Blindbewerbung: Wann hat sie Erfolg?

Blindbewerbung: Wann hat sie Erfolg?

Professionell bewerben | 14.04.2023

Eine Bewerbung, die massenhaft verschickt wird? Scheinbar widerspricht die Blindbewerbung allen gängigen Regeln herkömmlicher Bewerbungstrainings. Bei näherem Hinsehen aber können Sie so mit wenig Aufwand einen guten Job bekommen. Lesen Sie hier Tipps dazu, worauf es bei der Blindbewerbung ankommt!

WAS IST EINE BLINDBEWERBUNG?

Wer sich blind um eine Stelle bewirbt, weiß wenig über die betreffende Firma oder Unternehmen. Deshalb können Blindbewerbungen nur sehr allgemein sein. Sie erfolgen stets auf gut Glück, also ohne nähere Informationen zu freien Jobs oder auf eine Stellenanzeige hin. Zudem lassen ein paar Dinge weg, welche normalerweise in eine Bewerbung gehören.

Dabei geht es um das Formulieren ebenso wie um den Umfang der Bewerbung: Wenn Sie nicht einmal wissen, ob überhaupt Leute gesucht werden, lohnt sich das Verschicken von Arbeitszeugnissen einfach nicht. Dafür steigen mit einer Bewerbung in Kurzform Ihre Chancen, denn sie lässt sich massenhaft verschicken.

BLINDBEWERBUNG VERSUS INITIATIVBEWERBUNG: DAS SIND DIE UNTERSCHIEDE

Zwar erfolgt auch die Initiativbewerbung auf gut Glück. Sie ist aber wesentlich ausführlicher als die Blindbewerbung. Zunächst einmal suchen Sie hier vor dem Anschreiben einen persönlichen Ansprechpartner.

Sie schicken ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen und haben sich im Vorfeld so gut wie möglich über das Unternehmen informiert. Bei einer Blindbewerbung fällt all das weg.

WANN EIGNET SICH DIE BLINDBEWERBUNG?

Dass Sie damit gute Chancen haben, erwies sich bei einer Umfrage unter Schweizer Personalern aus dem Jahr 2018: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, auf Blindbewerbungen für Jobs positiv zu reagieren. Das war weit mehr als die Erfolgsquote bei Headhuntern! (Quelle unten)

Dennoch sollten Sie sich gut überlegen, wofür Sie die Spontanbewerbung, wie sie auch heißt, einsetzen. Für die Karriere eignet sich die Blindbewerbung weniger: Wer weiterkommen möchte, sollte Engagement zeigen und initiativ tätig werden!

Möchten Sie aber nur eine kurze Zeit überbrücken, kann eine solche Art der Kontaktaufnahme erfolgreich sein. Ebenso eignet sie sich die Blindbewerbung für alle Arten von weniger hoch dotierten Jobs, etwa Aushilfsjobs oder ein Nebenverdienst.

BLINDBEWERBUNG: DIESE BEWERBUNGSUNTERLAGEN GEHÖREN HINEIN

Keine Firma stellt wahllos jeden ein, der sich bei ihr meldet. Wollen Sie gute Chancen haben, sollte auch diese Art der Bewerbung gewissen Regeln folgen. Weil der Empfänger ja nicht mit der Post rechnet, überfordern Sie ihn nicht.

Schicken Sie deshalb keinesfalls wie in der Initiativbewerbung eine komplette Bewerbungsmappe! Die Kurzform reicht völlig: Dazu gehören lediglich Anschreiben und Lebenslauf.

MASSENBEWERBUNG: DAS SIND DIE VOR- UND NACHTEILE

Wer sich mit einem Massenanschreiben bewerben möchte, sollte sich das im Vorfeld gut überlegen. Wägen Sie alle Vor- und Nachteile dieser Art von Bewerbung gegeneinander ab, bevor Sie sich entscheiden. Nur so können Sie sicher sein, dass die Mühe nicht völlig umsonst war.

In der Einfachheit dieser Art von Bewerbung liegt sicher ihr größter Vorteil: Sie müssen sich nur einmal richtig Mühe machen, dann können Sie das Ergebnis massenhaft verschicken. Gemessen an dem Aufwand für eine normale Bewerbung ist das wenig.

Zudem haben Sie mit kaum einer anderen Initiative so vielfältige Möglichkeiten, Firmen von sich zu überzeugen. Und genau das ist es ja, was Sie erreichen möchten: Mit dem Erreichen möglichst vieler Firmen steigen Ihre Erfolgschancen für Jobs.

