Analytisches Denken: Definition & Tipps zum Trainieren des wertvollen Soft Skills

Analytisches Denken: Definition & Tipps zum Trainieren des wertvollen Soft Skills

Berufsleben | 12.09.2023

Denken Sie über Folgen nach, bevor Sie handeln? Analytisches Denken hilft, Probleme zu verstehen, indem man sie in kleinere Teile zerlegt. Stärken Sie Ihre Fähigkeit dazu, um fundierte Entscheidungen zu treffen. In unserem Leben unverzichtbar - sowohl privat als auch beruflich. Erfahren Sie in diesem Artikel, was analytisches Denken bedeutet und wie Sie es verbessern können.

Was ist analytisches Denken?

Das griechische Wort 'analytisch' lässt sich von dem Substantiv 'Analyse' ableiten. Es kann als 'Auflösung' oder 'Aufteilung' ins Deutsche übersetzt werden.

Man kann sich das analytische Denken als dreiteiliges Modell vorstellen:

  1. Erkennen des Problems oder des Sachverhaltes
  2. Gliederung und Bewertung der einzelnen Aspekte
  3. Aufstellen von Lösungsansätzen

Die konzeptionelle Kompetenz hat den gesamten Vorgang von der Erfassung des Problems bis zur Problemlösung im Blick. Diese drei Begriffe werden als Synonym für konzeptionelle Kompetenz verwendet:

  • Konzeptionelle Denkweise
  • Konzeptionelle Fähigkeit
  • Konzeptionelle Stärke

Jeder analytische Prozess setzt konzeptionelle Fähigkeiten voraus. Mit ihnen wird das Konzept für die Problemlösungsstrategie erarbeitet. 'Konzeptionelle Stärke' und 'konzeptionelle Fähigkeit' betonen den Stellenwert von analytischem Denken als Soft Skill.

Wer analytisch vorgeht, zerlegt einen Sachverhalt in seine Einzelteile. Er vergegenwärtigt sich jeden Aspekt und führt die Ergebnisse zu einer Gesamtheit zusammen. Auf diese Weise wird eine Lösung für fachliche Probleme gefunden.

Ein Analytiker ist in der Lage, komplizierte Probleme sachlich zu lösen. Er erkennt inhaltliche Zusammenhänge verschiedener Situationen und besitzt die Fähigkeit, Denkprozesse zu durchschauen.

Wichtiger Soft Skill zur Problemlösung

Analytisches Denkvermögen wird den Schlüsselqualifikationen zugeordnet. Obwohl das analytische Denken fachliche Kompetenzen umfasst, kann es nicht unabhängig von den Soft Skills betrachtet werden.

Mit der Nutzung seines logischen Sachverstandes will der Analytiker nicht nur Probleme lösen, sondern auch Widerstände und komplexe Anforderungen bewältigen. Das Wesentliche der analytischen Fähigkeit ist nicht nur das strategische Denkvermögen, sondern auch das Durchhaltevermögen.

Wie kann ich mein gutes analytisches Denken in der Bewerbung zeigen?

Ein Bewerber kann seine Chancen auf den Wunschberuf mit dem eigenen strategischen Denkvermögen erhöhen. In der Bewerbung oder im Motivationsschreiben sollte die Fähigkeit zum analytischen Denken anhand von Beispielen erläutert werden.

Als Bewerber wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Fähigkeit zur analytischen Problemerfassung angesprochen, denn sie ist in vielen Bereichen höchst relevant. Diese Fragestellung erfolgt spätestens im Vorstellungsgespräch. Jedoch sollten Sie bereits früher im Bewerbungsprozess auf diesen wertvollen Soft Skill aufmerksam machen.

Manche Arbeitgeber suchen in Stellenanzeigen explizit nach Mitarbeitern mit einer analytischen Auffassungsgabe. Auf diese Methode kann der Betrieb im eigenen Interesse zurückgreifen, um als problemlösungsorientiertes Unternehmen zu glänzen. Als Bewerber sollte man sein analytisches Geschick nicht nur vom zukünftigen Arbeitgeber abhängig machen. Je fachkundiger er bei der Analyse von Problemen vorgeht, umso höher ist die Employability des Jobsuchenden.

Im Anschreiben

Im Bewerbungsschreiben verweisen Begriffe wie 'Ausdauer', 'Tatendrang', 'Verlässlichkeit' oder 'Kreativität' auf die analytischen Qualifikationen des Interessenten. Analytisch denkende Kandidaten beschreiben sich als teamfähig, problemlösungsorientiert und motiviert.

Im Einstellungstest

In Einstellungstests müssen sich die Kandidaten mit unterschiedlichen Fragestellungen auseinandersetzen. Die Aufgaben haben einen Bezug zur Tätigkeit im jeweiligen Unternehmen. Neben den fachlichen Aspekten wird die Arbeitsleistung unter Zeitdruck geprüft: Können sich die Bewerber auch unter widrigen Umständen konzentrieren und leistungsstark arbeiten? Oder fühlen sie sich überfordert?

