Industrieelektriker Betriebstechnik: Berufsbild

Industrieelektriker Betriebstechnik: Berufsbild

Berufsleben | 16.01.2020

Als Industrieelektriker Betriebstechnik beschäftigen Sie sich, in vielen Bereichen analog zum Bauelektriker, mit der Errichtung elektrischer Anlagen. Ihr Tätigkeitsfeld ist jedoch hinsichtlich seiner Grundlagen eingeschränkt. Es bezieht sich ausschließlich auf Elektroarbeiten in Industriebetrieben. Deshalb hat die Lehrzeit auch nur eine Dauer von zwei Jahren, und sie wird als Basis für eine Karriere im klassischen Handwerk nicht als vollwertig anerkannt. Nicht ohne Grund dauert die Ausbildung zum Bauelektriker nach den Regularien der Handwerkskammer fast doppelt so lange.

Was macht ein Industrieelektriker Betriebstechnik*?

Arbeitsalltag und Aufgaben

Elektrische Anlagen haben in Industriebetrieben einen erheblichen Umfang. Sie reichen von der üblichen Raumbeleuchtung und Ausstattung mit Steckdosenanschlüssen über Kraftstromanschlüsse und Kommunikationsanlagen bis hin zur Sicherheitstechnik und zu kompletten Automatisierungsanlagen.

Dementsprechend bestehen Ihre Aufgaben als Industrieelektriker Betriebstechnik vorrangig aus folgenden Teilaufgaben:

  • Planung von elektrischen Anlagen
  • Vorbereitung und Auswahl der benötigten Komponenten
  • Einbau und Anschluss von Betriebsmitteln wie Leuchten und Schaltelementen
  • Reparatur und Wartung dieser Komponenten
  • turnusgemäße Überprüfung der Wirksamkeit von elektrischen Schutzmaßnahmen
  • Mitwirkung bei der Verbesserung von Automatisierungsanlagen
  • Erhöhung der Energieeffizienz im Betrieb durch Einsatz innovativer Geräte

Die Ausbildung zum Industrieelektriker Betriebstechnik beginnt in einem Industriebetrieb, dessen charakteristischen Merkmale während Ihrer gesamten Ausbildung begleiten wird. Ist dies beispielsweise ein Automobilhersteller, lernen Sie, wie eine Spritzkabine funktioniert und wo deren elektrotechnische Schwachstellen liegen könnten.

Erlernen Sie diesen Beruf andererseits in einer Metallgießerei, wird Ihnen von Beginn an vermittelt, welche Fehler an einem Hochofen auftreten können. Sie erhalten dementsprechend eine Ausbildung, die spezifisch auf die Belange dieses Unternehmens ausgerichtet ist. Sollten Sie später in eine andere Firma wechseln wollen, gleichen sich jedoch viele dieser Aufgabenstellungen.

Sie können Ihr Erlerntes also auch in einem anderen Unternehmen gebrauchen. Was Ihnen in diesen kurzen zwei Jahren der Ausbildung nicht vermittelt wird, ist die Vielzahl von Installationstechniken in Wohn- und Gewerberäumen, wie dies der Bauelektriker in dreieinhalb Jahren erlernt.
Selbstverständlich steht Ihnen von Beginn an ein Lehrausbilder oder Vorarbeiter zur Seite, der Sie in die Installation und den Einbau von Geräten der Betriebstechnik in Industrieanlagen einarbeitet. Zeigen Sie vom ersten Ausbildungstag an Interesse an Lichtschranken, Bewegungsmeldern, Steuerungen und vielen anderen Dingen. Dann werden Sie schnell Erfahrung und Routine erlangen, die Ihnen bei jeder Lösung jeder neuen Problematik von Nutzen ist.

Welche Voraussetzungen benötigen Sie als Industrieelektriker Betriebstechnik?

Ohne technisches Verständnis ist eine Ausbildung in diesem Beruf äußerst schwierig. Klar, dass Sie zu Beginn der Lehre nicht alles wissen können. Sie benötigen jedoch das Vorstellungsvermögen, wie Industrieanlagen und deren einzelne Komponenten aufeinander abgestimmt funktionieren. Sie benötigen aber auch schulisches Wissen speziell in den Fächer Physik und Mathematik, denn Sie müssen elektrophysikalische und elektromechanische Zusammenhänge begreifen können. Außerdem kommen Sie ohne Kopfrechnen nicht weit.

Dementsprechend benötigen Sie in der Reihenfolge der Häufigkeit folgenden Schulabschluss:

  • Mittlere Reife
  • Abitur oder Fachabitur
  • Hauptschulabschluss mit eventuell vorhergehendem Praktikum

Was verdient ein Industrieelektriker Betriebstechnik?

Auch dieser Beruf unterscheidet sich nicht von anderen, indem die Entlohnung regional recht unterschiedlich ist. Außerdem ist es von großer Bedeutung, ob Sie in einem Großunternehmen mit Tarifvertrag oder in einer kleineren Firma mit nur 50 Mitarbeitern arbeiten. Andererseits kann gerade im kleinen Unternehmen die Ausbildung vielseitiger und gründlicher sein.

Das Einstiegsgehalt nach bestandener Abschlussprüfung liegt bei circa 1600 € brutto. Jede weitere Entwicklung zum Spitzenverdiener ist nicht zuletzt auch von Ihrer beruflichen Eignung abhängig. Bei flexibler Einsetzbarkeit, großer Erfahrung und eigenständiger Arbeitsweise können Sie später bis zu 2200 € brutto verdienen.

