Eine wichtige Frage ist für viele Jobsuchende außerdem, wie sie Berufserfahrungen eigentlich sammeln können? Zählt der Nebenjob? Ist das Praktikum relevant?
Was gilt als Berufserfahrung?
In Stellenanzeigen lesen Sie immer wieder die verschiedenen Ansprüche der Arbeitgeber, an potentielle Mitarbeiter. Doch was hat es eigentlich mit der Erfahrung auf sich? Ab wann haben Sie Erfahrungen gesammelt? Reicht das Praktikum in einer Versicherung als Berufserfahrung aus und sind Sie damit wirklich schon erfahren?
Bei der Definition von Berufserfahrungen wird in drei Stufen unterschieden:
- erste Berufserfahrungen
- fundierte Berufserfahrungen
- mehrjährige Berufserfahrungen
Was bedeutet erste Berufserfahrungen?
Haben Sie neben Ihrem Studium eine berufliche Tätigkeit ausgeübt? Dann haben Sie bereits erste Berufserfahrungen gesammelt. Dieser Oberbegriff sagt aus, dass Sie in der Lage sind einem strukturierten Arbeitsalltag zu folgen und die täglichen Ansprüche erfüllen können. Ob es sich um eine entlohnte Stelle oder ein Praktikum handelt ist irrelevant. Bei ersten Berufserfahrungen geht es außerdem nicht darum, welche Bereiche Sie erlernt haben. Daher dienen diese Erfahrungen auch nicht als Qualifikation in einer Bewerbung.
Was bedeutet fundierte Berufserfahrungen?
Wenn in einem Stellenangebot fundierte Berufserfahrungen vorausgesetzt wird, werden meist umfassende, mehrjährige Vorerfahrungen vorausgesetzt. Ein Praktikum während des Studiums gehört nicht zu diesen Voraussetzungen. Als Berufsanfänger haben Sie bei erforderlichen, fundierten Berufserfahrungen keine Chancen auf die Stelle. Es kommt hinzu, dass hier nicht nur generelle Berufspraxis gefordert wird, sondern branchenspezifische Erfahrungen.
Was bedeutet mehrjährige Berufserfahrungen?
Wird in einer Stellenanzeige mehrjährige Berufserfahrungen vorausgesetzt, so ist im Schnitt von drei bis fünf Jahren die Rede. Auch wenn Arbeitnehmer nicht alle Kriterien einer Jobausschreibung erfüllen müssen, lässt sich diese Qualifikation nur schwerlich kompensieren. Ein Job mit benötigter, mehrjähriger Berufserfahrung geht oft mit Budgetverantwortung und/oder Personalverantwortung einher. Für Berufseinsteiger sind derartige Führungspositionen ungeeignet.
Worin unterscheiden sich einschlägige und allgemeine Berufserfahrungen?
Neben den drei Deklarationen der Berufserfahrungen gibt es außerdem einen Unterschied zwischen allgemeinen und einschlägigen Erfahrungen. Praktische Fähigkeiten im Bereich auf den Sie sich bewerben deklariert man als einschlägige Berufserfahrung. Allgemeine Berufserfahrungen müssen sich hingegen nicht auf diesen Bereich konzentrieren.
Die eigene Berufserfahrung im Lebenslauf unterbringen
Alles was Sie bislang beruflich geleistet haben, wird in Ihrem Lebenslauf niedergeschrieben. Sie sollten bei einer Bewerbung darauf achten, jegliche Erfahrungen im besten Licht zu präsentieren.
Haben Sie beispielsweise ein Praktikum absolviert, kennzeichnen Sie stichpunktartig die Schwerpunkte Ihrer Kompetenzen. Sie können dem potentiellen Arbeitgeber auf diese Art zeigen, wo Sie bereits Hard Skills sammeln konnten und was Sie für den neuen Job qualifiziert.
Sie sollten in Ihrem Lebenslauf auf keine Erfahrung verzichten. Als Bewerber kommt es darauf an, dass Sie sich im bestmöglichen Licht präsentieren. Übertreibungen sind hierbei allerdings fehl am Platz. Spätestens wenn es zu einem Einstellungstest oder auch nur zum Bewerbungsgespräch kommt, fällt Hochstapelei schnell auf.
So werden Berufserfahrungen gesammelt
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie Berufserfahrungen sammeln. Selbst als Student haben Sie mit Hilfe von Praktika und Werkstudentenjobs die Chance, gleichzeitig Ihre Berufserfahrung zu sammeln. Sie lernen die Hierarchien in Unternehmen kennen, können Ihr theoretisches Wissen umsetzen und lernen die Anforderungen einer Vollzeitstelle kennen.
Ihr künftiger Arbeitgeber erkennt daran, dass Sie neben dem Studium auch zur Führung eines strukturierten Arbeitsalltags in der Lage sind. Nebenbei lernen Sie als Werkstudent oder Praktikant eine Menge. Sie lernen wichtige Leute kennen, knüpfen Kontakte und erhalten am Ende Ihrer Tätigkeit ein Zeugnis. Das wiederum bringt Ihnen die Möglichkeit im Lebenslauf mit Qualifikationen zu punkten.
