Honorararzt: Berufsbild, Gehalt, Karrierechancen

Honorararzt: Berufsbild, Gehalt, Karrierechancen

Berufsleben | 20.02.2024

Was macht ein Honorararzt? Wie unterscheidet sich sein Verdienst von dem eines fest angestellten Arztes? Dieser Artikel informiert Sie über das Berufsbild, die Perspektiven und das Finanzielle.

Was ist ein Honorararzt?

Als Honorarärzte bezeichnet man Ärzte, die für einen begrenzten Zeitraum in einer medizinischen Einrichtung tätig sind. Grob gesagt wird das Berufsbild des Honorararzt daher nicht durch seine fachliche Spezialisierung, sondern der Art seiner Beschäftigung definiert. 

Vorschub geleistet wurde dem Tätigkeitsmodell des Honorararztes durch den in medizinischen Einrichtungen vorherrschenden Personal- und Fachkräftemangel. Um personalbedingte Engpässe im Klinikalltag abzufedern und eine angemessene Patientenbetreuung zu gewährleisten, gingen viele Einrichtungen dazu über, Personal für zeitlich befristetete Tätigkeitsverhältnisse zu akquirieren. 

Honorarärzte sind auch als Leihärzte bekannt. Das gilt vor allem bei einer Anstellung im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung oder Ärztevermittlung. Im Konzept der Arbeitnehmer sind Leihärzte daher mit sog. Zeitarbeitern vergleichbar.

Selbständig oder angestellt - wie ist ein Honorararzt beschäftigt? 

Grundsätzlich ist ein Honorararzt selbstständig und freiberuflich tätig. Das heißt, es ist eine Arbeit auf Rechnung; der Arzt erhält für eine Tätigkeit ein zuvor ausgehandeltes Honorar. Der jeweilige Arzt bzw. die Ärztin muss die nötigen Steuern selbst abführen.

Seit eines Urteils des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2019 steht jedoch fest, dass Honorarärzte, die in einer Klinik tätig sind, in der Zeit ihres Einsatzes dort nicht als Selbstständige anzusehen, sondern sozialversicherungspflichtig als normale Arbeitnehmer beschäftigt sind. Dafür spricht ihre Weisungsgebundenheit und die Eingliederung in die in der Klinik regelmäßig bestehende Arbeitsorganisation. 

Honorararzt und Vertretungsarzt – wo liegt der Unterschied?

Die Begriffe Vertretungsarzt und Honorararzt kommen häufig synonym vor. Der Vertretungsarzt lässt sich jedoch als Unterkategorie der honorarärztlichen Tätigkeit verstehen. 

Vertretungsärzte kommen gewöhnlich als Vertretung in eine Praxis von einem niedergelassenen Facharzt oder Kassenarzt, wenn dieser für eine längere Zeit abwesend ist. Anstatt dass dieser seine Praxis für die Zeit seiner Abwesenheit schließt, wird deren Betrieb durch den Vertretungsarzt weitergeführt.

Das ist der Unterschied zum (unbefristet) angestellten Arzt

Wie oben bereits erläutert, gelten auch Honorarärzte in bestimmten Kontexten als Angestellte. In Bezug auf den Beschäftigungsmodus unterscheiden sie sich von "normalen" Ärzten in einer Klinik insoweit lediglich durch das Merkmal der zeitlichen Befristung ihrer Anstellung. 

Honorarärzte arbeiten durch die zeitlichen Befristungen deutlich flexibler als herkömmlich beschäftigte Ärzte. Das kann im besten Fall zu einer ausgewogeneren Work-Life-Balance führen - In erster Linie arbeiten fest angestellte Ärzte und Ärztinnen in Vollzeit rund 56 statt 42 Stunden. In Teilzeit sieht das Bild ähnlich aus: Anstatt ungefähr 31 Stunden wöchentlich den Beruf auszuüben, verbringen Mediziner fast 40 Stunden in dem jeweiligen Krankenhaus. Zugleich geht es jedoch  ebenso mit einer höheren finanziellen Unsicherheit einher. Denn die Jobs müssen stets neu gefunden werden und es kann auch zu Phasen kommen, in denen keine vorübergehende Beschäftigung zu finden ist. Dies führt u. U. zu der Notwendigkeit eines Umzugs in eine andere Stadt. Auch gibt es Kosten, die ein Honorararzt, im Gegensatz zum dauerhaft als Angestellter tätigen Arzt, selbst tragen muss. 
Daher ist Flexibilität für einen Leiharzt essenziell. Das betrifft ebenfalls die eigentliche Tätigkeit im neuen Arbeitsumfeld. Denn mit der jeweils aktuellen Anstellung folgen neue Abläufe und Systeme. Krankenhäuser, Kliniken und Arztpraxen handhaben den Joballtag unterschiedlich. Sie nutzen ggf. andere Computersysteme oder abweichende Tagesroutinen. In diesem Punkt müssen sich Vertretungsärzte anpassen, haben jedoch im Ergebnis auch einen abwechslungsreicheren Arbeitsalltag.

Wo kann ein Honorararzt tätig werden?

