Eine erfüllende und sinnstiftende Karriere zu finden, ist für viele Menschen ein Lebenstraum. Doch zwischen brotlosen Jobs, die Sie innerlich leer lassen, und Berufen, die zwar lukrativ sind, aber nicht Ihren Talenten und Leidenschaften entsprechen, ist es gar nicht so einfach, im Berufsleben Glück und Zufriedenheit zu finden.
Hier kommt das japanische Konzept des Ikigai ins Spiel – eine Methode, die dabei helfen kann, den Sinn in Ihrer Arbeit zu entdecken. Ikigai lässt sich mit „Lebenszweck“ oder „Lebensfreude“ übersetzen. Es geht darum, eine Schnittmenge zwischen dem zu finden, was Sie lieben, was die Welt braucht, wofür Sie bezahlt werden können und was Sie gut können. Wenn Sie im Berufsleben Ihr Ikigai verwirklichen, erfüllt Sie Ihre Arbeit mit Freude und Begeisterung.
Was ist Ikigai?
Das Konzept des Ikigai stammt ursprünglich aus der japanischen Kultur und Philosophie. Ikigai beschreibt, einen Lebenssinn gefunden zu haben, der einen mit tiefer Zufriedenheit und Freude erfüllt. Okinawa, eine japanische Insel, hat die weltweit höchste Konzentration an Hundertjährigen. Dies wird teilweise auf den Ikigai-Lebensstil der Bewohner zurückgeführt.
Auch wenn der Begriff "Ikigai" ursprünglich eher auf das gesamte Leben bezogen ist, kann das Konzept perfekt auf unser Berufsleben übertragen werden. Anstatt nur für den Broterwerb zu arbeiten, geht es darum, eine Erfüllung in der beruflichen Tätigkeit zu finden.
Die Ikigai-Methode kann Ihnen helfen, eine Karriere zu verfolgen, die wirklich zu Ihnen passt – indem Sie Ihre Leidenschaft, Ihre Fähigkeiten, Ihren Lebensunterhalt und die Bedürfnisse der Welt in Einklang bringen.
Die 4 Säulen des Ikigai
Bei der Ikigai-Methode dreht sich alles um vier zentrale Fragen:
- Was liebe ich? Was sind meine Leidenschaften, Interessen und alles, was mir Freude bereitet?
- Was kann ich besonders gut? Welche Fähigkeiten, Talente, Ausbildungen bringe ich mit?
- Wofür werde ich bezahlt? Welche Berufe und Karrieremöglichkeiten lassen sich in einen Lebensunterhalt umwandeln?
- Was braucht die Welt? Wie kann ich einen Beitrag leisten und etwas Sinnvolles in unserer Gesellschaft bewirken?
Wenn Sie eine Tätigkeit finden, die Sie in allen vier Bereichen erfüllt, haben Sie Ihr Ikigai gefunden. Das bedeutet nicht, dass jeder Tag reine Freude bereiten wird. Aber eine Karriere, die diese vier Faktoren vereint, gibt Ihnen langfristige Zufriedenheit und Erfüllung.
Schauen wir uns jede der vier Ikigai-Säulen nun etwas genauer an.
1. Was liebe ich?
Für viele Menschen ist es ein Traum, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Kein Wunder: Wenn Sie Ihre Interessen und Talente täglich im Job ausleben können, macht die Arbeit gleich viel mehr Spaß.
Um herauszufinden, was Sie lieben, können Sie sich einige Fragen stellen:
- Wofür schlägt mein Herz? Welche Themen begeistern mich und worüber könnte ich stundenlang reden?
- Womit verbringe ich meine Freizeit am liebsten? Meine Hobbies geben Hinweise auf meine Interessen.
- Wenn ich alles tun könnte - welchen Beruf würde ich wählen? Ohne Limitierungen durch Geld oder Ausbildung - welcher Traumjob kommt mir in den Sinn?
- Was gibt mir Energie? Bei welchen Aktivitäten vergeht die Zeit im Flug und ich fühle mich danach besonders motiviert?
Wichtig ist, wirklich auf seine innere Stimme zu hören und sich nicht von äußeren Erwartungen und Karriereidealen leiten zu lassen. Ihre wahre Berufung geht aus Ihrem Herzen hervor.
2. Was kann ich gut?
Natürlich reicht Leidenschaft allein nicht aus, um im Arbeitsleben erfolgreich zu sein. Genauso wichtig sind die erworbenen Fähigkeiten und Talente. Sie müssen herausfinden, was Sie wirklich gut können, um diese Stärken auch beruflich einsetzen zu können.
Fragen, die Ihnen helfen können:
- Was sind meine natürlichen Talente und Begabungen? Bin ich z.B. besonders kreativ, kommunikativ oder analytisch?
