heute wird von Bewerbern erwartet, dass sie ihren Gehaltswunsch selbstsicher und transparent kommunizieren.

Zeigen Sie in Ihrer Bewerbung, dass Sie Ihren eigenen Marktwert kennen und professionell vertreten können. Recherchieren Sie sorgfältig und formulieren Sie Ihr Gehaltsvorstellung klar, aber nicht überzogen. Wichtig ist, sich nicht unter Wert zu verkaufen.

Bleiben Sie höflich, aber bestimmt in der Kommunikation Ihrer Gehaltsvorstellung. So stärken Sie Ihre Verhandlungsposition und finden eine Lösung, mit der beide Seiten zufrieden sind. 

Selbstbewusstes Auftreten wird erwartet und kommt gut an. Mit den Tipps aus diesem Artikel gelingt Ihnen die Gehaltsverhandlung schon im Bewerbungsprozess. Sie können Sie Ihre Gehaltswünsche souverän vertreten und das Gehalt verhandeln, das Sie verdienen. Viel Erfolg!

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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