Stärken und Schwächen in der Bewerbung und in einem Vorstellungsgespräch
Stärke und Schwächen sind seit Anbeginn der Zeit wichtig für den Menschen. Bereits in der Steinzeit entschied die Stärke und die Schwächen trugen zum Misserfolg bei. Das galt nicht nur bei der Fortpflanzung, sondern auch bei der Nahrungssuche.
Im übertragenen Sinn ist die Stärke auch auf den Erfolg des Berufs zurückzuführen. Schwächen hingegen müssen nicht negativ gemeint sein: Sie können auch eine Chance sein für das Erlernen neuer Dinge und für eine veränderte Ausübung des Berufs.
Im Vorstellungsgespräch sind die Stärke und die Schwächen nicht mehr wegzudenken. Warum sie den Personalern so wichtig sind und wie Sie sich darauf vorbereiten, zeigt der nachfolgende Artikel.
Warum wird überhaupt nach Stärken und Schwächen gefragt?
Arbeitgeber fragen Bewerber oft nach ihren größten Schwächen, um ihr Selbstbewusstsein und ihre Fähigkeit, über ihre eigenen Unzulänglichkeiten nachzudenken, zu beurteilen. Auch wenn es schwierig sein kann, diese Frage ehrlich zu beantworten, ist es wichtig, daran zu denken, dass der Arbeitgeber nach Beweisen dafür sucht, dass Sie sich Ihrer Schwächen bewusst sind und bereits Schritte unternehmen, um sie zu verbessern.
Wenn Sie sich zum Beispiel für eine Stelle bewerben, die ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten erfordert, könnten Sie eine Schwäche wie Schüchternheit oder soziale Ängste ansprechen. Sie sollten aber auch betonen, dass Sie an der Überwindung dieses Hindernisses gearbeitet haben, indem Sie an Networking-Veranstaltungen teilgenommen oder Kurse für öffentliches Sprechen besucht haben.
Jeder erfolgreiche Mensch wird Ihnen sagen, dass ein großer Teil des Erfolgs darin besteht, sich seiner Schwächen bewusst zu sein und aktiv an ihrer Verbesserung zu arbeiten. Indem Sie Ihr Engagement für die persönliche Weiterentwicklung unter Beweis stellen, zeigen Sie den Arbeitgebern, dass Sie bereit sind, die harte Arbeit zu leisten, die erforderlich ist, um Ergebnisse zu erzielen. Dies macht Sie nicht nur zu einem attraktiveren Kandidaten für eine Stelle, sondern ist auch eine gute Voraussetzung für den Erfolg in jeder Position, die Sie letztendlich einnehmen werden.
Die Klassikerfrage im Vorstellungsgespräch: Wann wird sie gestellt?
Der Zeitpunkt nach der klassischen Frage
- Welche Stärke hebt Sie besonders hervor und was sind Ihre Schwächen?
ist bei Personalern ganz unterschiedlich. In der Regel erfolgt die Fragerunde jedoch erst zur Mitte bis zum Ende hin. Derweil haben Sie Zeit, sich auf das Kommende vorzubereiten und um noch mehr über das Jobangebot zu erfahren.
Standardmäßig wird eine Stärke, in den meisten Fällen auch nach drei positiven Eigenschaften gefragt. Das Gleiche gilt auch für die Schwächen. Antworten Sie bedacht und lassen Sie sich Zeit. Wenn die Antworten wie aus der Pistole geschossen kommen, weiß der Personaler genau, dass Sie die Antworten auswendig gelernt haben, was schnell einen falschen Eindruck hinterlassen kann.
