Nach dem Vorstellungsgespräch: So geht es für Sie weiter

Nach dem Vorstellungsgespräch: So geht es für Sie weiter

Professionell bewerben | 29.09.2023

Wie geht es für Sie nach dem Vorstellungsgespräch weiter? Nutzen Sie die Zeit bis zur Rückmeldung sinnvoll. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Chancen erhöhen und aus Fehlern lernen.

Nach dem Vorstellungsgespräch stellen sich viele Bewerber vor, dass abwarten und positiv denken die einzigen Dinge sind, die sie nun tun können. Diese Zwischenzeit ist jedoch zu kostbar, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Was Sie in dieser Zeit tun, kann einen großen Unterschied machen, ob Sie die Stelle bekommen oder nicht. 

Es ist eine Chance, über das Vorstellungsgespräch nachzudenken und zu überlegen, was Sie hätten besser machen können. Die Zeit bietet auch eine Gelegenheit, sich an Ihr Kontaktnetz zu wenden und herauszufinden, ob jemand etwas über das Unternehmen oder den Einstellungsprozess weiß. Und schließlich ist es eine Gelegenheit, sich zu entspannen und neue Energie zu tanken. 

Sollte ich mich für das Gespräch bedanken?

Es ist grundsätzlich ein Zeichen von Höflichkeit, wenn sich Bewerber nach dem Vorstellungsgespräch beim Personaler freundlich bedanken. Ihre Danksagung kann einen großen Einfluss auf die Prozesse haben, die im Zuge der Bewerbung stattfinden.

Mit einem Dank auf schriftlichem oder mündlichem Wege erhöhen Sie Ihre Chancen auf eine Zusage. Auch wenn ein Vorstellungsgespräch zum beruflichen Alltag dazu gehört, sollte man es nicht als Selbstverständlichkeit betrachten. Immerhin sind Sie in die engere Auswahl gekommen. Dafür darf man sich beim potentiellen Arbeitgeber bedanken.

Auf welchem Weg sollte ich mich bedanken?

Kandidaten haben verschiedene Möglichkeiten, um sich nach dem Vorstellungsgespräch zu bedanken: Sie können ein Dankschreiben verfassen oder einen Anruf tätigen. Das Telefonat stellt einen persönlicheren Kontakt her als ein Brief. Andererseits kann auch das Anschreiben so formuliert werden, dass es beim Lesen nicht hölzern klingt.

Wie sollte ich meine Dankesnachricht formulieren?

Das Dankschreiben sollte freudlich klingen, aber nicht zu lang sein. Drei bis vier Zeilen reichen aus und kommen beim Personaler dennoch positiv an.

  • In Ihrer Nachricht sollten Sie allen Beteiligten Ihren Dank aussprechen. Die Adressaten können der Personaler, ein weiterer Mitarbeiter aus dem Personalbüro oder der Vorgesetzte sein. Alle Anwesenden aus dem Vorstellungsgespräch werden namentlich genannt. Diese Bezugnahme hinterlässt bei den Empfängern einen guten Eindruck.
  • Sie können sich dafür bedanken, dass man sich für Ihr Bewerbungsgespräch Zeit genommen hat und Ihnen die Chance gegeben wurde, sich persönlich vorzustellen.
  • Kandidaten können in kurzen Worten zusammenfassen, wie es ihnen bei der Bewerbung und beim Gespräch erging. Dabei sollte Ihre Rückmeldung ehrlich sein. Wenn Sie sich nicht gut aufgehoben gefühlt haben, darf diese Tatsache auch erwähnt werden. Es ist allerdings empfehlenswert, solche Kritik in angemessene Worte zu kleiden.
  • Sätze wie 'Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören' dürfen vorkommen, solange sie nicht aufdringlich wirken.
  • Trotz aller Höflichkeit kommt es auf authentische Formulierungen an. Sie müssen sich mit Ihren geschriebenen Worten identifizieren können. Bevor die Danksagung in den Briefumschlag gelangt, empfiehlt sich ein genauer Blick auf das Dokument. Dabei können Sie sich selbst fragen, ob die Zeilen mit Ihrem tatsächlichen Empfinden übereinstimmen.

Nachbereitung: Ziehen Sie ein Fazit aus dem Gespräch

Als Arbeitnehmer kann man den gesamten Bewerbungsprozess im eigenen Interesse resümieren. Ein Blatt Papier dient als Liste für Stichworte. Auf dieser Liste werden die wichtigsten Ergebnisse notiert.

Die Selbstreflexion sollte direkt nach der Bewerbung oder nach dem Vorstellungsgespräch erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Erinnerungen an das Gespräch noch präsent.

Analyse des eigenen Gesprächsverhaltens

Das Bewerbungsverfahren bietet Arbeitsuchenden die Gelegenheit, ihr Verhalten nach dem Vorstellungsgespräch zu reflektieren. Die folgenden Fragen bauen auf vier Säulen auf: Außenwirkung, Gesprächsinhalt, Organisation und Gesamtsituation.