Viele Stellen werden nicht öffentlich ausgeschrieben. Da braucht es entweder ein sehr gutes Netzwerk, um an Informationen zu kommen. Wahlweise lässt sich mit der Initiative einer Massenbewerbung genau die richtige Stelle aufspüren.

BLINDBEWERBUNGEN VORTEILE

  • wenig Aufwand: Nur Anschreiben und Lebenslauf werden verschickt
  • maximale Streukraft
  • kostengünstig

Doch die Massenbewerbung hat nicht nur Vorteile: Vielleicht dringt Ihre Initiative nicht einmal zum Verantwortlichen durch, schließlich reden Sie ihn ja nicht direkt an. Dann hängt es sehr vom Zufall ab, wer Ihre Bewerbung liest und ob er oder sie es an die richtigen Stellen weiterleitet.

Außerdem werden Sie im schlimmsten Fall komplett ignoriert. Ein Antwortschreiben zu formulieren entfällt, Sie niemanden von sich überzeugen konnten. Wenn Sie sich so wenig Mühe machen, wieso soll es dann die angeschriebene Firma tun?

Dies ist aber vollkommen in Ordnung, denn Sie wurden nicht aufgefordert, Ihre Unterlagen einzureichen - also ignoriert man Sie, wenn man Sie nicht braucht. Das heißt leider auch, dass Sie nie sicher sein können, ob Ihre Suche nicht doch Erfolg hatte.

Viele Firmen verfügen nämlich über einen Pool an geeigneten Bewerbern, um sich die Arbeit zu erleichtern. Landen Sie auf einer solchen Warteliste, werden Sie darüber nur selten informiert. Dann kann es sein, dass Sie erst nach Monaten etwas von der Firma hören, wenn wirklich Stellen frei sind. Hier stellt sich der Erfolg verzögert ein!

BLINDBEWERBUNGEN NACHTEILE

  • nicht personalisiert: wird im Unternehmen vielleicht nicht beachtet
  • Erfolgsschancen hängen vom Zufall ab
  • oft bleibt unklar, was Sie erreicht haben

SO STEIGEN IHRE CHANCEN AUF ERFOLG IM UNTERNEHMEN

All dies bedeutet aber nicht, dass Sie keinen Einfluss darauf hätten, was aus Ihrer Spontanbewerbung wird. Nur liegt der Zeitpunkt der Einflussnahme Ihrerseits weit vorn: Noch bevor Sie die Bewerbung abschicken, sollten Sie sich über den Inhalt Gedanken machen.

Denn damit spielen Sie Ihre Karten aus. Sie überzeugen im besten Fall das Unternehmen davon, dass sich eine Kontaktaufnahme lohnt. Es folgt die Aufforderung, auch den Rest Ihrer Bewerbungsunterlagen einzuschicken, dann haben Sie einen ersten Erfolg bei Ihrer Suche erzielt und sind der Einladung zu einem Vorstellungsgespräch ein Stück näher gekommen.

Legen Sie besonderen Wert auf einen guten Brief an den Verantwortlichen. Hier bekommen Sie Ihre Chance bereits mit dem Einstieg. Er muss einfach passen, was ziemlich schwierig ist. Schließlich streuen Sie Ihre Bewerbungen ja so weit wie möglich!

TIPPS ZUM ANSCHREIBEN: DAS SOLLTEN SIE BEACHTEN!

Es ist das Herzstück Ihrer Spontanbewerbung. Hier geben Sie Ihrem potenziellen Arbeitgeber wichtige Informationen. Jeder Personaler sucht nämlich zunächst nach Ihrer Qualifikation für Stellenauschreibungen. Und so punkten Sie: Geben Sie ihm diese Informationen möglichst weit vorn in der Einleitung!

Der erste Absatz sollte bereits alles enthalten, was die Firma von Ihnen wissen möchte. Bedenken Sie: Besonders bei unverlangt eingesandten Bewerbungen nimmt sich ein Sachbearbeiter nicht viel Zeit dafür. Man scannt dann den Inhalt eher als ihn zu lesen.

Sucht ein Unternehmen also eine Lagerfachkraft, dann dürfen Sie diese Info nicht verstecken, etwa im Lebenslauf. Stellen Sie gleich im ersten Satz klar, wer Sie sind und was Sie suchen. Im Folgenden ein paar Beispiele für Formulierungen.

