Ehrenamt im Lebenslauf: So zeigen Sie Ihr soziales Engagement

Ehrenamt im Lebenslauf: So zeigen Sie Ihr soziales Engagement

Professionell bewerben | 19.04.2024

Das Ehrenamt ist der „Rücken der Gesellschaft“. Wenn man Gutes tut, sollte man auch darüber reden und das Ehrenamt im Lebenslauf angeben. Wann das Ehrenamt im Lebenslauf für die Karriere förderlich ist, wie man es sinnvoll darstellt und wann man es besser nicht erwähnen sollte, darauf werden wir im Folgenden eingehen.

Ehrenamt im Lebenslauf: Das Wichtigste auf einen Blick

  • Bei der Anzahl der Ehrenämter nicht übertreiben – im Lebenslauf maximal zwei erwähnen
  • Das erwähnte Ehrenamt sollte zur Stelle passen
  • Ehrenamt mit Zeugnissen oder Urkunden belegen
  • Bei Unsicherheit: Lieber das Ehrenamt im Lebenslauf weglassen und dafür im Vorstellungsgespräch davon erzählen 

Warum das Ehrenamt im Lebenslauf relevant ist 

Die Bewerbung und der Lebenslauf dienen dazu, dass der Bewerber dem potentiellen Arbeitgeber seine Erfahrungen und Kenntnisse mitteilt, die ihn für die angestrebte Position qualifizieren. Es ist die Grundlage, auf dessen Basis die Entscheidung gefällt wird, ob der Bewerber weiter im Bewerbungsprozess berücksichtigt wird.
Neben den Hard Skills, die durch Ausbildung, Studium, Weiterbildung und/ oder Berufserfahrung erlangt worden sind, ist für Unternehmen auch die Persönlichkeit des Bewerbers bei der Stellenbesetzung entscheidend. Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, verfügen über positive Charaktereigenschaften, die sich Arbeitgeber von ihren Mitarbeitern wünschen. Allgemein erweckt die freiwillige Tätigkeit beim Recruiter positive Assoziationen wie Engagement, Teamfähigkeit, Organisationstalent und Kommunikationsfähigkeit und lässt auf wichtige Soft Skills schließen.

Vorteile und Nutzen von ehrenamtlicher Arbeit

Der Vorteil an der Nennung der ehrenamtlichen Arbeit in der Bewerbung ist, dass der Bewerber seinem potentiellen neuen Arbeitgeber zeigt, dass er seine Freizeit freiwillig für das Wohl anderer Menschen, Tiere oder der Umwelt opfert, anstatt diese vor dem Fernseher zu verbringen. Und das alles ganz uneigennützig. Das klingt für jeden Personaler nach einem attraktiven Bewerber. Daneben ist das Ehrenamt nicht nur eine erfüllende Aufgabe, sondern bringt dem Ehrenamtler weitere Vorzüge.

Der ehrenamtlich Tätige erwirbt durch sein soziales Engagement nicht nur Soft Skills im Umgang mit Mensch und Tier, sondern auch Hard Skills, die einem Praktikum oder einer Tätigkeit als Werkstudent gleichzusetzen sind. Die ehrenamtliche Tätigkeit kann somit dazu dienen, Erfahrung im Beruf zu sammeln. Dies kann gerade für Berufseinsteiger von Vorteil sein, um sich von anderen Bewerbern, mit ähnlichen Lebensläufen und Qualifikationen abzuheben.

Zudem lernt man in der Ausübung neue Menschen kennen. Networking und Vitamin B sind immer noch hilfreich, um beruflich Türen zu öffnen und die Karrierechancen zu verbessern.

Wenn man beruflich noch auf der Suche ist oder durch Arbeitslosigkeit eine gezwungene berufliche Pause macht, dient die ehrenamtliche Tätigkeit dazu, diese Leerphasen zu überbrücken und Lücken im Lebenslauf zu vermeiden. Ferner können gerade Menschen, die sich beruflich (um-)orientieren wollen, die ehrenamtliche Tätigkeit nutzen, um für sich herauszufinden, was ihnen Spaß macht und wo ihre Stärken sind, um die richtige Berufswahl zu treffen.