Außenwirkung:

  • Habe ich beim Vorstellungsgespräch Selbstsicherheit ausgestrahlt?
  • Wirkte ich zu selbstbewusst oder unsicher? Habe ich den Mittelweg zwischen einem zu großen und einem zu geringen Selbstbewusstsein gefunden?
  • War ich dem Anlass entsprechend gekleidet?
  • Habe ich mich bei meinem Vorstellungsgespräch höflich verhalten?

Gesprächsinhalt:

  • Bin ich auch bei typischen Fangfragen souverän geblieben oder habe ich mich verunsichern lassen?
  • Habe ich im zweiten Vorstellungsgespräch Rückfragen gestellt?
  • Waren meine Antworten kurz und prägnant oder ausführlich? Hat die Länge der Antworten zur jeweiligen Frage gepasst?

Organisation:

  • Bin ich pünktlich zum Gesprächstermin erschienen?
  • Hat man sich für mich Zeit genommen?
  • Fühlte ich mich im Gespräch gut aufgehoben?
  • Ging mein Gesprächspartner angemessen auf meine Fragen und Antworten ein?

Gesamtsituation:

  • Steht der Stundenlohn im Verhältnis zu meinen Aufgaben?
  • War die Gesprächsatmosphäre positiv? Fühlte ich mich auf Augenhöhe behandelt?
  • Hätte ich im Falle einer Zusage einen Ansprechpartner, der mir mit meinen Anliegen oder während der Einarbeitungszeit weiterhelfen würde?
  • Kann ich mir eine zukünftige Zusammenarbeit weiterhin vorstellen? Möchte ich meine Bewerbung zurückziehen oder bleibe ich bei meiner Entscheidung?

Erkenntnisse über das Unternehmen / die angebotene Stelle Revue passieren lassen

In Bewerbungsgesprächen stellen sich beide Gesprächsteilnehmer vor. Nicht nur der Arbeitgeber macht sich ein Bild von seinem Gegenüber, sondern auch der Stellensuchende. Für den Bewerber ist das Gespräch mit dem Vorgesetzten der erste persönliche Kontakt mit dem Unternehmen.

Entspricht die Stelle noch meinen Vorstellungen?

Nach dem Vorstellungsgespräch überlegen beide Seiten, ob sie eine Zusammenarbeit in Erwägung ziehen. Auch der Bewerber kann und soll seinen Eindruck aus den Gesprächen auswerten.

Die folgenden 3 Fragen sind ein Denkanstoß, mit dem sich die Frist bis zur Rückmeldung überbrücken lässt:

  1. Wie hoch sind die Chancen, eigene Kompetenzen einbringen zu können?
  2. Kann ich mir vorstellen, bei dem zukünftigen Arbeitgeber meiner Position entsprechend entlohnt zu werden?
  3. Ist mir die Atmosphäre im Betrieb positiv in Erinnerung geblieben?

Vorbereitung: bereit sein für die zweite Runde

Nach dem ersten Vorstellungsgespräch warten Stellensuchende auf die Vorladung zum zweiten Gespräch, eine Zusage oder eine Absage. Nach dem zweiten Gesprächstermin erwartet den Bewerber eine positive oder negative Rückmeldung vom jeweiligen Unternehmen.

Keine Rückmeldung? Wann Sie nachfragen sollten

Für die Frist bis zur Rückmeldung gibt es keine Vorgaben. Der Personaler kann einen Zeitraum nennen, der aber nur ein Richtwert ist. Wenn dem Bewerber keine Frist mitgeteilt wurde, kann er sich innerhalb einer Woche beim Betrieb erkundigen.

Ist es generell angebracht, nachzufragen?

Man darf beim Vorgesetzten nachfragen, wie lang Bewerber im Schnitt auf eine Rückmeldung warten müssen. Jobsuchende können im Unternehmen anrufen oder sich mit einem Brief an das Personalbüro wenden.

Wartezeit: Wie lange sollte ich auf eine Rückmeldung warten?

Bevor man nach einer Rückmeldung fragt, sollte ungefähr eine Woche vergehen. In Telefonaten oder Briefen empfehlen sich Formulierungen wie 'Ich würde gerne wissen, ob ich für Ihr Unternehmen noch als Bewerber in Frage komme'.

Aufdringliche Fragen oder wiederholte Anrufe sind fehl am Platz. Als Bewerber sollte man dem Arbeitgeber die Entscheidung überlassen, wann er auf die Anfrage antwortet.

Den Gesprächspartner um Feedback bitten – warum Sie sich trauen sollten

Ein Resümee nach dem Bewerbungsgespräch wird von den meisten Arbeitnehmern gemieden. Der Verzicht auf ein abschließendes Gespräch ist nicht immer von Vorteil: Die Erkenntnisse können dem beruflichen Fortkommen nämlich dienlich sein.

