Wann ist ein Motivationsschreiben erforderlich oder sinnvoll?
Nicht jede Bewerbung benötigt ein Motivationsschreiben. Es lohnt sich besonders in folgenden Fällen:
- Studiengang, Stipendium oder Auslandssemester: Viele Hochschulen verlangen einen Letter of Motivation als Pflichtdokument. Dabei sollten Sie Gründe für die Wahl des Studiengangs und Ihre beruflichen Ziele darlegen.
- Starke Konkurrenz und Trainee‑Programme: Bei begehrten Stellen oder Trainee‑Programmen hebt Sie ein gut formulierter Motivationsbrief von der Masse ab.
- Initiativbewerbung oder Quereinstieg: Wenn Sie sich ohne konkrete Stellenausschreibung bewerben, erklärt der Brief Ihren inneren Antrieb und Ihre fachliche Expertise.
- Ergänzung bei Lücken im Lebenslauf: Mit einem Motivationsbrief können Sie fehlende Hard Skills durch Soft Skills und Motivation ausgleichen.
Vermeiden Sie ein Motivationsschreiben, wenn Sie keine zusätzlichen Informationen liefern können oder die Ausschreibung ausdrücklich nur ein Anschreiben verlangt.
Aufbau und Länge eines Motivationsschreibens
Der Brief sollte maximal eine DIN‑A4‑Seite umfassen. Gliedern Sie ihn übersichtlich und verwenden Sie je nach Geschmack Fließtext oder eine strukturierte Aufzählung. Folgendes Schema hat sich bewährt:
- Briefkopf: Ihre Kontaktdaten (Name, Adresse, E‑Mail, Telefonnummer) im Kopf oder in der Fußzeile. Das Datum steht rechts.
- Überschrift: Nutzen Sie eine einprägsame Headline wie „Motivationsbrief“, „Das zeichnet mich aus“ oder „Warum ich mich bewerbe“.
- Einleitung: Beginnen Sie mit einem originellen Satz, der Ihre Motivation auf den Punkt bringt. Stellen Sie den Bezug zum Unternehmen, Studiengang oder Stipendium her.
- Hauptteil: Erläutern Sie Ihre Beweggründe, Stärken, beruflichen Ziele und persönliche Werte. Belegen Sie diese mit Beispielen aus Ihrem Werdegang. Betonen Sie Soft Skills, Fachkenntnisse und einzigartige Kompetenzen, die zur Stelle passen. Verwenden Sie Stichpunkte, wenn Ihnen längere Texte schwerfallen; achten Sie aber auf einen roten Faden.
- Schluss: Schließen Sie mit einem positiven Ausblick: Bedanken Sie sich für die Aufmerksamkeit, unterstreichen Sie Ihr Interesse an einem Gespräch und bringen Sie Ihre Vorfreude zum Ausdruck.
- Signatur: Fügen Sie eine Grußformel („Mit freundlichen Grüßen“), Ihren Namen und bei gedruckten Briefen eine handschriftliche Unterschrift hinzu.
Inhalt und Tipps: Das gehört in den Motivationsbrief
- Motivation und Bezug: Zeigen Sie, warum Sie sich für diese Stelle, den Studienplatz oder das Stipendium interessieren und wie Sie zu den Werten und Zielen der Organisation passen. Seien Sie authentisch und vermeiden Sie Floskeln.
- Stärken hervorheben: Erklären Sie konkrete fachliche und persönliche Kompetenzen, Soft Skills, Talente und Alleinstellungsmerkmale. Belegen Sie Ihre Aussagen mit Beispielen (Projekte, Praktika, ehrenamtliches Engagement).
- Ziele & Vision: Beschreiben Sie berufliche und persönliche Ziele und wie die Position oder das Programm Ihnen hilft, diese zu erreichen.
- Schlüsselbegriffe nutzen: Greifen Sie Keywords aus der Stellenausschreibung auf, um Ihre Eignung zu unterstreichen. Das verbessert nicht nur die Lesbarkeit, sondern wird auch von Bewerbungssoftware erkannt.
- Persönliche Tonalität: Schreiben Sie in der Ich‑Form und verwenden Sie eine lebendige, aber professionelle Sprache. Vermeiden Sie übertriebene Adjektive und bleiben Sie ehrlich.
- Die richtige Länge: Halten Sie sich an eine Seite (300–400 Wörter). Prägnante Absätze mit maximal 10–15 Zeilen erleichtern das Lesen.
Beispiel: Motivationsbrief für eine Marketing‑Position
Überschrift: "Warum ich Ihre Marke mit Leidenschaft voranbringe"
Einleitung: „Die erfolgreichsten Kampagnen entstehen, wenn kreative Ideen auf messbare Ergebnisse treffen. Als Marketing‑Spezialistin mit fünf Jahren Erfahrung und einer großen Begeisterung für nachhaltige Produkte möchte ich diese Stärken bei Ihnen einbringen.“
Hauptteil: Im Hauptteil erwähnt die Bewerberin ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre, eine Weiterbildung im digitalen Marketing und erfolgreiche Kampagnen, die sie geleitet hat. Sie betont Soft Skills wie Teamfähigkeit und Kreativität sowie die Fähigkeit, komplexe Daten für die Strategieentwicklung zu nutzen. Außerdem beschreibt sie ihre Motivation, ein Teil des Unternehmens zu werden, das ihr durch seine Werte und seine nachhaltigen Produkte auffällt.