So gelingt die Auswahl der relevanten Ehrenämter

Die ausgeübten Ehrenämter sollten im Lebenslauf erwähnt werden. Jedoch ist auch hier das Motto: Weniger ist mehr. Der Bewerber sollte sich nur darauf konzentrieren, die Ehrenämter im Lebenslauf aufzuführen, die zu der angestrebten Position passen und seine Eignung für die Stelle unterstreichen. Maximal sollten zwei Ehrenämter im Lebenslauf dargestellt werden, ansonsten entsteht schnell der Eindruck, dass der Bewerber so aktiv ist, dass für die eigentliche Arbeit gar keine Zeit mehr bleibt. Die Aufzählung vieler verschiedener Ehrenämter könnte zudem die Assoziation erwecken, dass der Bewerber unstet ist und nicht weiß, was er will. Das ist dann auch der Fall, wenn die ehrenamtliche Tätigkeit nur kurzfristig ausgeübt worden ist. Ferner sollte der Bewerber das Ehrenamt, welches er im Lebenslauf erwähnt, auch noch ausüben oder gerade erst beendet haben. Liegt die Ausübung der Tätigkeit in der Vergangenheit, hat sie im Lebenslauf nichts mehr zu suchen.

In aller Kürze sollten folgende Punkte zutreffen, damit sich ein Ehrenamt für die Erwähnung im Lebenslauf "qualifiziert":

  • maximal zwei Ehrenämter, die...
  • ...zur ausgeschriebenen Stelle passen,...
  • ...über einen längeren Zeitraum ausgeübt worden sind und...
  • ...noch ausgeübt werden oder deren Ausübung nicht lange zurückliegt.

Praktische Tipps zur Beschreibung der Tätigkeit

Für den Personaler sind auch rund um die ehrenamtliche Tätigkeit ein paar mehr Informationen wichtig als nur die bloße Nennung der Tätigkeit. So führt man mit Monat und Jahr auf, seit welchem Zeitpunkt die ehrenamtliche Tätigkeit bekleidet wird und nennt den Namen der Organisationen oder Einrichtung, für die man tätig ist, sowie den Ort.
Manche Personaler können sich allein unter der Nennung der Tätigkeit nichts vorstellen. Daher ist eine kurze Beschreibung der Inhalte der Tätigkeit von Vorteil. Auf diese Weise kann der Bewerber insbesondere auf die Aufgaben eingehen, die auch in seinem zukünftigen Job wichtig sein werden und so eine Verknüpfung herstellen, warum er bestens für die Stelle geeignet ist. Die Beschreibung der Tätigkeit sollte beinhalten, welche Verantwortlichkeiten mit der ehrenamtlichen Tätigkeit einhergehen und welche sozialen Fähigkeiten dafür benötigt werden.

Beispiel:

05/2021 - heute Tierpfleger im Tierheim, Hamburg

  • Versorgung der Tiere mit Futter und Wasser
  • Reinigung der Käfige
  • Beratung von Interessenten zu dem Tier
  • Übernahme kleiner Reparaturen
  • Organisation von Tierheimfesten
  • Führung des Kassenbuchs
  • Verwaltungstätigkeiten zum Verein

Verknüpfung von Ehrenamt und beruflichen Kompetenzen

Die Nennung des Ehrenamtes im Lebenslauf ist nur dann sinnvoll, wenn es einen Bezug zur Stelle gibt. Dieser kann sowohl in den Hard Skills als auch in den Soft Skills bestehen. Beispielsweise bietet es sich an, das Ehrenamt im Sportverein als Kassenwart aufzuführen, wenn man sich für eine Stelle in der Buchhaltung bewirbt. Oder das Engagement bei den Pfadfindern in der Kirchengemeinde ist eine gute Grundlage für den Beruf des Kindergärtners.