So formulieren Sie Ihre Bitte um Feedback

Die Bitte um ein Feedback sollte sich an die Ansprechpartner aus dem Bewerbungsgespräch richten. Jobsuchende nennen die Namen der Adressaten und erklären, dass sie aus den Ergebnissen des Feedbacks etwas lernen möchten. Lernbereitschaft und der Wunsch, das eigene Verhalten im Rahmen der Bewerbung zu überdenken sind logische Gründe. Briefe enden mit einer Grußformel und der Unterschrift des Bewerbers.

Bis zur Rückmeldung sollten Sie am Ball bleiben und sich in anderen Branchen nach einem geeigneten Arbeitsplatz umsehen. Wenn die Rückmeldung endlich da ist, sollte sich der Bewerber zeitnah mit seinem neuen Arbeitgeber in Verbindung setzen. Bei der Gelegenheit kann man nochmals einen Dank an den Vorgesetzen aussprechen. In einem Anschreiben schlägt der zukünftige Mitarbeiter einen Termin für die Unterzeichnung des Arbeitsvertrages vor, richtet sich aber nach dem Zeitplan des Personalers. Das Schreiben schließt mit einer angemessenen Grußformel und der Unterschrift des Bewerbers ab.

Wenn Sie den Job doch nicht wollen

Wenn Ihnen das Vorstellungsgespräch die Augen geöffnet hat und Sie Ihre Bewerbung zurückziehen möchten, stehen Ihnen die folgenden Optionen offen.

Im Idealfall kontaktiert der Bewerber das Unternehmen direkt nach dem Vorstellungsgespräch. So sparen sich beide Seiten Zeit und Mühe. Wenn die Zusage bereits verschickt wurde, empfiehlt sich ein Anruf. In dem Telefonat schildert der Arbeitssuchende seine Gründe, weshalb er seine Bewerbung zurückziehen möchte.

So gehen Sie mit einer Absage um

Jeder Stellensuchende muss im Laufe seines Berufslebens mit einer Absage rechnen. Das ist völlig normal und hat nichts mit den eigenen Qualifikationen zu tun. Bewerber können aus der Situation sogar ihren Nutzen ziehen.

Persönlicher Umgang mit einer Absage

Im ersten Moment geht eine Absage meistens mit negativen Emotionen einher. Je nach Persönlichkeit reagieren Bewerber betrübt, verärgert oder gekränkt.

Wenn der Job für sie ohnehin nicht mehr in Frage kam, stellt sich bei den Stellensuchenden eine Erleichterung ein. Die Reaktion auf 'den großen Umschlag' kann also durchaus mit einem Gefühl der Befreiung verbunden sein.

Wie auch immer die eigenen Empfindungen ausfallen: Eine Absage ist keine Kritik an der Person oder an den Fähigkeiten des Jobsuchenden. Oft müssen sich Arbeitgeber aus rationalen Gründen gegen einen bestimmten Bewerber entscheiden.
Nehmen Sie sich die Absage nicht zu sehr zu Herzen, auch wenn es schwerfällt. Stattdessen sollte der Misserfolg als Chance gesehen werden, sich in Zukunft besser auf das nächste Vorstellungsgespräch vorzubereiten.

Nach einer negativen Rückmeldung können Jobsuchende ihren Lebenslauf aufschlagen und genauer hineinschauen. Häufig sind sie im Vorstellungsgespräch anders aufgetreten als wie es der Lebenslauf vermuten ließ. Ein anderer Grund ist die bewusste oder versehentliche Nichterwähnung von persönlichen Begabungen, die ein notwendiges Kriterium für die Zusage des Arbeitgebers gewesen wären.

Fazit

Nach dem Vorstellungsgespräch beginnt eine Wartezeit, die Sie sinnvoll nutzen können. Als Kandidat sollte man sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, eine Zusage oder eine Absage zu erhalten. Mitunter hat eine positive Rückmeldung für den Bewerber schwerwiegendere Konsequenzen.

Nach einer Absage beginnt der Jobsuchende noch einmal von vorn. Er geht erneut auf Stellensuche und schreibt Bewerbungen an andere Betriebe. Eine Zusage hat unmittelbare Einflüsse auf das gegenwärtige und zukünftige Berufsleben. Faktoren wie der Anfahrtsweg, die Bezahlung sowie der Kontakt zu den neuen Kollegen begleiten den Arbeitnehmer über einen Zeitraum von Monaten oder Jahren.

Die Euphorie über einen Festvertrag ist nachvollziehbar. Dennoch sollte man rational planen. Neben finanziellen Aspekten kommt es auf das soziale Miteinander am Arbeitsplatz an. Im Vorstellungsgespräch bekommen Bewerber einen ersten Eindruck von dem Betriebsklima, welches sie in Zukunft erwartet. Hier sollte man auf das intuitive Gefühl vertrauen und abwägen, was relevanter ist - die Bezahlung, das Arbeitsumfeld oder das Verhältnis im Kollegenkreis.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.