Alternative Formulierungen
Während direkte Fragen nach Schwächen in Vorstellungsgesprächen als Tabu gelten können, ist es zunehmend üblich, diese Informationen auf Umwegen zu erfragen. Dieser Trend lässt sich auf die wachsende Bedeutung der emotionalen Intelligenz am Arbeitsplatz zurückführen. Arbeitgeber wollen nicht nur wissen, welche Schwächen Sie haben, sondern auch, wie Sie mit ihnen umgehen. Durch indirekte Fragen nach Schwächen können die Gesprächspartner einen besseren Eindruck von Ihrem Selbstbewusstsein und Ihrer emotionalen Reife gewinnen. Natürlich kann diese Art der Fragestellung auch schwierig zu handhaben sein. Am besten ist es, wenn Sie ehrlich und offen über Ihre Schwächen sprechen, aber auch die Schritte betonen, die Sie unternehmen, um sie zu überwinden. Indem Sie das richtige Gleichgewicht finden, können Sie zeigen, dass Sie sich Ihrer selbst bewusst sind und proaktiv handeln - zwei Eigenschaften, die jeder Arbeitgeber suchen würde.
Beispiele für alternative Formulierungen und ähnliche Fragen:
- Wie würde ein Freund / eine Freundin Sie beschreiben?
- Welches Feedback hat Ihr ehemaliger Vorgesetzter Ihnen zu Ihrer Arbeitsweise gegeben?
- Was möchten Sie gern an Ihrer Arbeitsweise verbessern / verändern?
- Auf welche Ihrer Eigenschaft sind Sie besonders stolz?
Gerne stellen Personaler im Gespräch auch Fragen zur Einordnung. Hier fordert er Sie auf, sich auf einem Spektrum in Bezug auf eine bestimmte Eigenschaft einzuordnen und diese Einordnung im Anschluss zu begründen. Eine Frage könnte beispielsweise lauten "Wie schätzen Sie Ihre Belastbarkeit auf einer Skala von 1 bis 5 ein(, wenn 1 die niedrigste Belastbarkeit darstellt)?".
So gelingt die Vorbereitung auf die Klassikerfrage
Machen Sie sich vor dem Gespräch Gedanken und fertigen Sie eine Liste an. Schreiben Sie sowohl die Stärken als auch die Schwächen auf, die relevante Bezüge zum Jobangebot zeigen.
Überlegen Sie sich Beispiele, wie sich Ihre Eigenschaften auf eine bestimmte Situation auswirken. Das kann sich einerseits auf Sie selbst und andererseits auf Ihre Kollegen beziehen. Ihre Gesprächspartner erkennen daran, wie Sie im Team arbeiten.
Sofern Sie im Lebenslauf Ihre Stärken und Schwächen genannt haben, greifen Sie darauf zurück. Der Personaler hat den Lebenslauf vor sich liegen und erwartet mehr als nur eine Aufzählung der Kompetenzen und Schwächen. Gehen Sie auf jede Eigenschaft näher ein und nennen Sie Beispiele, die Sie positiv im Berufsleben geprägt haben. Mit einer durchdachten und ehrlichen Antwort punkten Sie beim Personaler allemal.
Haben Sie die Eigenschaften im Lebenslauf nicht aufgeschrieben, warten Sie im Bewerbungsgespräch ab, bis Sie darauf angesprochen werden.
Diese Schwächen sind akzeptabel
Mit der Frage nach den Schwächen finden Personaler heraus, ob Sie fähig sind, eine Selbstreflexion durchzuführen. Kein Mensch ist perfekt, sondern jeder kann an sich arbeiten. Das gilt sowohl im frühen als auch im späteren Berufsleben.
Nennen Sie Schwächen, die etwas Persönliches ausdrücken. Individualität und Authentizität sind das A und O in einem Vorstellungsgespräch!
Überzeugende Beispiele sind etwa:
- Dickköpfigkeit,
- Impulsivität,
- überkritisch,
- Zerstreutheit,
- Ungeduld,
- Unentschlossenheit
Um dem heftigen und starken Ausdruck etwas Fahrt zu nehmen, ist es wichtig, dass Sie die richtigen Formulierungen wählen, um die genannten Defizite geschickt zu verpacken. Erläutern Sie anhand von einigen Beispielen, wie sich das Ganze zeigt. Das verhindert, dass Ihre Reaktion auf die Frage sich nach einer "Standardantwort" anhört. Durch die Bezugnahme auf eigene Erlebnisse gewinnen Sie zudem an Authentizität und Glaubwürdigkeit.
