Was bedeutet "einschlägige Berufserfahrung"? Eine einfache Erklärung

Was bedeutet "einschlägige Berufserfahrung"? Eine einfache Erklärung

Professionell bewerben | 22.11.2024

Du hast dich für eine Stelle beworben und stößt auf den Begriff "einschlägige Berufserfahrung"? Keine Sorge, wir erklären dir ganz einfach, was das bedeutet und wie du deine eigenen Erfahrungen optimal einsetzen kannst.

Was bedeutet “einschlägige Berufserfahrung” genau?

Einschlägige Berufserfahrung bedeutet, dass deine bisherigen Tätigkeiten relevant für die neue Stelle sind. Das heißt, du hast bereits Erfahrungen gesammelt, die dich für die neuen Aufgaben qualifizieren. Beispiele: 

  • Ein Ingenieur mit Erfahrung in der Automobilindustrie bewirbt sich auf eine Stelle als Projektleiter in einem ähnlichen Unternehmen. 
  • Ein Absolvent der Wirtschaftswissenschaften mit einem Praktikum im Marketing bewirbt sich auf einer Marketing-Traineestelle.

Die einschlägige Berufserfahrung ist keine bloße Floskel, wie es viele Arbeitnehmer vermuten. Gerade Berufseinsteiger erstarren bei den Worten, denn nach einem absolvierten Studium oder nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung gibt es wenig Praxiserfahrung. Lediglich ein Praktikum können die meisten Berufseinsteiger vorweisen.

Eines sei vorweg gesagt: Lass dich nicht abschrecken von der Stellenanforderung, die im Normalfall eine Wunschvorstellung ist. Das gilt vor allem für frische Absolventen, die kaum Erfahrung im Job vorweisen können.

Es gibt verschiedene Abstufungen, um Bewerber mit allen beruflichen Qualifikationen mit den entsprechenden Erfahrungen mit einzubeziehen und um sie besser zu vergleichen.

Danach richtet sich häufig auch das Gehalt, denn ein Bewerber mit geringen beruflichen Erfahrungen ist für das Unternehmen nicht so wertvoll wie ein qualifizierter oder sogar überqualifizierter Bewerber. Dennoch sind auch Menschen mit geringer Qualifikation erwünscht, da sie frischen Wind hineinbringen und weniger kosten.

Was zählt als einschlägige Berufserfahrung?

Als einschlägige Berufserfahrung zählen Fachwissen und Können, die du in deiner bisherigen beruflichen Laufbahn erworben hast. Anhand der vorangegangenen Tätigkeiten hast du dir das Wissen angeeignet, um die ausgeschriebene Stelle eigenständig und gut auszuüben.

Das setzt voraus, dass die bisherige Tätigkeit auf dem gleichen Niveau liegt wie die neue, für die du dich bewirbst. Das macht es zum einen für Personaler einfach, einen passenden Kandidaten zu finden. Zum anderen ist es für die Bewerber ein zusätzlicher Anreiz, sich von der besten Seite zu zeigen. Bringe deine wichtigsten Qualifikationen im Vorstellungsgespräch ein, indem du auf die im Lebenslauf und Anschreiben aufgeführten Erfahrungen hinweist.

Warum sind den Arbeitgebern einschlägige Berufserfahrungen so wichtig?

Die Anforderung nach einschlägiger Berufserfahrung in der Stellenausschreibung hat vor allem den Zweck, erste Bewerber herauszufiltern. Denn der feststehende Ausdruck hat eine erste abschreckende Wirkung auf jene, die nicht selbstbewusst sind oder die sich schnell überfordert fühlen.

Darüber hinaus werden mit dieser Formulierung alle Bewerber angesprochen: Das gilt sowohl für solche mit als auch für solche ohne Berufserfahrung. Im Idealfall verfügen die Kandidaten über die gewünschte Arbeitserfahrung für die Tätigkeit, sodass das Arbeitsverhältnis erleichtert wird.

Versetze dich einmal in die Situation des Personalchefs: Von einem unerfahrenen Bewerber darf er nicht viel erwarten, sodass er mehr Zeit für die Einarbeitung in die Tätigkeit benötigt. Das kostet Zeit, und die ist bekanntlich teuer.

