Zeitarbeit: Besser als ihr Ruf

Zeitarbeit: Besser als ihr Ruf

Karriereplanung | 24.11.2023

Die Zeitarbeit nimmt immer mehr Bedeutung im Berufsleben an und bietet mehr, als ihr Ruf es suggeriert. Der folgende Artikel zeigt die Unterschiede zwischen Zeitarbeit, Leiharbeit und Arbeitnehmerüberlassung auf und listet die kontroversen Vor- und Nachteile auf. Damit sind Sie bestens gerüstet, um als Bewerber einen neuen Schritt in Ihrer Karriere zu wagen.

Zeitarbeit: eine neue Chance im Berufsleben

Die Zeitarbeit ist für viele Arbeitnehmer ein regelrechtes Angstwort: Dabei ist ihr Ruf schlechter als die Wirklichkeit. Eine große Rolle spielt die stetige Entwicklung, die einen positiven Einfluss auf das Institut hat. Das freut nicht nur die Zeitarbeitsfirma, sondern auch die Mitarbeiter. Die positive Reputation der Zeitarbeit ist vor allem den Gewerkschaftern, den Politikern und den diversen Verbänden zu verdanken, die sich für eine neue Chance im Berufsleben stark gemacht haben.

Denn mit dem steigenden Interesse an Zeit- oder Leiharbeit wächst auch die Normalität, die sich in der Regel nach einigen Jahren einpendelt. Das hat sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Arbeitnehmer viele Vorteile.

Welche das sind, wo die einzelnen Unterschiede der verschiedenen Formen liegen und was Sie sich unter Zeitarbeitsunternehmen vorzustellen haben, zeigt der nachfolgende Artikel auf.

Was genau ist eigentlich Zeitarbeit?

Zeitarbeit ist in vielen Betrieben, Unternehmen und Firmen immer gefragter. Laut einer Studie der Bundesagentur für Arbeit aus der ersten Hälfte des Jahres 2021 geht hervor, dass rund 780.000 Leiharbeiter in Deutschland tätig sind. Die enorme Zahl macht deutlich, wie wichtig die Zeit- und Leiharbeit für den deutschen Arbeitsmarkt ist. Insbesondere der Fachkräftemangel, aber auch die teilweise unvorhergesehenen Personalschwankungen wie etwa

  • krankheitsbedingt,
  • Schwangerschaftsvertretung
  • oder eine hohe Auftragslage

sind der Grund dafür, dass Angestellte einer Zeitarbeitsfirma eingesetzt werden.

Die Mitarbeiter sind also nicht fest beim ansässigen Arbeitgeber angestellt, sondern lediglich für ihn tätig. Den Arbeitsvertrag unterzeichnen Sie als Arbeitnehmer bei einem Zeitarbeitsunternehmen.

Im Klartext heißt es, dass der Arbeitnehmer auf Zeit beschäftigt ist: Er ist als Zeitarbeiter bzw. als Leiharbeiter zu sehen, der vom Verleiher - der Zeitarbeitsfirma - auf befristete Zeit bei einem oder bei mehreren Betrieben und Unternehmen eingesetzt wird. Diese werden als Entleiher bezeichnet.

Die Zeitarbeitsfirma teilt die Einsätze in den Betrieben und Unternehmen sorgsam ein, sodass ein geregelter Ausgleich im Personalwesen der jeweiligen Firma oder des Betriebes gesichert ist.

Zeitarbeit, Leiharbeit, Arbeitnehmerüberlassung: Wo genau liegt der Unterschied?

Die Begriffe

  • Zeitarbeit,
  • Leiharbeit
  • und Arbeitnehmerüberlassung

sind eng miteinander verbunden und werden daher häufig verwechselt. Damit Ihnen das nicht passiert, finden Sie im Weiteren eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Begrifflichkeiten.