- Welches Feedback habe ich bisher für meine Fähigkeiten erhalten? Wofür werde ich von anderen gelobt?
- Habe ich besondere Qualifikationen, Zertifikate oder Ausbildungen absolviert? Diese understreichen meine Fachkompetenzen.
- In welchen Jobs oder Praktika konnte ich bereits Erfahrung sammeln? Das zeigt, in welchen Bereichen ich gut bin.
Auch wenn Selbstreflexion wichtig ist – sprechen Sie zusätzlich mit Menschen in Ihrem Umfeld, die Ihre Stärken gut kennen. Oft sehen andere Dinge in uns, die wir selbst nicht erkennen.
3. Wofür werde ich bezahlt?
Natürlich müssen Sie in Ihrem Job auch genug verdienen, um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Deshalb ist es wichtig zu schauen, welche Berufe auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind und lukrativ bezahlt werden.
Dabei helfen Ihnen Recherchen zu Fragen wie:
- In welchen Berufsfeldern und Branchen werden aktuell viele Fachkräfte gesucht?
- Welche Jobs und Karrieremöglichkeiten gibt es in diesen Bereichen?
- Wie sehen die Gehaltsaussichten und Aufstiegschancen in diesen Feldern aus?
- Welche Aus- oder Weiterbildungen werden für diese Berufe vorausgesetzt?
- Mit meinen Interessen und Fähigkeiten – in welchen Jobs hätte ich die besten Verdienstmöglichkeiten?
Gerade wenn Sie am Anfang Ihrer Karriere stehen, lohnt es sich, die aktuellen Trends auf dem Arbeitsmarkt zu recherchieren.
4. Was braucht die Welt?
Im Idealfall wählen Sie nicht nur einen Job, der Sie selbst erfüllt – sondern leisten auch einen Beitrag zum Positiven für die Gesellschaft. Durch Ihre Arbeit etwas Sinnvolles bewirken zu können, ist ein wichtiger Motivationsfaktor.
Hier ein paar Anregungen zur Reflexion:
- Welche Probleme und Herausforderungen sehe ich aktuell in der Welt?
- Auf welchen Gebieten würde ich gerne einen Unterschied machen?
- Gibt es Bereiche, in denen meine Fähigkeiten gebraucht werden könnten?
- Mit welchen konkreten Tätigkeiten könnte ich die Gesellschaft ein Stückchen besser machen?
- In welchen Jobs kann ich einen Nutzen für andere Menschen oder die Umwelt schaffen?
Auch im Kleinen etwas Gutes zu tun, kann schon sehr bereichernd sein. Jeder noch so kleine Beitrag zählt.
Wie finden Sie mit Ikigai Ihre Berufung?
Wenn Sie die vier Säulen von Ikigai nun für sich reflektiert haben, geht es darum, daraus die richtigen Schlüsse für Ihre Karriere zu ziehen.
Hier kommen drei Tipps, wie Sie die Ikigai-Methode optimal für Ihre berufliche Orientierung nutzen können:
1. Visualisieren Sie Ihr Ikigai
Eine einfache Methode ist, Ihre Überlegungen zu den vier Säulen visualisieren. Teilen Sie dafür ein Blatt in vier Felder auf, beschriftet mit „Was ich liebe“, „Was ich gut kann“, „Wofür ich bezahlt werde“ und „Was die Welt braucht“.
In jedes Feld tragen Sie nun Stichpunkte, Ideen und Schlagworte aus Ihren Reflexionen ein. Am Ende verbinden Sie die Schnittmengen. Der Bereich, in dem sich alle Felder überschneiden, ist ein erster Hinweis auf mögliche Berufe, die Ihrem Ikigai entsprechen könnten.
2. Recherchieren Sie passende Berufsfelder
Anhand der Erkenntnisse aus Ihrer Ikigai-Visualisierung können Sie nun gezielt nach Jobs suchen, die Ihren Interessen, Fähigkeiten, Werten und Bedürfnissen entsprechen. Recherchieren Sie auf Jobportalen, Karrierewebsites und in Branchenverzeichnissen.
Hier einige Anhaltspunkte für Ihre Recherche:
- Berufe, für die meine Stärken und Leidenschaften relevant sind
- Arbeitsfelder, in denen meine Fähigkeiten gebraucht werden
- Jobs mit Sinnhaftigkeit (z.B. in sozialen/ökologischen Bereichen)
- Branchen und Unternehmen, die zu meinen Werten passen
- Stellenangebote mit guten Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten
- Berufe mit Zukunftspotenzial und sicherem Arbeitsmarkt
3. Sammeln Sie praktische Erfahrungen
Haben Sie einmal mögliche Berufsfelder identifiziert, ist der nächste Schritt, praktische Einblicke zu sammeln. Dafür eignen sich:
- Praktika: Kurze Einblicke in interessante Berufe gewinnen
- Informieren bei Berufstätigen: Menschen in Jobs interviewen, die Sie interessieren
- Workshops/Seminare: In Kursen schon mal Tätigkeiten ausprobieren
- Ehrenamt: In einem gemeinnützigen Projekt aktiv werden
- Nebenjobs: Berührungspunkte in interessanten Branchen sammeln
Durch Praxiserfahrung lernen Sie am besten, ob ein Beruf wirklich zu Ihrem Ikigai passt. Sie merken, ob die theoretische Vorstellung mit der Realität übereinstimmt.