Verfügt der Arbeitnehmer aber über die entsprechende Berufserfahrung, ist das Arbeitsverhältnis für ihn wesentlich angenehmer. Er kann sich darauf verlassen, dass der Arbeitnehmer sofort in seine Tätigkeit einsteigt und diese zuverlässig ausübt.

Aus diesem Grund schreiben viele Arbeitgeber in der Bewerbung zur einschlägigen Berufserfahrung auch den Zusatz "von Vorteil". Dann kannst du davon ausgehen, dass auch deine Bewerbung mit geringer Berufserfahrung akzeptiert und gelesen wird.

Einschlägige Berufserfahrung bei Jobs nach TVöD

Die klare Abgrenzung der einschlägigen Berufserfahrung ist nicht immer gegeben. Um auf Nummer sicher zu gehen, lies dir die Regelung §16 des Tarifvertrags für den Öffentlichen Dienst - kurz TVöD - einmal durch. Darin ist die konkrete Definition, die den Begriff bestens erklärt, beschrieben.

Für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst gilt also eine klare Definition, was diesen Grad der Berufserfahrung ausmacht. Im öffentlichen Dienst ist er vor allem entscheidend hinsichtlich der Einordnung in eine bestimmte Entgeltgruppe, für die es, je nach Berufserfahrung, unterschiedliche Stufen gibt.
Für alle anderen ist diese Anforderung lediglich ein Ansporn, sich in der Stellenausschreibung deutlicher auszudrücken. Eine Stufenzuordnung der Beschäftigten nach festen Entgeltgruppen gibt es hier in der Regel nicht, es gibt aber Arbeitgeber, die sich an den Kriterien des TVöD orientieren. Sollte dies der Fall sein, wird dies und die jeweilige Entgeltgruppe in der Stellenanzeige in der Regel mit angegeben.

Welche Grade an Berufserfahrung werden außerdem häufig von Unternehmen gefordert?

Um allen Bewerbern gerecht zu werden, gibt es verschiedene Abstufungen.

Erste Berufserfahrung

Diese Formulierung richtet sich vor allem an Berufseinsteiger: Sie können erste Erfahrungen als Werkstudent oder in Praktika erworben haben, die für den Arbeitgeber von Vorteil sind.

Allgemeine Berufserfahrung

Diese Anforderung richtet sich ebenfalls an Berufseinsteiger, die mehr als nur Werkstudententätigkeit oder Praktika absolviert haben. Sie kennen sich mit den Prozessen im Unternehmen aus und wissen sofort, wie sie die Tätigkeit ausüben müssen.

Einschlägige Berufserfahrung

Hierbei ist es wichtig, dass du bereits relevante Erfahrungen in einem Unternehmen gemacht hast. Die Qualifikation, die du damit erworben hast, ist für die ausgeschriebene Tätigkeit wichtig.

Fundierte Berufserfahrung

Bei dieser Anforderung sucht der Arbeitgeber nach einem Arbeitnehmer, der über fundiertes Fachwissen verfügt. Das hat er sich in mehreren Jahren in einem oder in mehreren Unternehmen angeeignet und er hat die entsprechenden Fortbildungen dafür absolviert. Praktika und eine Werkstudententätigkeit sind von dieser Formulierung ausgeschlossen. Es wird als tiefergehendes Wissen vorausgesetzt.

Mehr- oder langjährige Berufserfahrung

Bei dieser Formulierung ist der Zeitfaktor entscheidend für den Arbeitgeber: Wie lange hat die Person die gleiche Tätigkeit ausgeübt und welche zusätzlichen Qualifikationen hat sie in der Zeit erworben? Diese Bezeichnungen gelten vor allem für Ausschreibungen als

  • Senior-
  • Filial-
  • oder Projektleiter.

So leistest du einen Nachweis für deine einschlägige Berufserfahrung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um einen Nachweis über deine Tätigkeit zu erhalten. Wichtig ist immer, dass du dir alles dokumentieren lässt.

  • im Arbeitszeugnis,
  • in einem Praktikumszeugnis,
  • einen Auslandsaufenthalt
  • oder zusätzliche Qualifikationen durch Fort- oder Weiterbildungen

sollten immer mit Ort und Datum abgezeichnet werden.