Wichtig ist, findet man zwischen dem Job und der ehrenamtlichen Tätigkeit keinen Bezug, sollte dieser auch nicht zwanghaft konstruiert werden. In diesem Fall ist es besser, das Ehrenamt im Lebenslauf wegzulassen und sein soziales Engagement im Vorstellungsgespräch zu erläutern.

So geht die Platzierung von Ehrenämtern im Lebenslauf

Es gibt keinen festen Platz im Lebenslauf, wo die ehrenamtlichen Tätigkeiten aufzuführen sind. Je nach bisheriger Berufserfahrung und Verknüpfung des Ehrenamtes mit den beruflichen Kompetenzen kann das Ehrenamt verschiedene Bedeutungen haben, die im Lebenslauf entweder deutlich hervorgehoben werden oder lediglich erwähnt werden sollten.

Eine explizite Erwähnung des Ehrenamtes bietet sich an, wenn damit besondere Fähigkeiten und Kenntnisse einhergehen. Die ehrenamtlichen Kompetenzen können im Lebenslauf unter der Rubrik „Besondere Fähigkeiten und Kenntnisse“ oder unter „Persönliche Kompetenzen“ aufgeführt werden. Dient das Ehrenamt eher der Freizeitbeschäftigung und dazu, dem Lebenslauf eine persönliche Note zu geben, so ist es in der Kategorie „Interessen und Hobbys“ gut aufgehoben.

Nur wenn der Lebenslauf noch sehr dünn ist und das Ehrenamt die fehlende berufsrelevante Erfahrung ausgleichen soll, bietet es sich an, seiner ehrenamtlichen Tätigkeit eine extra Kategorie im Lebenslauf zu widmen und es auf diese Weise hervorzuheben. Dies kann insbesondere bei der Bewerbung als Berufsanfänger oder auf einen Job als Werkstudent der Fall sein.

Je deutlicher das freiwillige Engagement im Lebenslauf hervorgehoben wird, umso mehr sollte man seine Angaben durch Urkunden, Zertifikate oder Ähnliches nachweisen.

Aufnahme von Ehrenamt im Anschreiben

Das Ehrenamt gehört zwar in den Lebenslauf, jedoch nicht zwingend in das Anschreiben. Wieder ist es davon abhängig, welche Verknüpfung das Engagement zu der ausgeschriebenen Stelle hat. Wer in der Kirchengemeinde aktiv ist und sich bei einem kirchlichen Träger bewirbt, sollte die ehrenamtlichen Erfahrungen hervorheben, und diese noch einmal im Anschreiben erwähnen. Ansonsten bietet sich die Angabe des Ehrenamtes im Anschreiben vor allem dazu an, um seine Soft Skills zu belegen.

Beispiel: „Ich bin teamfähig, da ich seit über fünf Jahren die Freiwillige Feuerwehr unterstütze und mit meinen Kameraden für Sicherheit sorge.“

Generell gilt, dass Unternehmen sich nicht nur für die fachlichen Kenntnisse der Bewerber interessieren, sondern dieser auch mit seiner Persönlichkeit zum Unternehmen passen muss, damit die Zusammenarbeit funktioniert.

Wichtig ist, dass das Ehrenamt im Lebenslauf aufgenommen werden kann, ohne das explizit im Anschreiben darauf eingegangen wird. Die Aufnahme ins Anschreiben ist hier ein Plus, aber kein Muss.

Wie Arbeitgeber Ehrenämter wahrnehmen

Die Arbeitgeber sehen es gerne, wenn Bewerber Motivation, Engagement und Teamfähigkeit mitbringen. Diese Eigenschaften werden durch ein freiwilliges Ehrenamt unterstrichen und von Personalern positiv wahrgenommen.

Eine Bewerbung mit Ehrenamt löst überwiegend positive Reaktionen bei den Arbeitgebern aus, beispielsweise wenn Bewerber ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr gemacht haben oder sich bei der Tafel engagieren.

Nicht jedes Engagement ist gern gesehen

Jedoch erwecken nicht alle Ämter diese positiven Assoziationen. Bei Aktivitäten in Gewerkschaften ist Vorsicht geboten. Da liegt schnell die Vermutung nahe, dass der Bewerber ein Störenfried im Unternehmen wird und das Ehrenamt wird zum Ausschlusskriterium. Ebenso ist die Mitgliedschaft in politischen Organisationen schwierig, wenn nicht klar ist, welcher politischen Partei das Unternehmen nahesteht.