Beim Beispiel der Zerstreutheit können Sie Bezug auf Ihren ehemaligen Arbeitgeber oder auf Ihre Kollegen eingehen: Dort herrschte ein solches Chaos, dass Sie nicht klar denken und gut arbeiten konnten. Machen Sie auch deutlich, dass Sie an sich selbst arbeiten und strukturierter vorgehen möchten. Das Erstellen von Listen hilft Ihnen nun dabei, die Zerstreutheit und das Chaos zu beseitigen.
Fällt es Ihnen schwer, sich Ihre Schwachstellen einzugestehen? Dann fragen Sie doch einmal bei der Familie und bei Freunden nach. Das gilt auch für die Stärke, die Sie am meisten prägt und ausmacht.
Welche Schwächen Sie nicht nennen sollten
Achten Sie bei der Auswahl der Schwächen darauf, dass diese nicht die Bewerbung gefährden. Die Schwächen sollten sich niemals negativ auf das Stellenangebot auswirken. Ein mangelndes Zeitmanagement beispielsweise ist in einer Redaktion oder in einem Kindergarten fehl am Platz. Das macht dem Personaler deutlich, dass Sie nicht fähig sind, Aufgaben zu bestimmten Zeiten zu erledigen.
Floskeln wie etwa
- Ich bin ein Workaholic und arbeite viel.
- Ich habe keine Schwächen!
- Mir fällt dazu nichts ein.
- Ich bin ein Perfektionist.
- Ich bin sehr ehrgeizig.
machen Sie unsympathisch. Gehen Sie lieber auf etwas Persönliches ein und finden Sie tief in Ihrem Inneren die Schwäche, die Sie schon immer in der Karriere gehindert hat.
Sympathische Schwächen: Welche sind das?
Sympathische Schwächen sind in der Berufswelt akzeptiert und sind mit einem Augenzwinkern zu sehen, da die genannten Makel sie menschlich und athentisch wirken lassen. Ausgehend von dieser Schwäche können Sie etwas lernen und sich selbst behaupten. Machen Sie aus den sympathischen Schwächen eine Stärke, indem Sie zum Beispiel ein Seminar für ein besseres Zeitmanagement besuchen.
Beispiele für sympathische Schwächen sind folgende:
- geringe Fähigkeiten,
- mangelnde Sprachkompetenzen
- zu verbessernde Rhetorikkenntnisse,
- Bedürfnis nach Ruhe zum Beispiel beim alleinigen Mittagessen
Nutzen Sie diese Beispiele, die etwas Kreativität bei der Auslegung erfordern.
Beispiele für unsympathische Schwächen gibt es ebenfalls. Versuchen Sie zu vermeiden, diese Schwächen zu nennen, auch wenn sie der Wahrheit entsprechen:
- aggressives Verhalten,
- häufiges Krankmelden,
- Vergesslichkeit,
- Konzentrationsschwäche,
- Streitsucht,
- Alkohol- oder Spielsucht
Die Überleitung zur Stärke
Um die Schwächen auszugleichen, nennen Sie eine positive Eigenschaft, die das wieder wett macht. Eine Überleitung zu Ihren Stärken macht dem Personaler deutlich, dass Sie schlagfertig sind. Die Tonalität sollte jedoch freundlich und nicht zu bestimmend sein.
Erwähnen Sie auch, dass Sie einen Kurs an der Volkshochschule etc. belegen möchten. Das vervollständigt Ihre fehlenden Kompetenzen, die Ihnen nicht mehr als Schwäche auferlegt wird. Das zeigt, dass Sie Ihre Schwächen erkannt haben und dass Sie an sich arbeiten. Diese Selbstreflexion ist vielen Personalern wichtig.