Bewerber ohne Berufserfahrungen
Stellenanzeigen haben es in sich, fast in jeder zweiten Anzeige werden Berufserfahrungen verlangt. Ohne entsprechende Erfahrungen haben Sie es als Bewerber für die Wunschstelle schwer. Oft sind die vorangegangene Berufserfahrungen für den Personaler tatsächlich entscheidend, wenn es um die Vergabe einer Stelle geht. Selbst wenn Sie als Person qualifizierter gewesen wären als der Mitbewerber, hat dieser durch seine Erfahrungen den Job bekommen. Situationen, die im Berufsleben immer wieder auftreten können.
Für das Unternehmen bedeutet ein Mitarbeiter mit Erfahrungen viele Vorteile. Allen voran steht der Aspekt, dass Sie als berufserfahrener Mitarbeiter bereits Ahnung von den Anforderungen haben. Es wird vorausgesetzt dass Sie wissen, welche Arbeitsanforderungen auf Sie zukommen. Auch generelle Abläufe im Arbeitsalltag und die Einfügung in ein bestehendes Team sollten Sie bereits beherrschen.
Hinzu kommt, dass die Anlernphase durch einschlägige Berufserfahrung natürlich deutlich kürzer ausfällt. Wenn Sie sich in der Branche bereits auskennen, können Sie schnell voll einsteigen und Ihre Aufgaben bewältigen. Sie tragen somit rasch zum Erfolg bei und sind Ihren Lohn wert. Ein Berufseinsteiger hingegen muss oft erstmal in die Hierarchien eines Unternehmens eingeführt werden und lernt alles von Beginn an. Das kostet Zeit, ist für ein Unternehmen unwirtschaftlich und wird daher gern vermieden.
Der Teufelskreis mit den Berufserfahrungen
Ohne Berufserfahrungen - kein Job, ohne Job - keine Berufserfahrungen. Ein Teufelskreis, den immer mehr Arbeitnehmer zu spüren bekommen. Viele Personaler haben beinahe unerreichbare Ansprüche an Bewerber. Mehrere Jahre Berufserfahrungen, beste Noten, jung, dynamisch und mit zahlreichen Qualifikationen - so sieht der Traumbewerber aus. Dass all diese Ansprüche gar nicht von einer Person erfüllt werden können, gerät dabei oft in Vergessenheit.
Sie sollten sich jedoch nicht entmutigen lassen und Ihre Bewerbung auch dann verschicken, wenn Sie nicht exakt auf das geforderte Profil passen.
Leider ist ein Uniabschluss heute keine Garantie mehr für eine Arbeit, denn die besten Stelle werden meist nur an Berufserfahrene vergeben. Es bleibt also eine Einsteigerposition, die aber oft nicht zur Verfügung steht. Konkurrenz unter den Bewerbern ist die logische Folge und eine Flut von Absagen die nächste. Hier kann das Praktikum neben dem Studium tatsächlich den entscheidenden Ausschlag für eine Zusage geben.
Wie viel Berufserfahrungen habe ich?
Stellenangebote verraten eigentlich alles, was Sie für eine Bewerbung wissen müssen. Hier finden Sie auch Hinweise, welche Art der Berufserfahrungen erforderlich ist um sich zu bewerben. Wird in der Anzeige kein Hinweis auf die Erfahrungen gegeben, ist das ein Hinweis darauf, dass die Stelle auch für Einsteiger geeignet ist.
Häufig wird in Stellenangeboten darauf hingewiesen, dass erste Erfahrungen von Vorteil sind. Das bedeutet, dass die Chancen auch ohne Erfahrungen vorhanden sind, im Zweifel aber die Chancen für den erfahrenen Bewerber besser stehen. Wenn erste Berufserfahrungen klar verlangt werden, ist praktische Erfahrung erforderlich. Ein Nebenjob, ein Praktikum oder auch ein Werkstudentenjob sind hier ausreichend.
Wenn der Arbeitgeber fundierte Berufserfahrung verlangt, sollten Sie sich bewerben, wenn Sie bereits in der entsprechenden Branche gearbeitet haben. Ob Sie nun ein Jahr oder drei Jahre Erfahrungen mit praktischer Arbeit mitbringen, spielt hierbei eine untergeordnete Rolle. Es gibt durchaus Bewerber die nach einem Jahr praxis fitter sind, als andere nach drei Jahren. Hier spielen sowohl die Relevanz Ihrer Qualifikation für die Stelle, als auch die Bewertung des vorherigen Arbeitgebers eine Rolle.
Wird von einem Betrieb ein Mitarbeiter mit langjähriger Berufserfahrung gesucht, sollten Sie drei bis fünf Jahre Praxis mitbringen, um eine Chance zu haben. Sie müssen sich tatsächlich bestens auskennen und mit Ihren Anforderungen bereits bei Jobantritt vertraut sein. Hierbei handelt es sich meist um Positionen in der Führungsebene. Manchmal kann es hilfreich sein, beim aktuellen Arbeitgeber eine nächsthöhere Position anzustreben, als in einem neuen Unternehmen gleich oben in der Hierarchie einzusteigen.