Andere gemeinnützige Ehrenämter beispielsweise Engagement bei der Bergrettung oder der Freiwilligen Feuerwehr können auch die Reaktion auslösen, dass der Kandidat sich bei Einsetzen verletzen könnte und damit krankheitsbedingt ausfällt.

Das Zusammenspiel zwischen ehrenamtlicher Tätigkeit und Job

Ebenso müssen Arbeitnehmer laut Gesetz für die Ausübung einiger Ehrenämter bezahlt von der Arbeit freigestellt werden. Dies gefällt unter Umständen auch nicht jedem Arbeitgeber.

Zu beachten ist, dass bei dem Abschluss des Arbeitsvertrages das Ehrenamt vom Arbeitgeber genehmigt werden muss, auch wenn es unentgeltlich ausgeübt wird. Der Arbeitgeber darf dem Arbeitnehmer die Ausübung des Ehrenamtes nur verbieten, wenn es sich um eine Tätigkeit bei der Konkurrenz handelt oder die Arbeitskraft für das Hauptarbeitsverhältnis durch den zeitlichen Umfang der Nebentätigkeit beeinträchtigt wird.

Positive Auswirkung von Ehrenämtern auf die Bewerbung

Wenn man ehrenamtlich tätig ist, kann dies sehr förderlich für die weitere Berücksichtigung im Bewerbungsprozess sein. Zum einen zeigt der Bewerber durch seine ehrenamtliche Aktivität, dass er seine Freizeit zum Wohle der Gesellschaft opfert. Dieses Engagement, die Hilfsbereitschaft und das Verantwortungsbewusstsein, welches der Bewerber dadurch zeigt, spiegelt eine gute Persönlichkeit wider, die Unternehmen gerne als Mitarbeiter für sich gewinnen möchten. Ferner kann der Bewerber durch die ehrenamtliche Tätigkeit seine persönlichen Stärken besser begründen und hebt sich dadurch von anderen Bewerbern ab. Generell gehen nur wenige Bewerber einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach. Hat der Bewerber dieses in seinem Lebenslauf aufgeführt, hat er beim Recruiter auf jeden Fall schonmal einen Pluspunkt gesammelt.

Gerade für Berufseinsteiger ist das Ehrenamt eine gute Möglichkeit, damit Fachkompetenzen hervorzuheben und so die fehlende Berufserfahrung auszugleichen.

Für Kandidaten, die eine Lücke im Lebenslauf haben oder arbeitssuchend sind, ist die ehrenamtliche Arbeit förderlich, um nachzuweisen, dass sie trotzdem engagiert waren und Aufgaben für die Gesellschaft wahrgenommen haben.

Tipps & Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von Ehrenämtern im Lebenslauf

Wichtig ist, dass der Bezug zwischen Ehrenamt und Stellenanzeige hergestellt wird. Daher sollte das Ehrenamt im Lebenslauf nicht nur genannt, sondern durch einzelne Tätigkeiten näher beschrieben werden, damit ein Dritter sich einen umfassenden Eindruck davon machen kann. Ebenso hat der Bewerber zu erwähnen, für welche Einrichtung oder Organisation er tätig ist und den Zeitraum anzugeben.

Hat der Bewerber durch das Ehrenamt besondere Soft Skills erlangt, kann er dies im Anschreiben noch einmal aufführen. Beispiel: „Ich konnte meine Führungsqualitäten und mein Organisationstalent beweisen, indem ich den Tag der offenen Tür für das Pflegeheim als Projektverantwortlicher organisiert habe."

Dennoch sollte die ehrenamtliche Arbeit nicht zu viel Raum im Lebenslauf einnehmen. Es ist nur eine Nebenbeschäftigung, die jedoch die anderen beruflichen Stationen im Lebenslauf nicht in den Schatten stellen sollte.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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