Zeitarbeit

Besteht der Bedarf an neuen Arbeitskräften für eine bestimmte Zeitspanne, so fragt der Personaldienstleister bei einem oder bei mehreren Zeitarbeitsfirmen nach neuen Zeitarbeitnehmern an.

Die Zeitarbeitsfirmen schauen sich in ihremRepertoire um oder begeben sich auf die Suche nach passenden Bewerbern.

Dafür müssen natürlich die vorgegeben Kriterien von beiden Seiten aus stimmen wie etwa

  • Qualifikation,
  • Antrittsbeginn,
  • Vergütung

Das Arbeiten auf Zeit ist also klar im Arbeitsvertrag definiert. So planen Sie als Zeitarbeitnehmer Ihr Berufsleben und Ihre Zukunft besser als manch anderer Arbeitnehmer.

Leiharbeit

Die Leiharbeit ist ein Synonym für die Zeitarbeit. Im Arbeitsvertrag der Zeitarbeitsfirma treten die Begriffe Zeit- und Leiharbeit gleichermaßen auf. Eine Unterscheidung gibt es daher im rechtlichen Sinne nicht.

Arbeitnehmerüberlassung

Die Arbeitnehmerüberlassung ist quasi der Oberbegriff für das Arbeiten auf Zeit: Dieser Begriff ist dem Arbeitgeberüberlassungsgesetz von 1972 zuzuschreiben, das die Regeln, Verbote und Voraussetzungen für Entleiher, Verleiher und Zeitarbeitnehmer klar definiert. Das Gesetz für die Überlassung wird mit den Kürzeln AÜG abgekürzt.

Im Jahr 2017 hat es eine Überarbeitung der Überlassung gegeben, die auf die heutige Zeit reagiert.

Funktion von Zeitarbeitsfirmen

Zeitarbeitsfirmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Bestände im Personalmangel bei Firmen, Betrieben, Kliniken und Unternehmen durch Leiharbeiter auszugleichen. Sie gehen gezielt auf die Suche nach

  • qualifizierten Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung und/oder Studium,
  • Quereinsteigern,
  • Berufseinsteigern

Die Zeitarbeitsfirmen versuchen es den Leiharbeitern so angenehm wie möglich zu machen. Das heißt zum Beispiel einen Lohn nach Tarif, der dem Mindestlohn oder höher entspricht. Je nach Branche und Leiharbeitsfirma kommen Zuschläge für Sonn- und Feiertage sowie Überstunden oder Unterkünfte für Personen außerhalb der Region hinzu.

Dadurch kann die Bezahlung deutlich höher ausfallen.

Gefällt der Job einmal doch nicht, ist es oftmals möglich, einen ähnlichen Job zu erbitten. Die Zeitarbeitsfirma setzt alles daran, Ihnen eine ideale Arbeitsstelle zuzustellen.

Im Übrigen muss ein Zeitarbeitnehmer nicht jede Stelle annehmen, die ihm angeboten wird. Die Zeitarbeitsfirma geht von seinen Qualifikationen aus und vermittelt nur Arbeitsstellen, die dieser entsprechen.

In diesen Branchen ist Zeitarbeit besonders häufig 

In einigen Branchen ist Zeitarbeit sehr häufig vertreten. Das hat mehrere Gründe wie etwa der bereits erwähnte Fachkräftemangel oder Schichtarbeiten.

In den Branchen

  • Metall- und Elektro-Industrie,
  • Automobil
  • sowie Verkehr und Logistik

sind Zeitarbeitnehmer häufig vertreten.

In den Branchen

  • Gastronomie und Hotellerie,
  • Pflege und Soziales,
  • IT-Services
  • und Landwirtschaft

nimmt der Anteil stetig zu.

Was sind Nachteile von Zeitarbeit?