Schluss: „Ich freue mich darauf, Ihnen in einem persönlichen Gespräch zu erläutern, wie meine Erfahrung und meine Ideen Ihr Marketingteam bereichern können. Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interesse an meiner Bewerbung.“
Muster für Studium und Stipendium
Studium (Beispiel Einleitung):
„Seit meiner Jugend begeistert mich die Frage, wie technische Innovationen das Leben erleichtern. Durch meine Teilnahme an diversen Roboter‑AGs und mein ehrenamtliches Engagement als Programmiercoach habe ich meine Leidenschaft für Informatik vertieft. Ihr praxisorientierter Masterstudiengang Künstliche Intelligenz bietet die perfekte Kombination aus Forschung und Anwendung, um meine beruflichen Ziele zu verwirklichen.“
Stipendium (Beispiel Einleitung):
„Als erste Person in meiner Familie, die ein Studium anstrebt, engagiere ich mich seit Jahren sozial und politisch. In meiner Rolle als Mentorin für geflüchtete Jugendliche habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen und Bildungsprojekte zu organisieren. Das [Name der Stiftung]‑Stipendium wäre für mich die Möglichkeit, meine akademischen Ambitionen im Bereich Sozialwissenschaften mit gesellschaftlichem Engagement zu verbinden.“
Spezielle Hinweise
- Auslandssemester: Informieren Sie sich über länderspezifische Anforderungen und belegen Sie Sprachniveaus sowie Interesse an Kultur und Lehrangebot.
- Stipendien: Heben Sie neben Ihren Leistungen vor allem soziales Engagement und Ihre Identifikation mit den Werten der Organisation hervor.
- Studiengang: Nennen Sie konkrete Module, Forschungsschwerpunkte oder Professoren, die Sie motivieren, und verknüpfen Sie diese mit Ihren Interessen und Kenntnissen.
Dos und Dont's: Fehler vermeiden
Dos:
- Origineller Einstieg und klarer Bezug zur Stelle/Organisation herstellen.
- Konkrete Beispiele und Fakten statt allgemeiner Aussagen.
- Soft Skills und Persönlichkeit betonen, ohne den Lebenslauf zu wiederholen.
- Keywords aus der Ausschreibung integrieren und Struktur mit Zwischenüberschriften nutzen.
- Einseitige Länge einhalten und am Ende zu einem Gespräch einladen.
Don’ts:
- Floskeln wie „Hiermit bewerbe ich mich…“ oder zu lange Schachtelsätze verwenden.
- Den gesamten Lebenslauf oder Anschreiben wiederholen.
- Allgemeine Anreden („Sehr geehrte Damen und Herren“) wählen, wenn Sie den Ansprechpartner ermitteln können.
- Übertreiben, lügen oder sich rechtfertigen.
- Mehr als eine DIN‑A4‑Seite schreiben oder den Brief ohne klaren roten Faden verfassen.
FAQ: häufig gestellte Fragen zum Motivationsschreiben
Was unterscheidet das Motivationsschreiben vom Anschreiben?
Im Anschreiben liegt der Fokus auf fachlichen Qualifikationen und Berufserfahrung. Der Motivationsbrief hingegen stellt die Person, ihre Motivation, Werte und Ziele in den Vordergrund und darf persönlicher und ausführlicher sein.
Wie lang darf der Brief sein?
Ein Motivationsbrief sollte eine DIN‑A4‑Seite nicht überschreiten, maximal zwei Seiten sind bei umfangreichen akademischen Bewerbungen akzeptabel.
Wo ordne ich ihn in der Bewerbungsmappe ein?
Der Brief gehört nach dem Deckblatt und dem Lebenslauf als „Dritte Seite“. In digitalen Bewerbungen laden Sie ihn separat hoch, wenn ein separates Upload‑Feld vorhanden ist.
Muss ich unterschreiben?
Bei gedruckten Unterlagen empfiehlt sich eine handschriftliche Unterschrift. In PDF‑Bewerbungen genügt die eingetippte Signatur.
Welche Anrede wähle ich?
Recherchieren Sie die zuständige Person und sprechen Sie sie direkt an. Nur wenn keine Kontaktdaten vorliegen, verwenden Sie die neutrale Anrede.
Fazit
Ein gut strukturierter, persönlicher und auf die jeweilige Stelle oder das Programm abgestimmter Motivationsbrief kann entscheidend für Ihre Bewerbung sein. Nutzen Sie die Chance, Ihre Geschichte zu erzählen, und halten Sie sich an die empfohlenen Strukturen und Tipps. So wird aus der freiwilligen „Dritten Seite“ Ihr persönlicher Trumpf im Bewerbungsprozess.