Neue Umfrage: Mehrheit der Unternehmen sieht Produktivität im Homeoffice und im Büro als gleichwertig an

Neue Umfrage: Mehrheit der Unternehmen sieht Produktivität im Homeoffice und im Büro als gleichwertig an

News | 25.10.2023

Mehr als 60 Prozent der Unternehmen gaben in einer Umfrage an, die Produktivität läge bei vollständiger Arbeit im Büro nicht höher als im Homeoffice

Die Produktivität der Mitarbeiter im Homeoffice ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Überwiegen die positiven Effekte wie zum Beispiel die Möglichkeit zur freien Zeiteinteilung und eine bessere Work-Life-Balance, oder fallen vor allem die Vorteile von Arbeit in Präsenz wie zum Beispiel ein verstärkter Wissensaustausch ins Gewicht?

Mehrheit der Unternehmen erwartet keine Änderungen durch vollständige Präsenz

Dass diese Fragen je nach Branche unterschiedlich eingeschätzt werden, zeigt eine aktuelle Umfrage des Münchener ifo-Instituts. Mehr als 60 Prozent der Unternehmen gaben in der Umfrage an, die Produktivität läge bei vollständiger Arbeit im Büro nicht höher als im Homeoffice. 31,6 Prozent der Unternehmen gehen von einer höheren Produktivität bei vollständiger Anwesenheit im Büro aus. 8,3 Prozent der Unternehmen erwarten dagegen eine sinkende Produktivität bei der Rückkehr aus dem Homeoffice ins Büro. Das Münchener ifo-Institut hatte dazu im August 9.000 Unternehmen aus verschiedenen Branchen befragt.

Großhandel, Textilindustrie, Druckindustrie und Automobilhersteller besonders kritisch gegenüber Homeoffice

Eine vergleichsweise kritische Einstellung zum Homeoffice zeigte sich bei den Unternehmen aus dem Großhandel. Hier rechnen 39,5 Prozent mit einer steigenden Produktivität durch vollständige Präsenz ihrer Mitarbeiter, während 54,4 Prozent keine Veränderungen erwarten und 6,1 Prozent mit einer sinkenden Produktivität rechnen. Noch deutlicher zeigt sich der kritische Blick auf das Homeoffice in der Textilindustrie, der Druckindustrie sowie bei den Autoherstellern. In der Textilindustrie erwarten 54,3 Prozent der befragten Unternehmen eine höhere Produktivität im Büro als im Homeoffice. In der Druckindustrie liegt der Wert bei 48,4 Prozent, bei den Automobilherstellern bei 43,2 Prozent.

Einzelhandel sieht Homeoffice vergleichsweise positiv

Demgegenüber bewerten die Unternehmen aus dem Einzelhandel die Produktivität im Homeoffice besonders günstig. Hier erwarten nur 28 Prozent eine gestiegene Produktivität durch vollständige Anwesenheit im Büro. 62,7 Prozent sehen keine Veränderung. 9,3 Prozent erwarten sogar eine sinkende Produktivität gegenüber der Tätigkeit im Homeoffice.

Auch zwischen den verschiedenen Unternehmen gibt es große Unterschiede bei der Bewertung. So erwartet zum Beispiel knapp ein Drittel der befragten Unternehmen einen Produktivitätsrückgang von 10 bis 20 Prozent bei vollständiger Präsenz im Büro. Als Hauptgründe dafür werden die Möglichkeit zur flexibleren Einteilung der Arbeitszeit im Homeoffice, weniger Ablenkung, erhöhte Jobzufriedenheit und eine bessere Work-Life-Balance genannt.

Auf der anderen Seite erwarten 39 Prozent Prozent der Unternehmen, die mit einem Anstieg der Produktivität durch vollständige Rückkehr ins Büro rechnen, einen Produktivitätszuwachs von 10 bis 20 Prozent. Als Gründe dafür werden eine effizientere Abstimmung und Kommunikation, mehr Wissensaustausch und weniger Ablenkung genannt. Unternehmen gaben außerdem an, Teams im Büro seien einfacher zu managen.

Homeoffice oder nicht? Nicht nur die Produktivität entscheidet

Bei der Frage, ob Mitarbeiter aus dem Homeoffice zumindest teilweise wieder in Präsenz arbeiten sollten, sind allerdings neben der Produktivität noch verschiedene weitere Faktoren zu beachten. So ist es in manchen Branchen wie zum Beispiel der IT besonders schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, die bereit sind, ins Büro zu pendeln. Unternehmen sind daher häufig darauf angewiesen, Angebote für die Arbeit im Homeoffice zu machen. Nicht zu vergessen sind diejenigen Mitarbeiter, welche die Möglichkeit zum Homeoffice für einen Umzug genutzt haben und für die ein Pendeln zum Arbeitsplatz nicht mehr in Frage kommt. Werden solche Mitarbeiter zur Präsenz gezwungen, ist mit Kündigungen zu rechnen.  

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.