Bei der Leiharbeit ist es so, dass Sie nicht fest bei einem bestimmten Arbeitgeber angestellt sind. Das scheint auf den ersten Blick als Nachteil für Sie als Zeitarbeitnehmer zu sein. Denn ein fester Arbeitsplatz mit geregelten Zeiten und einem monatlichen Lohn gibt Ihnen das Gefühl, die Kontrolle über Ihr Berufsleben zu behalten.

Das muss allerdings nichts Negatives bedeuten: Denn einen festen Arbeitsvertrag erhalten Sie als Zeitarbeiter vom Verleiher. Die genauen Tätigkeiten, der Lohn sowie Weiteres werden darin präzise festgehalten. Manchmal plant die Zeitarbeitsfirma Ihre Einsätze als Springer ein: Selbst bei einem Wechsel wird Ihnen dieser Schritt rechtzeitig mitgeteilt, um sich auf die neue Situation einzustellen.

Die Vorteile der Zeitarbeit

  • hoher Personalbedarf: Einer der großen Vorteile der Zeitarbeit ist, dass Leiharbeitnehmer eine große Auswahl an Zeitarbeitsunternehmen vorfinden. Diese Branche hat sich im letzten Jahrzehnt vervielfacht, sodass Sie als Leiharbeitnehmer eine gute Chance auf Arbeit finden. Die hohe Anzahl an Leiharbeitsfirmen ist auch für den Arbeitssuchenden ideal, da er mehrere Firmen und deren Arbeitsverträge sowie Löhne vergleicht.
    Darüber hinaus kommt hinzu, dass immer neue Leihabreitnehmer gesucht werden. Der Bedarf an Zeitarbeitnehmern ist enorm und wird sich laut Experten in den kommenden Jahren noch vergrößern.
  • gute Übergangslösung: Wer länger ohne Arbeit ist, findet in einer Zeit- bzw. Leiharbeit einen guten Übergang, da die Einstellungsbedingungn in der Regel niedrigschwelliger sind als bei unbefristeten Arbeitsstellen. Das gilt vor allem für die Generation 50 plus, aber auch für Quereinsteiger, Migranten und Berufsanfänger ist die Arbeitnehmerüberlassung eine gute Option.
  • gutes Netzwerk: Der Zeitarbeitnehmer profitiert zudem durch die Arbeit bei mehreren Entleihern vom neu aufgebauten Netzwerk aus beruflichen Kontakten, die im Berufsleben sehr wichtig sind.

  • Chance auf Übernahme: Überzeugen die Qualitäten des Zeitarbeitnehmers, ist eine Übernahme durch den Arbeitgeber keine Seltenheit. Diese Situation ist für beide Seiten ein echter Gewinn. Der Arbeitgeber prüft auf bestimmte Zeit die Arbeitsweise des Zeitarbeiters. Dieser wiederum schaut, ob das Jobangebot das richtige für ihn ist.

  • Abwechslung: Viele Leiharbeiter fühlen sich jedoch mit einem zeitlich befristeten Arbeitsvertrag so wohl, dass sie keine andere Anstellung mehr bevorzugen. Das ist häufig in Pflegeberufen der Fall, wo ein Wechsel der Belegschaft gang und gäbe ist.

Fazit - Zeitarbeit als Türöffner

Die Zeitarbeit gewinnt immer mehr an Bedeutung und genießt einen besseren auf als noch vor einiger Zeit.
Das hängt zum einem mit der Überarbeitung der Arbeitnehmerüberlassung zusammen und zum anderen an den vielen Vorteilen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Die hohe Anzahl an Zeitarbeitsunternehmen bietet gute Bedingungen, einen geeigneten Job zu finden.
Der Zeitarbeitnehmer hat dadurch keine Nachteile, denn sein tariflicher Lohn ist im Arbeitsvertrag der Zeitarbeitsfirma festgelegt.

Quelle:

https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Zeitarbeit/generische-Publikation/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf;jsessionid=4EBB6D576ED58143AAB5D2A06AD4985D?__blob=publicationFile&v=8

 

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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