Nachweis im Lebenslauf

Gib im Lebenslauf die wichtigsten Stationen in deinem Leben an. Dazu zählen zum Beispiel

  • Schulpraktika,
  • Ausbildung oder Studium,
  • üben,
  • Werkstudententätigkeiten
  • oder Volontariate.

Nachweis im Anschreiben

Im Anschreiben gehe näher auf deine Erfahrungen ein und beziehe diese auf die Stellenausschreibung. So ziehst du den bekannten roten Faden, sodass du im Bewerbungsgespräch besser darauf eingehen kannst.

Was ist, wenn ich nicht über die geforderte einschlägige Berufserfahrung verfüge?

Wenn du nicht über die geforderten Berufserfahrungen verfügst, ist es in den meisten Fällen nicht weiter tragisch. Das gilt vor allem dann, wenn von einer Einstufung der

  • ersten,
  • geringfügigen
  • oder allgemeinen Berufserfahrungen

die Rede ist. Dann kannst du dich meistens auf die Stelle bewerben, ohne auf einschlägige Berufserfahrung angewiesen zu werden. Anders sieht es mit Berufserfahrungen aus, die mehr- oder langjährig sein sollen.

Im Übrigen ist es nie zu spät, die entsprechenden Berufserfahrungen zu sammeln. Das kannst du sowohl im Unternehmen als auch im Privaten erreichen. Selbst im höheren Alter sind

  • dreimonatige Auslandsaufenthalte,
  • Kurse an der Volkshochschule oder der Universität
  • sowie Weiterbildungen, die durch das Arbeitsamt gefördert werden,

lohnend. Damit zeigst du, dass du eine gute Einstellung hast und dass du dich auf jeden Fall einbringen möchtest. Nutze die Zeit als Arbeitsuchender, Absolvent oder für den Übergang, um neue Erfahrungen neben dem Bewerbungsprozess zu machen.

Fazit: Trotz fehlender oder geringer Berufserfahrung bewerben

Einschlägige Berufserfahrung bedeutet, dass zumindest manche deiner bisherigen Tätigkeiten relevant für die neue Stelle sind. Sie zeigt, dass du über das nötige Wissen und die Fähigkeiten verfügst, um die Aufgaben erfolgreich zu meistern.

Einschlägige Berufserfahrung ist im Berufsleben wichtig. Dennoch solltest du nicht verzagen, wenn du bislang erst über minimale Erfahrungen verfügst.

Gehe mit einer positiven Einstellung heran und versuche es doch einmal bei einem Unternehmen, das zu dir passt.

Sammle so viel Fachwissen und Erfahrung, um beim potenziellen Arbeitgeber bei jeder neuen Jobsuche zu punkten. Das kannst du bereits in jungen Jahren erreichen, indem du

  • ein Praktikum absolvierst,
  • eine Werkstudententätigkeit ausübst
  • einen Auslandsaufenthalt unternimmst.

So punktest du auch als Berufseinsteiger und hast die Chance, dich im Vorstellungsgespräch gegen Mitbewerber mit mehr Erfahrung zu beweisen.

Einschlägige Berufserfahrung: FAQs

Muss ich immer mehrere Jahre Berufserfahrung haben? 

Nein, für Einstiegspositionen reichen oft schon Praktika oder Werkstudententätigkeiten aus.

Was zählt alles zur einschlägigen Berufserfahrung? 

Neben klassischen Berufstätigkeiten zählen auch Praktika, Werkstudententätigkeiten und ehrenamtliches Engagement.

Wenn du dich beispielsweise für eine Stelle als Lehrerin oder Lehrer bewirbst, wäre jede Tätigkeit, bei der du mit Kindern gearbeitet oder sie unterrichtet hast, einschlägige Berufserfahrung.

Was bedeutet einschlägige Berufserfahrung für die Entgeltgruppen nach TVöD?

Einschlägige Berufserfahrung ist nach §16 TVöD ein Faktor für die Einteilung in eine der dort genannten Entgeltgruppen.

Wann verfüge ich über "erste Berufserfahrung"?

Erste Berufserfahrungen hat, wer bereits als Werkstudent oder in Praktika Erfahrungen erworben hat, die für den angestrebten Job von Vorteil sind.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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