Bewerber können sich im Vorfeld auf solche Tests einstellen, indem sie an belebten Orten wie zum Beispiel Cafés oder öffentlichen Anlagen Rechenaufgaben lösen. Auf diese Weise gewöhnen sie sich an die äußeren Umstände und schärfen ihre analytische Denkfähigkeit auch unter widrigen Bedingungen.

Im Vorstellungsgespräch

Im Bewerbungsgespräch stellt der Personaler dem Kandidaten Fragen, um sein analytisches Verständnis auf den Prüfstand zu stellen. Sie können folgendermaßen lauten:

  • Was bedeutet für Sie analytisches Denken?
  • Wie würden Sie Ihre Fähigkeiten zum analytischen Denken einschätzen?
  • Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrem beruflichen und privaten Leben?
  • Warum interessieren Sie sich für die freie Stelle in unserem Unternehmen?
  • Würden Sie sich als teamfähig bezeichnen?
  • In welchen Bereichen sehen Sie Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?
  • Gehen Sie bei der Lösung von Problemen methodisch vor?

Auf diese Fragen kann man sich in den meisten Vorstellungsgesprächen einstellen. Je nach beruflicher Tätigkeit beziehen sich die Fragestellungen auf Methodik, Soft Skills oder auf beide Bereiche.

Bewerber sollten sich mit den Fragen noch vor dem Gesprächstermin auseinandersetzen. Die Formulierungen sind beispielhaft. Der Fragenkatalog kann durch zusätzliche Unterpunkte ergänzt werden.

Bei der Vorbereitung kann man versuchen, sich an frühere Bewerbungsgespräche zu erinnern.

  • Wurden ähnliche Fragen gestellt? Welche waren es?
  • Auf welchen Bereichen lag der Schwerpunkt?
  • Decken sich die Anforderungen der damaligen oder aktuellen Tätigkeit mit den Aufgaben am neuen Arbeitsplatz?

Die Antworten werden in kurzen Stichpunkten notiert.

Eine weitere Überlegung lautet:

  • Wie bin ich auf die Fragen des Personalers eingegangen?
  • Wie fiel meine Antwort aus?
  • Habe ich meine Antworten glaubhaft präsentiert?
  • War der Personaler von meiner Fähigkeit zum analytischen Denken überzeugt?

Rollenspiele sind gute Möglichkeiten, um Vorstellungsgespräche zu üben. Solche Übungen werden in vielen berufsbezogenen Seminaren durchgeführt. Mit den Rollenspielen stellt man sich auf den Ablauf des Gesprächs und auf das Setting (den Dialog zwischen Personaler und Bewerber) ein. Eine dritte Person fungiert als Moderator. Er beobachtet die Szene und gibt beiden Beteiligten ein Feedback zu ihrem Verhalten.

Die Ergebnisse dieses imaginären Bewerbungsgesprächs sensibilisieren für heikle Fragestellungen, bei denen ein Bezug zu den besonders gefragten Skills hergestellt wird. Im echten Gespräch geht der Bewerber dann aufmerksamer und mit geschärftem Verstand vor. Er kennt mögliche Fangfragen und empfindet die Gesprächssituation nicht mehr als fremd.

In welchen Jobs und Branchen ist analytisches Denken besonders wichtig?

Lösungsorientiertheit wird vor allem in Sektoren wie der Forschung, der Wissenschaft oder der Technik benötigt. Darüber hinaus müssen Arbeitnehmer in mathematischen Berufen komplexe Zusammenhänge analysieren können.

Die Relevanz von analytischem Denken ist jedoch bei Weitem nicht auf naturwissenschaftliche Berufe begrenzt. In sozial-karitativ ausgerichteten Branchen müssen Mitarbeiter Situationen interpretieren, Entscheidungen zum Wohl der Allgemeinheit treffen und sich solchen Prozessen mit einer sachlichen Herangehensweise nähern.

In Betrieben mit vielen Mitarbeitern kommt es auf die Analyse von fachlichen und sozialen Fragen an. Das Erkennen, Beurteilen und Interpretieren von Verhaltensweisen hat ebenfalls mit analytischem Denken zu tun. Über dieses Urteilsvermögen müssen Abteilungsleiter verfügen. Ein analytisches Fachwissen reicht nicht aus. Führungskräfte sollten auch im kollegialen Umgang miteinander zwischen den Zeilen lesen können. In dem Fall ist eine analytische Denkweise der siebte Sinn.

Diese Beispiele aus dem Berufsalltag zeigen, wie unverzichtbar die Fähigkeit zum logischen Denken ist. Sie ist ein branchenübergreifender Skill.