Ein Mittelmaß an Stärken aufzählen
Bei der Aufzählung der Stärken sollten Sie es nicht übertreiben. Eine Übertreibung kann schnell ins Negative verfallen: Dann wirken Sie als Besserwisser, eingebildet oder zu sehr von sich überzeugt. Das kommt beim Gsprächspartner nicht gut an, sodass die Devise lautet:
"In der Kürze liegt die Würze."
Finden Sie ein geeignetes Mittelmaß, um sich mehr auf die Ausführung zu konzentrieren. Gehen Sie zu jeder Stärke präzise ein und erläutern Sie, warum diese positive Eigenschaft Ihnen im Job hilft. Das kann der Umgang mit den Kollegen sein oder eine gute Bearbeitung der gestellten Aufgaben.
Wählen Sie eine bis drei Stärken aus, um nicht den Überblick zu verlieren. Dies reicht dem Personaler bereits aus, um Ihre Fähigkeiten einzuschätzen.
Finden Sie zu jedem Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben, eine eigene Stärke. Machen Sie deutlich, warum Ihre positiven Eigenschaften zum Unternehmen passen. Die individuelle Bewerbung kommt immer gut an und verdeutlicht, warum Sie die ideale Wahl für die ausgeschriebenen Stelle sind.
Diese Beispiele für Stärke kommen bei den Personalern gut an
Machen Sie sich selbst bewusst, was Sie wirklich gut können. Eine Mindmap oder eine Liste hilft Ihnen dabei, das herauszufinden. In diesem Findungsprozess dürfen Sie gerne übertreiben. Die Auslegung sollte aber klarer, strukturierter und nicht zu überladen sein.
Beliebte Beispiele für Stärken lauten wie folgt:
- Offenheit,
- leistungsorientiert,
- gutes Zeitmanagement,
- teamfähig,
- Lernbereitschaft,
- kommunikationsfähig,
- kritikfähig,
- Eigeninitiative,
- Kreativität,
- Organisationstalent
Haben Sie bestimmte Kurse oder Seminare belegt und die eine oder andere Fremdsprache erlernt? Dann ist es immer ratsam, die Belege dafür als Anlage hinzuzufügen.
Hegen Sie den Wunsch, sich darin zu verbessern? Dann erwähnen Sie das unter dem Punkt Schwächen. Oftmals bieten Unternehmen eigene Seminare und Kurse an, um die Mitarbeiter individuell zu fördern.
Fazit - Authentizität gewinnt
Die Stärke und die Schwächen zählen zu den Klassikerfragen in einem Vorstellungsgespräch, die vielen Kandidaten Angst bereiten. Mit einer guten Vorbereitung sind Sie bestens gewappnet und gehen mit einem guten Gefühl ins Gespräch hinein.
In einem Bewerbungsgespräch entscheidet vor allem Authentizität. Seien Sie Sie selbst und verstellen Sie sich nicht. Nur einem ehrlichen Kandidaten geben die Personaler gerne eine weitere Chance, sich zu beweisen. Erzählen Sie etwas Persönliches von sich, um interessant zu bleiben. Schwächen nennen und diese selbstkritisch einschätzen zu können, zeigt, dass Sie bereit sind, dazuzulernen und stets an sich arbeiten. Dies wiederum ist Ausdruck einer Hands-on-Mentalität, mit der sie Arbeitgebern wiederum imponieren können.
Greifen Sie auf die vorgeschlagenen Beispiele zurück und überlegen Sie sich, was zu Ihnen passt:
- Welche Stärke bringt Sie speziell in diesem Jobangebot weiter?
- Wo haben Sie Schwächen, die Sie mit anderen Dingen ausgleichen?
Mit diesen Tipps an der Seite meistern Sie diese brenzlige Situation im Bewerbungsgespräch erfolgreich und können mit einem Weiterkommen rechnen.