Die Tätigkeit als Honorararzt spielt sich selbstverständlich größtenteils in medizinischen Institutionen ab. Dazu gehören vor allem:

  • Krankenhäuser
  • Tageskliniken
  • Arztpraxen 

Für das Tätigkeitsfeld ergeben sich vielfältige Optionen. Sie können grundsätzlich überall dort, wo ein Mangel vorherrscht und Bedarf besteht, arbeiten. Das betrifft vor allem die

  • Notfallmedizin
  • Kardiologie
  • innere Medizin
  • Psychiatrie und
  • Anästhesie

Da sich der Ärztemangel zunehmend auf andere Sektoren ausdehnt, finden Honorarärzte bzw. Vertretungsärzte dort verstärkt eine Anstellung. Das zählt bspw. für die Allgemeinmedizin, Gynäkologie oder Rheumatologie.

Zusätzlich sind durch die Corona-Pandemie deutschlandweit große Impfzentren entstanden. Der Bedarf an Ärzten ist hier äußerst hoch, da eine Versorgung vieler Patienten in möglich kurzer Zeit garantiert werden soll und während der Impfungen eine ärztliche Begleitung Pflicht ist. Die Ärzte werden hier in der Regel als Honorarärzte tätig. 
Viele Ärzte nehmen die Tätigkeit im Impfzentrum zusätzlich zu ihrer regulären Arzttätigkeit auf. Eine ausschließliche honorarärztliche Tätigkeit in einem Impfzentrum ist jedoch auch denkbar. 

Die Verknüpfung zwischen den Ärzten und den medizinischen Einrichtungen wird grundsätzlich durch Ärztevermittlungen und Arbeitnehmerüberlassungen hergestellt. 

Wie wird man Honorararzt?

Ein abgeschlossenes Medizinstudium ist für die Tätigkeit als Honorararzt elementar.
Nach dem Studienabschluss existieren zwei Optionen. Absolventen können direkt als Honorarärzte starten oder zuerst in einem regulären Angestelltenverhältnis Erfahrungen sammeln und das praktische Wissen im Berufsalltag vertiefen.
Empfehlenswerter ist in jedem Fall, zunächst eine regulare Festanstellung anzustreben. Das liegt daran, dass die meisten medizinischen Institutionen und Arztpraxen kaum Ärzte und Ärztinnen ohne Berufserfahrung auf Zeit einstellen und für eine vorübergehende Tätigkeit lieber Ärzte auswählen, die den Arbeitsalltag gut kennen und sich schnell an die örtlichen Gegebenheiten anpassen können. Bei Anfängern ist in der Regel eine längere Einarbeitungsphase erforderlich, die erfahrene Mediziner nicht benötigen und die im Hinblick auf die zeitlich begrenzte Tätigkeit der Honorarärzte in der Einrichtung für diese nicht wirtschaftl8ich wäre. 

Es ist normal, als Berufseinsteiger bzw. Anfänger Fehler zu machen. Routinen müssen sich zunächst herausarbeiten. Aus diesem Grund ist es im Regelfall besser, erst das Angestelltenverhältnis in einer Klinik zu suchen. Danach lässt sich mit ausreichender Erfahrung der Sprung zum Honorararzt meistern.

Wie viel verdient ein Honorararzt?

Im Gegensatz zum dauerhaft angestellten Arzt ist die Vergütung des Honorararztes attraktiver. 
Natürlich ist auch die Fachrichtung entscheidend für die Frage nach dem durchschnittlichen Gehalt. Der Stundenlohn unterscheidet sich geringfügig anhand der verschiedenen Bereiche.  Ein Arzt der Anästhesie bspw. verdient oft weniger als einer der Psychiatrie. In konkreten Zahlen heißt das: Ein Assistenzarzt bekommt als Honorararzt prro Stunde zwischen 75 und 90 Euro höchstens. Im Vergleich dazu kann ein Oberarzt oder Facharzt ca. 100 Euro bis 120 Euro erhalten. Hierbei spielen vorrangig praktische Erfahrungen eine Rolle. Gleichzeitig bestimmen die Region und Einrichtung den Stundenlohn. Grundsätzlich führen die genannten Maximal-Stundenlöhne zu einem durchschnittlichen Jahresgehalt von ungefähr 190.000 Euro bis etwa 262.000 Euro. Vertretungsärzte bzw. Leihärzte verdienen im Vergleich zum fest angestellten Arzt demnach ein bis zu dreimal höheres Gehalt.

Fazit: als Honorararzt die Work-Life-Balance verbessern

Wer Facharzt wird, folgt hohen Idealen und einer inneren Berufung. Personalmangel und unterbesetzte Stationen erfordern jedoch einen höheren Einsatz als andere Berufsbranchen. Für Ärzte und Ärztinnen ist das mit Mehrarbeit und weniger Freizeit verbunden. Honorarärzte können zeitlich befristet in Kliniken einspringen. Sie arbeiten dann gegen ein Honorar und brauchen vor allem Berufserfahrung, um erfolgreich zu sein und diesen Weg einschlagen zu können. Erfüllen sie diese Voraussetzungen, lohnt sich dieseer Karriereweg oft aufgrund einer besseren Work-Life-Balance. Zusätzlich winkt einem Honorararzt im Vergleich zum Arzt in Festanstellung ein höherer Stundenlohn.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.