Wie kann ich analytisches Denken verbessern oder erlernen? - 8 Tipps und Tricks

Es gibt unterschiedliche Ansätze, um sich im analytischen Denken zu qualifizieren.

  1. Man kann man Alltag üben, analytisch zu denken. Versuchen Sie, einen inneren Abstand zu einem Erlebnis einzunehmen und es objektiv zu betrachten: Welche Situation liegt vor? Wer ist daran beteiligt? Welche Stimmung herrscht vor?
  2. Die Resultate führen zu der Frage: 'Was nehme ich für mich aus der Situation mit? Welche Erkenntnisse habe ich gewonnen?'.
  3. Mathematische Aufgaben sind klassische Problemstellungen, bei denen es auf eine analytische Fähigkeit ankommt.
  4. Im Assessment Center können Arbeitnehmer an Coachings teilnehmen. Die Seminare beinhalten theoretische Aspekte, die im praxisnahen Kontext angewandt werden sollen. Bei der Bearbeitung von Textanalyseaufgaben lernen die Kursteilnehmer, wie analytisches Denken funktioniert. Von dieser Möglichkeit können auch Bewerber Gebrauch machen, um optimal auf ihren neuen Beruf vorbereitet zu sein.
  5. In Gesprächen mit dem Vorgesetzten kann der Mitarbeiter sein Ziel benennen, sich auf analytischer Ebene weiterbilden zu wollen. Der Chef kann den Leistungsstand des Angestellten aus erster Hand beurteilen und ihm wertvolle Hinweise zur Verbesserung geben.
  6. Bewerber sollten sich mit analytischen Denkprozessen vertraut machen, um im Vorstellungsgespräch oder Einstellungstest zu überzeugen. Das Bearbeiten von Textanalyseaufgaben ist als fachbezogene Vorbereitung ideal.
  7. Freunde und Bekannte mit analytischem Sachverstand sind geeignete Lernpartner. Auch wenn sie in einer anderen Branche tätig sind, sollte man sich mit ihnen austauschen. Möglicherweise haben die Mitglieder aus dem Bekanntenkreis Ratschläge, an die man selbst noch nicht gedacht hat.
  8. Es kommt darauf an, den eigenen Weg zu finden. Für viele Sachlagen gibt es verschiedene Herangehensweisen. Man solle sich die Zeit nehmen, um die geeignete Methodik zu finden.

Ein geübter Analytiker stellt sich ein Problem wie ein Puzzle vor. Er weiß, dass jedes Puzzleteil für das gesamte Gefüge relevant ist. Ein fehlendes Element oder eine falsche Zusammensetzung verfälschen das Ergebnis. Deshalb betrachtet der analytisch Denkende jedes Einzelteil, bevor er die Stücke zusammenfügt und als 'gelöstes Problem' ein fertiges Puzzlemotiv erhält.

Diese Strategie hilft beim Strukturieren der beruflichen Anforderungen. Zuerst verschafft man sich einen Überblick über die Situation. Im zweiten Schritt wendet man sich den Teilbereichen zu. Zum Schluss werden sie zu einer Einheit zusammengesetzt.

Natürlich gibt es nicht für jede Fragstellung eine allgemeingültige Lösung. Das oben genannte Beispiel soll für die Kausalkette eines Problems sensibilisieren: Wenn die Bedingung X vorliegt, dann führt sie automatisch zu der Konsequenz Y. Auf diesem Gedanken baut eine durchdachte Analyse auf.

Fazit: Alles zum Thema „Analytisches Denken“ auf einen Blick

Analytisches Denken ist eine Fähigkeit, die Arbeitnehmer (er-)lernen und vertiefen können. Ein analytisch denkender Mitarbeiter geht in seinem Berufsalltag strukturiert und planvoll vor. Er verfügt über die Fähigkeit, inhaltliche Zusammenhänge in komplexen Sachverhalten zu erkennen und die einzelnen Aspekte auszuwerten. Solch ein analytisches Vorgehen ist in jedem Beruf notwendig.

Die praxisorientierte Aneignung und Vertiefung von analytischer Denkfähigkeit sollte bereits vor dem Einstieg in das Berufsleben erfolgen. Sie ist kein zeitlich begrenzter Prozess, sondern entwickelt sich ständig weiter. Auch während der Erwerbstätigkeit eignet man sich zusätzliche Fertigkeiten auf diesem Gebiet an und erlangt neue Erkenntnisse.

Es zahlt sich aus, mit offenen Augen durch die (Arbeits-)Welt zu gehen. Die tägliche Übung schärft den Sinn für analytisches Denkvermögen. Ob man theoretische oder praktische Übungseinheiten bevorzugt, ist jedem Menschen selbst überlassen. Auch hier kommt es auf die Analyse der eigenen Persönlichkeit an - man darf verschiedene Lösungsansätze für Problemstellungen ausprobieren und dabei das eigene Können von einer neuen Seite entdecken.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.