Einstiegschancen

Industrieelektriker Betriebstechnik werden in allen größeren Industriebetrieben benötigt. Fast jedes dieser Unternehmen verfügt für Havarien, Produktionsstillstände, Wartungen und Reparaturen über eine eigene Handwerkerabteilung, die auch Industrieelektriker mit einschließt. Deshalb sind die Einstiegschancen vor allem in Ballungsräumen der Industrie recht gut.

Sie müssen jedoch von Beginn der Lehre an beachten, dass fast alle dieser Ausbildungsbetriebe mehr Lehrlinge einstellen, als sie später selbst benötigen. Eine spätere Übernahme in ein Arbeitsverhältnis hängt deshalb auch wesentlich von Ihrer persönlichen Entwicklung ab.

Arbeitgeber: Wer stellt Industrieelektriker ein?

Die Berufsbezeichnung sagt es bereits aus, in welcher Sparte der Wirtschaft dieser Beruf ausgebildet und gebraucht wird. Es ist in erster Linie die herstellende Industrie, zu der

  • die Automobilindustrie,
  • der Metallbau,
  • die chemische Industrie,
  • die Möbelindustrie

und viele andere gehören.
Industrieelektriker Betriebstechnik werden aber häufig auch in Nahverkehrsgesellschaften, in Kraftwerken und Energieversorgungsunternehmen eingestellt.

Für Bewerberinnen hat ein solcher Arbeitsplatz den großen Vorteil, dass der Einsatz fast immer ohne Baustellentätigkeit erfolgt. Dementsprechend sind Umkleidemöglichkeiten und getrennte Sanitärräume vorhanden, deren Schaffung auf der Baustelle äußerst problematisch wäre.

Karrierechancen

Wie bereits anfangs beim Berufsprofil benannt stellt die Ausbildung zum Industrieelektriker Betriebstechnik eine „abgespeckte“ Form des Bauelektrikers dar. Den Ausbildungsgang begleitet die Industrie- und Handelskammer IHK.

Damit ist jedoch eine spätere Qualifizierung zum Handwerksgesellen, Techniker oder Handwerksmeister nach den Regeln der Handwerkskammer nur mit zusätzlichen Ausbildungsgängen möglich. Vielmehr erfolgen Weiterbildungen in erster Linie über die IHK. Dazu gehören:

  • Geprüfter Industriemeister Elektrotechnik
  • Technischer Fachwirt
  • Technischer Betriebswirt

Sie haben dementsprechend die Wahl, ob Sie später mit einer solchen Qualifizierung im technischen Einsatz oder im kaufmännischen Bereich tätig sein wollen. Einen eigenen Elektroinstallationsbetrieb als Industriemeister Elektrotechnik zu gründen ist nur in Ausnahmefällen und mit großer Berufserfahrung möglich.

Wussten Sie schon…

, dass der Beruf des Industrieelektrikers Betriebstechnik mit einer großen Portion an Verwaltungs- und Büroarbeit verbunden sein kann?

Zu den auszuführenden Arbeiten gehört nämlich auch die elektrotechnische Sicherheitsprüfung an ortsveränderlichen Geräten. Zu denen gehören alle Geräte, Lampen, Verlängerungskabel und vieles andere mehr, die mit einem Stecker an eine Steckdose angeschlossen werden. Jedes dieser Geräte muss turnusgemäß in Augenschein auf Unversehrtheit genommen werden. Es muss mit einer Prüfplakette ausgestattet und in einem Prüfbuch eingetragen sein. An diesen Geräten erfolgt mittels spezieller Messgeräte eine Isolations- und Kurzschlussfestigkeitsprüfung. All diese Arbeiten können in einem Großbetrieb mehrere Wochen in Anspruch nehmen, in denen Sie Messprotokolle und sonstige Dokumentationen ausfüllen.

Gibt es alternative Berufe zum Industrieelektriker Betriebstechnik?

So richtig konnte Sie diese Darstellung des Berufes noch nicht begeistern? Dann haben Sie mehrere alternative Berufe zur Wahl, die sich in ihrem Profil ein wenig unterscheiden. Dazu gehören:

  • Industrieelektriker Geräte und Systeme – in diesem Beruf liegt der Schwerpunkt etwas deutlicher auf der Montage und Inbetriebnahme, Wartung und Reparatur von Gerätekomponenten an Industrieanlagen. Die Installation an solchen Anlagen nimmt eine untergeordnete Position ein.
  • Industrieelektroniker Betriebstechnik – im Gegensatz zum Industrieelektriker liegt Ihr Schwerpunkt der Arbeit deutlicher auf dem Einbau, der Programmierung und Optimierung sowie der Wartung elektronischer Steuerungssysteme in Industrieanlagen.
  • Maschinen- und Anlagenführer – wenn Sie während Ihrer Ausbildung feststellen, dass Ihnen der direkte Einsatz in der Produktion besser gefällt, können Sie später mit Ihren Kenntnissen auch selbst Produktionsanlagen führen.

*Hinweis: Für ein besseres Lesegefühl wird in diesem Text ausschließlich von „Industrieelektriker Betriebstechnik“ gesprochen, dies schließt natürlich alle Geschlechter mit ein.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.