Berufung dank der Ikigai-Konzept gefunden
Die Ikigai-Methode hat schon vielen Menschen geholfen, ihre wahre Berufung zu finden. Hier zwei inspirierende Beispiele:
Beispiel 1:
Laura arbeitete seit Jahren unglücklich als Bürokauffrau. In ihrer Freizeit engagierte sie sich leidenschaftlich im Tierschutz. Als sie die Ikigai-Methode für sich anwandte, wurde ihr klar: Sie wollte Tiere nicht nur ehrenamtlich unterstützen, sondern beruflich.
Sie machte eine Ausbildung zur Tierpflegerin und arbeitet heute glücklich in einem Tierheim. Sie kann ihre Liebe zu Tieren täglich im Beruf ausleben.
Beispiel 2:
Max war als Software-Entwickler erfolgreich, aber nie wirklich zufrieden. In seiner Kindheit hatte er eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, weswegen er Nachhilfe bekam. Hier entdeckte er seine Begeisterung fürs Lernen.
Durch Ikigai wurde ihm klar, dass er diese Leidenschaft beruflich teilen wollte. Er bildete sich zum Lerncoach weiter und unterstützt heute Kinder mit Lernschwächen. Seine Arbeit erfüllt ihn mit Sinn.
Ihr Ikigai: So finden Sie es
Die Ikigai-Methode hilft, die wirklich erfüllende Karriere für Sie zu finden. Damit Sie Ihren persönlichen Ikigai-Beruf entdecken können, hier einige Tipps zum Schluss:
- Nehmen Sie sich Zeit für die Selbstreflexion zu Ihren Leidenschaften, Fähigkeiten, Werten und Bedürfnissen
- Seien Sie offen und denken Sie außerhalb Ihrer bisherigen Berufs-Komfortzone
- Informieren Sie sich über vielversprechende Berufsfelder und sammeln Praxiserfahrung
- Seien Sie geduldig, wenn der erste Job noch nicht zu 100% Ihrem Ikigai entspricht
- Bleiben Sie flexibel – Ihr Ikigai kann sich im Laufe Ihres Lebens verändern
- Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl bei der Entscheidung für eine Stelle
- Wählen Sie einen Job, der Sie erfüllt – nicht nur Status oder Geld bringt
Ein Weg zu beruflicher Zufriedenheit durch die Ikigai-Methode
Die Ikigai Methode aus Japan bietet eine wertvolle Perspektive, um berufliche Zufriedenheit zu finden, auch wenn sie sich nicht vollständig in den westlichen Kontext übertragen lässt. Sie hilft uns dabei, Tätigkeiten zu identifizieren, die nicht nur notwendig, sondern auch erfüllend sind und uns Freude bereiten.
Durch bewusstes Nachdenken über unsere wahren Bedürfnisse und Fähigkeiten ermutigt sie uns, morgens gerne zur Arbeit zu gehen und nicht nur wegen des Gehaltsschecks. Es ist eine Aufforderung, auf unser Wohlbefinden zu achten und Überlastung zu vermeiden, die in der rasanten Arbeitswelt des digitalen Zeitalters leicht auftreten kann.
Auch wenn wir in der westlichen Welt ähnliche Konzepte zur beruflichen Orientierung haben, sticht die Einfachheit und Genialität des Ikigai-Modells hervor. Es erinnert uns daran, dass Arbeit mehr sein sollte als nur eine Einkommensquelle, und lädt uns ein, eine Arbeit zu finden, die sinnvoll und erfüllend ist.
Es erfordert jedoch auch aktive Anstrengungen und tiefes Nachdenken, um die Antworten zu finden, die zu einem persönlich passen. Daher ist die Methode nicht nur ein Set von Werkzeugen, sondern eine Einladung zur Selbstreflexion, die in jedem Alter angewendet werden kann, um berufliche Erfüllung zu finden.
Ihr persönliches Ikigai zeigt Ihnen den Weg zu einer zufriedenstellenden Karriere. Indem Sie Ihre Leidenschaft und Talente einbringen, etwas Sinnvolles tun und von Ihrer Arbeit leben können, finden Sie die richtige Balance. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, Ihre Berufung zu finden!