RICHTIG BEWERBEN: WICHTIGE FORMULIERUNGEN ALS MUSTER

Achten Sie auf Einzigartigkeit, das wird Ihre Chance erhöhen. Kombinieren Sie mit dem, was den Chef ihres neuen Jobs interessiert. Das ist vor allem die Frage nach Ihrer Qualifikation:

"Als Lagerfachkraft mit mehrjähriger Berufserfahrung bewerbe ich mich bei Ihnen um eine Teilzeitstelle." Eine kurze, aber informative Einleitung! Dies erleichtert jedem Personalchef die Entscheidung, ob sich das Weiterlesen überhaupt lohnt.

Erläutern Sie in den folgenden ein bis zwei Sätzen Ihre berufliche Erfahrung näher. Im zweiten Absatz beschreiben Sie Ihre Motivation, sich für den betreffenden Job zu bewerben. Verwechseln Sie die Arbeit nicht mit der Firma - schließlich bewerben Sie sich ja blind!

Der dritte und letzte Absatz umfasst Ihre Soft Skills. Sind Sie eher Einzelkämpfer oder arbeiten Sie lieber im Team? Das sollten sie unbedingt beim Bewerben erwähnen! Nur dann kann der Arbeitgeber ja wissen, ob Sie zu seinen Stellenauschreibungen passen.

Beachten Sie: Bevor Sie die Grußformel einsetzen, bieten Sie an, bei Interesse Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen zu schicken.

EIN ANSCHREIBEN UMFASST:

  • Ihre Anschrift, Telefon und Mail in der Kopfzeile
  • Betreffzeile
  • Anrede, Datum
  • Text mit Einleitung, gegliedert in Absätze
  • Angebot, weitere Unterlagen zuzuschicken
  • Grußformel
  • Unterschrift
  • Anlagen: Lebenslauf

 

TIPPS ZU BETREFF UND ANREDE

Schreiben Sie vor allem im Betreff der Bewerbung nicht zu allgemein. "Blindbewerbung" sollte nicht dort stehen! "Initiativbewerbung" ebenfalls nicht, denn das ist unrichtig. Formulieren Sie vielmehr bereits hier so konkret wie möglich: Sehr gut ist "Bewerbung als Lagerfachkraft in Teilzeit".

Einzig in der Anrede dürfen Sie allgemeine Standardformulierungen benutzen: Das Muster "Sehr geehrte Damen und Herren" ist eine Einleitung, die Erfolg haben kann! Schließlich ist jedem Empfänger klar, dass bei solch einer Kontaktaufnahme eine Personalisierung unmöglich ist.

TIPPS ZUM LEBENSLAUF

Hier folgt das Muster dem allgemein üblichen Vorgehen. Legen Sie tabellarisch einen Lebenslauf an, den Sie handschriftlich unterschreiben. Der letzte Job gehört im Lebenslauf nach oben, ebenso wie Ihre Anschrift und Angaben zur Erreichbarkeit. Beachten Sie, das aktuelle Datum zu ergänzen!

WANN IST DER RICHTIGE ZEITPUNKT FÜR EINE BLINDBEWERBUNG?

Auch für Massenbewerbungen gibt es einen mehr und einen weniger passenden Zeitpunkt. Wenn etwa Ferien sind, warten Sie lieber noch ein wenig mit dem Verschicken. Dann arbeiten vielleicht auch in der Firma so manche Mitarbeiter nicht, weil sie im Urlaub sind. Ein unverlangt eingesandte Bewerbung könnte untergehen.

Konzentrieren Sie sich auf eine Zeit, in der traditionell manch ein Mitarbeiter geht: Das ist vor allem zum Ende des Monats der Fall. Eilt das Ganze nicht, dann verschicken Sie die Bewerbungen am besten zum Ende des Quartals.

FAZIT: REGELN UND FALLSTRICKE EINER BLINDBEWERBUNG

Eine Spontanbewerbung erfolgt blind, also ohne Stellenausschreibung und nähere Informationen zum Unternehmen. Das ist auch der Unterschied zur Initiativbewerbung. Dennoch kann sie sehr erfolgreich sein, wenn Sie ein paar Regeln beachten: Anstatt einer ganzen Bewerbungsmappe arbeiten Sie hier nur mit Anschreiben und Lebenslauf. Besonders das Bewerbungsanschreiben muss daher überzeugen!

Formulieren Sie Ihre Bewerbung auf Stellenauschreibungen kurz und prägnant. Nur dann weiß ein Unternehmen sofort, ob Sie für eine freie Stelle in Frage kommen. Vermeiden Sie aber Standardformulierungen zugunsten einer treffenden Beschreibung Ihrer Person. Wer schon mit der Betreffzeile die Aufmerksamkeit weckt, dessen Aussichten auf einen Job erhöhen sich beträchtlich! Viel Erfolg bei der Bewerbung!

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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