Freiwilliger Jobwechsel: Fast ein Viertel verdient danach mindestens 20 Prozent mehr

Freiwilliger Jobwechsel: Fast ein Viertel verdient danach mindestens 20 Prozent mehr

News | 19.02.2024

In einer aktuellen Studie hat sich ergeben, dass fast die Hälfte derjenigen, die ihren Vollzeit-Job freiwillig wechseln, danach deutlich mehr verdienen als im alten Job. Doch es kann auch zu Einbußen kommen.

Lohnt sich ein Jobwechsel finanziell? Das kommt wie so oft darauf an. In einer aktuellen Studie hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die möglichen Auswirkungen eines Jobwechsels auf das Einkommen untersucht. Dabei wurden nur Wechsel von einem Vollzeit-Job in einen anderen Vollzeit-Job betrachtet. Die Studie umfasst etwa zwei Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, die im Zeitraum von Dezember 2016 bis Dezember 2019 monatlich beobachtet wurden. Als „freiwillig“ wurden solche Jobwechsel gewertet, die innerhalb eines Monats stattfanden. Eine längere Pause führte dagegen zu einer Wertung als „unfreiwillig“, wenngleich dieses Kriterium keine eindeutige Unterscheidung ermöglicht.

Knapp die Hälfte der freiwilligen Jobwechsel führt zu spürbaren Einkommensverbesserungen

In der Studie ergab sich, dass knapp die Hälfte der betrachteten Jobwechsel (47 Prozent) zu einer spürbaren Einkommensverbesserung von mehr als fünf Prozent einhergingen. Bei knapp einem Viertel (23 Prozent) lag der Zuwachs sogar bei mehr als 20 Prozent.

Demgegenüber gab es auch bei manchen Jobwechseln Einbußen. Sieben Prozent der Beschäftigten erfuhren einen Rückgang von fünf bis zehn Prozent. Bei zehn Prozent der Jobwechsel betrug der Rückgang sogar mehr als 20 Prozent.

Alter wirkt sich auf Chancen und Risiken bei der Einkommensentwicklung durch Jobwechsel aus

Das Alter wirkt sich auf die Chancen und Risiken der Gehaltsentwicklung bei einem Jobwechsel aus. Menschen unter 30 Jahren haben ein um vier Prozentpunkte niedrigeres Risiko, bei einem Jobwechsel mindestens 20 Prozent weniger zu verdienen, als Menschen über 50 Jahren. Dagegen haben die unter 30jährigen eine um acht Prozentpunkte höhere Chance, im neuen Job mindestens 20 Prozent mehr zu verdienen, als Menschen über 50 Jahre.

Dass sich Jobwechsel bei jüngeren Menschen finanziell eher lohnen als bei älteren, liegt laut den Autoren der Studie auch daran, dass jüngere Arbeitnehmer durchschnittlich weniger verdienen als ältere. Auch würden jüngere Beschäftigte häufiger unpassende Tätigkeiten ausüben und hätten daher eine höhere Chance, sich durch einen Jobwechsel finanziell besser zu stellen.

Kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Zwischen Frauen und Männern gibt es laut der Studie keine deutlichen Unterschiede. Frauen haben demnach ein leicht geringeres Risiko, bei einem Jobwechsel Einbußen von mehr als 20 Prozent zu erleiden. Gleichzeitig stehen die Chancen für Frauen etwas besser, durch einen Jobwechsel Einkommensverbesserungen von mehr als 20 Prozent zu erzielen.

Wechsel des Berufssegments erhöht die Chancen auf mehr Einkommen

Etwas besser sieht es auch für Personen aus, die einen Berufswechsel vornehmen, also in ein anderes Berufssegment wechseln. Sie haben ein etwas geringeres Risiko für Lohneinbußen und gleichzeitig etwas größere Chancen auf Einkommensverbesserungen. Günstiger sieht es auch bei Wechseln in Spezialisten- und Expertenstellen aus. Besonders gute Chancen, eine Lohnsteigerung von mehr als 20 Prozent zu erzielen, haben diejenigen, die in einen Job mit einem höheren Anspruchsniveau wechseln.

Und auch das Berufsbild selbst spielt eine Rolle bei den Gehaltsperspektiven durch einen Jobwechsel: Wechsel in Dienstleistungsberufe in der IT und in der Naturwissenschaft sind seltener mit Lohneinbußen verbunden. Anders sieht es aus mit Wechseln in Lebensmittelberufe. Diese führen häufiger zu Lohnverlusten.

Unfreiwillige Jobwechsel

Bei den unfreiwilligen Jobwechseln ist zu unterscheiden zwischen kurzer und längerer Arbeitslosigkeit. In der Studie wurde als kurze Arbeitslosigkeit eine Phase von bis zu sechs Monaten definiert. Als längere Arbeitslosigkeit wurden Phasen von sieben bis zwölf Monate ohne Beschäftigung gewertet.

Wie zu erwarten steigt mit der Länge der Arbeitslosigkeit auch das Risiko von Einkommenseinbußen bei einem Jobwechsel. So liegt zum Beispiel das Risiko, mehr als 20 Prozent Einbußen zu erleiden, bei den unfreiwilligen Jobwechseln nach kurzer Arbeitslosigkeit bei 19 Prozent. Bei unfreiwilligen Jobwechseln nach längerer Arbeitslosigkeit liegt das Risiko sogar bei 26 Prozent. Zum Vergleich: Bei freiwilligen Jobwechseln sind es nur zehn Prozent.

Interessanterweise ist die Chance, bei unfreiwilligen Jobwechseln nach kurzer und nach längerer Arbeitslosigkeit Lohnzuwächse von mehr als 20 Prozent zu erzielen, jeweils mit 25 Prozent sogar etwas höher als bei freiwilligen Jobwechseln (23 Prozent). Das liegt vermutlich auch daran, dass unfreiwillige Jobwechsel häufiger mit einem Berufswechsel verbunden sind.

Fazit

Nicht jeder Jobwechsel ist mit einem höheren Einkommen verbunden. Das kann aber auch daran liegen, dass es andere Kriterien gibt, die für einen Wechsel sprechen können. Dazu gehören zum Beispiel interessantere Arbeitsinhalte, flexiblere Arbeitszeiten oder ein kürzerer Anfahrtsweg.

Die besten Chancen auf einen spürbaren Lohnzuwachs haben diejenigen, die freiwillig in einen anspruchsvollen Beruf wechseln. Auch der Wechsel in ein anderes Berufsbild kann die Chancen auf einen deutlichen Einkommenszuwachs steigern.

Dr. Hans-Peter Luippold

Autor: Dr. Hans-Peter Luippold

Dr. Hans-Peter Luippold studierte Betriebswirtschaft in Freiburg und Köln und sammelte als Führungskraft bei Daimler, Volkswagen, Lufthansa, Wella und Vorwerk Erfahrungen in allen wesentlichen Unternehmensbereichen. Seit April 2000 ist er als Unternehmens- und Personalberater in Frankfurt am Main tätig. Er hält regelmäßig Vorträge und lehrt zu den Themen Erfolg und Karriere. Vernetzen Sie sich mit ihm über Xing und LinkedIn.

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