Während immer wieder von Unternehmen zu hören ist, die ihre Mitarbeiter zur Rückkehr und zur Präsenz im Büro zwingen wollen, zeigt eine aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dass Homeoffice und hybride Arbeitsmodelle nach wie vor sehr verbreitet sind und in den nächsten Jahren eine wachsende Bedeutung haben werden. Von den im Juni 2024 befragten rund 1.200 Unternehmen erwartet eine Mehrheit sogar einen weiteren Anstieg der Homeoffice-Nutzung.
Mehr Homeoffice in der Informationswirtschaft
Bei Angebot und Inanspruchnahme von Homeoffice gibt es Unterschiede zwischen den Wirtschaftssektoren. Während laut Befragung Beschäftigte in 82 Prozent der Unternehmen der Informationswirtschaft mindestens einmal pro Woche im Homeoffice arbeiten, sind es im verarbeitenden Gewerbe nur 48 Prozent. Hier sind die Tätigkeiten naturgemäß stärker ortsgebunden. Damit verbleibt der Anteil der Unternehmen, die ihren Beschäftigten mindestens einen Tag Homeoffice pro Woche gewähren, seit der Corona-Pandemie auf einem hohen Niveau. Anzeichen für eine Abkehr davon sind laut den Ergebnissen der Befragung nicht zu erkennen.
Im Vergleich zur Homeoffice-Nutzung vor Corona zeigt sich ein deutlicher Anstieg. Im verarbeitenden Gewerbe hat sich der Anteil von 24 auf 48 Prozent verdoppelt. In der Informationswirtschaft stieg der Anteil von 48 auf 82 Prozent.
Weitere Zunahme der Homeoffice-Nutzung erwartet
Für die kommenden Jahre rechnen die befragten Unternehmen mit einer weiteren Zunahme der Homeoffice-Nutzung. Erwartet wird ein Anteil von 88 Prozent in der Informationswirtschaft und von 57 Prozent im verarbeitenden Gewerbe bis zum Jahr 2026. Auch die Inanspruchnahme der Homeoffice-Möglichkeiten durch die Beschäftigten soll demnach steigen.
Dabei ist Homeoffice nicht gleich Homeoffice: Während manche Unternehmen nur einen Tag pro Woche gewähren, gibt es in anderen Unternehmen zumindest für manche Stellen auch die Möglichkeit, komplett zu Hause zu arbeiten (“Full Remote”). Derzeit ermöglichen immerhin 42 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft einem Teil ihrer Beschäftigten, an mindestens drei Tagen pro Woche zu Hause zu arbeiten. Das ist eine Verdoppelung des Anteils gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie (21 Prozent). Auch für andere Varianten der Homeoffice-Nutzung zeigt sich jeweils eine deutliche Zunahme - sowohl in der Informationswirtschaft als auch im verarbeitenden Gewerbe.
Mehr Homeoffice in großen Unternehmen
Die Chance auf Homeoffice wächst mit der Unternehmensgröße: So bieten drei Viertel der Unternehmen in der Informationswirtschaft mit 100 und mehr Beschäftigten Homeoffice-Modelle mit mindestens drei Homeoffice-Tagen an. Bei mittleren Unternehmen von 20 bis 99 Beschäftigten liegt dieser Anteil bei 61 Prozent und bei kleinen Unternehmen von 5 bis 19 Beschäftigten nur bei 35 Prozent.
Auch bei hybriden Arbeitsmodellen mit mindestens zwei Tagen Homeoffice pro Woche liegen große Unternehmen ab 100 Beschäftigten vorne: Hier beträgt der Anteil 91 Prozent - gegenüber 80 Prozent bei mittleren und 55 Prozent bei kleinen Unternehmen.
Die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice und hybride Arbeitsmodelle sind inzwischen für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Arbeitgebers. Unternehmen, die solche Möglichkeiten nicht anbieten, haben gegenüber Wettbewerbern mit entsprechenden Angeboten potentielle Nachteile auf dem Arbeitsmarkt. Das gilt insbesondere für Jobs, die sich für die Arbeit im Homeoffice eignen und bei denen der Fachkräftemangel besonders ausgeprägt ist. Ein Beispiel dafür ist der IT-Arbeitsmarkt.